Der Vorschlag ist an und für sich in der Idee sehr interessant und reizvoll. In der Praxis halte ich ihn aber nicht für durchführbar. Der Vergleich mit dem Theater, auf den Sie sich stützen, hinkt meiner meinung nach. Ein Theater nimmt nämlich ein neues Stück eines modernen Autors zur Aufführung an, und erwirbt dadurch für seinen Wirkungskreis auch ein Monopolrecht, d.h. in derselben Stadt darf nur das eine Theater dieses Stück spielen.Es würde keinem Theaterdirektor einfallen, heute eine Novität herauszubringen, damit sie morgen am Konkurrenztheater nebenan gespielt wird.
Der künstlerische Wettbewerb in dem von Ihnen vorgeschlagenen Sinne kann nur für Stücke oder Films eintreten, die frei sind. Man kann von keinem Filmunternehmer verlangen, dass er in eine neue Idee ein Vermögen hineinsteckt, wenn er nicht das Monopolrecht über diese Idee erhält.
Nationalzeitung – 8 Uhr Abendblatt, 8. August 1920