In Anbetracht der außerordentlichen Hitzewelle waren die Einnahmen in den Filmtheatern in fast allen Fällen unter Durchschnitt. Ein noch stärkeres Forcieren zwecks Hereinholen von Abschlüssen für den abgelaufenen Monat hielten wir nicht für angebracht, da gerade die wichtigen Sonntagstermine außerordentlich unter der Hitze zu leiden hatten. Vielmehr galt unser ganzes Interesse den Vorarbeiten für die neue Saison, um vor allen Dingen in diesen ertragreichen Monaten unsere Filme, die ohnehin einen sehr schweren Stand haben werden, zu vermieten. Das Interesse an dem Film Epilog von Seiten der Theaterbesitzer ist bemerkenswert. Seit Gabriela ist kein Film auf ein derartiges Interesse gestoßen. Epilog, Manon, Schwarzwaldmädel, Die badende Venus, Die 3 Musketiere, Staatsgeheimnis. Das Privatleben des Don Juan sind im Augenblick die am meisten genannten Filme, hinter denen auch die Masse der Warner-, Fox- und MGM-Filme zurücktreten. Den größten Geschäftserfolg hat der Film Staatsgeheimnis, dessen Besucherzahlen „herbstliche“ Ausmaße erreichen. Wirklich erstaunlich ist der Durchschnitt des Angebots der London-Film, die mit Dieb von Bagdad, Dschungelbuch. Der dritte Mann, Eine Heilige unter Sünderinnen und nunmehr Staatsgeheimnis und in Kürze 4 Federn und Föhn absolute Kassenschlager auf den Markt gebracht hat bzw. bringt. Die amerikanischen Filme sind bemerkenswert zurückgefallen. Das ASTOR hatte weit unter Durchschnitt liegende Geschäfte mit den Filmen Jungfräuliche Liebe und Verrücktes Afrika. Der Fox-Film Schwarze Diamanten konnte, wie erwartet, nur künstlerisches Interesse erwecken. In den Klauen der Borgia erwies sich in Berlin als zu grob. Der Film erreichte hier lange nicht die von ihm erwarteten Ziffern. Überraschungserfolge stellen die deutschen Filme Wenn Männer schwindeln und Der Hauptmann von Köpenick dar. Ersterer Film, dessen Herstellungskosten bei DM 400.000,- liegen, wird mit 20 Kopien am15 September in die Erstaufführung gehen.
Der Hauptmann von Köpenick, ein 18 Jahre alter Film von Richard Oswald, überraschte hier durch seine Aktualität. Bei geschicktem Start und Vorbereitung kann Herrliche Zeiten erreicht werden.
Premieren im Berichtsmonat:
Eigene Filme
9.8. Wie ein Dieb in der Nacht in der BONBONNIERE.
Filmstart und Auswertung litt außerordentlich unter der gegenwärtigen Hitzewelle. Die Qualität des Films war nicht ausreichend, um Kinobesucher in notwendigem Masse in die BONBONNIERE hereinzuführen. Auch die Kritiken waren bei allem Wohlwollen unter Durchschnitt. Ein Film derartiger Qualität hätte, in der Saison gestartet, keinerlei Aussicht auf Placierung.
24.8. Der Mann, der sich selber sucht im DELPHI-PALAST AM Z00.
Trotz größter Hitze und einer gewissen Kinomüdigkeit – bedingt durch die heißen Sommertage – hatte dieser erste NEO-Film einen sehr guten Start und einen erfreulichen Widerhall. Auch die Presse nahm ihn im Großen und Ganzen wohlwollend auf. Die Presseurteile sind Ihnen vollzählig zugegangen. Wenn auch dieser Film nicht Gabriela erreichen wird, so wird von dem Film an sich und von seinem erwarteten Geschäft kein Theaterbesitzer enttäuscht sein. Das Publikum nahm ihn am Premierentag überraschend freundlich auf. Ein Verdienst gebührt, in diesem Zusammenhang sei es genannt, Michael Jary, der mit zwei Solisten (!) in allen 3 Vorstellungen Schlager aus diesem Film interpretierte. Rudolf Platte und Hans Leibelt waren persönlich anwesend. Höfflich entschuldigt haben sich Wolf Albach-Retty und last not least Rita Paul.
Filme der Konkurrens
2.8. Union-Film Alles für die Firma im CINEMA
Klamauk-Film, entsprechend bewertet, nach der Uraufführung kaum terminiert.
3.8. Herzog-Film Mein Mann, der Cowboy im ASTOR.
Dieser völlig verdeutschte Gary Cooper-Film wurde dank seines populären Schlagers für 10 Tage ein Durchschnittsgeschäft in diesem Theater. Die Presse nahm ihn eigenartigerweise freundlicher auf, als er es verdient hat.
4.8. Sovexportfilm Kind der Donau im BABYLON.
Österreichischer Film der Sovexport mit Marika Röck. Absoluter Geschäftsfilm mit einem ganz kleinen politischen Stich. Auf alle Fälle besser als Fregola, deshalb Achtung, wenn im Bundesgebiet als Konkurrenzfilm eingesetzt.
4.8. Fortuna Dämon Geld in der KURBEL.
Argentinischer Film ohne Bedeutung. Interessant lediglich einige ganz hervorragende Kameraleistungen.
4.8. Lloyd-Film Peter Voss, der Millionendieb im CINEMA PARIS.
Katastrophales Geschäft, von der Presse kaum beachtet, wahrscheinlich Zwangsabnahme durch Einsatz des Films Die grosse Freiheit. Der Film wurde 1944 hergestellt und nach dem Kriege einigermaßen zurechtfrisiert.
4.8. Panorama-Film Hochzeit mit Erika im KRONEN.
Anspruchsloser Lustspielfilm, der auch von der Presse nur als deftiger Schwank aufgenommen wurde.
7.8. National- Film Liebe auf Eis im KIKI.
Ein Filmchen, in welchem sich die Produzentin recht oft in Großaufnahme fotografieren ließ. Der Film könnte immerhin noch dank der Popularität von Margot Hielscher und des treffsicheren Schlagers einigermaßen über die Bahn gehen. Presse war eisig.
8.8. Fox-Film Schwarze Diamanten im MARMORHAUS.
Sehr guter Film, ohne große geschäftlichen Aussichten, bei der Besonderheit der Pflege des amerikanischen Films in Europa wahrscheinlich Zuschussfilm. Kritiken lobenswert.
10.8. Centfox- Film In den Klauen der Borgia im DELPHI-PALAST AM ZOO.
Normalerweise großartiger Geschäftsfilm, dank der Persönlichkeit von Orson Welles Kassenmagnet. Presse sehr unterschiedlich, aber niemals verkennend, dass dem Regisseur und dem Kameramann Großartiges gelungen ist.
11.8. Jugendfilmverleih Autobanditen in der NEUEN SCALA.
Unter dem Titel Im Namen des Volkes vor einem Jahrzehnt ein Kassentreffer der TERRA, heute zurechtgeschnitten, ein bedeutungsloser Film.
11.8. London-Film Staatgeheimnis in der FILM-BÜHNE WIEN.
Ausführlich gewürdigt. Ruf dieses Films bereits im Bundesgebiet bekannt, absoluter Treffer, ähnlich Der dritte Mann und Ninotschka. Allein entscheidend nur das Drehbuch und die Idee zu diesem gerade für Deutschland interessanten Film. In Venedig kam er bei der Vorführung nicht im erwarteten Masse an.
14.8. Union- Film Eine Frau wie Du im CINEMA.
Wiederaufführung des letzten Joachim Gottschalk-Films, der außer einer angenehmen Presse keinen großen Erfolg mehr erzielen konnte. Die Zeit für Reprisen ist in Berlin endgültig vorbei, es sei denn, dass Traumulus, Altes Herz wird wieder jung, Der Postmeister und einige noch nicht gezeigte Überläufer der BAVARIA Überraschungen bringen.
15.8. Warner Bros. Jungfräuliche Liebe im ASTOR.
Der Film lag 1 Jahr blockiert, er wurde nun gerade wegen der ohnehin mäßigen Geschäftslage gestartet und zeigte ein katastrophales Ergebnis.
15.8. Omnium-Film Verlorene Jugend im CINEMA PARIS.
Der erste italienische Film in Berlin, stark an den Film Strasse ohne Namen erinnernd, konnte trotzdem auch nicht nur entfernt dessen Erfolg erreichen. Nur in einem großen Verleih hätte dieser Film Aussicht auf Erfolg, obwohl – und das sei festgestellt – er durchaus Qualitäten hat.
16.8. Lloyd-Film Sträfling 3312 in der KURBEL.
Englischer Kriminalreißer, Muster wie gehabt, aber durchaus geeignet, Überraschungserfolge zu erzielen. In der KURBEL war das Geschäft mäßig.
16.3. Herzog-Film Der Angeklagte hat das Wort in der BONBONNIERE
Ein Witz der Disposition zweier großer Verleih-Unternehmen. Am 16.8. Start des obengenannten Films, am 17.8. bringt National-Film Der Verteidiger hat das Wort heraus. Uber Der Angeklagte hat das Wort ist keine Diskussion notwendig. Der Film ist weit unter Durchschnitt, sozusagen österreichische Handelsware, die ja in ihrer Gesamtproduktion unter der deutschen steht.
17.8. National Film Der Verteidiger hat das Wort im KIKI.
Durchschnittlicher Reprisenerfolg dieses zweiten Heinrich George-Films nach dem Kriege. An Klasse übertrifft dieser Film selbstverständlich noch die Mehrzahl aller ähnlichen Filme von heute.
18.8. RKO Befehl des Gewissens in der NEUEN SCALA
Sündhaft gestarteter Film, denn der Mundreklame aus Westdeutschland entsprechend, müsste dieser Film zu einem der Großerfolge geworden sein. So aber wurde er mit derartiger Lieblosigkeit herausgebracht, dass er für das Theater und für den Verleih zu einer Katastrophe geworden ist. Das ist in diesem Fall sehr bedauerlich, denn dieser Film erreicht die Qualitäten von Monsieur Vincent, wenngleich er auch ein Jahrzehnt alt ist.
21.8. Forum-Film Der Hauptmann von Köpenick im MARMORHAUS.
Erster Film dieser noch neuen Firma und sehr beachtlicher Erfolg dank der Schaumannsarbeit des Herrn Jacob. Man nehme 6 in Uniform gesteckte, über 1,75 m große Männer, lasse sie über den Kurfürstendamm spazieren, möglichst noch mit Blasmusik – und der Film steht. Tatsächlich bis heute nach Staatsgeheimnis der Film am Kurfürstendamm.
24.8. Constantin-Verleih Verrücktes Afrika im ASTOR.
Film ohne Bedeutung, Presse ablehnend, Geschäft schlecht, absoluter Rückschlag der noch jungen United Artist-Leute in Deutschland.
25.8. Eagle-Lion-Film Otto, zieh‘ die Bremse an in der BONBONNIERE.
Ich darf mich wohl in Schweigen hüllen.
25.8. Gloria-Verleih Die Hölle von Oklahoma in 12 Theatern.
Republic-Film im Masseneinsatz, für bestimmte Wohngegenden absoluter Kassenfilm, sonst Dutzendware.
25.8. Schorcht-Film Venus im Auto in der KURBEL.
Und wieder ging ein französischer Film unter. Gérard Philipe und Micheline Presle hatten trotz bemerkenswert guter Kritik keine Chance.
25.8. National-Film Stern von Rio im KIKI.
Bedeutungslos, nur erwähnt der Statistik wegen.
26.8. Central-Film Wenn Männer schwindeln in der WALDBÜHNE.
Ausverkauft, Riesenlacherfolg, absoluter Treffer eines kleinen Films. Es kommt alles an, was von Grethe Weiser, Kurt Seifert, Rudolf Platte und Ida Wüst serviert wird.
29.8. Astoria-Film Die Braut des Maharadscha im CINEMA.
Die Columbia-Vertretung in Berlin hat bisher noch keinen Erfolg erzielen können. Auch dieser Film hat trotz Sabu keine großen Chancen.