Durch die Transportsperre sind Erschwerungen in unserer Disposition eingetreten, vor allem deshalb, weil einige sehr dringend erwartete deutschsprachige Kopien nicht eintrafen. Der Mangel an Kopien, der nun nach der Zusage der Generaldirektion behoben wird, hat einen großen Anteil am Umsatzrückgang gehabt, obwohl selbstverständlich Geldmangel, augenblickliche Zeitumstände und das Sommerwetter ein übriges dazu tun. Keinesfalls aber ist daran schuld das starke Angebot der anderen Verleihunternehmen. Die MPEA, die jetzt mit allen Mitteln versucht, alle verfügbaren Uraufführungstheater für sich zu beanspruchen, muss mit Erstaunen feststellen, dass ihr durch andere Verleihunternehmen der Weg erschwert wird. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die neue Staffel der MPEA, von der gestern der Sensationsfilm Im Zeichen des Zorro anlief, außerordentlich starke Geschäfte verspricht.
Die MPEA beherrschte im Zeitraum Januar bis Juni mit den Filmen Ninotschka und Die besten Jahre unseres Lebens den Markt. Alle anderen amerikanischen Filme sind dagegen stark abgefallen. Selbst ein so großer Reißer wie Scotland Yard greift ein erzielte nur in den Erstaufführungshäusern gute Ergebnisse. Im Augenblick ist das große Geschäft in Berlin der Marlene Dietrich Film Das Haus der sieben Sünden. Aber auch der gestern in der NEUEN SCALA gestartete Film verspricht ein Riesenerfolg zu werden. Wie stark sich die MPEA machen will, erkennt man an der Tatsache, dass sie Theater, in denen sie normalerweise nie eine Uraufführung angesetzt hätte, mit Filmen bespielt. Der einmalige Versuch, das MARMORHAUS für den amerikanischen Film zu gewinnen, ist fehlgeschlagen. Abenteuer in der Süd-See war erstens kein Geschäft und zweitens ein Film, der dem Ruf des Marmorhauses geschadet hat.
Die neuen deutschen Filme, die seinerzeit für die Ifa erworben wurden und jetzt von der Prisma –Verleih GmbH vermietet werden, erwiesen sich bis auf Hallo Fräulein als nicht stark genug, um den Sensationsfilmen der amerikanischen und englischen Produktion Paroli bieten zu können. Die Filme der Prisma, die übrigens sämtlich vor Gründung der Filiale in Berlin noch von uns an die Filmtheater des französischen Sektors vermietet wurden, werden vielleicht nicht stark genug sein, um den Reprisen des Herzog-Verleihs (Tiger von Eschnapur, Das indische Grabmal, Es geht um mein Leben) gewachsen zu sein. Es wäre deshalb zu empfehlen, zu versuchen, den Film Der Kurier des Zaren, wie Herrn Zobel anlässlich seines Hierseins mitgeteilt, für die IFA zu sichern.
1. Premieren in Berichtmonat
a) eigene Filme
Am 17.6. Monsieur Vincent im STUDIO.
Ganz hervorragende Pressestimmen. Film-Uraufführung gesellschaftliches Ereignis, wie es im Nachkriegsberlin bisher selten der Fall war.
Zwei Wochen sehr gutes Geschäft trotz Eisenbahner-Streik und teilweise sehr heißen Tagen.
Am 23.7. Die Brüder B[ouquinqant] in der KURBEL.
Auch dieser Film bekam überraschend gute Kritiken. Spielzeit 14 Tage in diesem Theater, in welchem auch die Uraufführung vom Elefanten-Boy und des Prisma Films Wohin die Züge fahren nur 10 bzw. 8 Tage auf dem Spielplan bleiben konnten.
b) Filme der Konkurrenz
Am 3.6. Central-Filmverleih Jugendliebe (englisch) in der KURBEL
Harmloser Film mit Durchschnittskritiken. Der Film war sehr gut synchronisiert, was ich in einem besonderen Schreiben an die Generaldirektion erwähnt hatte.
Am 3.6. Defa Quartett zu Fünft im BABYLON.
Ein Film, der eigenartigerweise gar nicht eingeschlagen ist, obwohl er von Gerhard Lamprecht inszeniert wurde.
Am 10.6. Sovexport-Film Nasreddins Abenteuer im BABYLON.
Ein Märchenfilm der typisch russischen Gattung. der von den West-Zeitungen überhaupt nicht beachtet wurde.
Am 14.6. MPEA Der Schatz der Sierra Madre in der NEUEN SCALA
Ganz hervorragender Film, erstklassige Kritiken und trotzdem nur mittelmäßiges Geschäft.
Am 15.6. Schorcht-Film Das Geheimnis der roten Katze im ASTOR.
Wieder wurde ein neuer deutscher Film zu Grabe getragen. Sehr schlechte Kritiken und auch geschäftlich – und das ist das Überraschende – großer Misserfolg.
Am 26.6. Schorcht-Film Diese Nacht vergess‘ ich nie im Kiki.
Ein an sich unbedeutender Film der Jungen Film Union, aber handwerklich ausgezeichnet gemacht, so dass er am Kurfürstendamm außer Monsieur Vincent der Geschäftsfilm wahrend der 4 Wochen Laufzeit war.
Am 20.6. Central- Filmverleih Du bist nicht allein im GLORIA-PALAST.
Sauberer anständiger Heimkehrerfilm, Jedoch nur mäßige Presse und vom Publikum nicht gut aufgenommen. Film ist sehr schwer zu placieren.
Am 24.6. Sovexport-Film Begegnung an der Elbe im BABYLON.
Typisch russischer Propaganda-Film, nicht ungeschickt gemacht. Die Herren der Generaldirektion hatten Gelegenheit, den Film in Berlin zu sehen. Der Film ist von der Presse völlig abgelehnt worden.
Am 24.6. Central-Film Verführte Hände in der FILMBÜHNE WIEN.
Ein sehr gut gearbeiteter Film, der leider von der Presse mit ziemlich viel Unverständnis aufgenommen worden ist. Die schlechten Presseurteile haben sich während der Uraufführungs-Laufzeit dieses Films außerordentlich stark bemerkbar gemacht, so stark, das auch die verlängerten Uraufführungen keinen Geschäftserfolg brachten (Zonen und Corso).
Am 27.6. MPEA Abenteuer in der Süd-See im MARMORHAUS.
Sentimentaler Schinken, von der Presse dementsprechend aufgenommen, erwies sich nicht als Sommergeschäft, wie Herr Jacob erwartete, sondern blieb weit unter dem erwarteten Ergebnis.
Am 1.7. Eagle-Lion-Fim Der Mann ohne Gewissen im PRISMA.
Ein deutschsprachiger Film, von vornherein zum Scheitern verurteilt, bekam auch dementsprechende Kritiken. Sozusagen Uraufführung ohne Belang.
4.7. Schorcht-Film Krach im Hinterhaus im GLORIA-PALAST
Konnte Riesenschlager werden, ist es jedoch im Uraufführungs-Theater noch nicht. Presse urteilte durchschnittlich mäßig.
Am 4.7. MPEA Eine Lady mit Vergangenheit in der NEUEN SCALA
Amerikanischer Dutzend-Film. Presseaufnahme freundlich, Besuch nicht Durchschnitt.
Am 5.7. London-Film Elefanten-boy in der KURBEL.
Die weltberühmte Reprise bekam noch einmal eine hervorragende Presse, jedoch mit Einschränkung, dass man ihm doch schon die Jahre ansieht. Das Geschäft war in der Kurbel gut. London-Film hat den Film anschließend mit 3 Kopien eingesetzt, was sicher einen guten Geschäftserfolg geben wird.
Am 8.7. Defa Die Buntkarierten im BABYLON.
Ausgezeichneter Film, jedoch mit starker Tendenz und deshalb abzulehnen.
Am 8.7. Dietz-Verleih Tromba in der FILMBÜHNE WIEN.
Groß aufgemachte Uraufführung. Presse nicht einmal Durchschnitt. Trotzdem war der Film in den ersten 7 Tagen ein gutes Geschäft, aber wie Her Zobel vorausgesagt hatte, kein überragendes. Auf Grand der hiesigen Presseurteile wird das auch keineswegs mehr in Berlin der Fall sein.
Am 8.7. MPEA Das Haus der sieben Sünden in ASTOR
Großer Reisser. Kritiken völlig auf den Star Marlene Dietrich abgestellt. Geschäft in den ersten 14 Tagen sehr gut.