Auszug aus einem Interview von Gerhard Lamprecht am 11. August 1956 mit dem Bühnenbildner und Regisseur Rochus Gliese.
GL: Zur Jahreswende 1921/22 machten Sie die Bauten für Murnaus sehr schönen Film Der brennende Acker.
RG: Das war mein erster Murnau Film.
GL: Haben Sie mir nicht einmal erzählt, daß Sie mit einer Aufnahme nicht glücklich waren? Das Haus oder der Garten oder der Schnee oder irgendetwas anderes war nicht gelungen; besinnen Sie sich darauf?
RG: Das war eine Außenaufnahme. Da dem Unternehmer im Laufe dieses Films die finanziellen Mittel ausgingen, konnten wir für den eigentlich wichtigsten Bau, den brennenden Bohrturm auf dem Acker, kein Geld ausgeben. Der Bohrturm wurde recht traurig, der sah eher aus wie ein Klosett. Aber sonst war das schon ein sehr schöner Film.
GL: Ja,wundervoll gespielt und auch eine sehr gute Besetzung mit Lya de Putti, Wladimir Gaidarow und Grete Dierks, die ich doch sehr liebte, weil sie mit ganz feinen kammerspielartigen Mittel arbeitete. Das Buch war ja von Willi Haas und Thea von Harbou, die für Murnau auch Die Austreibung geschrieben hat
RG: Die Austreibung war ein großartiger Stoff von Karl Hauptmann und das Drehbuch von Thea von Harbou war auch sehr gelungen. Uns hat die Arbeit große Freude gemacht, aber beim Publikum kam der Film nicht an. Das gibt es ja manchmal.
GL: Ja, das ist schade, aber auf künstlerisch sehr ausgefeilte Kammerspiele reagierte das große Publikum nicht so enthusiastisch. Bei der Austreibung war ja jedes Bild ein Meisterwerk.
RG: Das wundert mich, denn das war doch eine Zeit, in der das deutsche Filmkammerspiel künstlerisch wirklich auf der Höhe war; es sind doch damals Filme vom Publikum angenommen worden, die in der Thematik und in der Ausführung kaum weniger anspruchsvoll waren.
GL: Die Kammerspiele waren keine großen geschäftlichen Erfolge. Die großen Filme von Lupu Pick wie Scherben und Silvester hatten in den Großstädten ein begeistertes Publikum, aber sie brachten letzten Endes keine großen Einnahmen. Das traf auch auf diesen Murnau Film zu. Die Decla-Bioskop hatte andere Filme,die viel Geld einspielten. Die Austreibung war auch kein Misserfolg, hat aber nicht das große Geld gebracht.