[Der Bericht ist im Original als Dezember 1953/ Januar 1954 betitelt, behandelt aber neben einigern Nachzüglern aus Dezember 1953 vor allem die Filme, die im Januar 1954 in Berlin anliefen und von dem Berichterstatter gesehen wurden]
Durch die starke Terminierung der Filme Don Camillo’s Rückkehr, Lohn der Angst und Jonny rettet Nebrador ist auch im Januar ein sehr gutes Kassenergebnis zu erwarten, so dass Allianz Berlin, wie schon im Dezember, auch in diesem Monat an führender Stelle stehen wird. Große Geschäfte sind in den Uraufführungs-Theatern Geliebtes Leben (BRD 1953.R: Rolf Thiele – Schorcht, KiKi), Ein Leben für Do (BRD 1953.R: Gustav Ucicky – Prisma, MARMORHAUS), Königliche Hoheit (BRD 1953. R: Harald Braun- Schorcht, GLORIA-PALAST), Wenn der weisse Flieder wieder blüht (BRD 1953. R: Hans Deppe – Herzog, in den Bezirken). Der Schorcht-Film Muss man sich gleich scheiden lassen (BRD 1953.R: Hans Schweikart) war zwar im Uraufführungs- Theater ein sehr gutes Geschäft, in den Bezirken jedoch nur gut bis mäßig. Der Film Schlagerparade (BRD 1953.R: Erik Ode), am 14.1. vom Uraufführungs-Theater MARMORHAUS abgesetzt, ist bis heute noch nicht zum Einsatz gekommen. Der Deutsche London – Film Blume von Hawaii (BRD 1953. R: Geza von Cziffra) macht gutes und sehr gutes Geschäft in den Bezirken.
Mit über 40 Kopien startet Gloria-Film Sterne über Colombo (BRD 1953; R: Veit Harlan) am 2.2. im Masseneinsatz.
Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
Keine
b) Filme der Konkurrenz
29.12. Herzog Du bist die Welt für mich (Au 1953. R: Ernst Marischka) FILM-BÜHNE WIEN. Mäßiges Geschäft, auch in den Bezirken unter Durchschnitt.
29.12. Europa Rausch der Farben (It’s a pleasure. USA 1945. R: William A. Seiter) CAPITOL.
Etwas langatmiger Sonja Henie-Revuefilm, sehr gut synchronisiert, aber nur mäßiges Geschäft.
31.12. Schorcht Liebenswerte Frauen? (Adorable creatures? F 1952.R: Christan-Jacque) CINEMA PARIS.
Hervorragendes Geschäft, in der 4. Woche noch mit 90% (siehe Vormonatsbericht). Großartige Aufnahme, beste Mundpropaganda.
1954
1.1. Gloria Die geschiedene Frau. (BRD 1953. R: Georg Jacoby) GLORIA-PALAST.
Im Uraufführungs-Theater selbst nur mäßiges Geschäft, in den Bezirken jedoch über Durchschnitt und gut.
4.1. Columbia Fort TI (USA 1953.R: William Castle) FILMTHEATER BERLIN.
Sehr gutes Geschäft im Uraufführungs-Theater. Auch die wenigen Theater, die bisher 3 D-Filme spielen können, werden zweifelsohne gute Geschäfte machen.
8.1. Schorcht Geliebtes Leben (BRD 1953.R: Rolf Thiele) KIKI.
Sehr guter Film. Ich selbst finde ihn in der Kritik allgemein überschätzt, auch in seiner Mundreklame. Geschäft sehr gut.
8.1. MGM Nackte Gewalt (The Naked Spur. USA 1952.R: Anthony Mann) DELPHI AM Z00.
Das ist ein harter Brocken, stellenweise Vergleiche mit Lohn der Angst angebracht. Unterdurchschnittsgeschäft.
8.1. NF Strassenserenade (BRD 1953. R: Werner Jacobs) CAPITOL.
In diesem Theater nur Durchschnittsgeschäft, in den Bezirken teilweise gut und auch sehr gut.
11.1. Schorcht Königliche Hoheit (BRD 1953. R: Harald Braun) GLORIA-PALAST.
Sehr liebevoll inszenierter Film, gute Farben, persönliche Bestleistung von Dieter Borsche, gute Chargen- Schauspieler. Film wird Spitzengeschäft, Kritiken sehr gut.
12.1. Paramount Ein Herz und eine Krone (Roman Holiday. USA 1953.R: William Wyler) ASTOR.
Film mit hervorragendem Ruf, bester Mundreklame, sehr gutes Geschäft.
12.1. Centfox Madam macht Geschichte(n) (Call me Madame. USA 1953.R: Walter Lang) FILM-BÜHNE WIEN. Ganz reizender Film, liebevoll eingedeutscht, aber doch nur mäßiges Geschäft in der Filmbühne Wien. Zu wenig Vorbereitung.
12.1. RKO Androkles und der Löwe (Androcles and the Lion. USA 1952.R: Chester Erskine) STUDIO.
Ein Leckerbissen für wirkliche Filmfreunde. Großartige Dialoge; ein Film ohne jede Geschäftsaussicht.
14.1. Paramount Kampf der Welten (War oft he Worlds. USA 1953. R: Byron Haskin) FILMTHEATER BERLIN.
Ein Film aus der Massenproduktion utopischer Filmwerke, mehr lächerlich als ernst zu nehmen, doch ein Film für Neugierige und dadurch geschäftliche Überraschung möglich.
15.1. Prisma Ein Leben für Do (BRD 1953.R: Gustav Ucicky) MARMORHAUS.
Ein etwas langweiliger, aber sehr sauberer und handwerklich ausgezeichnet gemachter Film. Sehr gute schauspielerische Leistung von Hans Söhnker und Charles Regnier. Sehr gute, fast nicht verständliche Presse, sehr gutes Geschäft.
15.1. Constantin Hurra – ein Junge (BRD 1953, R: Ernst Marischka) DELPHI AM ZOO.
Das ist wieder ein Film, der viele Kassenrekorde sprengen wird, der aber dermaßen über den Leisten gehauen ist, dass es eine Schande ist für einen seriösen Verleih. Trotzdem: das Publikum jauchzt und springt von den Sitzen. Am Ende des Jahres wird der Film obenan stehen.
19.1. Constantin Die Zeit mit Monika (Sommaren med Monika. Sw 1953.R: Ingmar Bergman) STUDIO.
Das ist ein typischer Film von Ingmar Bergman, dem Sexual-Psychoanalytiker. Friedrich Luft nahm die Überschrift :“Und sie luderten einen Sommer lang“.
22.1. Columbia Diese Frau vergisst man nicht (Let’s do it again. USA 1953. R: Alexander Hall) CAPITOL. Weshalb dieser Film in Farbe gedreht worden ist, wird kein Mensch je deuten können. Ihn einzuführen ist, abgesehen von der temperamentvollen Jane Wyman, unerfindlich. Ein reiner Durchschnittsfilm ohne Möglichkeiten.
2.3. Das ideale Brautpaar (BRD 1953. R: R.A. Stemmle) DELPHI-PALAST. [Der Film hatte tatsächlich erst am 2. März in Berlin Premiere, wurde aber vom Berichterstatter schon im Januarbericht berücksichtigt, da es sich um einen Film des eigenen verleihs handelte]
Dieser nicht ganz geglückte Film von R.A. Stemmle bietet dem Publikum durch die teilweise hervorragenden schauspielerischen Einzelleistungen jedoch viel Wertvolles. Das unterstreicht auch die Presse, die mit Ausnahme des „Telegraf“ den Film sehr gut besprach.
Die Premiere selbst war in Anwesenheit der in Berlin lebenden Schauspieler zumindest ein großer äusßerer Erfolg. Kurt Pratsch-Kaufmann nahm in seiner witzigen Art die Verlosung von 8 goldenen Armbanduhren (Mate-Gold) vor. Für musikalische Unterhaltung sorgte Heinrich Riethmüller auf der Polycord-Orgel.
Der Film wird zweifellos zufriedenstellende Kassen zeitigen.
b) Filme der Konkurrenz
26.1. United Artists Die Jungfrau auf dem Dach (The Moon is Blue. USA 1953.R: Otto Preminger) ASTOR. Das ist zweifellos ein ganz reizender Film. Ob er sich in der Provinz durchsetzen wird, möchte ich bezweifeln, da der Witz in den Dialogen sicher nicht von allen verstanden werden kann. In den Großstädten jedoch dürfte der Film Spitzenergebnisse erzielen.
28.1. Columbia O Cangaceiro (Brasilien 1953.R: Lima Barreto) DELPHI-PALAST.
Das ist ein Weltklassefilm mit allerdings geringen geschäftlichen Möglichkeiten, leider grauenvoll synchronisiert, aber ansehenswert für Filmleute. Dieser Film braucht den Vergleich mit Lohn der Angst nicht zu scheuen.
29.1. Herzog Hanna Amon (BRD 1951. R: Veit Harlan) Massenstart.
Dieser Veit Harlan-Film kam, etwas im Verborgenen aufgeführt, nicht zum vollen Zuge, abgesehen davon, dass Thema und Problematik einen Großerfolg nicht zulassen.29.1. Tempofilm Bis 5 nach 12 (BRD 1953; R: Richard von Schenk) Massenstart.
In Berlin ging die Rechnung für diesen Film nicht auf. Nur in wenigen Theatern hatte der Film ein Überdurchschnittsergebnis.
-2-
hatte einen sehr guten Erfolg in der Uraufführung und einen sensationellen Bezirksstart. Er schlug in der gleichen Laufwoche die gesamten Konfektionsfilme, die auf dem Markt waren. Der Film hat hervorragende Kritiken.
11.2. Deutsche London „Regina Amstetten“ GLORIA-PALAST.
Das ist langatmig gemacht, zeichnet sich aber durch Sauberkeit aus. Auch die einzelnen Darsteller, mit Ausnahme von Willy Eichberger, sind sehr gut geführt (Carl Raddatz, Harry Meyen, ein Schauspieler, den man allerstärkstens beachten muss). Der Film war jedoch im Uraufführungs-Theater selbst nicht viel mehr als ein Durchschnittsgeschäft. In den Bezirken dürfte er evtl. zu sehr guten Ergebnissen kommen.
12.2. Centfox „Polizei greift ein“ Massenstart.
Während ich viele andere amerikanische Filme, die in Massenstart anlaufen, nicht mehr besprechen werde, ver- dient dieser Film wieder Erwähnung. Handwerklich und dramaturgisch ausserordentlich präzise gemacht, ist er von ausserordentlicher Spannung und bei den Freunden des Kriminalfilms sicher ein grosser Erfolg. In Berlin war es der Fall.
12.2. Europa „Hochzeit auf Reisen“ DELPHI-PALAST.
Vollkommen daneben ging in Berlin dieser Film, der
7 Tage im Delphi-Palast lief, in den Bezirken aber teil- weise vorzeitig abgesetzt werden musste.
15.2. RKO „Ehe mit dem Satan“ KIKI.
Das ist dramaturgisch wieder ganz hervorragend eingefä- delt und ein Lehrbeispiel für deutsche Autoren, die Kriminalfilme schreiben. Die Spannung ist jedoch teilwei- se unerträglich, so dass dem Film ein Erfolg nicht be- schieden sein wird.s
16.2. Pallas „Die goldene Karosse“ CINEMA PARIS.
Der Film bekam eine stark unterschiedliche Presse von hervorragend bis lobenswert und bis zur völligen Ablehnung. Das Geschäft ist ganz unzureichend, und der Film wird nur auf Grund der Bindungen Pallas/Cinéma Paris gehalten.
20.2. MGM „Die lustige Witwe“ DEL PHI-PALAST.
Auch dieser MGM-Film hatte wie sein Vorgänger 1950 trotz der Starbesetzung keinerlei Erfolg.
25.2. Centfox „Das Gewand“ FILM-BÜHNE WIEN.
Der Film wurde mit grossem Aufwand gestartet. Die Zeitun- gen lehnen den Film mit wenigen Ausnahmen ab, zumindest den Stoff, und das Geschäft rechtfertigt keinesfalls die unwahrscheinliche Reklame.
25.2. Paramount „Sangaree“ FILMTHEATER BERLIN.
Dieser 3 D-Film wird in den 15 Theatern, die 3 D-Filme spielen können, zweifelsohne ein Gesthäftserfolg werden.
28.2. Gloria „Komm zurück“ Massenstart.
Das ist wieder einer der Filme, für die Gloria-Verleih die „Visitenkarte“ abgibt. Dass Alfred Braun einmal mit Veit Harlan zusammengearbeitet hat, ist nach diesem Film kaum zu glauben, und dass ausgerechnet einige Leute um diesen Herrn Braun sich bei der Allianz einführen wollen, scheint mehr als mutig zu sein.
Neben zahlreichen Massenstarts „Die Frau mit der eisernen Maske (Centfox), „Fremdenlegion“ (Dt.Commerz) kam ein ganz reizender Film zur Aufführung:
28.2. MGM „Im Schatten der Krone“ CAPITOL.
Der Film ist ein kleiner „Fanfan“, farblich hervorragend und ein großartiges Geschäft.
1.3. NF „Meines Vaters Pferde“ GLORIA-PALAST.
Dieser Film ist gute alte Ufa-Klasse, aber doch streckenweise so langatmig und zu sehr Pferdefilm als dass er zum ganz großen Geschäft werden könnte. Bemerkenswerte schauspielerische Leistungen von Sonja Sutter, Eva Bartok, Curd Jürgens, Paul Bildt wie auch von dem viel zu wenig beschäftigten und ganz ausgezeichneten Ralph Lothar. Martin Benrath kann man nach seinem Debut in diesem Film, in dem er teilweise etwas steif wirkt, noch nicht beurteilen. Zu einem richtigen Film-Liebhaber fehlen ihm auf alle Fälle äußere Eleganz und Charme, so scheint mir. Auf den zum ersten Mal im Film erscheinenden Werner Hessenland ist bei Charakterrollen zu achten. Ausgezeichnete Stimme.
- Premieren kommenden Monats:
- a) Eigene Filme
5.3. „Lukrezia Borgia“ MARMORHAUS
- b) Filme der Konkurrenz
20.
Europa „Männer im gefährlichen Alter“ KIKI Columbia „Die Hochmütigen“ CINEMA PARIS
RKO „Teufelshauptmann“ Massenstart
Gloria „Die Gefangene des Maharadscha“ Massenstart Prisma „Der Vetter aus Dingsda“ Massenstart
Unitas „Ruf des Schicksals“ STUDIO
Columbia „Verdammt in alle Ewigkeit“ DELPHI-PALAST Union „Die Perle von Tokay“ CAPITOL
29.1 Constantin „Mamsell Nitouche“ CINEMA PARIS
31.12.
dis nieber 5 D-Pines Geuble sachen.