Katholische Filmliga (1951)

In einer Denkschrift hatte der Jesuit Max Gritscheder zusammen mit dem Rottenburger Dompräbendar Eugen Semle im März 1950 die Gründung einer katholischen Filmbesucher-Organisation mit dem Namen „Filmliga“ vorgeschlagen. Sie sollte für eine stärkere Beachtung der katholischen Filmzeitschrift „Film-Dienst“ sorgen, eine konfessionell gebundene Filmverleihtätigkeit für Schmalfilme initiieren, Filmschulungen für Priester und Lehrer anbieten und Einkehrtage mit Filmthemen für alle Gläubigen in Leben rufen. Nach dem Skandal um Die Sünderin (1951; R: Willi Forst) wurde von der Kanzel für den Eintritt in die Organisation geworben. Mit Kollekten während des Gottesdienstes sollte sie finanziert werden. Alle Katholiken konnten ab dem Alter von 16 Jahren mit der Unterschrift unter ein „Versprechen“ in die Filmliga eintreten. Ein Verstoß gegen das Versprechen wurde nicht als Sünde gewertet.
Rund zwei Millionen Katholiken traten in die Filmliga ein, der „Film-Dienst“ konnte seine Auflage auf rund 15.000 Exemplare steigern. Aber schon nach wenigen Jahren erlahmte das Interesse an der Filmliga, 1955 wurden die monatlichen Zuschüsse durch die Kirchliche Hauptstelle gestrichen.

Das Versprechen
Ich verspreche, keinen Film zu besuchen, der christlichem Glauben oder christlicher Sitte widerspricht.
Ich erkenne es daher als meine Aufgabe, mich rechtzeitig über die kirchliche Stellungnahme zu den Filmen, die ich besuchen möchte, zu informieren.
Ich werde den Lichtspieltheatern fernbleiben, die bewußt und regelmäßig Filme spielen, von deren Besuch die Katholische Filmkommision in Deutschland abrät.
Ich werde gute und wertvolle Filme durch Besuch und Empfehlung nach Kräften unterstützen.

Schlechte Filme,
die das katholische Volk ablehnt, indem es sie nicht besucht:
Das Bad auf der Tenne. 1943. R: Volker von Collande.
Das Freudenmädchen von Tunis (La Maison du Maltais). F 1938; R: Pierre Chenal
Große Freiheit Nr. 7. 1944. R: Helmut Käutner
Hochzeitsnacht. 1940. R: Carl Boese
Die keusche Susanne (La casta Susane). Argentinien 1944. R: Benito Perojo
Lucrezia Borgia. Frankreich 1935. R: Abel Gance
Die Lüge der Nina Petrowna (Le mensonge de Nina Petrovna). Frankreich 1937. R: Viktor Tourjansky
Manon (Manon). Frankreich 1949. R: Henri-Georges Clouzot
Pariser Nächte (Les nuits de Paris). Frankreich 1951. R: Ralph Baum
Der Reigen (La Ronde). Frankreich 1950. R: Max Ophüls
Strasse der Verlorenen (Kungsgatan). Schweden 1943. R: Gösta Cederlund
Die Sünderin. 1951. R: Willi Forst
Das Tal der Liebe (Der Ammenkönig). 1935. R: Hans Steinhoff

Quellen:
Christian Kuchler: Kirche und Kino. Katholische Filmarbeit in Bayern (1945-1965). Ferdinand Schöningh, Paderborn – Wien – München – Zürich. 2006
Film-Dienst, Nr. 48, 29. 12. 1951