Sonderbericht September 1954 vom 27.9. (09a/54)

Der Erfolg des Films Inferno (CinemaScope) hält an. Das Einspielergebnis von neun Theatern entspricht – um einen Centfox-Film zu erwähnen – dem Gesamtergebnis von 132 Abspielen für den Film Rommel, der Wüstenfuchs (The Desert Fox. USA 1951. R: Henry Hathaway) in Berlin.
Seit längerer Zeit wieder einmal hatten auch die Amerikaner einen guten Bezirks-Theater-Erfolg mit dem MGM-Film Mogambo
Der Großeinsatz mit 32 Kopien des Films Brot, Liebe, Fantasie verlief erwartungsgemäß sehr unterschiedlich. In den besseren Wohnvierteln Friedenau, Dahlem, Steglitz brachte der Film bei bestem Kinowetter gute Resultate. In den reinen Arbeiterbezirken Neukölln, Wedding, Gesundbrunnen und in den Vororten war der Film weit unter dem Durchschnitt.
Ein Spitzengeschäft, vergleichsweise wie seinerzeit bei uns Die verschleierte Maja, war der CCC-Film Gloria-Starparade, der mit 39 Kopien nach der Aufführung in der Waldbühne in die Bezirke geschleust wurde und wirklich ganz groß eingeschlagen ist. Der Episodenfilm Dürfen Frauen so sein, der einen wirklich sen- sationellen Start im Kiki hatte, lief wie Brot, Liebe, Fantasie in Berlin bei seinem Einsatz mit 32 Kopien sehr unterschiedlich. Das erwartete Spitzengeschäft war im ganzen September der Sauerbruch-Film.
Daneben ging Europas Columbus entdeckt Krähwinkel.
Völlig daneben ging in Berlin in den Bezirken, wo er nur 3-Tage-Termine erhielt, der Pallas-Film Versailles. Schon aus diesem Grunde muss bei den Startvorbereitungen für den Film Napoleon mit wirklicher Meisterschaft gearbeitet werden, damit alle Beden- ken bei den Theaterbesitzern und beim Publikum zerstreut werden, denn Sie werden sicher bald Berichte erhalten, dass man diesem Film gegenüber, der normalerweise ein Glanzstück im Programm der Allianz sein soll, recht skeptisch ist.
Ein Spitzenfilm ist Walt Disneys Die Wüste lebt, täglich 3,5 ausverkaufte Vorstellungen bei 4 möglichen.
Der NP-Film Morgengrauen (BRD 1954. R: Viktor Tourjanski), am 10.9. im Titania-Palast uraufgeführt, wurde von der Presse völlig zerrissen und die edlen Absichten dieses Filmvorhabens völlig missverstanden. Der Film ist allerdings hier in Berlin sehr schlecht vorbereitet herausgekommen, vielleicht ist darin ein Teil der völligen Ablehnung von Seiten des Publikums und der Presse zu suchen.
Die Welturaufführung des Dt. London-Films Geständnis unter vier Augen am 14.9. war im Gloria-Palast Berlin ein Achtungserfolg, für den sich der französische Regisseur André Michel – wozu man den geholt hat, begreife ich nicht – bedanken konnte. Der Film wird es in Berlin nicht leicht haben, jedoch spricht die Besetzung zumindest noch für ein gutes Durchschnittsgeschäft. Ivan Desny, seit „Weg ohne Umkehr“ (BRD 1953. R: Viktor Vicas) in Deutschland groß im Kommen, war auch in diesem Film hervorragend und stärker als die anderen Darsteller, einschließlich Hildegard Knef.
Viktoria und ihr Husar (BRD 1954.R: Rudolf Schündler) fand beim Publikum eine enttäuschende Aufnahme. Auch die Presse fand nicht einen einzigen Lichtblick in diesem Film, bei dem doch zumindest die Sauberkeit der Farben eine lobende Erwähnung verdient hätte.
In zwei Uraufführungs-Theatern, allerdings zweiter Qualität – Delphi-Palast und Capitol – startete die MGM am 17.9. mit enormer, auffallender Reklame Quo Vadis (USA 1951.R: Mervin LeRoy). Der Film enttäuscht stark, auch den Verleih, da er über Durchschnitts-Besucherzahlen nicht herauskommt.
Am gleichen Tag lief der amerikanisch-französische Film Einmal wird die Sonne wieder scheinen (Little Boy Lost. USA 1953. R: George Seaton), Paramount, im Filmtheater Berlin an. Hauptdarsteller: Bing Crosby. Der Film konnte sich im Uraufführungs-Theater nur 4 Tage halten.
Ebenfalls am gleichen Tag erlebte ein Kassenfavorit, Schorchts Feuerwerk (BRD 1954 R: Karl Hoffmann), seine Uraufführung im KiKi. Mit einem riesigen Darstelleraufgebot wurde der Start äußerlich gewürdigt. Die Kritiken sind ganz vorzüglich, das Geschäft hervorragend. Der Film hat eine enorme Mundreklame und wird sich bestimmt trotz der teilweise doch ziemlich unbekannten Darsteller nach Ende der Saison unter den ersten 20 Titeln befinden.

24.9. Eine wunderbare Liebe (L’Etrange Desir de M. Bard. F 1953.R: Geza von Radvany), Pallas-Film im Studio. Nur in Originalfassung mit hervorragenden Kritiken und durchschnittlichem Geschäft.
Ein neuer großer Kassenschlager am Kurfürstendamm ist der Columbia-Film Die Caine war ihr Schicksal (The Caine Mutiny. USA 1954.R: Edward Dmytryk) bei dem ein Großerfolg in Deutschland ganz klar ersichtlich ist.
Der Kurfürstendamm zeigt ein sehr genaues Abbild der ganz starken Geschäftsfilme, die in diesem Jahr wohl häufiger zu erwarten sind. Am gleichen Tag startete die RKO im Massenstart Stahlgewitter (Back to Bataan. USA 1945. R: Edward Dmytryck) , während die Herzog-Film trotz eines vorzüglichen Goulasch-Essens, welches sie den Premierengästen gab, über einen Höflichkeitserfolg für den Zigeunerbaron (BRD 1954. R: A.M.Rabenalt) nicht hinwegkam. Hier zeigt sich wieder einmal die Unbeständigkeit von A.M. Rabenalt. Der Film ist teilweise ausgesprochen geschludert, der Ton höchst unsauber und die Möglichkeiten gerade für diesen wirklichen Operettenstoff längst nicht halbwegs ausgeschöpft. Dass der Film dank der Besetzung und einiger bemerkenswerter Lacher (Oskar Sima) trotzdem einen guten Erfolg haben wird, jedoch nicht am Kurfürstendamm, steht außer Frage.