Der Dezember brachte den gleichen Umsatz wie der November. Hauptanteil daran hatten die französischen Filme Die letzte Etappe und Rasputin. Der Umsatz hätte um ca.35.000,– höher sein können, wenn zum 10.12. die Auslieferung der Kopien Die letzte Etappe möglich gewesen wäre.
Am Kurfürstendamm hielten sich bis zu den Weihnachtspremieren Die Wüste lebt im CINEMA PARIS 14 Wochen und 08/15 im GLORIA- PALAST 7 Wochen.
In den Bezirken waren vor den Feiertagen Rittmeister Wronski, Unternehmen Xarifa und Roman eines Frauenarztes (BRD 1954. R: Falk Harnack) große ge- schäftliche Erfolge.
Prisma hatte mit Schützenliesel (BRD 1954.R: Rudolf Schündler) einen ziemlich beachteten Massenstarterfolg, Warner Bros. mit dem CinemaScope-Film Der Würger von Paris (Phantom of the Rue Morgue. USA 1954.R: Roy del Ruth) ebenfalls weit über dem Durchschnitt liegende Kassen und die MGM mit dem Farbfilm Die schwarze Perle (All the Brothers were valiant. USA 1953.R: Richard Thorpe) das gleiche.
In den Uraufführungs-Theatern kamen Ein Akt der Liebe (Act of Love. USA 1954.R: Anatole Litvak) und Tanz in der Sonne (BRD 1954.R: Geza von Cziffra) nicht an. Beide Filme enttäuschten auch in den Bezirken.ASTOR hatte mit dem englischen Film Der Herr im Haus (Hobson’s Choice. UK 1954. R: David Lean) einen 3-Wochenerfolg mit Überdurchschnittskassen, die Warner Bros. noch einen weiteren CinemaScope-Erfolg mit Gala-Premiere (USA 1954.R: James Edward Grant) im TITANIA und FILMTHEATER BERLIN.
Frühzeitig startete DELPHI-PALAST seinen Weihnachtsfilm der NF Gitarren der Liebe (BRD 1954.R: Werner Jacobs) mit sehr gutem Geschäft.
Emil und die Detektive (BRD 1954.R: Robert A. Stemmle) im MARMORHAUS war nicht der gewohnte Berolina-Erfolg, weil gerade erst Das fliegende Klassenzimmer aus Berlins Theatern verschwunden war.
Das CINEMA PARIS startete als Weihnachtsfilm Das zweite Leben, Das (BRD/F 1954. R: Viktor Vicas). Columbia, ein Film der sehr unübersichtlich ist und trotz seiner 4 Wochen Laufzeit in diesem Theater weit unter dem dort gewohnten Durchschnitt liegt.
Das Weihnachtsprogramm im GLORIA-PALAST war der Herzog-Film An jeden Finger zehn (BRD 1954.R: Eric Ode), der bis in die ersten Januartage dort ein gutes Geschäft war.
Der Walt Disney-Film Drei Caballeros (The Three Caballeros. USA 1944. R: Norman Ferguson, Clyde Geronimi, Jack Kinney, Harold Young) war nicht der gewohnte ASTOR-Weihnachtserfolg, während ein Rekordgeschäft der CinemaScope- Film Ein neuer Stern am Himmel (A Star is Born. USA 1954. R: George Cukor) Warner Bros., in der FILMBÜHNE WIEN war. In einer glanzvollen Premiere, Europäische Uraufführung, war der Film bei erhöhten Eintrittspreisen im Dreistundenprogramm der Film der letzten Dezemberwoche.
Das KiKi hat bisher einen sehr starken Erfolg mit dem französischen Film Wenn es Nacht wird in Paris ((Touchez Pas Au Grisbi. F 1954.R: Jacques Becker), Schorcht, der mit sehr guten Kritiken ausgestattet jetzt in die 4.Laufwoche geht.
Paramount startete in mehreren Theatern im Weihnachts-Massenstart Weisse Weihnachten (White Christmas. USA 1954.R: Michael Curtiz), ein Starfilm mit Bing Crosby und Dany Kaye, der bis in die ersten Januartage hinein den Theatern ein Rekordgeschäft brachte.
Nach einem guten Durchschnittsgeschäft im TAUENTZIEN-PALAST mit Unternehmen Xarifa kam wieder ein stärkerer Film in dieses Haus, Herzogs Sie (BRD 1954.R: Rolf Thiele). Bedingt durch die Weihnachtsfeiertage war auch dieser Film bis in die ersten Januartage ein guter Erfolg.
Zum Abschluss des Jahres brachte die Centfox einen reizendfrechen Farbfilm Blondinen bevorzugt (USA 1954. Gentlemen Prefer Blondes. R: Howard Hawks), BONBONNIERE, mit den zwei Superbusendamen Marylin Monroe und Jane Russell heraus. Es war ein großes Geschäft.
Europas Film Die verschwundene Miniatur (BRD 1954.R: Carl-Heinz Schroth), als Sylvester-Premiere im DELPHI-PALAST gestartet, enttäuschte.
Eine Reihe amerikanischer Durchschnittsfilme, im Dezember sehr stark eingeteilt wegen „Mangel an Filmen“, ist nicht erwähnenswert. Das neue Jahr brachte gleich sensationelle Starts bzw. weiter anhaltende Großerfolge. Ein Stern wird geboren von Warner Bros. ging mit unverändert starkem Geschäft in der FILMBÜHNE WIEN jetzt in die 5.Laufwoche. Der Film läuft nun in deutscher Sprache, während er 4 Wochen lang dreimal täglich in Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt wurde. Das beweist wohl sehr eindeutig, wie stark dieser Film ist.
Der GLORIA-PALAST hat nunmehr das Marmorhaus völlig verdrängt und darf sich rühmen, im Jahre 1954 die Filme gespielt zu haben, die zu den größten geschäftlichen Erfolgen gekommen sind. Mit begreiflichem Interesse und großen Vorschusslorbeeren, in diesem Fall jedoch verdient, kam der wahrscheinliche Bundesfilmpreis- träger Canaris (BRD 1954.R: Alfred Weidenmann) zum Start. Hier war ein nicht populärer Filmdarsteller und gewiss nicht allzu populäre Charakterdarsteller am Rande in einem Filmwerk zu sehen, inszeniert von dem jungen aus der Hitler-Jugend stammenden Regisseur Alfred Weidenmann. War schor sein Ich und Du-Film (BRD 1953) Anfang des vergangenen Jahres ein Beweis durchdachter Inszenierung, so ist Canaris ein Musterbeispiel für excellente Arbeit, nicht nur vom Stoff aus, der ja von vorn- herein interessieren musste, obwohl wir uns leider dafür vor drei Jahren nicht erwärmen konnten, sondern jede Type und die geringste Komparsenfigur ist wirklich ausgesucht. Von diesem Regisseur sind für die Zukunft wirklich große Filme zu erwarten, und es ist nur die Frage, wer sich Herrn Weidenmann zunächst einmal sichert. O.E.. Hasse, ein längst „fälliger“ Schauspieler, dem man auch getrost den Teufels General (Des Teufels General (BRD 1954. R: Helmut Käutner) hätte überlassen können, wird nunmehr die Reihe der großen deutschen Charakterdarsteller endgültig anführen. Es erscheint in diesem Zusammenhang angebracht, zu erwähnen, dass 0.E.Hasse die Majorsrolle in den Fortsetzungen von 08/15 übernommen hat und dass ein Vertrag mit Herrn [ Hans] Wölffer [Berliner Intendant] vorliegt für die Rolle des Friedrich Wilhelm Röntgen.
Einen guten Start hatte der von der Presse mittelmäßig besprochene Luise Ulrich-Film Ihre grosse Prüfung (BRD 1954.R: Rudolf Jugert), Constantin, MARMORHAUS.
Neben Canaris ist der Film des Monats, oder besser gesagt der Monate Die Faust im Nacken, Columbia, im DELPHI-PALAST, der die Härte des Films Lohn der Angst sogar in den Schatten stellt und den man wirklich als den „mutigsten Film des Jahres“ bezeichnen kann. Ein ungewöhnliches Bild für dieses Haus, da ja die Konkurrenz von Gloria-Palast doch von entscheidendster Bedeutung war und ist: Lange Autokolonnen und nahezu drei ausverkaufte Vorstellungen pro Tag. Allianz-Films Die goldene Pest (BRD 1954.R: John Brahm), ASTOR, in der allgemeinen Propaganda des Hauses mit großen Vorschusslorbeeren versehen, enttäuschte zumindest erst einmal die Presse. Die bruchstückartige Regie ohne flotte Übergänge, nicht einmal genau ausbalancierter Tonmischung, verärgerte die Asse unter den Berliner Kritikern. Auch das Publikum, auf den Film bestens vorbereitet, war enttäuscht. Die gut vorbereitete Premiere hatte zur Folge, dass bis zum Sonntag ein außerordentlich starker Vorverkauf stattfand trotz gleichzeitigem Einsatz von Canaris und Faust im Nacken. Kein Zweifel jedoch, dass der Film in den Bezirken, wenn er auf nicht allzu starke Gegnerschaft stößt, wie die beiden oben angeführten Filme, zu Überdurchschnittskassen kommen wird. Es wird über die Fertigstellung des Films Die goldene Pest zu geeigneter Zeit zu sprechen sein. Fest steht jedenfalls, dass hier ein Film nach mehrmaliger Besichtigung des bis dahin abgedrehten und vorgeführten Rohschnitts schlechter geworden ist. Hier hat der Feinschnitt keine Verbesserungen erzielt, sondern eigenartigerweise Verschlechterungen. Ihre Meinung, lieber Herr Zobel, der sich die meine vollgültig anschließen kann, war, als wir den Film einige Male unfertig gesehen hatten, durchaus richtig. Das fertige Produkt jedoch dürfte aber auch nicht Ihren Beifall gefunden haben. Die lange Herstellungszeit und hohen Kosten für diesen Film sind auf keinen Fall zu erkennen oder angebracht gewesen. Der Film geht heute in Berlin in die 2. Laufwoche und wird abgelöst im gleichen Theater durch Fernandels Ali Baba (Ali Baba et les quarante voleurs. F 1954.R: Jacques Becker) .
Die Sylvester-Premiere der Deutschen London im TITANIA-PALAST und CAPITOL Ewiger Walzer – Frauen um Johann Strauß (BRD 1954.R: Paul Verhoeven) wurde ein überraschender Erfolg bei Presse und Publikum.
Fritz Kortners Film Die Stadt ist voller Geheimnisse (BRD 1954. R: Fritz Kortner) von der Europa im STUDIO ist trotz großer Namensaufführung als verunglückt anzusehen. Einzelne Episoden, an der Spitze Grethe Weiser und Annemarie Düringer, sind interessant. Der Film ist blendend fotografiert, aber ohne rechte Übergänge zu abgehackt wirkend.
Das CINEMA PARIS tat einmal einen schlechten Griff mit Rossellinis Angst (BRD 1954). Der Film bekam mäßige und schlechte Kritiken, möglicherweise reicht aber die Anziehungskraft von Frau Bergman aus, den Film 4 Wochen auf dem Spielplan zu belassen.
Der GLORIA-PALAST ist dermaßen stark mit Qualitäts- und Geschäftsfilmen besetzt, dass er sich erlauben konnte, Ludwig II (BRD 1954.R: Helmut Käutner) an das MARMORHAUS abzugeben, der nach dem Luise Ulrich-Film Ende des Monats, weil Madame Dubarry (F 1954.R: Christian-Jaque) anscheinend nicht pünktlich lieferbar ist, dort anlaufen wird. Anschliessend an den 0.W.Fischer-Film läuft dann Madame Dubarry.
Canaris wird in der 2. Woche Februar von Auf der Reeperbahn nachts um 1/2 1 (BRD 1954.R: Wolfgang Liebeneiner) abgelöst.
Wenn es Nacht wird in Paris wird Ende Januar abgelöst von Mannequins für Rio (BRD/USA 1954.R: Kurt Neumann).
Das CINEMA PARIS-Programm: Romeo und Julia (UK 1954.R: Renato Castellani), Affaire Maurizius (L’affaire Maurizius. F/I 1954.R: Julien Duvivier) und Le Blé en Herbe (F 1954.R: Claude Autant-Lara), Marianne (BRD 1954. R: Julien Duvivier), Le Rouge et le Noir (F/I 1954. R: Claude Autant-Lara).
Wie schwer die Situation selbst für die Spitzenverleiher ist, erkennt man am besten aus der Tatsache, dass die qualitativ gesehen stärkste Firma neben Gloria-Film die Schorcht-Film mit ihrem Film Der letzte Sommer so gut wie keine Nachbesetzung bisher erfahren hat. Der Film war schon im Kiki kein Erfolg und wird es, wenn die ersten Lücken kommen, auch in der Nachbesetzung außerordentlich schwer haben.