Oscar Martay kehrte 1953 offiziell wieder nach Berlin zurück und heiratete 1955 Renate Barken, die sich fortan Ingeborg Martay nannte. Ab 1957 arbeitete er als Produktionsleiter in der Firma seiner Frau, der Zenit-Film Ingeborg Martay. Er starb am 31. Oktober 1995 und ist auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beerdigt.
Die Zeiten, da man in Berlin von „Der Besatzungsmacht“ sprach, scheinen fast in grauer Ferne zu liegen. Denn in dieser vorgeschobenen Bastion der Westlichen Welt, in der Insel Berlin, gab es nur den einen gegenseitigen Wunsch: Sich helfen und ergänzen. – Nun verlässt uns wieder einer unserer Freunde, ein Stück Berlin, der gern eingesteht, dass er sich nach seiner fünfjährigen Berlinarbeit selbst als Berliner fühlt, ein Mann, der trotz seiner Jugendlichkeit von der Verantwortung wusste, die einem Filmdelegierten der westlichen Welt hinter dem Eisernen Vorhang oblag. Neben der umfangreichen Alltagsarbeit waren es drel große Werke, die Martays Initiative oder zumindest Mitinitiative zu verdanken waren: Die Schaffung der “Grenztheater“, deren Vorhandensein der Bevölkerung des Ostens ihre seelische Not lindern half. 3,5 Millionen Ostbesucher haben in den achtzehn Monaten des Bestehens der Berliner „Grenztheater“ bisher Filme westlicher Welt gesehen. Zum Preise von DM-West 0,25, das ist etwas über eine DM-Ost. Der Erfolg: Die notleidenden Westberliner Kinos, die durch das beträchtliche Kursgefälle in ihrer Existenz bedroht waren, konnten sich über Wasser halten; und eine noch schönere Wirkung: Die Ostbewohner wurden in die westlichen Theater gezogen – die östlichen Kinos dagegen blieben leerer und leerer. Das zweite große Werk ist die Mitarbeit und Mitorganisation der „Berliner Filmfestspiele“, bei deren Vorbereltung und Durchführung 1951 Martay Tag und Nacht zu finden war. Martay nannte uns viele Namen der Helfer, denen er danken möchte: So die Verleiher Urban, Büttner und Bünger, die in selbstloser Weise die ersten Kopien für die „Grenztheater“-Vorstellungen zur Verfügung stellten; so die Theaterbesitzer Foss und Frau Knubben, die als Pioniere der „Grenztheater“-Idee anzusehen sind; so Kurt Tuntsch und K. J. Fritzsche, die erstmals eine Waldbühnenvorstellung für Ostbesucher mit dem Dritten Mann ermöglichten; so Dr. Alfred Bauer, der sich ohne Schonung seiner eigenen Gesundheit für die Idee der Filmfestspiele eingesetzt hatte. Und drittens ist es Martay wesentlich mitzuverdanken, daß die notleidende Berliner Filmindustrie einen beträchtlichen Teil der Synchronaufträge der amerikanischen Firmen erhielt.
Was war Ihr schönstes Erlebnis während der Berliner Zeit? fragen wir. Der ungeheure Erfolg der ersten Grenzvorstellungen während der kommunistischen Ostberliner „Weltjugendfestspiele“ 1951, antwortet Martay prompt. – Nun wird er zu seiner amerikanischen Dienststelle, die Carl Winston leitet, nach Frankfurt am Main fahren. “Aber“, setzt er hinzu, „ich werde so oft wie möglich in Berlin sein.“ Das versteht sich, denn Martays Bindung an Berlin besitzt noch eine zweite Knüpfung: Er ist mit der charmanten jungen Berliner Schauspielerin Renate Barken verlobt.
Filmblätter, Berlin, Nr. 13, 28.3. 1952