April 1953 4/53

Der April war ein schwacher Monat, nicht nur allein durch 14 Tage fast hochsommerlichen Wetters, sondern auch durch die starke Disposition von Filmen der Konkurrenz.

Premieren im Berichtsmonats
a) Eigene Filme

24.4. Massenstart Wir tanzen auf dem Regenbogen (BRD 1952.R: Arthur Maria Rabenalt)  Das ging ins Auge – würde Friedrich Luft geschrieben haben, aber wir waren vornehm genug, keine Presse einzuladen. Ein Journalist ging auf eigene Kosten in ein Bezirkskino und schrieb eine tadellose Kritik. Er war sicher mit Heino Gaze befreundet. Wäre der Film schwarz-weiss, hätte man außer einigen Belanglosigkeiten nichts an ihm auszusetzen gehabt. Wann werden die Produzenten Experimente unterlassen in bezug auf den Farbfilm? Nach Einsatz dieses Films, teilweise am gleichen Abend, hagelte es Protestanrufe. Autoren des Films hätten bei den sich entwickelnden Dialogen Einfälle für ein nächstes Drehbuch bekommen. Durch die starke Besetzung, bisher 60 Theater, dürfen wir abschließend bemerken, „Wir sind noch einmal davongekommen“.
27.4. Käpt’n Bay-Bay (BRD 1952.R: Helmut Käutner) MARMORHAUS. Über den Erfolg unseres Films ist bereits berichtet worden. Er ist sehr gut angekommen, und die ersten drei Wochen haben ein sehr gutes Geschäft gebracht. Trotz verschiedener Mängel darf Spitzengeschäft erwartet werden. Aufnahme in Berlin war ausgezeichnet.

b) Filme der Konkurrenz
4. 4. Schorcht-Film Der Kaplan von San Lorenzo (BRD 1952. R: Gustav Ucicky) ASTOR. Mittelmäßiges Geschäft, auch in den Bezirken konnte der Film keine nennenswerten Ergebnisse erzielen. Dieter Borsche in der Rolle des Kaplans war eine Farce.
4.4. MGM Mädels ahol (Skirts ahoy. USA 1952.R: Sidney Lanfield) FILMTHEATER BERLIN
Ein Dutzendfilm der amerikanischen Revue-Industrie. Im Theater sieben Tage ganz gut. Schwache Nachbesetzung und schwache Ergebnisse.
9.4. Centfox Liebling, ich werde jünger (Monkey Business. USA 1952. R: Howard Hawks) DELPHI-PALAST.
Ein ausgesprochenes Kammerspiel, geschäftliches Ergebnis katastrophal. Hauptrolle hatte Cary Grant.
13.4. Constantin-Film Das letzte Wochenende (And then there were none. USA 1945. R: Rene Clair) CAPITOL.
Der letzte amerikanische Film von René Clair. Für Intellektuelle und Freunde des Films ein Spass. Geschäft im Uraufführungs-Theater sehr gut, Nachbesetzung und Geschäft weit unter Durchschnitt. ‚
14.4. Panorama Rosen blühen auf dem Heidegrab. (BRD 1952. R: Hans H. König) FILMTHEATER BERLIN.
Hier hat der Titel schuld, wenn der Film nur als drittklassig galt und in Berlin keine besondere Resonanz gefunden hat.
16.4. Deutsche Commerz-Film Es ist Mitternacht, Dr. Schweitzer (Il est Minuit, Dr. Schweitzer. F 1952. R: André Hanuet) FILMBÜHNE WIEN.
Gar kein Erfolg und konnte in diesem Theater von vornherein keiner werden. Der Film ist zu langatmig für das breitere Publikum.
16.4. Columbia Die Spur führt zum Hafen (The Mob. USA 1951. R: Robert Parish) KURBEL.
Ein sehr guter amerikanischer Reisser, die immer wieder durch ihre handwerkliche Qualität bestechen. Geschäft in Uraufführungs-Theater gut, sonst nur die Spezialtheater ansprechend.
17.4. Interna Es begann auf der Strasse (Wanda la Peccatrice. I 1952.R: Duilio Coletti).DELPHI-PALAST.
Völlig danebengegangener erotischer Film, mäßige Synchronisation, so gut wie keine Nachbesetzung.
17.4. Europa-Film Vergiss die Liebe nicht (BRD 1953.R: Paul Verhoeven) GLORIA PALAST.
Der bisher beste Film in diesem Theater und einer der besten deutschen Filme überhaupt. Große Niederlage für viele Filmfachleute, da ja bekanntlich Luise Ullrich und Paul Dahlke „keinen Film tragen“ können. Bis ins Letzte hinein sauberer Dialog, begabte junge Menschen und hervorragende Episodendarsteller. Der Film machte im Uraufführungs-Theater ein Spitzengeschäft und lief in den Bezirken bei bester Sommerwitterung mit allerbesten Ergebnissen an. Die Überraschung des Frühjahrs.
Überschrift: Das Buch!
17.4. Prisma Geständnis einer Nacht, (La Minute de Verite.FR/I 1952. R: Jean Delannoy) ASTOR.
Wäre diesem Film ein Start in Cinema Paris ermöglicht worden, wäre es ein 4-6 Wochen-Erfolg geworden. So gab es ein mittleres Geschäft in 3 Wochen, aber eine sehr gute Nachbesetzung. Der Film hat außerordentlich gut gefallen, Synchronisation vorbildlich, verdient alle Empfehlung.
17.4. RKO Die Söhne der drei Musketiere. (At Swords Point. USA 1950.R: Lewis Allen) FILMTHEATER BERLIN.
Das wäre noch vor zwei Jahren ein 6 Wochen-Film für das MARMORHAUS geworden. So verblutete dieser großartige Film in 7 mäßigen Tagen im Filmtheater Berlin. Seine Nachbesetzung ist in Anbetracht der Klasse dieses – geradezu katastrophal.
21.4. Warner Bros. Die Glasmenagerie (The Glass Menagerie. USA 1950. R: Irving Rapper) KIKI.
Dieser hervorragende Film, dem natürlich kein Geschäft beschieden sein kann. hätte in einem kleineren Theater,z.B. im Studio, 14 Tage sehr gut liegen können. Im Kiki war das Geschäft denkbar schlecht, die Presse überragend.
24.4. Union-Film Skandal im Mädchenpensionat (BRD 1952.R: Erich Kobler) DELPHI-PALAST.
Der Film war außer einzelnen guten schauspielerischen Leistungen nicht ansehenswert. Er galt als Favorit. Geschäft im Theater nur in den ersten 3 Tagen gut, Nachbesetzung mäßig, auch geschäftlich gesehen.
24.4. Schorcht-Film Der Fall Paradin (The Paradin Case) USA 1947. R: Alfred Hitchcock. CAPITOL.
Das ist vorzüglich gemacht, aber langatmig. Großstädter, die übermüdet sind, dürften diesen Film nicht überstehen. Der Film ist selbstverständlich des Ansehens wert und muß als der zweitstärkste Film der Selznick-Staffel bezeichnet werden nach Rebecca (USA 1940. R: Alfred Hitchcock). Das Geschäft im Uraufführungs-Theater 10 Tage sehr gut, in den Bezirken mittelmäßig.
27.4. Universal Meuterei am Schlangenfluss (Bend of the River. USA 1951. R: Anthony Mann) FILMTHEATER BERLIN
Wiederum ein Klassefilm mit James Stewart als Star, der, ohne Sorgfalt gestartet. so zur Mittelmäßigkeit verdammt wurde. In den Spezialtheatern für gute Western-Filme prima Kassenergebnisse.
27.4. MGM Frau in Weiss (The Girl in White. USA 1952. R: John Sturges) mit dem ersten plastischen Film „Metroscopix“ FILMBÜHNE WIEN.
Der plastische Film ist hier nicht sensationell aufgenommen worden. Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass trotzdem die Vorgänge in Bezug auf den 3 D-Film große Beachtung finden. Die erste Sensation in Deutschland wird der am 29.6. anlaufende Prof.Bondy-Film sein (Warner Bros.) Frau in Weiss ist ein guter, gepflegter Unterhaltungsfilm.
30.4. Pallas Ein sonderbarer Fall (Drole de Drame. F 1937. R: Marcel Carné) CINEMA PARIS.
Ein berühmter Klassiker der französischen Filmkunst, heute in vielen Dingen überholt und nachgeahnt, kommt zweifellos zu spät nach Deutschland. Die Stammfreunde des französischen Films ergötzten sich an ihm 3 Wochen lang. Presse war freundlich mit notwendiger Hochachtung vor der Historie.