Bericht der IFA-Filiale Berlin für Juli 1949, erstellt am 9. August 1949

Der Monat Juli ist bei allen Verleih-Unternehmen in Berlin der bisher schlechteste gewesen. Wir haben in einigen Sonderschreiben an Sie zum Ausdruck gebracht,dass wir auch nichts gewonnen hätten, wenn die zugkräftigsten Filme unseres Programme uraufgeführt worden wären. Der außerordentliche Rückgang hängt zunächst noch immer mit dem Einkaufshunger der Bevölkerung zusammen, mit einem absoluten Geldmangel und nicht zuletzt mit dem herrlichen Wetter. Doch schon heute dürfen wir die Hoffnung haben, dass der Tiefstand überwunden ist. Dass wir im Juli keine Filme herausgebracht haben, werden Sie verstehen können, da die besten amerikanischen und deutschen Kassenschlager, die normalerweise als solche anzusprechen wären, nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt haben.
Mit der Vermietung der neuen Filme ist begonnen worden. Wir konnten Ihnen mitteilen, dass sämtliche Filme für die Uraufführungs-Theater vergeben sind, mit Ausnahme der hier noch nicht eingetroffenen Filme Flüchtig und Im Schatten einer Lüge. Eine Anzahl der Filme des Programms sind für Berlin nicht mehr neu. Die Filme Schweigen ist Gold, Die schöne Unbekannte, Die zünftige Bande, Zwei in Paris, Ritter der Nacht, Unter falschem Verdacht, Christiane, Die Frau am Kreuzweg, Der Weg zur Hölle und Alibi wurden teilweise unter anderem Titel bereits in der Zeit von 1945 bis 1948 in Originalfassung mit deutschen Untertiteln ausgewertet. Eine Auswertungsmöglichkeit besteht für alle diese Filme jedoch noch im britischen Sektor von Berlin und in einem großen Teil des amerikanischen Sektors. Für den französischen Sektor, jetzt insgesamt 34 Theater, scheiden diese Filme aus. So muss deshalb gebeten werden, bei Fertigstellung der deutschen Fassungen der Filme Der Doppelgänger, Der Doppeladler, Nicht schuldig, Herzklopfen diese sofort nach Berlin zu geben, damit sie noch vor Veröffentlichung des Sommerprogramms in Berlin ausgewertet werden können.

Mit Ausnahme des Monats Januar, wo wir von allen in Berlin existierenden Verleih-Unternehmen den größten Umsatz hatten, sind wir ständig zweiter. Die Firmen Herzog-Film, Schorcht, Eagle-Lion waren mit ihren Umsätzen immer weit hinter den unsrigen. Im Juli sind wir von Schorcht-Film verdrängt worden, die allerdings mit dem starken Einsatz ihrer Filme Diese Nacht vergess‘ ich nie, Das Geheimnis der roten Katze, 3 x Komödie, Krach im Hinterhaus mit insgesamt 15 – 26 Kopien gute Theater belegt hatten.
Auch der Dietz-Verleih hat Tromba nach der Uraufführung sofort mit 6 Kopien vermietet. Bei der Zugkraft solcher Themen ist es selbstverständlich, dass wir diesen im Juli nichts entgegenstellen konnten.
Es muss deshalb noch einmal darauf hingewiesen werden, dass bei großen Filmen der Einsatz mit vielen Kopien ermöglicht werden muss. Wir sind deshalb erfreut, dass Filme wie Die letzte Zuflucht und Das Leben ist kein Roman in der gewünschten Kopienzahl hierher gelangen.

Premieren in Berichtsmonat
a) eigene Filme: keine
b) Filme der Konkurrenz
Am 1.7. Eagle-Lion-Film Der Mann ohne Gewissen im PRISMA
Englischer Kriminalfilm, für den Publikumsgeschmack zurechtgeschnitten. Uraufführung 1 Woche, dann aber stärkere Resonanz in den Erstaufführungstheatern.
Am 4. 7. Schorcht-Film Krach im Hinterhaus im GLORIA-PALAST.
Die letzte Uraufführung in diesem Filmtheater, welches bekanntlich nur vorübergehend diesem Zweck dienen sollte. Für die Verleihwirtschaft stellt die Schließung dieses Theaters keinen Verlust dar. Man hatte fast den Eindruck, dass diesem Theater gegenüber ein stiller Boykott herrschte. Der stärkste Film während der Öffnung dieses Theaters war Der Doppelgänger. Krach im Hinterhaus, ein zweitklassiger Aufguss des berühmten ersten Rotraud-Richter-Films, war in der Uraufführung kein Geschäft, hat aber unter den Theaterbesitzern in den Außenbezirken viele Abnehmer gefunden.
Am 4.7. MPEA Eine Lady mit Vergangenheit in der NEUEN SCALA.
Einer der amerikanischen Durchschnittsfilme ohne tiefere Wirkung. Der Film musste nach 6 Tagen vom Spielplan abgesetzt werden.
Am 5.7. London-Film Elefanten-boy in der KURBEL.
Start dieses neuen englischen Unternehmens mit der Reprisenaufführung. Der Film bekam sehr gute Kritiken, erwies sich aber leider geschäftlich als Misserfolg. Meine genauen Beobachtungen zeigen, dass der Film bei 3 Kopien bisher nur in 5 Theatern eingesetzt war.
Am 8.7. Defa Die Buntkarierten im BABYLON.
Hervorragender Film, dem leider die übliche Tendenzspritze beigegeben wurde.
Am 8.7. Dietz-Verleih Tromba in der FILM-BÜHNE WIEN.
Sehr gute Propaganda und sicheres Geschäft in der Erstaufführung, jedoch nicht den Erwartungen entsprechend im Uraufführungs-Theater. Herrn Scholz Auffassung scheint hier für Berlin völlig zuzutreffen.
Am 8.7. MPEA Das Haus der sieben Sünden im ASTOR.
Dieser Film ist das einzige Juli-Geschäft gewesen. Der Film befindet sich jetzt in der 4. Woche auf dem Spielplan.
Am 13.7. MPEA Teufelskerle im KIKI
Hervorragender Film; das Publikum versagt ihm jedoch die Gefolgschaft. Der Film hat auch in der Erstaufführung keine nennenswerten Theater erhalten können. Kritik sehr gut.
Am 14.7. Prisma Wohin die Züge fahren in der KURBEL.
Der Start der Prisma in Berlin mit diesem sehr guten Film, der aber leider nicht publikumsnah genug ist, war denkbar ungünstig. Da aber unbedingt versucht werden musste, ihn noch vor Liebe 47 herauszubringen und sich kein Theaterbesitzer fand, ihn zu starten, war die Prisma mit der KURBEL als Entree ihres Verleih-Unternehmens noch gut bedient. Von diesem Film ist kein Geschäft zu erwarten, was wohl auch ohnehin bekannt war.
Am 15.7. Dietz-Filmverleih Philine im FAMET.
Mit der Wiedereröffnung dieses Theaters startete Dietz-Filmverleih einen Überläufer der Bavaria, der mehr schlecht als recht 1 Woche auf dem Spielplan bleiben konnte. Die FAMET-Lichtspiele sind in der neuen Form ein sehr geschmackvolles Theater geworden, nur muss der Besitzer gegen einen gewissen Aberglauben der Bevölkerung ankämpfen. Wie bekannt, wurden die Famet-Li. während der Vorführung des Films Carmen im vorigen Jahr durch einen Deckeneinsturz schwer beschädigt.
Am 15,7. London-Film Katharina die Große im MARMORHAUS.
Großaufgezogene Premiere mit sehr viel Klaque. Der Film war 14 Tage ein sehr gutes Geschäft, dann aber stark abgefallen. Film wirkt in jedem Fall veraltet, dürfte jedoch in den Erstaufführungs-Theatern große Geschäfte erzielen. Selbst Presse in diesem Fall gut.
Am 18.7. MPEA Im Zeichen des Zorro in der NEUEN SCALA.
Ein ganz hervorragend gemachter Film. Normalerweise ein Reissergeschäft zu erwarten, was jedoch aus den bekannten oben erwähnten Gründen nicht eingetreten ist. Der Film wird in den Erstaufführungs-Theatern große Geschäfte erzielen. Selbst Presse in diesem Fall gut.
Am 22.7. Central-Film Starke Herzen im STUDIO.
Ein englischer Film, sehr mäßig deutsch synchronisiert, drittklassig, absolut ohne Interesse und kaum zu vermieten. Presse auch schlecht.
Am 22.7. Eagle-Lion-Film Die Wurzel allen Übels in der KURBEL.
Zwischen STUDIO und KURBEL 5 Min. Laufzeit. Konkurrenzkampf zweier englischer Filme, von denen der Eagle-Lion-Film der bessere ist. Aber auch hier sehr schwache Kritik und keine große Resonanz.
Am 27.7. MPEA Im Schatten des Herzens im KIKI
Sentimentaler Film, der den Theaterbesitzern riesig gefallen hat, der aber in der Uraufführung überhaupt kein Geschäft wurde und der auch jetzt keins werden wird.
Am 29.7. MPEA Die Todesreiter von Kansas im WINTERGARTEN
Riesengeschäft. Kritiken durchschnittlich. Hier hat die PRISMA-Film im übrigen eine wertvolle Möglichkeit versäumt, die Tom Mix- und William Boyd-Filme vor den Amerikanern zu starten.
29.7. Herzog-Filmverleih Der Hofrat Geiger in der FILM-BÜHNE WIEN
Ein mit großen Mitteln gestarteter Film, wie eben alle Uraufführungen in diesem Theater. Der Film wurde von der Presse völlig abgelehnt, dürfte aber bei der Popularität des Liedes „Mariandl“ und bei der Heiterkeit des Stoffes ein Erfolg werden. In der Uraufführung ist er es nicht.
Am 4.8. London-Film Der Dieb von Bagdad im MARMORHAUS.
Die 3. Premiere von London-Film mit unwahrscheinlichen Mitteln herausgebracht, die beste Friedenswerbung darstellen und die eigentlich nur dann möglich ist, wenn wirklich satte Zeiten kommen. Der Film verdient jedoch diesen Aufwand und wird ein großes Geschäft werden. Eigenartigerweise – und das ist geradezu unverständlich – wird dieser Film nicht synchronisiert. Dadurch werden ihm große Möglichkeiten entzogen. Oder ist man der Ansicht, dass man ihn nicht einmal zu synchronisieren braucht?

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