Monatsbericht November 1954 vom 24.11.1954 (11/54)

Der November war der bisher stärkste Verleihmonat der neuen Spielzeit. Hauptanteil der französische Farbfilm Rasputin (Raspoutine. F 1954. R: Georges Combret)
Überragendes Geschäft Die Wüste lebt, Herzog-Film, CINEMA PARIS, 13.Woche.
Rekordgeschäft im GLORIA-PALAST 08/15 (BRD 1954. R: Paul May), der bis kurz vor Weihnachten dort auf dem Spielplan bleibt und mit 60 Kopien zu Weihnachten den Besitzern der Erstaufführungs-Theater das Geschäft des Jahres verspricht.

In den Bezirken kam zu sehr guten Ergebnissen der Deutsche London- Film Rittmeister Wronsky.

Der CinemaScope-Film der Centfox Drei Münzen im Brunnen hielt sich 7 Wochen in der FILM-BUHNE WIEN und wurde gestern abgelöst durch unseren Film Die letzte Etappe.
In den Bezirken konnte der Europa-Film Die Mücke (BRD 1954.R: Walter Reisch) seinen Ruf vom ASTOR, wo er 4 Wochen auf dem Spielplan blieb, nicht rechtfertigen. Er kam lediglich zu Durchschnittserfolgen.
Der Film Die Hexe (BRD 1954. R: Gustav Ucicky), der es in MARMORHAUS schon schwer hatte, kam nicht zu Durchschnittsergebnissen.
Unter Durchschnitt war auch der Columbia-Film Die Hochstaplerin der Liebe (Au 1954.R: Hans H. König) im MARMORHAUS, der nur von den „Leichen“ von 08/15 leben konnte.
in den Bezirken enttäuschte Herzog-Film Der König der Manege (Au 1954.R: Ernst Marischka). Völlig danebengegangen ist Europas-Film Hoheit lassen bitten (BRD 1954.R: Paul Verhoeven). Vergleiche auch Bericht vom 1.11.
NF-Film Der Engel mit dem Flammenschwert (BRD 1954. R: Gerhard Lamprecht) kam zu besseren Ergebnissen in den Bezirkstheatern als im Uraufführungs-Theater DELPHI-PALAST.
Absolut schlecht war geschäftlich Constantins Therese Raquin (F/I 1954. R: Marcel Carné), der teilweise frühzeitig herausgenommen werden musste.

2.11. Centfox Fluss ohne Wiederkehr (River of no return. USA 1954.R: Otto Preminger) Titania-Palast, Capitol. Der Film kam in beiden Theatern zu sehr guten geschäftlichen Ergebnissen, die er auch in den bereits bestehenden CinemaScope-Theatern fortsetzen wird.
3.11. Eine amerikanische Verfilmung von Zolas „Bestie Mensch“: Lebensgier (Human Desire. USA 1954.R: Fritz Lang), Verleih Columbia, war weder im DELPHI-PALAST noch in den Bezirkstheatern ein Erfolg.
Berolinas Film …Und ewig bleibt die Liebe (BRD 1954. R: Wolfgang Liebeneiner), Verleih Constantin, farbtechnisch wirklich unmöglich, konnte sich in dem neueröffneten Uraufführungstheater BONBONNIERE nur mit Not zehn Tage halten, kam aber in den Bezirken teilweise zu guten Ergebnissen. Qualitativ sehr schlecht ist der Constantin-Film Der schweigende Engel (BRD 1954.R: Harald Reinl), der in Massenstart anlief. In jedem Theater war ein Dar- steller des Films anwesend. Dadurch dürfte der Film, der zwar geschäftlich weit unter Durchschnitt liegt, doch noch einigermaßen über die Runden kommen.
8.11. Premiere 08/15, Gloria-Verleih, GLORIA-PALAST. Hier war unschwer ein Großerfolg vorauszusehen, nachdem das Uraufführungs-Theater außerdem mit mehr als 20 Darstellern bevölkert wurde.
Nach sechs Tagen Laufzeit erlitt die Union-Film einen schweren Schlag, indem der bemerkenswerte französische Film Der Abtrünnige (Le Defroque. F 1954.R: Léo Joannon) im ASTOR abgesetzt werden musste. Der Film hat bis heute keine Nachbesetzung gefunden und wird es sehr, sehr schwer haben.
Der TAUENTZIEN-PALAST beendete seine Katastrophenzeit, die er mit Rummelplatz der Liebe (Carnival Strory. USA/BRD 1954.R: Kurt Neumann) erleben musste, mit dem Herzog-Film Unternehmen Xarifa (CH 1954.R: Hans Hass) am 12.11. Der Film kommt bemerkenswerterweise dort zu guten Ergebnissen.
16.11. Ein Abenteurerfilm für Primitive ist der Paramount-Film Elefantenpfad (Elefant Walk. USA 1952/53. R: William Dieterle) im FILMTHEATER BERLIN. Ohne Bedeutung, in bestimmten Bezirkstheatern wird er gut ankommen.
Pallas konnte mit dem französischen Film Verfemte Frauen (Marchandes d’illusions. F 1954. R: Raoul André) , BONBONNIERE, der im Schatten von Gefährtinnen der Nacht sein Dasein fristet, keinen Erfolg erzielen.
Union-Film erlitt in dieser Woche einen neuen schweren Schlag. Der Film Maxie (AU 1954.R: Eduard von Borsody) im ASTOR konnte trotz prominenter Besetzung nur 1 Woche dort auf dem Spielplan bleiben und wird es ebenfalls in den Bezirken sehr schwer haben.
Doppelstart eines CinemaScope-Films der Centfox in TITANIA-PALAST und CAPITOL: Die Gladiatoren (Demetrius and the Gladiators. USA 1954.R: Delmer Daves) Diese Art Filme haben noch immer Zugkraft, wie die Ergebnisse von Quo Vadis eindeutig beweisen.
17.11. Einen 3. K.o.-Schlag musste innerhalb von 14 Tagen die Union-Film mit dem Start des Films Magdalena (I 1953.R: Auguste Genina) im DELPHI-PALAST einstecken. Auch dieser für Großstädter zwar nicht geeignete Film, aber immerhin noch mit Publikumswirkung versehen, musste nach sechs Tagen in Delphi-Palast abgesetzt werden.
22.11. Schorcht Der letzte Sommer (BRD 1954.R: Harald Braun), KiKi, mit grosser Spannung erwarteter Dr. Harald Braun-Film, der allerdings sein schwächster ist. Wie hier die Prädikatisierungsstelle auf ein Urteil „wertvoll“ kommen konnte, wird einem versierten Betrachter wirklich merkwürdig berühren. Der Film ist ein Stückwerk einzelner Leistungen, wie die z. B. von Mathias Wieman und Lieselotte Pulver. Andere Darsteller bleiben blass und ohne Eindruck: Brigitte Horney, Werner Hinz, Käthe Haak. Eindringlich die sehr begabte Nadja Tiller, die wirklich mehr kann als ihr bisher zugemutet wurde, und der immer sehr gute René Deltgen. Der Film scheitert an der absoluten Fehlleistung bzw.Fehlbesetzung von Hardy Krüger, der zwar einen trotzigen Jungen spielen kann, aber keinen jungen Revolutionär, dem man ein Attentat auf den Staatspräsidenten zutrauen kann. Das Buch ist zu romantisch als dass das Publikum und die Kritik diese merkwürdige Atmosphäre um den Staatspräsidenten ernst nehmen kann. Dieser Film ist wirklich nur als Märchen vertretbar. Wer aber Dr.Braun kennt und sein Bemühen um wirkliche Filmkunst, weiß, dass er etwas ganz anderes gewollt hat. Der Film müsste eigentlich für Schorcht eine geschäftliche Enttäuschung bringen. Wenn er seine Herstellungskosten einspielt, ist das tatsächlich nur der Leistung der einzelnen Schauspieler zu verdanken.
23.11. Premiere FILM-BÜHNE WIEN Die letzte Etappe. Sehr freundliche Aufnahme, Kritiken liegen noch nicht vor.
Columbia-Film Ein Mädchen aus Paris (BRD 1954.R: Franz Seitz), MARMORHAUS. Die soeben erschienenen Kritiken sind mittelmäßig.
23.11. Premiere MGM Die Intriganten (Executive Suite. USA 1954.R: Robert Wise) STUDIO.
23.11. Premiere United Artists Sittenpolizei (Vice Squad. USA 1953.R: Arnold Laven) DELPHI-PALAST.
Der qualitativ beste Film von den 4 aufgeführten dürfte der amerikanische Film Die Intriganten sein.

Vor Weihnachten kommen noch folgende Filme heraus: United Artists Akt der Liebe (Act of Love. USA 1954.R: Anatole Litvak) ASTOR
Gloria Roman eines Frauenarztes (BRD 1954.R: Falk Harnack) Massenstart
Schon längst festgesetzte Weihnachtspremieren: Herzog Emil und die Detektive (BRD 1954.R: Robert A. Stemmle) MARMORHAUS RKO, Walt Disney-Film Drei Caballeros (The Three Caballeros. USA 1944. R: Norman Ferguson, Clyde Geronimi, Jack Kinney, Harold Young) ASTOR Herzog An jedem Finger zehn (BRD 1954.R: Eric Ode), GLORIA-PALAST Warner Bros. Ein Star ist geboren (A Star is Born. USA 1954. R: George Cukor) PILM-BUHNE WIEN Columbia Das zweite Leben (BRD/F 1954. R: Viktor Vicas), CINEMA PARIS Schorcht Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez Pas Au Grisbi. F 1954.R: Jacques Becker) Kiki NF, Gitarren der Liebe ((BRD 1954.R: Werner Jacobs), DELPHI-PALAST.