Bericht der Allianz-Film Filiale für Oktober 1950 vom 2. November 1950

Oktober ist der bisher erfolgreichste Monat der ALLIANZ-Film. Überraschend gute Geschäfte erzielt der Film Mädchen mit Beziehungen. Diese Art Konfektionsware scheint derzeitig immer noch die Garantie zu bieten für ein überdurchschnittliches Geschäft.
Schwer haben wir es mit dem Film Der Schatten des Herrn Monitor, da Kriminalfilme selbstverständlich von den Amerikanern spannender, abwechslungsreicher und gekonnter herausgebracht werden.
Wie ein Dieb in der Nacht zählt zu den schlechtesten Filmen, die seit 2 Jahren auf dem Markt in Berlin sind und erreicht in keinem einzigen Theater auch nur annähernd Durchschnittskassen.
Der Start EPILOG verlief in Berlin ohne jede Störung, wenngleich die Presse ihn sehr umstritten aufgenommen hat. Stark ablehnende Kritiken der „Neuen Zeitung“, „Tagesspiegel“ und „Kurier“ stehen den gemäßigt freundlichen von „Telegraf“, „Abend“ und „Sie“ gegenüber. Das erwartete große Geschäft blieb jedoch in der FILM-BÜHNE WIEN aus, doch kann man sagen, dass die 16-tägige Laufzeit dem Film keinen wesentlichen Abbruch getan hat, umso mehr, als das gesamte Propagandamaterial für die großen anderen Häuser verwendet werden kann. Obwohl nach der Trade-Show von EPILOG erst ein Schock bei den Theaterbesitzern festzustellen war, „tauten“ sie während der 2. Laufwoche des Films wieder auf. Von größter Bedeutung wird der erste Einsatz in den Bezirks-Erstaufführungstheatern sein.

Premieren im Berichtsmonat
Eigene Filme (Sonderverleih ALLIANZ FILM)
2.10. Treffpunkt Quartier Latin im MARMORAUS.
Wegen der Industrieschau wurde dieser Film vom 2. bis einschließlich 22. Oktober jeden Abend um 10.00 Uhr gezeigt, vom 16. – 19.10. ebenfalls im MARMORAUS im regulären Tagesprogramm. Der Film erhielt ganz ausgezeichnete Kritiken und wird in zwei anderen Kurfürstendamm-Häusern nach dem Start im MARMORHAUS weiter gezeigt werden. Ab 6.11. zunächst im regulären Programm des STUDIO und dann anschließend noch im BIO.
Ein einzigartiger Erfolg eines französischen Films, der natürlich nur für ein ganz besonderes Publikum geeignet ist.
10.10. Wenn man die Schule schwänzt im CINEMA PARIS.
Dieser Film, kein Geschäftsfilm im eigentlichen Sinn, erhielt großartige Kritiken und erzielte ein sehr gutes Ergebnis in der 1. Woche seiner Uraufführung. Der Film ist hier in Berlin vom Schulamt für alle Oberschulen empfohlen worden und wird nach dem Abspielen in den Filmtheatern, die eine Originalfassung zeigen können, für sehr viele Schulveranstaltungen gebraucht werden.
26.10. EPILOG in der FILM-BÜHNE WIEN.
Hierüber wurde nach der Uraufführung Sonderbericht erteilt. Es darf festgestellt werden, dass es bei allen 3 Vorstellungen freundlichen Beifall gab, der nichts ahnen ließ von der ablehnenden Haltung der anwesenden Presse.
13.10. Orphée im MARMORHAUS. (DISCINA).
Einem besonderen Wunsch der DISCINA entsprechend – persönliches Schreiben des Herrn Paulvé liegt vor – wurde Orphée von mir in Berlin vorbereitet. Die Premiere im MARMORHAUS gestaltete sich zu einer der festlichsten Uraufführungen in Berlin überhaupt. Selbstverständlich hat die Anwesenheit des Dichters, dem große Ehrungen zuteil wurden, wesentlich dazu beigetragen. Die Kritiken für den Film sind so überragend und in derartigem Umfang erschienen, dass nur ein Auszug aus den Pressestimmen nicht die richtige Stärke wiedergeben kann.
Mit Ausnahme von Kinder des Olymp dürfte kein Film der gesamten Weltproduktion in Berlin derartige Besprechungen gefunden haben. Obwohl der Film in Westdeutschland im Ring-Filmverleih erscheint, stellten alle Berliner Zeitungen fest, dass es sich um einen ALLIANZ FILM handelt.
In den festgesetzten 3 Tagen im MARMORHAUS hatte der Film 10 ausverkaufte Vorstellungen bei 12 möglichen. Auch die anschließenden täglichen Abendvorstellungen um 10.00 Uhr erreichten Spitzenresultate. Der Film ist nun vom 24. Oktober bis einschließlich 5. November im STUDIO im regulären Programm. Auch hier erzielte er bisher täglich mehr als 2 ausverkaufte Vorstellungen.

Filme der Konkurrenz
2.10. Wiedereröffnung des renovierten MARMORHAUSES mit dem Film Symphonie einer Weltstadt (Berlin, wie es war), Forum-Film.
Eine glanzvolle Premiere in der Gegenwart der höchsten Vertreter der alliierten und deutschen Behörden. Der Film wurde anlässlich der Eröffnung der Berliner Industrie-Ausstellung uraufgeführt. Er erzielte auf Grand des äußeren Rahmens, der ihm beigegeben wurde, in den ersten Tagen einen guten Erfolg, fiel dann aber geradezu katastrophal ab und musste vor der abgesprochenen Laufzeit herausgenommen werden.
Bisher hat dieser Film noch kein Nachspieltheater gefunden.
3.10. MGM Drei Musketiere im DELPHI-PALAST AM ZOO.
Dieser großartige amerikanische Farbfilm, der technisch kaum zu übertreffen ist, konnte sich merkwürdigerweise nur 14 Tage auf dem Spielplan des DELPHI Palast halten. Auch in den Erstaufführungs-Theatern erreichte er nicht den Erfolg, den man von ihm erwartet hat. Die Presse nahm den Film spaßig auf.
5.10. Paramount-Film Sein Engel mit den 2 Pistolen im ASTOR
Großartige amerikanische Wildwest-Parodie, villeicht nicht für den deutschen Geschmack zugeschnitten und dementsprechend auch der Kassenrapport. Presse sehr gut.
6.10. Centfox Schrei der Großstadt im STUDIO und in 15 weiteren Theatern.
Psychologischer amerikanischer Kriminalfilm mit Durchschnittskritiken und auch nur einem Durchschnittsgeschäft.
6.10. Viktoria-Verleih 3 Cowboys und 1 Mädel im HUMBOLDT.
Belanglose Angelegenheit. Film und Verleih ohne Bedeutung. Die Presse nahm den Film gar nicht ernst.
10.10. Siegel Monopol-Film Sensation im Savoy-Hotel im KIKI
Weit unter Durchschnitt liegender deutscher Film. Zehn Tage ein mäßiges Geschäft, bisher kaum nachbesetzt.
10.10. Warner Bros. Der Mann ihrer Träume in der BONBONNIERE.
Amerikanischer Musikfilm mit sehr kitschiger Handlung und unmöglicher Synchronisation. Zehn Tage Durchschnittsgeschäft. Presse ebenfalls nur Durchschnitt.
13.10. Universal-Film Abbott und Costello auf Glatteis in der KURBEL und CINEMA, Nürnberger Strasse. Amerikanischer Grotesk-Film. Diese Art von Humor kommt heute nicht mehr an. Der Film erzielte nur einen durchschnittlichen Erfolg und mehr als mäßige Besetzung in den Nachspiel-Theatern.
13.10. Warner Bros. Des Teufels Pilot NEUE SCALA, BIO, STUDIO und andere Theater.
Mit sehr viel Vorreklame gestarteter Film, der eigenartigerweise geschäftlich weit unter Durchschnitt lag. Presse war wegen der sehr sauberen technischen Aufnahmen wohlwollend.
13.10. Constantin- Film Höllenfahrt nach Santa Fé Massenstart.
Der Film wurde nicht ernst genommen, keinerlei Abwechslung in der Handlung. Presse entsprechend.
16.10. Aka-Film Via Mala im CINEMA PARIS.
Dieser Überläuferfilm, 1945-Produktion der UFA, errang Durchschnittskritiken und kein Durchschnittsgeschäft im Uraufführungs-Theater. Auf Grund der Bedeutung des Romans Pressebesprechungen ausführlich und wie vorstehend angegeben.
17.10. RKO Gangster der Prärie Massenstart im CORSO und vielen anderen Theatern.
Auch ein Wildwester, jedoch von der besseren Sorte. Diese Art Filme sind nur noch zu platzieren durch ihren großzügigen Kopieneinsatz und machen dann in den betreffenden Bezirks-Theatern Durchschnitts- oder Überdurchschnittskassen. Man hat sie aber ebenso schnell vergessen, wie man sie gesehen hat. Nach 30 Abspielungen sind diese Filme dann meist auf dem Spielplan nicht mehr vorzufinden.
18.10. Deutsche London. Film Vier Federn im DELPHI-PALAST AM Z00.
Großartiger Korda-Film, technisch und farbtechnisch nicht zu steigern. Presse wegen der militaristischen Tendenz sehr ablehnend. Sensationeller Weise kein geschäftlicher Erfolg.
20.10. Universal-Film Lied des Orients im MARMORHAUS.
Einer der typisch amerikanischen Musikfilme (klassisch), die dem Musikfreund 1 1/2 Stunden lang Unterhaltung bieten, dem regulären Publikum aber langweilig vorkommen. Keinerlei Erfolg, Durchschnittspresse.
20.10. National-Film. Das Mädchen aus der Südsee im CINEMA, Nürnberger Strasse.
Freundlich aufgenommener kleiner Film. Uraufführung ohne tiefere Bedeutung. Der Film wird einen Achtungserfolg in Berlin erreichen können.
20.10. Paramount-Film Todesfalle von Chicago NEUE SCALA, STUDIO und 9 weitere Theater.
Technisch großartig gekonnter amerikanischer Kriminalfilm, wie sie von uns nicht erreicht werden können, trotzdem aber ist das Publikum dieser Produktion – wenn sie nicht größte Spitze darstellen – müde. Presse ebenfalls nur mittelmäßig.
24.10. Warner Bros. Der Verrat des Surat Khan im ASTOR.
Wieder großzügiger Ausstattungsfilm, sehr an Bengali und Vier Federn erinnernd, deshalb ablehnende Presse und ebenfalls – und das ist ein Mahnzeichen für derartige Produktionen – kein geschäftlicher Erfolg, trotz Errol Flynn, der ja wohl der größte Kassenmagnet in Deutschland sein dürfte, Dass der Film in bestimmten Gegenden trotzdem ein Kassenschläger erster Klasse sein wird, ist nicht anzuzweifeln.
24.10.. Warner Bros. Im Taumel der Weltstadt NEUE SCALA und BONBONNIERE.
Ca.15 Jahre alter amerikanischer Film, aber sehr gekonnt. Pressestimmen wohlwollend, Geschäft dürfte über den allgemeinen Durchschnitt kommen.
26.10. MGM Asphalt-Dschungel im KIKI.
Preisgekrönter amerikanischer Film, ganz große Klasse. Derartige Produktionen sind rein stofflich von uns nicht zu bewältigen. Presse sehr gut, Geschäft wird erstklassig sein. 27.10. RKO Johanna von Orleans im CINEMA PARIS.
Riesenausstattungsfilm mit dem umstrittenen Star Ingrid Bergman. Kein Vergleich mit dem berühmten französischen Film von Dreyer, trotzdem herrliche Farbaufnahmen und dadurch wahrscheinlich in bestimmten Gegenden großer Geschäftserfolg anzunehmen.
27.10. Constantin-Film Spionage in Fernost im CINEMA, Nürnberger Strasse und 7 weiteren Theatern.
Völlig abgelehnter Spionagefilm, der schon aus rein politischen Tendenzen heute nicht möglich ist, zu spielen. Dank des zündenden Titels aber könnte er Überraschungserfolge zeitigen.
27.10. Gloria-Film San Francisco-Lilly Massenstart.
Ein Republic-Film, den man nicht ernst nimmt und der, wenn er seine 30 Tage durchspielt hat, zu den Akten gelegt und vergessen wird.
27.10. Herzog-Film Jetzt schlägt’s 13 im KRONEN und 8 weiteren Theatern.
Völlig unwichtiger Film. Presse sehr schlecht, Publikum ablehnend. Vielleicht in einzelnen Bezirken durchschnittliche Ergebnisse.
31.10. National Film Drei Mädchen spinnen im DELPHI PALAST AM ZOO.
Ich selbst war nicht zur Premiere. Pressestimmen sind unterschiedlich, enthalten aber allgemeines Lob über die Premiere an sich. Begründung: Ein in Berlin hergestellter Film von Carl Froelich, von der AFIFA kopiert, die alte treue Anhängerschaft des Altmeisters des deutschen Films und die gesamte UFA-Belegschaft der vergangenen Jahre. Außerdem jedoch aber sehr sauberer Klassefilm, bei dem das Schlechteste lediglich der Titel ist. Großer Geschäftserfolg in Berlin zu erwarten. Wahrscheinlich das erste positive Ergebnis der NATIONAL-FILM, die übrigens für den Monat November nunmehr MANON ankündigt. Ist es wirklich so klar? Den Gerüchten zufolge soll nämlich NATIONAL-FILM gar nicht mehr so sehr stark interessiert sein. Ist nicht doch etwa MANON für ein Butterbrot für Berlin zu erhalten, nachdem der Blaubart-Film doch gedreht wird, noch dazu in zwei Versionen, in der deutschen mit Hans Albers?!
31.10. Eagle-Lion-Film Die Rivalin in der KURBEI.
Wie alle Eagle-Lion-Filme der letzten 1 1/2 Jahre ohne Bedeutung. Der Film dürfte dank der Popularität des Stars doch Durchschnittserfolge erreichen.
31.10. Central Europäischer Filmverleih Kreuzweg einer Liebe im WINTERGARTEN.
Ein antiquierter schwedischer Film. Hier wird das Publikum auf das übelste durch Sensationseffekte herangezogen. Der Einsatz eines derartigen Films kann nicht seriös sein.