Es ist mir ganz klar, dass zu den vielen Unveränderlichkeiten und erstorbenen Petrefakten innerhalb der Kunstbeurteilung, die trotz Revolution und Weltenwende dumm, leer und anspruchsvoll stehen geblieben sind, an erster Stelle der Gemeinplatz von der Kunstlosigkeit des Films gehört. Man will eben noch nicht sehen, dass der Film seine eigene Ausdrucksform besitzt, die sich eben nur durch das Bildhafte, durch Licht, Schatten und Bewegung äußern kann. Er gibt infolgedessen nicht den Gedanken und vermag ihn keineswegs zu erschöpfen, sondern er umschreibt ihn – durch die Bildsprache, genau so, wie frühe Völker ihre Schrift sich in Bildern ausleben ließen. Es wird daher dem Film in seiner höchsten Gestaltung immer etwas Naives und Rudimentäres anhaften, das aber, wie alles Geschehen, dem einfachen Volksempfinden leichter eingeht als die begriffliche Beweisführung. Man sollte deshalb nicht gar so niedrig von dem „Geschehen“ denken, schreibt doch ein nicht ganz unwürdiger Denker und Dichter der Deutschen:
„Mir hilft der Gruß, auf einmal seh ich Rat,
Und schreibe getrost: im Anfang war die Tat.“
Was nun Ihren interessanten Vorschlag anbetrifft, so möchte ich Ihnen bemerken, dass einiges von Ihren Forderungen bereits erfüllt ist. Die Betriebsstelle des Verbandes deutscher Filmautoren, der alles angeschlossen ist, was auch in der Literatur Rang und Geltung hat, sie sorgt in vorbildlicher Weise dafür, dass die künstlerischen und pekuniären Ansprüche ihrer Mitglieder von den Produzenten nicht mehr so obenhin behandelt werden wie früher. Sie geht namentlich der würdelosen Freibeuterei zu Leibe und bemüht sich auch, innerhalb der Rechtsprechung erträgliche Verhältnisse zu schaffen. Ob es nach Ihrer Meinung möglich sein wird, ein und dasselbe Manuskript zu gleichzeitiger Ausführung an zwei oder mehrere Fabriken zu vergeben, das möchte ich allerdings bezweifeln. Denn ebenso wie kein Theater die Uraufführung eines Stückes in derselben Stadt mit einer anderen Bühne teilen wird, so dürften sich auch die Filmproduzenten gegen ein derartiges Ansinnen wehren. Es werden hier gewiss geschäftliche Wünsche gegen die künstlerische Neuerung ins Feld geführt werden, und solange der Film eine Fabrikantenangelegenheit bleibt, solange dürfte das kapitalistische Interesse sich auch als das stärkere erweisen.