Hinweise für den Aufenthalt in Spanien 1956

München, den 21. November 1956

Betrifft: Film „Der Stern von Afrika“
Die Geschäftsführung der Neuen Emelka bittet alle Mitarbeiter während des Aufenthaltes in Spanien folgende Hinweise zu beachten:

1.) Der Film wird in Co-Produktion mit der Fa. Ariel-Film, Madrid, Avenue José Antonio 29, Telefon 22 55 91, als deutsch-spanische Gemeinschaftsproduktion hergestellt. Chef der Ariel-Film, ist Herr Miguel Herrero, dem als Produktionsleiter für den spanischen Filmteil Herr Manuel zur Verfügung steht. Für die gesamte Organisationsleitung des spanischen Teams fungiert Herr Juan Kopecky als Produktionspartner von Ariel-Film. Wir bitten, dass alle Mitarbeiter den spanischen Geschäftsfreunden und Kollegen mit betonter Höfllichkeit gegenübertreten.
Falls bei der Übersetzung von Gesprächen durch Dolmetscher Schwierigkeiten eintreten, sind Ungeduld und Nervosität ebenso wie Aeusserungen, bei uns werde besser und schneller gearbeitet, zu vermelden.

2.)
Infolge des Preis- und Kostengefälles zwischen Deutschland und Spanien erhalten die spanischen Schauspieler und die spanischen Stabmitglieder weit geringere Gagen und Diäten als ihre deutschen Kollegen; wir bitten deshalb, über die Höhe der eigenen Gagen und Diäten nicht zu sprechen.

Die spanische Luftwaffe und Einheiten des spanischen Heeres haben bei der Vorbereitung der Aussenaufnahmen größtes Entgegenkommen gezeigt; die Legion „Condor“ ist in Spanien in guter Erinnerung: wir bitten, in der Unterhaltung mit spanischen Offizieren politische Gespräche nach Möglichkeit zu vermeiden. Die krassen Vermögensunterschiede als Folge der feudalen Gesellschaftsstruktur in Spanien werden dort durch freundliche und menschliche Beziehungen untereinander gemildert; es wäre deshalb ein grosser faux pas, sich gegenüber den ärmeren Bevölkerungsschichten ablehnend zu verhalten. Es hat auch keinen Zweck, sich über Verkehrssünder aufzuregen, und unpassende Vergleiche mit Deutschland ziehen zu wollen, weil die Verkehrsdisziplin in Spanien noch unterentwickelt ist.
Es ist bei der Begrüssung üblich, sich die Hand zu reichen. Die bei Einladungen etwa angebotenen Geschenke braucht der Besucher nicht wirklich anzunehmen. Dagegen ist es üblich, sich während einer Konversation Zigaretten anzubieten, die dann von beiden Seiten angenommen werden sollten.

Es ist in Spanien nicht üblich, der Frau eines Gastgebers den Hof zu machen. Die spanische Frau hütet das Haus und wird von ihrem Ehemann und – bei Unverheirateten – von ihrer Familie bewacht. Es gilt als unschicklich, gegenüber Spanierinnen Einladungen auszusprechen, ohne gleichzeitig ein Mitglied der Familie dazu zu bitten.

4.)
Vermeiden Sie bitte Gespräche über den spanischen Bürgerkrieg und über religiöse Probleme. Lateinamerika wird von den Spaniern nach wie vor Spanisch-Amerika genannt und Gibraltar ist für alle Spanier ein Stück Heimaterde.
Der in Spanien stark ausgeprägte Lokalpatriotismus hört es gern, wenn man Stadt und Land lobt und das eigene Wohlbefinden zum Ausdruck bringt.
Vermeiden Sie es auch bitte, den Stierkampf als „feigen Sport“ zu bezeichnen. Man würde dies in Spanien ebenso als Beleidigung empfinden, wie etwa die Meinung, dass der Stier „keine Chance“ habe.

Joachim Hansen, Hansjörg Felmy, Johannes Großmann, Roberto Blanco, Werner Bruhns und Peer Schmidt in langärmeligen Hemden und ohne Dreieckshose

5.)
In allen Gaststätten, Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln wird in Bekanntmachungen darauf hingewiesen, dass Touristen die in Spanien üblichen Bekleidungsvorschriften zu beachten haben. Shorts und Dreiecksbadehosen sind verpönt. Diese Vorschriften werden von der spanischen Polizei im allgemeinen nur an den in der Mehrzahl von Ausländern besuchten Plätzen übersehen. Bei der Besichtigung von Kirchen und anderen religiösen Weihestätten ist für die Damen ein Kopftuch obligatorisch und für die Herren wenigstens ein Hemd mit langen Ärmeln, wenn nicht schon ein Sakko. Vom Badestrand abgesehen, sollten die Herren in Hotels und Gaststätten, auf jeden Fall aber beim Essen, ein Sakko tragen.

6.)
Im Gegensatz zu den Bewohnern anderer südlicher Länder zeichnet sich der Spanier durch Ehrlichkeit aus. Beim Einkauf von Waren wird im allgemeinen nicht gehandelt. Trinkgelder werden mit 10% eingerechnet, trotzdem ist zusätzliches Trinkgeld üblich.

7.)
Zur Vermeidung von Ausfall durch Krankheit wird dringend empfohlen, kein ungewaschenes Obst zu essen, der sehr billige Wein ist ungekochtem Wasser unbedingt vorzuziehen. Die spanischen Nächte sind kühl, weshalb sich die Mitnahme warmer Unterkleidung und eines wollenen Pullovers empfiehlt. Magenverstimmungen durch zu kalte Getränke oder mit Oel zubereitete Speisen lassen die Mitführung eines Kohlepräparates im Reisegepäck zweckmäßig erscheinen.

8.)
Wir bitten alle Mitarbeiter, sich mit ihren Anliegen an unseren Produktionsleiter, Herrn Erwin Gitt, zu wenden, der Ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen wird. Die Atelieraufnahmen in Madrid finden in den Cham-Martin Ateliers statt. Das Standquartier der deutschen Produktionsleitung ist im Hotel Alexandra, Bernardo-Strasse 22, Telefon Madrid 22 65 41.
Mit besten Grüssen und allen guten Wünschen
NEUE EMELKA