Der Filmmonat Februar war geschäftlich mit Ausnahme einiger starker Publikumsfilme wie Königliche Hoheit, Geliebtes Leben, Ein Leben für Do – durch die Kälte stark beeinträchtigt. Die Uraufführungs-Theater konnten ihre Filme Die letzte Brücke (Au 1953. R: Helmut Käutner), Regina Amstetten (BRD 1953. R: Kurt Neumann), Ehe mit dem Satan [auch udT Maskierte Herzen] (Sudden Fear. USA 1952. R: David Miller), Die lustige Witwe (The Merry Widow. USA 1951/52. R: Curtis Bernhardt) nur 7-14 Tage auf dem Spielplan halten. Die königliche Reise [der Film lief udT Eine Königin reist um die Welt] (A Queens World Tour. UK 1954.R: Oxley Hughan), ein Film, der Herrn Zobel angeboten wurde, versagte völlig. Das gleiche Schicksal erlebte der Rank-Film.
Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
28.1. Der Arzt und das Mädchen (Le Guerrisseur.F 1953.R: Yves Ciampi) FILM-BÜHNE WIEN.
Der Film fand bei Publikum und Presse eine geteilte Aufnahme. Trotz der Namen Jean Marais und Dieter Borsche wird dem Film ein grösserer Erfolg nicht beschieden sein, da das Thema nicht für jeden geeignet bzw. interessant ist. Der Film hat auch nicht genügend Spannungsmomente, um ein Durchschnittspublikum restlos zu befriedigen.
15.2. Welturaufführung Der goldene Garten MARMORHAUS.
Nach Meinung der Presse und der Fachpresse war diese Uraufführung von ganz besonderer Breitenwirkung. Das festliche Bild wäre gekrönt worden durch die Anwesenheit der Außenminister, die aber leider, teilweise noch im letzten Moment, absagen mussten. Der Film wurde von Presse und Publikum sehr gut aufgenommen. Der geschäftliche Erfolg war in der 1.Woche nicht zufriedenstellend. Grund: bis zu 20 Grad Kälte. In der 2.Laufwoche hatte der Film einen sehr guten Zuspruch, der auch über die 3.Woche hinaus anhielt.
Ob es möglich sein wird, den Film bei allen Theaterbesitzern durchzusetzen, muss leider angezweifelt werden. Trotzdem aber dürfte Der goldene Garten jahrelang auf den Programmen der Theater in Deutschland zu finden sein. Die Möglichkeit, ihn finanziell bestens auszuwerten, bleibt bestehen, wenn man an die zahlreichen Organisationen denkt, die für derartige Filme angesprochen werden können. Selbstverständlich wird der Film keine Terminierung erfahren können wie ein normaler Spielfilm. Es erscheint auch zweifellos günstiger, feste und ständige Matinee-Termine zu erhalten, als dem Film 3-Tage-Termine einzuräumen. In Berlin stehen die ersten zehn Erstaufführungs-Theater, die ihn über Sonnabend/Sonntag spielen, bereits fest.
b) Filme der Konkurrenz
2.2. Gloria Sterne über Colombo. Massenstart. Das war der erwartete Großerfolg mit entsprechenden Verlängerungen und mit etwas Ärger am Rande, der sich aber für das Geschäft nicht nachträglich auswirkte.
5.2. Panorama Geliebte um Mitternacht (Le Amants de Minuit. F 1952. R: Roger Richebé) STUDIO.
Das ist jener Jean Marais-Film, der bei den Filmfestspielen im Vorjahr dank der Anwesenheit einer französischen Schauspielerin einen Achtungserfolg hatte. Hier hatte er keinerlei Erfolg und ist auf den Spielplänen so gut wie nicht zu sehen.
5.2. Constantin Einen Sommer lang (Sommarlek. Sw 1951. R: Ingmar Bergman) KIKI. Gar kein Erfolg.
11.2. Columbia Die letzte Brücke Welturaufführung FILMBÜHNE WIEN.
Das ist der beste Film nach dem Kriege von Helmut Käutner und an sich ein ganz klarer Beweis, dass dieser Regisseur nicht abgeschrieben ist. Der Film ist vom Thema her außerordentlich mutig, wenn auch für viele Leute unbequem.
Der neue Mann Bernhard WIcki, ein europäischer Pedro Armendariz, ist grossartig. Der Film hatte einen sehr guten Erfolg in der Uraufführung und einen sensationellen Bezirksstart. Er schlug in der gleichen Laufwoche die gesamten Konfektionsfilme, die auf dem Markt waren. Der Film hat hervorragende Kritiken.
11.2. Deutsche London Regina Amstetten (BRD 1953. R: Kurt Neumann) GLORIA-PALAST.
Das ist langatmig gemacht, zeichnet sich aber durch Sauberkeit aus. Auch die einzelnen Darsteller, mit Ausnahme von Willy Eichberger, sind sehr gut geführt (Carl Raddatz, Harry Meyen, ein Schauspieler, den man allerstärkstens beachten muss). Der Film war jedoch im Uraufführungs-Theater selbst nicht viel mehr als ein Durchschnittsgeschäft. In den Bezirken dürfte er evtl. zu sehr guten Ergebnissen kommen.
12.2. Centfox Polizei greift ein (Pick Up On South Street. USA 1953. R: Samuel Fuller) Massenstart.
Während ich viele andere amerikanische Filme, die in Massenstart anlaufen, nicht mehr besprechen werde, verdient dieser Film wieder Erwähnung. Handwerklich und dramaturgisch außerordentlich präzise gemacht, ist er von außerordentlicher Spannung und bei den Freunden des Kriminalfilms sicher ein großer Erfolg. In Berlin war es der Fall.
12.2. Europa Hochzeit auf Reisen (BRD 1953. R: Paul Verhoeven) DELPHI-PALAST.
Vollkommen daneben ging in Berlin dieser Film, der 7 Tage im Delphi-Palast lief, in den Bezirken aber teilweise vorzeitig abgesetzt werden musste.
15.2. RKO Ehe mit dem Satan (Sudden Fear. USA 1952. R: David Miller) KIKI.
Das ist dramaturgisch wieder ganz hervorragend eingefädelt und ein Lehrbeispiel für deutsche Autoren, die Kriminalfilme schreiben. Die Spannung ist jedoch teilweise unerträglich, so daß dem Film ein Erfolg nicht beschieden sein wird.
16.2. Pallas Die goldene Karosse (La Carozza D’Oro/ Le Carosse D’Or. I/F 1952. R: Jean Renoir) CINEMA PARIS.
Der Film bekam eine stark unterschiedliche Presse von hervorragend bis lobenswert und bis zur völligen Ablehnung. Das Geschäft ist ganz unzureichend, und der Film wird nur auf Grund der Bindungen Pallas/Cinéma Paris gehalten.
20.2. MGM Die lustige Witwe DEL PHI-PALAST.
Auch dieser MGM-Film hatte wie sein Vorgänger 1950 trotz der Starbesetzung keinerlei Erfolg.
25.2. Centfox Das Gewand (The Robe. USA 1953. R: Henry Koster) FILM-BÜHNE WIEN.
Der Film wurde mit großem Aufwand gestartet. Die Zeitungen lehnen den Film mit wenigen Ausnahmen ab, zumindest den Stoff, und das Geschäft rechtfertigt keinesfalls die unwahrscheinliche Reklame.
25.2. Paramount Sangaree (USA 1953. R. Edward Ludwig) FILMTHEATER BERLIN.
Dieser 3 D-Film wird in den 15 Theatern, die 3 D-Filme spielen können, zweifelsohne ein Geschäftserfolg werden.
28.2. Gloria Komm zurück (BRD 1953.R: Alfred Braun) Massenstart.
Das ist wieder einer der Filme, für die Gloria-Verleih die „Visitenkarte“ abgibt. Dass Alfred Braun einmal mit Veit Harlan zusammengearbeitet hat, ist nach diesem Film kaum zu glauben, und dass ausgerechnet einige Leute um diesen Herrn Braun sich bei der Allianz einführen wollen, scheint mehr als mutig zu sein.
Neben zahlreichen Massenstarts Die Frau mit der eisernen Maske [Centfox] (The Lady in the Iron Mask. USA 1952. R: Ralph Murphy), Fremdenlegion (Legion Straniere. I/F 1953. R: Basilio Franchera) [Dt.Commerz] kam ein ganz reizender Film zur Aufführung:
28.2. MGM Im Schatten der Krone (The Prisoner of Zenda. USA 1952. R: Richard Thorpe) CAPITOL.
Der Film ist ein kleiner Fanfan, farblich hervorragend und ein großartiges Geschäft.