Im Monat März ließ sich bemerkenswerterweise ein allgemeiner Theaterbesucher-Rückgang feststellen. Allianz-Film hatte mit den im Rennen befindlichen Filmen Der Arzt und das Mädchen und Das ideale Brautpaar (BRD 1953. R: R.A. Stemmle) keinesfalls die erwarteten Kassen- ergebnisse.
In den Bezirken hatten einige Filme ausgesprochene Überraschungserfolge zu verzeichnen, vor allen Dingen der Columbia-Film Die letzte Brücke und der Deutsche London- Film Regina Amstetten übertraf die in ihn gesetzten Erwartungen.
Der goldene Garten ist in den dafür geeigneten Theatern sehr günstig aufgenommen worden und zu guten Ergebnissen gekommen.
Die Jungfrau auf dem Dach, in der Uraufführung immerhin 7 Wochen gelaufen, brachte es in den Bezirken zu Überdurchschnittskassen, jedoch waren die einzelnen Bezirke stark unterschiedlich.
Hanna Ammon von Herzog enttäuschte durchweg. Hochzeit auf Reisen von Europa war ein Versager. Die goldene Karosse von Pallas hat nach der Uraufführung im Cinéma Paris bisher zwei Nachbesetzungen erhalten.
Komm zurück von Gloria war ein Versager.
Noch immer auf dem Spielplan, jetzt im 5.Monat, Vom Winde verweht (Gone with the wind. USA 1939. R: Victor Fleming) und in der 6.Woche Das Gewand von Centfox in der Film-Bühne Wien.
Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
2.3. Das ideale Brautpaar im DELPHI-PALAST.Der Film fand dank einer ausgezeichneten Vorbereitung presse- und theatermäßig am Uraufführungstage selbst eine sehr freundliche und herzliche Aufnahme. Auch die Kritiken waren zum größten Teil gut und freundlich. Trotzdem hatte der Film keinerlei Anziehungskraft, so dass die 2.Woche im Delphi-Palast geradezu ein katastrophales Ergebnis zeitigte.
In den Bezirken wurde deshalb der Film mit aller- größter Skepsis aufgenommen, und es ist tatsächlich so gewesen, dass zu jedem Einsatztermin und den darauf folgenden Sonnabenden und Sonntagen die Theater von mir aufgesucht wurden, um einigermaßen die Publikumsstimmung zu studieren und festzustellen, warum dieser Film eigentlich keine Anziehungskraft hat.
Im übrigen war das Geschäft in den Bezirken, mit Uhrenverlosungen verbunden, im großen und ganzen noch befriedigend. Einige Häuser, bei denen guter Geschäftsgang üblich ist, erzielten auch mit diesem Film gute Ergebnisse
5.3. Lukrezia Borgia (Lucrece Borgia. F/I 1952. R: Christian Jacque) im MARMORHAUS.
Bei der starken Konkurrenz von Qualitätsfilmen am Kurfürstendamm hatte es unser Film beim guten Publikum nicht leicht, umsomehr als die Kritiker Christian-Jacque die Liebe zum Übermäßigen und Vollen übelgenommen haben. Der Film war drei Wochen lang ein sehr gutes Geschäft im Marmorhaus und wird selbstverständlich in den Bezirken Spitzenergebnisse erzielen.
b) Filme der Konkurrenz
2.3. Europa Männer im gefährlichen Alter (BRD 1953.R: Carl- Heinz Schroth) KIKI.
Das ist der erste Film von Carl-Heinz Schroth. Auf diesen Schauspieler-Regisseur ist genauestens zu achten, weil seine Regieführung von der Schablone unserer Dutzendregisseure erfrischend abweicht. Wie großartig Schroth Hans Söhnker und Wilfried Seyferth geführt hat, davon mögen Sie sich selbst überzeugen, wenn Sie einen Film mit diesen Darstellern zu besetzen haben. Schroth ist zweifelsohne eine Bereicherung für die gute zweite Klasse unserer Regisseure.
Der Film ist im KIKI großartig angekommen und war über 3 Wochen ein sehr gutes Geschäft. Auch der Ersteinsatz am letzten Freitag (26.3.) brachte überdurchschnittliche Ergebnisse.
5.3. Gloria Die Gefangene des Maharadscha (BRD 1953. R: Veit Harlan) Massenstart.
War der 1.Teil des Veit Harlan-Films ein großes Geschäft, so muss der Verleih vom Ergebnis des 2.Teils sehr enttäuscht gewesen sein. Die 1.Welle (40 Kopien) erbrachte noch überdurchschnittliche Ergebnisse. Der schlechte Eindruck zeitigte jedoch in den darauffolgenden Einsätzen absolut niedrige Kassenergebnisse.
5.3. Prisma Der Vetter aus Dingsda (BRD 1953. R: Karl Anton) Massenstart.
Der Film entwickelte sich zu einem Durchschnittsgeschäft in den beiden großen Einsätzen. Schaden hat er keinesfalls angerichtet.
8.3. Unitas Der Ruf des Schicksals (L’Appell du destin. F 1953.R: Georges Lacombe) STUDIO.
Dass Jean Marais kein Publikumsmagnet mehr in Deutschland ist oder zumindest nicht mehr in Berlin, geht deutlich aus dem geschäftlichen Ergebnis dieses französischen Films hervor. Der Film konnte sich nur eine Woche auf dem Spielplan dieses Filmkunsttheaters halten und fand in den Bezirken so gut wie keine Abnehmer. Es wird sehr viel daran liegen, dass die Jean Marais-Filme anderer Verleihfirmen synchronisiert nach Deutschland kommen, im Falle Arzt und Mädchen auch unser eigener, und dass daher die Freunde von Marais die Filme meiden. Marais ist mit dem Namen Cocteau so eng verknüpft, dass die Intellektuellen nur an La Belle et la Bête (Es war einmal. F 1946. R: Jean Cocteau), L’Eternel retour (Der ewige Bann. F 1943. R: Jean Delannoy) und Orphée (F 1949. R. Jean Cocteau) denken. Jean Marais, der merkwürdigerweise unter den ausländischen Filmen in Deutschland noch immer eine Spitzenposition einnimmt, hat aber nicht die Kraft, Durchschnittsfilmen zu Erfolgen zu verhelfen (Arzt und Mädchen, Ruf des Schicksals, Rendez-vous in Paris (Le chateau de verre. F 1950. R: René Clement), Geliebte um Mitternacht, Einmal nur leuchtet die Liebe ( Le miracles n’ont lieu qu’une fois. F 1950. R: Y ves Allégret ).
8.3. Columbia Die Hochmütigen (Les Orgueilleux. F 1953.R: Yves Allégret) CINEMA PARIS.
Dieser Film von Yves Allegret erinnert milieumässig an Lohn der Angst, dessen Spannung und Klasse er natürlich nicht erreicht. Die Presse hebt die schauspielerischen Leistungen von Gérard Philipe und Michèle Morgan hervor, findet sonst aber an dem Film wenig Lobenswertes. Der Film wird keinen größeren Publikumserfolg erzielen können, es sei denn, dass die beiden Starnamen überraschenden Einfluss haben.
9.3. MGM Verwegene Gegner (Ride Vaquero! USA 1953. R: John Farrow) CAPITOL.
Handwerklich brilliant gemachter Wildwester, der in den dafür in Frage kommenden Häusern Erfolge erzielen wird.
11.3. Columbia Heisses Eisen (Big Heat. USA 1953.R: Fritz Lang) Massenstart.
Ganz perfekter Kriminalfilm, großartiges Geschäft auch in teilweise dafür sonst nicht empfangsbereiten Theatern.
12.3. Columbia Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity. USA 1953. R: Fred Zinnemann) DELPHI-PALAST.
Dieser mit Spannung erwartete Film, der beste Film des Jahres und inzwischen mit vielen Preisen in Amerika ausgezeichnet, machte im Uraufführungs-Theater ein hervorragendes Geschäft und Rekordgeschäfte in den Bezirken. Der Film ist durch eine schlechte Vermietungspolitik zunächst nur in mittelmäßigen Theatern untergebracht und wird von den Konkurrenz-Theatern und besseren Häusern erst nach diesen Einsätzen gezeigt werden. Der Film wird nach Ablauf der Saison, wenn der Verleih die Möglichkeit hat, seine Chancen wahrzunehmen, unter den ersten 5 Titeln stehen. Presse günstig und teilweise umstritten. Ein Reiz, der, wie wir wissen, die geschäftlichen Möglichkeiten immer erhöht.
12.3. Centfox Geheimagent in Wildwest (Dakota Lil. USA 1950. R: Lesley Selander) Massenstart.
Wieder ein großartig gemachter Wildwester, in den Spezialhäusern großes Geschäft.
15.3. NF Meines Vaters Pferde 2. Teil (BRD 1953.R: Gerhard Lamprecht) im GLORIA-PALAST. Der 2.Teil dieses Films ist von hervorragender Qualität. Hier zeigt der neue Mann Martin Benrath, dass er wirklich von Gründgens kommt. – Lassen Sie sich bitte nicht verleiten, anzunehmen, dass die Leistung von Anneliese Kaplan auf ihrem eigenen Acker gewachsen ist. Frl. Kaplan ist brillant nachsynchronisiert worden, aber keinesfalls mit ihrer eigenen Stimme.
Die Kritiken waren sehr gut, und es ist ein Pech für den Verleih, dass der 1.Teil dieses Films seine Besucher nicht so freundlich gestimmt entlässt wie beim 2.Teil. Auch hier wieder die Leistungen von Ralph Lothar und Josef Sieber herausragend und nicht zu vergessen das neue Gesicht von Werner Hessenland (siehe auch Vormonatsbericht).
19.3. NF Der unsterbliche Lump (BRD 1953. R: Arthur Maria Rabenalt) Massenstart
Dieser Film ist in Berlin trotz Darstelleranwesenheit nicht angekommen.
19.3. Union Die Perle von Tokay (Au 1953. R: Hubert Marischka) CAPITOL.
Dieser Film ist überhaupt nicht angekommen.
22.3. Europa „Gefährliche Schönheit (La Provinciale. I 1953. R: Mario Soldati) KIKI
Ein etwas eigenartiger italienischer Film mit dem italienischen Star Nr.1 – Gina Lollobrigida. Die Anzie- hungskraft reicht immerhin zu einem sehr guten Zehn-Tagegeschäft. Bei der Fülle von Filmen dürfte jedoch die Nachbesetzung in den Bezirken sehr schwer fallen.
23.3. Europa Martin Luther (USA/BRD 1953. R: Irving Pichel) ASTOR.
Schon der Start in diesem Haus für diesen Film war eine Fehldisposition. Der Film hätte in einem Filmkunsttheater, auch wenn es kleiner wäre, zur Aufführung gebracht werden müssen und dann mit entsprechender Vorbereitung durch die Kirchen an das Publikum herangeführt werden. So war es trotz einer gewissen kirchlichen Unterstützung nicht ein- mal ein Durchschnittsgeschäft. Die Nachbesetzung wird für diesen Film außerordentlich schwer sein.
26.3. Deutsche London Mit 17 beginnt das Leben (BRD 1953. R: Paul Martin) MARMORHAUS. Freundliche Aufnahme mit sehr positiven Stimmen vor allen Dingen über die Leistung der Frau Ziemann. Der Film ist Ostern in den Bezirken disponiert und dürfte ankommen.
26.3. Centfox Durch die gelbe Hölle (Destination Gobi. USA 1953. R: Robert Wise) Massenstart.
Wieder einer von den gekonnten Filmen mit politischem Hintergrund (Japan-Krieg). Publikumsstar Richard Widmark garantiert in den Spezialtheatern sehr gute Kassen.
29.3. Deutsche London Eine Liebesgeschichte BRD 1953/54. R: Rudolf Jugert) GLORIA-PALAST.
Eric Pommers neuer Film ist wiederum ein Film von Qualität. Es ist jedoch zu bezweifeln, ob der Film ein großer Kassenerfolg wird. Dazu scheint er zu episch und breit angelegt zu sein. Die Starbesetzung mit dem überraschend guten Viktor de Kowa sollte jedoch einen Überdurchschnittserfolg garantieren. Wie immer bei Eric Pommers Filmen ist die Produktions-Propaganda hervorragend gewesen, so dass es der Film von vornherein leichter haben wird als viele andere. Warum ist es eigentlich nicht möglich, dass auch von anderen Produktionen eine so intensive Kraft ausströmt wie es bei der NDF, Dr. Harald Braun und Erich Pommer der Fall ist? Noch heute ist die Zahl der veröffentlichten Fotos in den Zeitungen für die Filme Nachts auf den Strassen und Illusion in Moll von keinem anderen Film erreicht worden.
Was Herr Jugert in diesem Film an Sauberkeit gezeigt hat, liess er leider an Jonny rettet Nebrador völlig vermissen. Das neuartige Garutso-Plastorama-Verfahren ist keinesfalls eine Offenbarung. Der Film würde in der Normalfassung die gleich starke Wirkung ausüben.
29.3. United Artists Der vierte Mann (Kansas City Confidential. USA 1952. R: Phil Karlson) DELPHI-PALAST.
Das ist wieder einer derjenigen Kriminalfilme, die mit Unterstützung amerikanischer Regierungsbehörden hergestellt werden. Spannend bis zum letzten Meter und so perfekt, dass man eigentlich nur bravo sagen kann. Wir dürfen nicht daran denken, in Deutschland Kriminalfilme zu machen, wenn schon der amerikanische Durchschnitt derartige Qualität aufweist.