Bericht der Berliner Allianz-Film Filiale vom 4. Januar 1952 für Dezember 51 – 12/51

Der Dezember-Umsatz ist noch höher als der des Vormonats. Es ist an Hand von Unterlagen bekannt, dass nur die MGM und der HERZOG-FILMVERLEIH bei dem Großeinsats der Filme Die badende Venus, Drei Musketiere., Neptun’s Tochter bzw. Frauenarzt Dr.Praetorius, Schwarzwaldmådel und Die Sünderin ebenfalls einen solchen Umsatz erreicht haben. Für Januar 1952 ist zu erwarten, dass auch der GLORIA FILM VERLEIH ein derartiges Ergebnis für einen Monat erzielen wird mit den Filmen Wenn die Abendglocken läuten und Griin ist die Heide). Auch für Januar 1952 ist für die ALLIANZFILM mit einem guten Ergebnis zu rechnen, das sich vor allen Dingen aus den Erträgnissen des Films Königin einer Nacht ergeben wird. Allerdings lässt sich aus den Abrechnungen leicht erkennen, dass diesem Film ein Großerfolg versagt bleiben wird; die Besucherzahlen weisen immer am letzten Spieltag klar darauf hin.

Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
6.12. Königin einer Nacht im Delphi-Palast am Zoo.
Der Start des Films war außerordentlich erfolgversprechend und die anwesenden Darsteller wurden auf das lebhafteste gefeiert. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film große Schwächen hat, die vor allen Dingen in den Massen- und Revue-Szenen sichtbar wurden. Die Schuld hierfür trifft aber nicht den Regisseur, sondern den Choreographen Gerard. Auch musikalisch blieben einige Wünsche offen, da einzelne Passagen des Films musikalisch zu schwach besetzt sind (Walser). Als glatte Fehlbesetzung muss Vera de Luca bezeichnet werden, trotz der starken und starren Haltung der Produktion in dieser Frage. Für diese Rolle gäbe es in Deutschland genügend Schlagersängerinnen, deren persönlicher Charme und Vortrag diesen oder jenen Schlager vielleicht zum wirklichen Schlager gemacht hätte. Ausgezeichnet ist Georg Thomalla, auch Ethel Reschke, Paul Westermeier, Kurt Pratsch-Kaufmann sind sehr gut, und sogar die sonst so steife Jeannette Schultze hat in der Bar-Szene großartige Momente. Hoffentlich können die deutschen Regisseure diese Darstellerin daraufhin etwas lockern. Hans Holt hat nichts weiter als nett zu sein und Ilse Werner’s Rolle ist leider zu passiv angelegt. Fest steht auch, dass der Name Ilse Werner nicht mehr die Kraft hat, als Star einen Film zu tragen. Prägnanter Beweis dafür ist der Film Mutter sein dagegen sehr, der wirklich ausgezeichnet ist und einen Erfolg verdiente. Aber der Name der Hauptdarstellerin zieht nicht. Unser Film wurde aber in Berlin dank des bewussten Einsatzes über Weihnachten und Neujahr ein großes Geschäft. Die Propaganda-Vorarbeit war allein darauf abgestellt. 109 feste Spieltermine liegen bereits vor. Im DELPHI-PALAST war der Film in den ersten Tagen und über beide Wochenend-Termine sehr gut. Der ECHO-Produktion kann jederzeit bescheinigt werden, dass selten zuvor einer unserer Filme eine derartig intensive Propaganda -Unterstützung erhalten hat, aber die musste auch sein, sonst hatte unser Film gegen Des Könige Admiral. Drei kleine Worte. Lach und wein‘ mit mir, Wenn die Abendglocken läuten. Die Dame in Schwarz und Bezaubernde Frau nicht bestehen können.
In den Uraufführungs-Theatern selbst waren im Dezember über Weihnachten und Silvester die großen Erfolgsfilme Das Haus in Montevideo, Endstation Sehnsucht, Grün ist die Heide und Blaubart.

  1. b)
    Filme der Konkurrenz.

27.11. Lach und wein‘ mit mir (PARAMOUNT) Filmtheater BERLIN.
Lustiger Unterhaltungsfilm mit Bing Crosby. Vom Verleiher ohne Liebe herausgebracht, starke Mund-Propaganda und wirklich gutes Geschäft in den Erstaufführungs-Theatern über Weihnachten und Neujahr.
27.11. Stips (FORTUNAFILM) Delphi-Palast am Zoo.
Völlig missglückter Start eines an sich netten Unterhaltungsfilms. Der Film starb schon im Uraufführungstheater und hat sich von dieser Niederlage auch in der Erstaufführung nicht erholen können. Keinesfalls aber ist der Film daran schuld; er liegt etwa auf der Linie unseres Absender unbekannt.
27.11. Drei kleine Worte . (MGM) KIKI Filmtheater.
Das neu eröffnete Theater, jetzt wirklich repräsentativ, hatte mit der Uraufführung dieses amerikanischen Revuefilms einen guten Griff getan; obwohl es in Berlin unmöglich erscheint, einen amerikanischen Film deutsch synchronisiert auch in den musikalischen Partien zu bringen, wagte die MGM es und hatte dadurch in der Uraufführung nur einen Durchschnittserfolg. Der Film hätte an sich einen long run erzielen müssen. In der Erstaufführung war er dann das erwartete gute Geschäft.
29.11. Rotes Licht (Dietz-Verleih) Massenstart.
Sehr guter amerikanischer Kriminalfilm. Völlig verpatzte Uraufführung, dadurch untergegangen.
29.11. Die scharlachroten Reiter (PARAMOUNT) Capitol. Perfekter amerikanischer Wildwester, oft gehabt, guter Erfolg.
30.11. Mein Freund Harvey (UNIVERSALFILM) im Studio. Einer der bedeutendsten amerikanischen Filmerfolge. Für die deutsche Mentalität jedoch unmöglich, deshalb glatter Versager bei ausgezeichneter Synchronisation. Viktor de Kowa als James Stewart.
30.11. Das Ding aus einer anderen Welt (RKO) Massenstart. Ein nicht ernst zu nehmender Film mit einigen Überraschungs-Ergebnissen. Ohne Bedeutung.
30.11. Die Dame in Schwarz . (UNION FILMVERLEIH) Kurbel. Gut gemachter Unterhaltungsfilm. Überraschend die Leistung von Mady Rahl und eigentlich auch von Rudolf Prack. Paul Hartmann’s come back überzeugte noch nicht. Film hat guten Erfolg.
30.11. Des Königs Admiral (WARNER BROS.) Bonbonniere. Dieser Film in unserer Hand. würde bestimmt sechs Wochen am Kurfürstendamm in einem repräsentativen Theater laufen, so aber hat der amerikanische Verleih unzweifelhaft Schiffbruch erlitten, weil er in die unscheinbare BONBONNIERE gegangen ist mit einem perfekten Unterhaltungsfilm, der in Amexika und Europa Rekorde erzielt hat. Filme dieser Art sind leider bei uns noch nicht herzustellen. Der Film lief drei Wochen in der Uraufführung und ging zum Weihnachtstermin in die Erstaufführungstheater, wo er sehr gute Ergebnisse erzielte. 1.12.Endstation Sehnsucht (WARNER BROS.) Cinema Paris. Europäische Uraufführung. Sehr gute repräsentative Premiere in Gegenwart vieler amerikanischer Europa Chefs aus Paris. Hervorragender Film in Stoff, Darstellung und Musik. Am Kurfürstendamm der erwartete Großerfolg, der Film wird darum voraussichtlich auch sehr gut in den Bezirkstheatern abschneiden. Er gehört zu den Produktionen, die bei einem Jahres-Rückblick immer im Vordergrund stehen werden. Dieser Film wird sogar in die Geschichte der Filmkunst eingehen. Sowohl die Uraufführung wie der Film selbst sind der erste große amerikanische Beitrag zum Thema : Repräsentation in der Filmwirtschaft.
3.12. Das Haus in Montevideo (HERZOGFILM) Marmorhaus.
Ein mit viel Spannung und Freude erwarteter, charmanter, sehr gepflegter Unterhaltungsfilm, der – wie inzwischen feststeht – in Deutschland zu den Spitzenreitern gehört. Geschäft hervorragend, Presse ebenfalls.
7.12. Zorro’s Sohn (GLORIAVERLEIH) Massenstart.
Wollen wir lieber nicht darüber sprechen!
7.12. Konflikt des Herzens (RANK-FILM) im Studio.
Dex berühmte preisgekrönte englische Film BRIGHT VICTORY. Unmöglicher Start, der auch hier wieder den Tod eines ganz hervorragenden Films verschuldete. Es ist einer der Filme, die man gesehen haben muss, die man aber nicht einführen darf, um damit 600 oder 800.000,- Mk Einnahmen su erzielen. Solche Filme sollten – wie wir es vielleicht auch in Kürze mit französischen Filmen tun werden – nur in der Originalfassung gezeigt werden, um zumindest dem besten Publikum zugänglich gemacht zu werden.
7.12. Die Ratte (CENTOX) Sm Capitol.
Perfekter amerikanischer Reisser, aber unsympathisch im Sujet. Geschäftlicher Erfolg war es einer!
10.12. Die Dubarry (EUROPATILM) im Astor.
Die mit Spannung erwartete Trumpfkarte des Europa-Verleih stach nicht. Der Film 1st völlig daneben gegangen. Dieses Thema wurde mit Herrn Zobel bereits ausführlich besprochen. Erfolg keiner, auch nicht in der Nachbesetzung.
11.12. Ein Kuss um Mitternacht (MGM) im Kiki.
Amerikanischer Schmalz-Film um einen sehr guten Sänger –Durchschnitt.
11.12. 0liver Twist (RANKFILM) in der Kurbel.
Sehr guter Film, durch Schnitte leider sehr entstellt. Gutes Geschäft und auch gute Ergebnisse in den Bezirks-Theatern. Schade drum!
14.12. Mein Freund der Dieb (CONSTANTINFILM) im Capitol.
Nettes Thema, aber zu breit ausgewalzt, von Frau Molnar zu manieriert gespielt. Hans Söhnker nett und sympathisch, Hardy Krüger trotz Nettigkeit oft ungezügelt. Dem Film wird kein Erfolg beschieden sein, wenn der Verleih schon ungläubig an die Aufgabe herangeht. In Berlin sehr schlechte Besetzung. Aus dem Stoff selbst hätte manviel machen können.
14.12. Buschteufel im Dschungel (COLUMBIA) Massenstart.-
Der Titel sagt alles, – sparen wir uns die Zeit!
14.12. Die Männerfeindin (COLUMBIA) im Studio.
Netter Unterhaltungsfilm, von der Art jedoch, die dem großen Publikum nicht eingeht. F1lme dieser Qualität und mit einem solchen Sujet verlangen Buch-Leser. Erfolg war es keiner.
14.12. Auf Winnetou’s Spuren. (CONSTANTINFILM)
Massenstart. Auch hier schade um Papier und Arbeit !
18.12. Bezaubernde Frau (WARNER BROS.) Bonbonniere. Sehr guter amerikanischer Revuefilm mit Doris Day in der Hauptrolle. Leider sind auch die Gesangspartien synchronisiert und das ist allerdings das Allerletzte an Einfallslosigkeit ! Dann könnte man auch CARUSO-Platten von Bully Buhlan synchronisieren lassen ! Der Film ging über Weihnachten und Neujahr in den Massenstart.
20.12. Blaubart (NATIONALFILM) Filmbühne Wien.
Trumpf-Ass der Nationalfilm in diesem Winter ! Der Film ist nicht 100ig geglückt. Die Farbkomposition ist merkwürdigerweise nicht einheitlich. Gespielt wurde von Hans Albers und Cécile Aubry sehr gut. Christian-Jaque’s Regie ist zumindest im ersten Drittel zu schwerfällig. V ielleicht besitzt er nicht die leichte Hand, die dieser parodistische Film verlangt. Das Publikum kann erst spät erkennen, dass alles nur ein Schers sein soll. Der Film wird unserem Nachts auf den Strassen“ keinen Abbruch tun. Hans Albers‘ persönliche Leistung als „Blaubart“ ist stärker als die in seinen letzten Filmen „Föhn“ und „Vom Teufel geJagt.
21.12. Wenn die Abendglocken läuten (GLORIAFILM)
Massenstart. Dieser Film ist einer der größten Schmachtfetzen der Nachkriegsproduktion, aber derartig geschickt herausgebracht, dass man neidlos anerkennen muss: besser kann man es nicht machen, aber die Schauspieler Willy Birgel, Maria Holst und Hans Holt geradezu missbraucht werden, werden, ist fast schon straffällig ! So einen Film darf man nicht machen! Dass Alfred Braun jahrelang bei Veit Harlan assistiert hat, scheint eigentlich unmöglich. Vielleicht sind aber hinter den Kulissen von der Produktion gewisse Dinge gefordert worden, die für Alfred Braun unannehmbar waren. Bei der Berliner Premiere wurde er auch nicht gesehen. Der Film hat sich als sensationelles Weihnachts- und Neujahrsgeschäft erwiesen, ich bin jedoch der Meinung – und werde darauf sehr genau achten – dass er ab 4.Januar in den Berliner Erstaufführungstheatern sterben muss, denn auch die Mund-Propaganda ist denkbar schlecht. Der Film ist alles in allem so schlecht, dass wahrscheinlich nicht verhindert werden kann, dass er in der Provinz trotzdem gut geht !
21.12. Königs Salomon’s Diamanten (MGM) im Kiki. Den Film habe ich noch nicht gesehen, weiß aber aus amerikanischen Unterlagen, dass er gang groß angekommen ist. Auch hier ist die Aufnahme bei den Theaterbesitzern sehr gut, das Geschäft ebenfalls.
21.12. Grün ist die Heide (GLORIAFILM) Delphi-Palast.
Der Film ist Ihnen bereits bekamt. Er ist besser als Schwarswaldmädel, farbtechnisch fast ohne Fehler und zeigt einige darstellerische Leistungen, die überraschen, vor allem Hans Stüwe und Willy Fritsch. Im Delphi-Palast ist der Film das erwartete große Geschäft. Es wird wichtig sein zu beobachten, wie er zu normalen Zeiten geht. Für die Bezirkstheater das gefundene Fressen !
28.12. Rette mich, wer kann (CENTFOX) im Studio.
Wieder ein Film mit James Stewart, meisterhaft synchronisiert von Viktor de Kowa, aber wieder einer, der beim grossen Publikum nicht ankommt. Handlung typisch amerikanisch, und schon darin liegt die Schwäche des Films.
28.12. Der Kongress tanzt (SUPERFILM) im Capitol.
In Berlin kam der Film nicht mehr an. Es gab zwar ein recht positives Echo bei der Presse, die das Rad der Geschichte um 20 Jahre zurückdrehen wollte das Publikum war aber anderer Meinung. Auch hier wird die Reaktion in den Erstaufführungstheatern interessant sein. Der Film wurde nach drei Tagen abgesetzt.
11.12. Aufruhr in Marokko (NATIONAL) Filmbühne Wien.
Alter amerikanischer Film, Völlig deplaciert; Geschäft und Erfolg katastrophal.
25.12. Herz in der Hose( PARAMOUNT) Filmtheater Berlin.
Nach allem, was man hören kann, ein typisch amerikanischer Reisser; ich habe ihn noch nicht selbst gesehen.