Kann der deutsche Film besser sein?

In seiner Sendereihe „Das Gespräch des Monats“ hatte das NWDR-Fernsehen am 30. November zu einer Diskussion des Themas „Kann der deutsche Film besser sein?“ eingeladen. An der Diskussion nahmen u.a, teil: Horst von Hartlieb (Verleiherverband), Alfred Rauschenbach (Produzentenverband), Dr. Günter Schwarz, Dieter Fritko (Export-Union), Hans Wiese (Spio), Walter Koppel, Dr. Toni Schelkopf, Hans-Georg Dammann (Produktion), Alf Teichs (Verleih-Dramaturg), Volker von Collande (Regisseur) sowie als Mitglied des Bundestagsausschusses für Presse, Film und Funk, MdB Georg Kahn-Ackermann. Außerdem sah man Vertreter des Filmkontors, der Treuhand, Produktions-und Verleihmitarbeiter, Kritiker und filminteressierte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. In seinen Eingangsworten betonte der Diskussionsleiter, Oberstaatsanwalt Dr. Kramer, dass die Fragestellung des Diskussionsabends nicht polemisch aufzufassen sei – dennoch begann Walter Koppel die Debatte mit der Bemerkung, daß die Veranstalter durch ihr Thema unterstellten, der deutsche Film sei schlecht. Walter Koppel sagte, er fühle sich gemeinsam mit den übrigen Vertretern der Filmwirtschaft auf die Anklagebank gesetzt. Die Anklagen jedoch blieben im Laufe der Diskussion recht friedfertig und milde – die Zuhörer der öffentlichen Veranstaltung stellten im wesentlichen informative Fragen, so dass ein Streitgespräch nur vorsichtig anklang. Man versuchte festzulegen, was denn nun eigentlich ein „guter“ Film sei und kam – auf einen kurzen Nenner gebracht – etwa zu folgender Schlussfolgerung: Es gibt zwei Sorten von guten Filmen; einmal den künstlerisch interessanten Film, der sich thematisch auch mit den Problemen unserer Gegenwart beschäftigt (und der leider in Deutschland zu selten gedreht wird), und es gibt den „guten“ Film im Sinne der industriellen Produktion und zum Zwecke der Unterhaltung eines breiten Publikums (er sollte origineller, geschmackvoller und perfekter im Sinne eines exportfähigen Niveaus fabriziert werden). Daneben gibt es natürlich den „erfolgreichen“ Film, der leider – hieran ist das Publikum nicht ganz unschuldig – oft kein guter Film ist. Bonmot nach der Sendung: Als Walter Koppel gefragt wurde, was denn wohl das Publikum am Fernsehschirm zu dieser Sendung gesagt habe, soll er geantwortet haben: „Die Leute sollen nicht so viel reden, sondern bessere Filme machen“.
Filmpress Hamburg, Nr. 45, 1.12. 1955

Ohne daß das heikle Thema „Film und Fernsehen“ überhaupt angesprochen wurde, stellte sich das Deutsche Fernsehen kürzlich 60 Minuten lang als indirekter Werber in den Dienst des Films. So geschehen im Hamburger Hochbunker-Studio auf dem Heiligengeistfeld. Film und Presse waren dabei durchaus nicht vollzählig vertreten, obwohl kein Sitzplatz frei blieb. Man sah aus Bonn Herrn Kahn – Ackermann, aus Frankfurt Horst v. Hartlieb, Dr. Günther Schwarz und Dieter Fritko, aus Hamburg Alf Teichs, aus München Dr. Toni Scheellkopf und Herrn Rauschenbach, von der Theater-Sparte niemanden, von der Produktion Walter Koppel, H. G. Dammann u. a., von der SPIO Hans Wiese, aus den Schauspieler-Reihen allein Volker von Collande…
Oberstaatsanwalt Dr. Kramer führte die Debatte mit versiertem Geschick vor drei unermüdlich surrenden Kameras. Das Thema hieß etwas hinterhältig ,,Kann der deutsche Film besser sein?“ An der Ungenauigkeit und mangelnden Präzision der Fragestellung scheiterte letztlich auch die effektive Wirkung der Übertragung. Viele fühlten sich von vornherein diskussionslos angegriffen, und ziemlich müde erschöpfte sich die Sendung in einem Wortstreit um den Begriff „gut“ in bezug auf den Film.
Während der Diskussion nahmen sowohl Walter Koppel als auch Horst v. Hartlieb, A. Rauschenbach sowie die Herren der Export-Union zu diesem Thema Stellung. Dabei verwies der Syndikus des Verleiherverbandes ausdrücklich darauf, daß die in den Statistiken zum Ausdruck kommende Stimmung des Publikums keinesfalls übersehen werden dürfe. Film und Besucher müßten stets miteinander in Verbindung stehen, sie müßten harmonieren. Er betonte dabei besonders, daß nach den bisherigen Erfahrungen der deutsche Markt einer der schwierigsten der Welt sei. Dr. G. Schwarz und Dieter Fritko betonten in diesem Zusammenhang das nicht zu leugnende Ansteigen der deutschen Exportziffern.
Columbias Pressechef Theo Maria Werner traf das Thema im Kern: der deutsche Film könnte besser sein, wenn – wie in Hollywood – auch in Deutschland stärkere Kapitalbildungen bei längeren Planungen ein größeres Risiko ermöglichten.
Daß der deutsche Film im übrigen wie ein Prophet arbeitet, der im eigenen Lande weniger gilt als im Ausland. zeigen Urteile aus der Fremde. Dort wundert man sich darüber, dass zehn Jahre nach dem Chaos von 1945 bereits wieder eine Art deutscher Filmindustrie da ist, die immerhin Filme wie „Canaris“, “Des Teufels General”, “Solange du da bist“, ,,Die letzte Brücke“ usw. produzieren konnte. Man beachtet draußen – 10 Jahre danach“ – die technischen, stofflichen und darstellerischen Aufwärtsentwicklungen in den zersplitterten deutschen Studios!
Von dieser Warte aus war wohl auch die von Ernst Markwardt regielich betreute TV-Sendung gedacht und nicht ohne Nachhall.
Hamburger Diskussion mit problematischer Fragestellung. 1:0 für den Film im Fernsehen. hesto in Filmwoche, Nr. 45, 011258

Das NWDR-Fernsehen veranstaltete am 30. 11. 1955 im Hamburger Fernsehstudio eine Sendung unter dem Thema „Kann der deutsche Film besser sein?“ in seiner Sendereihe „Das Gespräch des Monats“. Etwa 150 Personen diskutierten 75 Minuten lang um die Frage, ob der deutsche Film besser sein kann oder nicht. Von der Filmwirtschaft warfen sich in die Schlacht Real-Film-Chef Walter Koppel und die Produzenten – Syndici Dr. Rauschenbach und Janus, Produzent Dr. Toni Schelkopf, ferner Verleiher-Syndikus RA v. Hartlieb, die Herren Dr. Schwarz und Fritko von der Export-Union, SPIO-Presse-Beauftragter Wiese, vom Parlament war Bundestagsabgeordneter Kahn – Ackermann erschienen, die Künstler repräsentierte Regisseur Volker v. Collande, unter dem Volk“ befanden sich viele Vertreter aus Kunst, Wissenschaft, Presse und Filmclubs. Die Diskussionsleitung führt souverän und gestrafft der filminteressierte Hamburger Oberstaatsanwalt Gerhard Kramer.
Mit Recht stellte Walter Koppel Fragen nach dem Zweck dieser Themastellung, so daß sich längere Zeit das Gespräch um die Begriffsklärung des guten Films drehte. MdB Kahn-Ackermann forderte eine stärkere Behandlung der Lebens- und Zeitfragen unseres Volkes, wobei er allerdings das wirtschaftliche Problem der deutschen Filmwirtschaft nicht übersah. Die mit Zahlen fundierten Argumentationen kamen von Verleihersyndikus H. v. Hartlieb und A. Rauschenbach. Sie ergaben eindeutig, dass die Filmwirtschaft die in der Statistik zum Ausdruck gebrachte Publikumszustimmung nicht einfach übersehen darf, sondern dass ein Einklang zwischen Film und Besuchern sein muss. Die Herren Dr. Schwarz und Fritko verwiesen in diesem Zusammenhang nachdrücklich auf das Ansteigen des deutschen Filmexports. Columbia Pressechef Theo Maria Werner verwies darauf, dass die Produzenten im Ausland bessere wirtschaftliche Möglichkeiten zur Verfügung haben als ihre deutschen Kollegen. In den Kern stieß H. v. Hartlieb, als er das Augenmerk darauf lenkte, dass der deutsche Markt einer der schwersten Märkte nach den internationalen Erfahrungen in der ganzen Welt ist. Mehrere Sprecher waren mit dem Verleiher-Syndikus einig, dass der deutsche Film analog der allgemeinen geistigen Situation unserer Zeit noch lange nicht das schlechteste Kulturgut darstelle. Mit Ehrlichkeit und Humor wies Dr. Marianelli vom italienischen Kulturfilminstitut darauf hin, dass die exportierten italienischen Filme beileibe nicht immer Spitzenfilme seien, aber dass vielleicht ein wenig mehr Mut bei der Filmproduktion im allgemeinen angebracht sei. Die Meinung der Produzenten gab abschließend Walter Koppel wieder, als er sagte, dass der Film dem Publikum gefallen muss und die Produzenten sehr wohl fühlten, was ein guter Film sein sollte, und dass sie gute Filme machen wollen. Der Diskussionsleiter gab bei seiner Schlussfassung wohl der Mehrzahl der Gesprächsteilnehmer Ausdruck, als er den Fortschritt der deutschen Filmproduktion seit 1945 trotz größter Schwierigkeiten und Widerstände hervorhob. So sehr es am Anfang aussah, als ob man die deutsche Filmwirtschaft bei dieser etwas eigenartigen Themastellung auf die Anklagebank setzen wollte, so zeigte sich doch zunehmend, dass eine wirklich fundierte Anklage nicht erhoben wurde, während die vorgetragenen Vorwürfe ihre Begründung zum Teil deshalb nicht stichhaltig erscheinen ließen, da eine jetzt freiwirtschaftlich arbeitende Industrie den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragen muss und Forderungen der Öffentlichkeit nach lebensnahen Filmen in krassem Widerspruch zu der Filmfremdheit des Staates stehen. Dank des Zusammenspiels der filmwirtschaftlichen Gesprächspartner kann diese Diskussion als durchaus für die deutsche Filmwirtschaft günstig bezeichnet werden. Gefährliche Tiefschläge kamen nicht und im übrigen hatte man brauchbare Argumente zur Hand.
En: Kann der deutsche Film besser sein? in Filmecho, Nr. 75, 7.12.1955

Wer sich mit filmwirtschaftlichen Fragen befasst, hat sich im Großen und Ganzen mit zwei Gruppen auseinanderzusetzen: mit denen, die für die Filmwirtschaft verantwortlich sind – und mit denen, die sie von der Publikumsseite her kritisieren. Nicht allein das Filmpublikum kritisiert – das Filmpublikum geht nur brav ins Kino – die oft unsachliche Kritik kommt vielmehr aus einer anderen Richtung. Sie wird im allgemeinen von denen vorgetragen, die zwar auch ins Kino gehen, aber nicht als zahlende Gäste, sondern als Freikarteninhaber oder wenigstens – in irgendwelchen Clubs zusammengefasst – zu ermäßigten Preisen. Ausgenommen natürlich, das möchte ich betonen, die berufsversierten Filmkritiker, die – sofern sie ernsthaft und sachkundig schreiben – auch von der Filmwirtschaft geachtet und deren Urteile anerkannt werden. Eine gewisse Sorte von „Freikartenbeziehern“ und „Ermäßigten Preisträgern“ macht indessen erheblich mehr von sich reden, als es ihrer Zahl oder gar ihrer Bedeutung entspricht. Eine ihrer ständigen Redensarten lautet:
„Deutsche Filme sehe ich mir schon lange nicht mehr an!“ Aus diesem Grundsatz machen sie sogar eine Art Weltanschauung. Ihre Spezialität ist eine filmisch solide Halbbildung. Vor ein paar Tagen waren einige ihrer Vertreter in eine Diskussion eingedrungen, die das Deutsche Fernsehen in Hamburg durchführte und in der wohl über den deutschen Film Gericht gehalten werden sollte. In Dreier-Reihen gestaffelt saßen da die Repräsentanten des deutschen Films in Front zu den drei im Saale aufgefahrenen Fernsehkameras. Ein richtiger Staatsanwalt leitete die Veranstaltung,
Für den Beobachter gab es nun zwei Möglichkeiten, entweder die „ermäßigten Preisträger“, die hier einmal unter dem Sammelbegriff „Traumtänzer“ zusammengefasst seien zu attackieren oder die Vertreter der Filmwirtschaft. Im zweiten Falle hätte man sich unweigerlich in der Gesellschaft der Traumtänzer befunden. Nach einer müden Anlaufstrecke der Diskussion erhob sich denn auch ein erster Traumtänzer und trug zunächst einmal vor, wieviel schöner doch alles zu Ufa-Zeiten gewesen wäre. Die guten Filme damals, und die schlechten Filme heute. Die alte Ufa-Schule! Die alten Ufa Pioniere! – Als ob wir das nicht auch wüssten! Wir wissen aber auch, dass diese Vergleiche im Sinne einer gerechten Diskussion unzulässig sind. Was heißt denn überhaupt „Ufa“? „Die Ufa“ ist ein sehr wechselvoller Begriff – ist da vielleicht die Ufa Ludendorffs gemeint, die Ufa Pommers, die Ufa Hugenbergs, die Ufa von Ludwig Klitzsch, die Ufa Grevens, die Ufa Liebeneiners? Die Ufa besteht seit 1917 und repräsentiert keineswegs allein den deutschen Film. Nach ein an energischen Fragen, doch wenigstens drei grosse Ufa-Filme zu nennen, fiel dem Mann endlich Der Kongreß tanzt ein. Ausgerechnet ein Film, der bei seiner Premiere in Berlin von der Presse des Jahres 1931 als „verlogener Filmkitsch“ abgelehnt wurde:; gerade dieser Film spielte seinerzeit etwa dieselbe Rolle wie heute die kassenfüllenden „Schnulzen“.
Am Ende der Veranstaltung sprach mich ein anderer aus der Gruppe der Traumtänzer auf der Treppe an. Ich rief ihm zu: „Ich hätte Ihnen schon auf die Sprünge helfen können. Als Sie an die große Ufa-Zeit dachten, meinten Sie wohl so Filme wie Menschen am Sonntag von G.W. Pabst?“ – „Ja, den zum Beispiel“ echote es prompt zurück, Ich konnte den Herren beruhigen. Menschen am Sonntag war tatsächlich ein grosser, im gewissen Sinne avantgardistischer Film des Jahres 1929. Aber er wurde nicht mit der Ufa, sondern gegen die Ufa produziert. Ein außerordentlicher Film. Und übrigens hat ihn nicht G. W. Pabst, sondern Siodmak gemacht. Auf die solide Halbbildung der Traumtänzer ist immer Verlass. Sie sehen im allgemeinen viel zu wenig Filme, um vergleichend mitreden zu können.
Die Frage, ob der deutsche Film besser sein könnte, als er ist, kann sehr schnell mit einem einzigen Wort beantwortet werden. Die Antwort lautet: „Ja!“. Vor dem Fernsehschirm komplizierte man die Sache, Der Versuch, die Frage auf ein sachliches Maß zurückzuschrauben, misslang.
Nehmen wir einmal an, es würde uns jemand fragen, ob der jugoslawische, der dänische oder der holländische Film „besser sein könnte, als er ist“, dann würde unsere Antwort sehr gerecht sein. Die Filmprodukte Hollands, Jugoslawiens und Dänemarks sind genauso gut und genauso schlecht, wie sie – in Relation zur Lage und Entwicklung der Filmindustrie dieser Länder – sein können. Vielleicht sind sogar die Traumtänzer davon überzeugt, daß es ungerecht wäre, von Jugoslawien oder Dänemark Filme „amerikanischen Formats“ zu verlangen. Dabei war Dänemark einmal führend in der europäischen Filmindustrie. Das war zu einer Zeit, als der Film noch in seinen Kinderschuhen steckte – als es möglich war, für ein paar tausend Mark Filme zu produzieren,
Je mehr indessen der Film ein technisches Problem wurde – nach der Erfindung des Tonfilms, das Farbfilms und des CinemaScope – desto mehr wurde er auch ein finanzielles Problem. Man braucht heute einfach eine bestimmte Summe, wenn man in kontinuierlicher Weise Filme von hoher Qualität produzieren will. Und auch dann wird man unter 10 oder 20 geplanten Projekten am Ende nur eins haben, das hundertprozentig gelingt, nur zwei, die achtzigprozentig gelingen und so weiter gestaffelt nach unten. Da niemand sein Geld verlieren will, werden sogar viele Vorhaben darunter sein, die sozusagen auf „Nummer sicher“ gedreht werden. Solche Rücksichten brauchte nur eine einzige Gruppe nicht walten zu lassen: die Gruppe der Filmclubs, Ich höre, dass in Deutschland allein an die 50 000 Mitglieder vorhanden sind. Ein Film kostet 1 Million Mark, Dann müsste jeder 20 Mark aufbringen, um die Produktionskosten für einen Film zusammen zu bekommen. Im Filmclub wird man indessen, wenn man einige seiner Mitglieder so reden hört, um die Hälfte billiger arbeiten als in der kommerziellen Filmindustrie. Also braucht jeder nur 10 Mark aufzubringen. Und dann nehmt den Regisseur, der nach eurer Meinung „nicht rangelassen wird“ und nehmt die Darsteller, die nach eurer Meinung „am Theater so gut sind, dass sie endlich einmal filmen müssten“ und wählt das Buch eures Herzens, Ich will gerne 100 Mark dazugeben. Mein Wort darauf. Ich weiß zwar, dass die bombensicher verloren sind. Aber den Spaß, die sogenannten Traumtänzer einmal auf dem Parkett der Produktion ausrutschen zu sehen, lasse ich mir gerne einen Hundertmarkschein kosten.
Der deutsche Film darf gerechterweise gar nicht mit dem amerikanischen verglichen werden, Vergleiche sind nur mit dem französischen und dem italienischen am Platze. Hier wäre einzuwenden: Haben der italienische und der französische Film 1945 ein solches Ende gefunden wie der deutsche? Hat Frankreich 1945 mit der Hauptstadt auch die Filmstadt verloren? Ist die französische Produktion so verstreut wie die deutsche? (Bendestorf, Hamburg, Wiesbaden, Göttingen, München und Berlin). Es wäre noch einiges andere zu erwähnen. Alles Argumente, die zugunsten der Bewertung des deutschen Films in die Waagschale geworfen werden müssen. Dennoch scheint mir langsam die Zeit zu kommen, in der sich die deutsche Produktion auf alle diese Dinge nicht mehr berufen sollte. Wir wissen, sie hält künstlerisch einem Vergleich mit der französischen Produktion nicht stand. Wie steht es etwa mit dem Theater, mit dem Roman, mit der Presse? Und wie steht es mit dem Wirtschaftsminister? Hat Frankreich einen für den Film zuständigen Minister, der nur insoweit für die französische Filmindustrie etwas tut, als das den ausländischen Filminteressen nicht schadet?
H. Kuntze-Just: Könnte der deutsche Film besser sein? Eine Auseinandersetzung mit den „Traumtänzern“. Film-Telegramm, Nr. 50, 6. 12. 1955