Archiv der Kategorie: Filme

Monatsbericht November 1954 vom 24.11.1954 (11/54)

Der November war der bisher stärkste Verleihmonat der neuen Spielzeit. Hauptanteil der französische Farbfilm Rasputin (Raspoutine. F 1954. R: Georges Combret)
Überragendes Geschäft Die Wüste lebt, Herzog-Film, CINEMA PARIS, 13.Woche.
Rekordgeschäft im GLORIA-PALAST 08/15 (BRD 1954. R: Paul May), der bis kurz vor Weihnachten dort auf dem Spielplan bleibt und mit 60 Kopien zu Weihnachten den Besitzern der Erstaufführungs-Theater das Geschäft des Jahres verspricht.

In den Bezirken kam zu sehr guten Ergebnissen der Deutsche London- Film Rittmeister Wronsky.

Der CinemaScope-Film der Centfox Drei Münzen im Brunnen hielt sich 7 Wochen in der FILM-BUHNE WIEN und wurde gestern abgelöst durch unseren Film Die letzte Etappe.
In den Bezirken konnte der Europa-Film Die Mücke (BRD 1954.R: Walter Reisch) seinen Ruf vom ASTOR, wo er 4 Wochen auf dem Spielplan blieb, nicht rechtfertigen. Er kam lediglich zu Durchschnittserfolgen.
Der Film Die Hexe (BRD 1954. R: Gustav Ucicky), der es in MARMORHAUS schon schwer hatte, kam nicht zu Durchschnittsergebnissen.
Unter Durchschnitt war auch der Columbia-Film Die Hochstaplerin der Liebe (Au 1954.R: Hans H. König) im MARMORHAUS, der nur von den „Leichen“ von 08/15 leben konnte.
in den Bezirken enttäuschte Herzog-Film Der König der Manege (Au 1954.R: Ernst Marischka). Völlig danebengegangen ist Europas-Film Hoheit lassen bitten (BRD 1954.R: Paul Verhoeven). Vergleiche auch Bericht vom 1.11.
NF-Film Der Engel mit dem Flammenschwert (BRD 1954. R: Gerhard Lamprecht) kam zu besseren Ergebnissen in den Bezirkstheatern als im Uraufführungs-Theater DELPHI-PALAST.
Absolut schlecht war geschäftlich Constantins Therese Raquin (F/I 1954. R: Marcel Carné), der teilweise frühzeitig herausgenommen werden musste.

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Monatsbericht Dezember 1954 vom 13. Januar 1955 (12/54)

Der Dezember brachte den gleichen Umsatz wie der November. Hauptanteil daran hatten die französischen Filme Die letzte Etappe und Rasputin. Der Umsatz hätte um ca.35.000,– höher sein können, wenn zum 10.12. die Auslieferung der Kopien Die letzte Etappe möglich gewesen wäre.
Am Kurfürstendamm hielten sich bis zu den Weihnachtspremieren Die Wüste lebt im CINEMA PARIS 14 Wochen und 08/15 im GLORIA- PALAST 7 Wochen.
In den Bezirken waren vor den Feiertagen Rittmeister Wronski, Unternehmen Xarifa und Roman eines Frauenarztes (BRD 1954. R: Falk Harnack) große ge- schäftliche Erfolge.
Prisma hatte mit Schützenliesel (BRD 1954.R: Rudolf Schündler) einen ziemlich beachteten Massenstarterfolg, Warner Bros. mit dem CinemaScope-Film Der Würger von Paris (Phantom of the Rue Morgue. USA 1954.R: Roy del Ruth) ebenfalls weit über dem Durchschnitt liegende Kassen und die MGM mit dem Farbfilm Die schwarze Perle (All the Brothers were valiant. USA 1953.R: Richard Thorpe) das gleiche.
In den Uraufführungs-Theatern kamen Ein Akt der Liebe (Act of Love. USA 1954.R: Anatole Litvak) und Tanz in der Sonne (BRD 1954.R: Geza von Cziffra) nicht an. Beide Filme enttäuschten auch in den Bezirken. Weiterlesen

Sonderbericht September 1954 vom 27.9. (09a/54)

Der Erfolg des Films Inferno (CinemaScope) hält an. Das Einspielergebnis von neun Theatern entspricht – um einen Centfox-Film zu erwähnen – dem Gesamtergebnis von 132 Abspielen für den Film Rommel, der Wüstenfuchs (The Desert Fox. USA 1951. R: Henry Hathaway) in Berlin.
Seit längerer Zeit wieder einmal hatten auch die Amerikaner einen guten Bezirks-Theater-Erfolg mit dem MGM-Film Mogambo
Der Großeinsatz mit 32 Kopien des Films Brot, Liebe, Fantasie verlief erwartungsgemäß sehr unterschiedlich. In den besseren Wohnvierteln Friedenau, Dahlem, Steglitz brachte der Film bei bestem Kinowetter gute Resultate. In den reinen Arbeiterbezirken Neukölln, Wedding, Gesundbrunnen und in den Vororten war der Film weit unter dem Durchschnitt.
Ein Spitzengeschäft, vergleichsweise wie seinerzeit bei uns Die verschleierte Maja, war der CCC-Film Gloria-Starparade, der mit 39 Kopien nach der Aufführung in der Waldbühne in die Bezirke geschleust wurde und wirklich ganz groß eingeschlagen ist. Der Episodenfilm Dürfen Frauen so sein, der einen wirklich sen- sationellen Start im Kiki hatte, lief wie Brot, Liebe, Fantasie in Berlin bei seinem Einsatz mit 32 Kopien sehr unterschiedlich. Das erwartete Spitzengeschäft war im ganzen September der Sauerbruch-Film.
Daneben ging Europas Columbus entdeckt Krähwinkel.
Völlig daneben ging in Berlin in den Bezirken, wo er nur 3-Tage-Termine erhielt, der Pallas-Film Versailles. Schon aus diesem Grunde muss bei den Startvorbereitungen für den Film Napoleon mit wirklicher Meisterschaft gearbeitet werden, damit alle Beden- ken bei den Theaterbesitzern und beim Publikum zerstreut werden, denn Sie werden sicher bald Berichte erhalten, dass man diesem Film gegenüber, der normalerweise ein Glanzstück im Programm der Allianz sein soll, recht skeptisch ist.
Ein Spitzenfilm ist Walt Disneys Die Wüste lebt, täglich 3,5 ausverkaufte Vorstellungen bei 4 möglichen.
Der NP-Film Morgengrauen (BRD 1954. R: Viktor Tourjanski), am 10.9. im Titania-Palast uraufgeführt, wurde von der Presse völlig zerrissen und die edlen Absichten dieses Filmvorhabens völlig missverstanden. Der Film ist allerdings hier in Berlin sehr schlecht vorbereitet herausgekommen, vielleicht ist darin ein Teil der völligen Ablehnung von Seiten des Publikums und der Presse zu suchen.
Die Welturaufführung des Dt. London-Films Geständnis unter vier Augen am 14.9. war im Gloria-Palast Berlin ein Achtungserfolg, für den sich der französische Regisseur André Michel – wozu man den geholt hat, begreife ich nicht – bedanken konnte. Der Film wird es in Berlin nicht leicht haben, jedoch spricht die Besetzung zumindest noch für ein gutes Durchschnittsgeschäft. Ivan Desny, seit „Weg ohne Umkehr“ (BRD 1953. R: Viktor Vicas) in Deutschland groß im Kommen, war auch in diesem Film hervorragend und stärker als die anderen Darsteller, einschließlich Hildegard Knef.
Viktoria und ihr Husar (BRD 1954.R: Rudolf Schündler) fand beim Publikum eine enttäuschende Aufnahme. Auch die Presse fand nicht einen einzigen Lichtblick in diesem Film, bei dem doch zumindest die Sauberkeit der Farben eine lobende Erwähnung verdient hätte.
In zwei Uraufführungs-Theatern, allerdings zweiter Qualität – Delphi-Palast und Capitol – startete die MGM am 17.9. mit enormer, auffallender Reklame Quo Vadis (USA 1951.R: Mervin LeRoy). Der Film enttäuscht stark, auch den Verleih, da er über Durchschnitts-Besucherzahlen nicht herauskommt.
Am gleichen Tag lief der amerikanisch-französische Film Einmal wird die Sonne wieder scheinen (Little Boy Lost. USA 1953. R: George Seaton), Paramount, im Filmtheater Berlin an. Hauptdarsteller: Bing Crosby. Der Film konnte sich im Uraufführungs-Theater nur 4 Tage halten.
Ebenfalls am gleichen Tag erlebte ein Kassenfavorit, Schorchts Feuerwerk (BRD 1954 R: Karl Hoffmann), seine Uraufführung im KiKi. Mit einem riesigen Darstelleraufgebot wurde der Start äußerlich gewürdigt. Die Kritiken sind ganz vorzüglich, das Geschäft hervorragend. Der Film hat eine enorme Mundreklame und wird sich bestimmt trotz der teilweise doch ziemlich unbekannten Darsteller nach Ende der Saison unter den ersten 20 Titeln befinden.

24.9. Eine wunderbare Liebe (L’Etrange Desir de M. Bard. F 1953.R: Geza von Radvany), Pallas-Film im Studio. Nur in Originalfassung mit hervorragenden Kritiken und durchschnittlichem Geschäft.
Ein neuer großer Kassenschlager am Kurfürstendamm ist der Columbia-Film Die Caine war ihr Schicksal (The Caine Mutiny. USA 1954.R: Edward Dmytryk) bei dem ein Großerfolg in Deutschland ganz klar ersichtlich ist.
Der Kurfürstendamm zeigt ein sehr genaues Abbild der ganz starken Geschäftsfilme, die in diesem Jahr wohl häufiger zu erwarten sind. Am gleichen Tag startete die RKO im Massenstart Stahlgewitter (Back to Bataan. USA 1945. R: Edward Dmytryck) , während die Herzog-Film trotz eines vorzüglichen Goulasch-Essens, welches sie den Premierengästen gab, über einen Höflichkeitserfolg für den Zigeunerbaron (BRD 1954. R: A.M.Rabenalt) nicht hinwegkam. Hier zeigt sich wieder einmal die Unbeständigkeit von A.M. Rabenalt. Der Film ist teilweise ausgesprochen geschludert, der Ton höchst unsauber und die Möglichkeiten gerade für diesen wirklichen Operettenstoff längst nicht halbwegs ausgeschöpft. Dass der Film dank der Besetzung und einiger bemerkenswerter Lacher (Oskar Sima) trotzdem einen guten Erfolg haben wird, jedoch nicht am Kurfürstendamm, steht außer Frage.

Sonderbericht August/September 1954 (siehe auch Monatsbericht August v.27.8.) 9/54

Der Deutsche London-Film Ännchen von Tharau (BRD 1954.R: Wolfgang Schleif) liegt geschäftlich in Berlin unter dem Durchschnitt.
Großen geschäftlichen Erfolg erzielt der Centfox-Film Inferno (Hell and High Water .USA 1953. R: Sam Fuller), der in zwei Theatern, Titania-Palast und Capitol, je 14 Tage lief und im Capitol noch in die 3. Woche herübergenommen worden ist.
Auch der MGM-Film Mogambo (USA 1953.R: John Ford) im Delphi-Palast hatte trotz der warmen Witterung überdurchschnittliche Kassen.
Nicht den erwarteten Erfolg hat in der Film-Bühne Wien der Union- Film Brot, Liebe und Fantasie (Pane, Amore et Fantasia.I 1953.R: Luigi Comecini).
Mit nur durchschnittlichen Kritiken versehen wurde der Schorcht-Film Bildnis einer Unbekannten. Die Kritiken sind völlig unberechtigt, da der Film einer der geistreichsten deutschen Nachkriegsfilme ist. 0.W.Fischer ist geradezu überragend, nur muss auch bei ihm seitens ernsthafter Regisseure darauf geachtet werden, dass sein „Unterspielen“ nicht zur Schablone wird. Frau Leuweriks Versuch, sich gesanglich zu produzieren, muss als missglückt angesehen werden. Selbst für einen Chanson-Vortrag reicht ihre Stimme nicht aus. Allerdings trägt sie es charmant vor. Bedeutender neuer Zuwachs unter den Männern des deutschen Films: Erich Schellow. Auf diese Begabung, lieber Herr Zobel, habe ich Sie bereits vor drei Jahren aufmerksam gemacht. Schellow war am früheren Preussischen Staatstheater unter Gründgens tätig und seit 1945 bei Barlog unter Vertrag. Der Film wird vielleicht nicht überall gleichmäßig ankommen, ein Überdurchschnittsgeschäft dürft er jedoch werden.

Gloria-Starparade (BRD 1954. R: Paul Martin) in der Waldbühne. Das ist jener Film, den die CCC aus dem französischen Film Nous irons à Monte Carlo (Musik in Monte Carlo. F 1952. R: Jean Boyer) extraktierte. Hier hat der Gloria-Verleih alles hineingepackt, was nach Schlager-Parade (BRD 1953.R: Erik Ode) und Heimweh nach Dir (BRD 1952. R: R.A. Stemmle) gängig war. Dem Film ist unschwer ein großer Erfolg zu prophezeien. Die Waldbühne, an diesem Sonnabend (4.9.) grossartig besetzt, glich einem Freudenkessel.
Hölle unter Null (Hell Below Zero. UK 1953.R: Mark Robson), ein neuer Alan Ladd-Film der Columbia. Die Columbia wird in diesem Jahr unter den führenden Firmen zu finden sein, da auch der in Venedig ganz gross aufgefallene Film Faust im Nacken (On the waterfront. USA 1954. R: Elia Kazan) noch zusätzlich für das Programm 1954/55 genannt wird. Dürfen Frauen so sein im Kiki erreichte eine Laufzeit von 7 Wochen, die für dieses Theater geradezu außergewöhnlich ist und seit Be- stehen des Hauses auch noch nicht einmal erreicht wurde. Der Film wird zumindest in Berlin durch diesen sensationellen Einsatz eines der größten Geschäfte werden.

 

Anlage zum Monatsbericht August 1954 (08/54) vom 27. August 1954

Allianz-Films Liebling der Frauen lief volle 5 Wochen im Cinéma Paris mit einem guten, in den ersten 3 Wochen mit einem sehr guten Geschäft. Der erste Bezirkstheater-Einsatz am 20.8. erbrachte gute Durchschnittsergebnisse.
Zur gleichen Zeit wurden auch die Filme So ein Affentheater (BRD 1953. R: Erik Ode)   und Dalmatinische Hochzeit. (BRD 1953. R: Geza von Bolvary) herausgebracht. Die Ergebnisse waren entsprechend der Qualität der Filme äußerst schwach. Wie nicht anders zu erwarten war, haben wir bei beiden Filmen außerordentliche Dispositionsschwierigkeiten, die für Außenstehende geradezu unvorstellbar sind, um so mehr als trotz des „Sommermonats“ August schon stärkste Kassenfilme zur Verfügung stehen und auch hervorragende Ergebnisse erzielt worden sind.

Von allen in Uraufführung befindlichen Filmen ist der wirklich überragendste Dürfen Frauen so sein (Le Lit), der heute in die 5. Laufwoche geht und über dessen Herausnahme aus dem Uraufführungstheater überhaupt noch nichts gesagt werden kann. Es ist der Film mit der besten Mundreklame seit Monaten (Verdammt in alle Ewigkeit).

Die Film-Bühne Wien hatte mit Wie angle ich [mir] einen Millionär 6 Wochen lang einen großen Treffer, der auch bei seinem Erstaufführungseinsatz in den CinemaScope-Theatern Rekordergebnisse erzielte.
Der Gloria-Palast hat mit Sauerbruch einen ganz grossen Griff getan. Der Film geht heute in die 3.Woche bei unvermindert starkem Geschäft.
Das Astor-Filmtheater hatte mit dem Columbia-Film Fegefeuer, dessen erste 600 m ganz hervorragend sind, ein gutes Durchschnittsgeschäft. Der Film wird heute abgelöst von Kaisermanöver (AU 1954.R: Franz Antel) von Gloria.

Berliner Filmsituation Mitte Juli bis Mitte August 1954 (7/54)

Allianz-Film Liebling der Frauen (Monsieur Ripos/ Knave of Hearts. F/UK 1954. R: René Clément) geht heute in die 5. Laufwoche und erzielt damit neben dem CinemaScope-Film Wie angle ich  einen Millionär die längste Laufzeit der letzten Monate. Bei diesem CinemaScope-Film ist in den 15 Häusern, die in Berlin dafür eingerichtet sind, ein Spitzengeschäft zu erwarten.

Nur durchschnittlich und in den besseren Wohnbezirken von Berlin weit unter Durchschnitt sind die Ergebnisse für die Filme Wenn Du noch eine Mutter hast (Au 1954. R: R.A. Stemmle) und Meine Schwester und ich (BRD 1954. R: Paul Martin).

Ein Spitzengeschäft in allen Bezirken war der Capitol-Film Konsul Strotthoff (BRD 1954.R: Erich Engel), in dem wiederum der ausgezeichnete Chargen- Darsteller Charles Regnier auffiel. Es ist bemerkenswert, dass Der große Zapfenstreich (BRD 1952.R: Georg Hurdalek) der erste Film war, in dem Regnier beschäftigt wurde und wo er mit zwei Sätzen, die er in der Gerichtsszene zu sprechen hat, sofort aufgefallen ist. Auf diesen Schauspieler sollte man unbedingt achten. Er ist in der Lage, Rollen, die für Gründgens, wie wir ihn in Erinnerung haben, gedacht sind, zu übernehmen.

Der französische Film mit Luis Mariano Veilchen der Kaiserin (Violettes Imperiales. F 1952. R: Richard Pottier) , der im Kiki nur 6 Tage lief, war ein furchtbarer Reinfall. Der Film war schauerlich synchronisiert, selbst die Lieder von Mariano.

Gefangene der Liebe (BRD 1954. R: Rudolf Jugert), über den ich bereits einmal an Sie geschrieben hatte, erwies sich im Uraufführungs-Theater als absoluter Fehlschlag. Trotzdem ist anzunehmen, dass er in den Bezirken durch doch vorhandene Qualitäten überraschen kann.

Der Film nach dem berühmten Bucherfolg Das Herz aller Dinge (The Heart of the Matter. UK 1953. R: George More O’ Farrell), Deutsche London-Film, ist insgesamt gesehen zu uneinheitlich, als dass diesem Film ein Erfolg beschieden sein kann. Darüber haben Sie auch bereits Mitteilung erhalten. Der Film ist nicht zu fürchten.

Sensationell jedoch ist das Geschäft in der ganzen 2. Laufwoche für den Film Dürfen Frauen so sein (Secrets d’Alcove. F 1953.R: Henri Decoin, Jean Delannoy, Ralph Habib, Gianni Franciolini) gewesen. Der Film ist derzeitig die absolute Überraschung. Ob die morgen anlaufenden 6 Filme den Besucherandrang abschwächen werden, wird zu beobachten sein.

Das ASTOR zeigte, durch Filmmangel verursacht, einen drittklassigen französischen Film Lohn der Sünde (Minuit, Quai de Bery. F 1953. R: Christian Stengel)   , Originaltitel „Quai de Bercy“, der nach 7 Tagen wieder spurlos in der Versenkung verschwand.

Herr Cziffra ist als Regisseur wohl nunmehr für Filme mit etwas Anspruch abzuschreiben. Sein Geld aus der Luft (BRD 1954. R: Geza von Cziffra) ist nach der üblichen Mischmasch-Methode inszeniert, seine lokalen Freunde Josef Meinrad, Hans Olden und Rudolf Platte erzeugen einige gequälte Lacher.

Sehr charmant, und eigentlich bedauerlich, dass der Film in einer Menge besserer Filme unterging, ist Ein Lied, ein Kuss, ein Mädel (The Stars are Singing. USA 1953. R: Noman Taurog) von der Paramount. Ein Film für Schlagerfreunde und moderne Musikfans, der zeigt, wie musikalische Filme gemacht werden müssen.

Der mit großer Reklame gestartete Film Monsun (Monsoon. USA 1952. R: Rodney Amateau) der Döring-Film erwies sich auch in Berlin als ein Fehlschlag.

An diesem Wochenende erscheint der mit großer Spannung erwartete Schorcht-Film Sauerbruch – Das war mein Leben (BRD 1954. R: Rolf Hansen). Auch die am gleichen Tag anlaufenden Filme Man nennt mich Hondo (Hondo. USA 1953.R: John Farrow) (Warner), Die 7 Kleider der Katrin (BRD 1954.R: Hans Deppe) (Constantin) und Fegefeuer (Miss Sadie Thompson. USA 1953. R: Curtis Bernhardt) (Columbia) sind zumindest von der Besetzung her interessant. Mehr über diese Filme wenn sie angelaufen oder gesehen worden sind.

Bei der gestrigen Trade-Show wurde der Film Bildnis einer Unbekannten (BRD 1954. R: Helmut Käutner), der am 27.8. in Berlin anlaufen wird, sehr gut aufgenommen.

 

 

Januar/Februar 1954 (02/54)

 Der Filmmonat Februar war geschäftlich mit Ausnahme einiger starker Publikumsfilme wie Königliche Hoheit, Geliebtes Leben, Ein Leben für Do – durch die Kälte stark beeinträchtigt. Die Uraufführungs-Theater konnten ihre Filme Die letzte Brücke (Au 1953. R: Helmut Käutner), Regina Amstetten (BRD 1953. R: Kurt Neumann), Ehe mit dem Satan [auch udT Maskierte Herzen] (Sudden Fear. USA 1952. R: David Miller), Die lustige Witwe (The Merry Widow. USA 1951/52. R: Curtis Bernhardt) nur 7-14 Tage auf dem Spielplan halten. Die königliche Reise [der Film lief udT Eine Königin reist um die Welt] (A Queens World Tour. UK 1954.R: Oxley Hughan), ein Film, der Herrn Zobel angeboten wurde, versagte völlig. Das gleiche Schicksal erlebte der Rank-Film.

Premieren im Berichtsmonat:

a) Eigene Filme

28.1. Der Arzt und das Mädchen (Le Guerrisseur.F 1953.R: Yves Ciampi) FILM-BÜHNE WIEN.
Der Film fand bei Publikum und Presse eine geteilte Aufnahme. Trotz der Namen Jean Marais und Dieter Borsche wird dem Film ein grösserer Erfolg nicht beschieden sein, da das Thema nicht für jeden geeignet bzw. interessant ist. Der Film hat auch nicht genügend Spannungsmomente, um ein Durchschnittspublikum restlos zu befriedigen.
15.2. Welturaufführung Der goldene Garten MARMORHAUS.
Nach Meinung der Presse und der Fachpresse war diese Uraufführung von ganz besonderer Breitenwirkung. Das festliche Bild wäre gekrönt worden durch die Anwesenheit der Außenminister, die aber leider, teilweise noch im letzten Moment, absagen mussten. Der Film wurde von Presse und Publikum sehr gut aufgenommen. Der geschäftliche Erfolg war in der 1.Woche nicht zufriedenstellend. Grund: bis zu 20 Grad Kälte. In der 2.Laufwoche hatte der Film einen sehr guten Zuspruch, der auch über die 3.Woche hinaus anhielt.
Ob es möglich sein wird, den Film bei allen Theaterbesitzern durchzusetzen, muss leider angezweifelt werden. Trotzdem aber dürfte Der goldene Garten jahrelang auf den Programmen der Theater in Deutschland zu finden sein. Die Möglichkeit, ihn finanziell bestens auszuwerten, bleibt bestehen, wenn man an die zahlreichen Organisationen denkt, die für derartige Filme angesprochen werden können. Selbstverständlich wird der Film keine Terminierung erfahren können wie ein normaler Spielfilm. Es erscheint auch zweifellos günstiger, feste und ständige Matinee-Termine zu erhalten, als dem Film 3-Tage-Termine einzuräumen. In Berlin stehen die ersten zehn Erstaufführungs-Theater, die ihn über Sonnabend/Sonntag spielen, bereits fest.

b) Filme der Konkurrenz
2.2. Gloria Sterne über Colombo. Massenstart. Das war der erwartete Großerfolg mit entsprechenden Verlängerungen und mit etwas Ärger am Rande, der sich aber für das Geschäft nicht nachträglich auswirkte.
5.2. Panorama  Geliebte um Mitternacht (Le Amants de Minuit. F 1952. R: Roger Richebé) STUDIO.
Das ist jener Jean Marais-Film, der bei den Filmfestspielen im Vorjahr dank der Anwesenheit einer französischen Schauspielerin einen Achtungserfolg hatte. Hier hatte er keinerlei Erfolg und ist auf den Spielplänen so gut wie nicht zu sehen.
5.2. Constantin Einen Sommer lang (Sommarlek. Sw 1951. R: Ingmar Bergman) KIKI.  Gar kein Erfolg.
11.2. Columbia Die letzte Brücke Welturaufführung FILMBÜHNE WIEN.
Das ist der beste Film nach dem Kriege von Helmut Käutner und an sich ein ganz klarer Beweis, dass dieser Regisseur nicht abgeschrieben ist. Der Film ist vom Thema her außerordentlich mutig, wenn auch für viele Leute unbequem.
Der neue Mann Bernhard WIcki, ein europäischer Pedro Armendariz, ist grossartig. Der Film hatte einen sehr guten Erfolg in der Uraufführung und einen sensationellen Bezirksstart. Er schlug in der gleichen Laufwoche die gesamten Konfektionsfilme, die auf dem Markt waren. Der Film hat hervorragende Kritiken.
11.2. Deutsche London Regina Amstetten (BRD 1953. R: Kurt Neumann) GLORIA-PALAST.
Das ist langatmig gemacht, zeichnet sich aber durch Sauberkeit aus. Auch die einzelnen Darsteller, mit Ausnahme von Willy Eichberger, sind sehr gut geführt (Carl Raddatz, Harry Meyen, ein Schauspieler, den man allerstärkstens beachten muss). Der Film war jedoch im Uraufführungs-Theater selbst nicht viel mehr als ein Durchschnittsgeschäft. In den Bezirken dürfte er evtl. zu sehr guten Ergebnissen kommen.
12.2. Centfox Polizei greift ein (Pick Up On South Street. USA 1953. R: Samuel Fuller) Massenstart.
Während ich viele andere amerikanische Filme, die in Massenstart anlaufen, nicht mehr besprechen werde, verdient dieser Film wieder Erwähnung. Handwerklich und dramaturgisch außerordentlich präzise gemacht, ist er von außerordentlicher Spannung und bei den Freunden des Kriminalfilms sicher ein großer Erfolg. In Berlin war es der Fall.
12.2. Europa Hochzeit auf Reisen (BRD 1953. R: Paul Verhoeven) DELPHI-PALAST.
Vollkommen daneben ging in Berlin dieser Film, der 7 Tage im Delphi-Palast lief, in den Bezirken aber teilweise vorzeitig abgesetzt werden musste.
15.2. RKO Ehe mit dem Satan (Sudden Fear. USA 1952. R: David Miller) KIKI.
Das ist dramaturgisch wieder ganz hervorragend eingefädelt und ein Lehrbeispiel für deutsche Autoren, die Kriminalfilme schreiben. Die Spannung ist jedoch teilweise unerträglich, so daß dem Film ein Erfolg nicht beschieden sein wird.
16.2. Pallas Die goldene Karosse (La Carozza D’Oro/ Le Carosse D’Or. I/F 1952. R: Jean Renoir) CINEMA PARIS.
Der Film bekam eine stark unterschiedliche Presse von hervorragend bis lobenswert und bis zur völligen Ablehnung. Das Geschäft ist ganz unzureichend, und der Film wird nur auf Grund der Bindungen Pallas/Cinéma Paris gehalten.
20.2. MGM Die lustige Witwe DEL PHI-PALAST.
Auch dieser MGM-Film hatte wie sein Vorgänger 1950 trotz der Starbesetzung keinerlei Erfolg.
25.2. Centfox Das Gewand (The Robe. USA 1953. R: Henry Koster) FILM-BÜHNE WIEN.
Der Film wurde mit großem Aufwand gestartet. Die Zeitungen lehnen den Film mit wenigen Ausnahmen ab, zumindest den Stoff, und das Geschäft rechtfertigt keinesfalls die unwahrscheinliche Reklame.
25.2. Paramount Sangaree (USA 1953. R. Edward Ludwig) FILMTHEATER BERLIN.
Dieser 3 D-Film wird in den 15 Theatern, die 3 D-Filme spielen können, zweifelsohne ein Geschäftserfolg werden.
28.2. Gloria Komm zurück (BRD 1953.R: Alfred Braun) Massenstart.
Das ist wieder einer der Filme, für die Gloria-Verleih die „Visitenkarte“ abgibt. Dass Alfred Braun einmal mit Veit Harlan zusammengearbeitet hat, ist nach diesem Film kaum zu glauben, und dass ausgerechnet einige Leute um diesen Herrn Braun sich bei der Allianz einführen wollen, scheint mehr als mutig zu sein.
Neben zahlreichen Massenstarts Die Frau mit der eisernen Maske [Centfox] (The Lady in the Iron Mask. USA 1952. R: Ralph Murphy), Fremdenlegion (Legion Straniere. I/F 1953. R: Basilio Franchera) [Dt.Commerz] kam ein ganz reizender Film zur Aufführung:
28.2. MGM Im Schatten der Krone (The Prisoner of Zenda. USA 1952. R: Richard Thorpe) CAPITOL.
Der Film ist ein kleiner Fanfan, farblich hervorragend und ein großartiges Geschäft.

Dezember 1953/ Januar 1954 (01/54)

[Der Bericht ist im Original als Dezember 1953/ Januar 1954 betitelt, behandelt aber neben einigern Nachzüglern aus Dezember 1953 vor allem die Filme, die im Januar 1954 in Berlin anliefen und von dem Berichterstatter gesehen wurden]

Durch die starke Terminierung der Filme Don Camillo’s Rückkehr, Lohn der Angst und Jonny rettet Nebrador ist auch im Januar ein sehr gutes Kassenergebnis zu erwarten, so dass Allianz Berlin, wie schon im Dezember, auch in diesem Monat an führender Stelle stehen wird. Große Geschäfte sind in den Uraufführungs-Theatern Geliebtes Leben (BRD 1953.R: Rolf Thiele – Schorcht, KiKi), Ein Leben für Do (BRD 1953.R: Gustav Ucicky – Prisma, MARMORHAUS), Königliche Hoheit (BRD 1953. R: Harald Braun- Schorcht, GLORIA-PALAST), Wenn der weisse Flieder wieder blüht (BRD 1953. R: Hans Deppe – Herzog, in den Bezirken). Der Schorcht-Film Muss man sich gleich scheiden lassen (BRD 1953.R: Hans Schweikart) war zwar im Uraufführungs- Theater ein sehr gutes Geschäft, in den Bezirken jedoch nur gut bis mäßig. Der Film Schlagerparade (BRD 1953.R: Erik Ode), am 14.1. vom Uraufführungs-Theater MARMORHAUS abgesetzt, ist bis heute noch nicht zum Einsatz gekommen. Der Deutsche London – Film Blume von Hawaii (BRD 1953. R: Geza von Cziffra) macht gutes und sehr gutes Geschäft in den Bezirken.
Mit über 40 Kopien startet Gloria-Film Sterne über Colombo (BRD 1953; R: Veit Harlan) am 2.2. im Masseneinsatz.

Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
Keine
b) Filme der Konkurrenz
29.12. Herzog Du bist die Welt für mich (Au 1953. R: Ernst Marischka) FILM-BÜHNE WIEN. Mäßiges Geschäft, auch in den Bezirken unter Durchschnitt.
29.12. Europa Rausch der Farben (It’s a pleasure. USA 1945. R: William A. Seiter) CAPITOL.
Etwas langatmiger Sonja Henie-Revuefilm, sehr gut synchronisiert, aber nur mäßiges Geschäft.
31.12. Schorcht Liebenswerte Frauen? (Adorable creatures? F 1952.R: Christan-Jacque) CINEMA PARIS.
Hervorragendes Geschäft, in der 4. Woche noch mit 90% (siehe Vormonatsbericht). Großartige Aufnahme, beste Mundpropaganda.

1954
1.1. Gloria Die geschiedene Frau. (BRD 1953. R: Georg Jacoby) GLORIA-PALAST.
Im Uraufführungs-Theater selbst nur mäßiges Geschäft, in den Bezirken jedoch über Durchschnitt und gut.
4.1. Columbia Fort TI (USA 1953.R: William Castle) FILMTHEATER BERLIN.
Sehr gutes Geschäft im Uraufführungs-Theater. Auch die wenigen Theater, die bisher 3 D-Filme spielen können, werden zweifelsohne gute Geschäfte machen.
8.1. Schorcht Geliebtes Leben (BRD 1953.R: Rolf Thiele) KIKI.
Sehr guter Film. Ich selbst finde ihn in der Kritik allgemein überschätzt, auch in seiner Mundreklame. Geschäft sehr gut.
8.1. MGM Nackte Gewalt (The Naked Spur. USA 1952.R: Anthony Mann) DELPHI AM Z00.
Das ist ein harter Brocken, stellenweise Vergleiche mit Lohn der Angst angebracht. Unterdurchschnittsgeschäft.
8.1. NF Strassenserenade (BRD 1953. R: Werner Jacobs) CAPITOL.
In diesem Theater nur Durchschnittsgeschäft, in den Bezirken teilweise gut und auch sehr gut.
11.1. Schorcht Königliche Hoheit (BRD 1953. R: Harald Braun) GLORIA-PALAST.
Sehr liebevoll inszenierter Film, gute Farben, persönliche Bestleistung von Dieter Borsche, gute Chargen- Schauspieler. Film wird Spitzengeschäft, Kritiken sehr gut.
12.1. Paramount Ein Herz und eine Krone (Roman Holiday. USA 1953.R: William Wyler) ASTOR.
Film mit hervorragendem Ruf, bester Mundreklame, sehr gutes Geschäft.
12.1. Centfox Madam macht Geschichte(n) (Call me Madame. USA 1953.R: Walter Lang) FILM-BÜHNE WIEN. Ganz reizender Film, liebevoll eingedeutscht, aber doch nur mäßiges Geschäft in der Filmbühne Wien. Zu wenig Vorbereitung.
12.1. RKO Androkles und der Löwe (Androcles and the Lion. USA 1952.R: Chester Erskine) STUDIO.
Ein Leckerbissen für wirkliche Filmfreunde. Großartige Dialoge; ein Film ohne jede Geschäftsaussicht.
14.1. Paramount Kampf der Welten (War oft he Worlds. USA 1953. R: Byron Haskin) FILMTHEATER BERLIN.
Ein Film aus der Massenproduktion utopischer Filmwerke, mehr lächerlich als ernst zu nehmen, doch ein Film für Neugierige und dadurch geschäftliche Überraschung möglich.
15.1. Prisma Ein Leben für Do (BRD 1953.R: Gustav Ucicky) MARMORHAUS.
Ein etwas langweiliger, aber sehr sauberer und handwerklich ausgezeichnet gemachter Film. Sehr gute schauspielerische Leistung von Hans Söhnker und Charles Regnier. Sehr gute, fast nicht verständliche Presse, sehr gutes Geschäft.
15.1. Constantin Hurra – ein Junge (BRD 1953, R: Ernst Marischka) DELPHI AM ZOO.
Das ist wieder ein Film, der viele Kassenrekorde sprengen wird, der aber dermaßen über den Leisten gehauen ist, dass es eine Schande ist für einen seriösen Verleih. Trotzdem: das Publikum jauchzt und springt von den Sitzen. Am Ende des Jahres wird der Film obenan stehen.
19.1. Constantin Die Zeit mit Monika (Sommaren med Monika. Sw 1953.R: Ingmar Bergman) STUDIO.
Das ist ein typischer Film von Ingmar Bergman, dem Sexual-Psychoanalytiker. Friedrich Luft nahm die Überschrift :“Und sie luderten einen Sommer lang“.
22.1. Columbia Diese Frau vergisst man nicht (Let’s do it again. USA 1953. R: Alexander Hall) CAPITOL. Weshalb dieser Film in Farbe gedreht worden ist, wird kein Mensch je deuten können. Ihn einzuführen ist, abgesehen von der temperamentvollen Jane Wyman, unerfindlich. Ein reiner Durchschnittsfilm ohne Möglichkeiten.
2.3. Das ideale Brautpaar (BRD 1953. R: R.A. Stemmle) DELPHI-PALAST. [Der Film hatte tatsächlich erst am 2. März in Berlin Premiere, wurde aber vom Berichterstatter schon im Januarbericht berücksichtigt, da es sich um einen Film des eigenen verleihs handelte]
Dieser nicht ganz geglückte Film von R.A. Stemmle bietet dem Publikum durch die teilweise hervorragenden schauspielerischen Einzelleistungen jedoch viel Wertvolles. Das unterstreicht auch die Presse, die mit Ausnahme des „Telegraf“ den Film sehr gut besprach.
Die Premiere selbst war in Anwesenheit der in Berlin lebenden Schauspieler zumindest ein großer äusßerer Erfolg. Kurt Pratsch-Kaufmann nahm in seiner witzigen Art die Verlosung von 8 goldenen Armbanduhren (Mate-Gold) vor. Für musikalische Unterhaltung sorgte Heinrich Riethmüller auf der Polycord-Orgel.
Der Film wird zweifellos zufriedenstellende Kassen zeitigen.

b) Filme der Konkurrenz
26.1. United Artists Die Jungfrau auf dem Dach (The Moon is Blue. USA 1953.R: Otto Preminger) ASTOR. Das ist zweifellos ein ganz reizender Film. Ob er sich in der Provinz durchsetzen wird, möchte ich bezweifeln, da der Witz in den Dialogen sicher nicht von allen verstanden werden kann. In den Großstädten jedoch dürfte der Film Spitzenergebnisse erzielen.
28.1. Columbia O Cangaceiro (Brasilien 1953.R: Lima Barreto) DELPHI-PALAST.
Das ist ein Weltklassefilm mit allerdings geringen geschäftlichen Möglichkeiten, leider grauenvoll synchronisiert, aber ansehenswert für Filmleute. Dieser Film braucht den Vergleich mit Lohn der Angst nicht zu scheuen.
29.1. Herzog Hanna Amon (BRD 1951. R: Veit Harlan) Massenstart.
Dieser Veit Harlan-Film kam, etwas im Verborgenen aufgeführt, nicht zum vollen Zuge, abgesehen davon, dass Thema und Problematik einen Großerfolg nicht zulassen.29.1. Tempofilm Bis 5 nach 12 (BRD 1953; R: Richard von Schenk) Massenstart.
In Berlin ging die Rechnung für diesen Film nicht auf. Nur in wenigen Theatern hatte der Film ein Überdurchschnittsergebnis.

 

 

 

-2-

hatte einen sehr guten Erfolg in der Uraufführung und einen sensationellen Bezirksstart. Er schlug in der gleichen Laufwoche die gesamten Konfektionsfilme, die auf dem Markt waren. Der Film hat hervorragende Kritiken.

11.2. Deutsche London „Regina Amstetten“ GLORIA-PALAST.

Das ist langatmig gemacht, zeichnet sich aber durch Sauberkeit aus. Auch die einzelnen Darsteller, mit Ausnahme von Willy Eichberger, sind sehr gut geführt (Carl Raddatz, Harry Meyen, ein Schauspieler, den man allerstärkstens beachten muss). Der Film war jedoch im Uraufführungs-Theater selbst nicht viel mehr als ein Durchschnittsgeschäft. In den Bezirken dürfte er evtl. zu sehr guten Ergebnissen kommen.

12.2. Centfox „Polizei greift ein“ Massenstart.

Während ich viele andere amerikanische Filme, die in Massenstart anlaufen, nicht mehr besprechen werde, ver- dient dieser Film wieder Erwähnung. Handwerklich und dramaturgisch ausserordentlich präzise gemacht, ist er von ausserordentlicher Spannung und bei den Freunden des Kriminalfilms sicher ein grosser Erfolg. In Berlin war es der Fall.

12.2. Europa „Hochzeit auf Reisen“ DELPHI-PALAST.

Vollkommen daneben ging in Berlin dieser Film, der

7 Tage im Delphi-Palast lief, in den Bezirken aber teil- weise vorzeitig abgesetzt werden musste.

15.2. RKO „Ehe mit dem Satan“ KIKI.

Das ist dramaturgisch wieder ganz hervorragend eingefä- delt und ein Lehrbeispiel für deutsche Autoren, die Kriminalfilme schreiben. Die Spannung ist jedoch teilwei- se unerträglich, so dass dem Film ein Erfolg nicht be- schieden sein wird.s

16.2. Pallas „Die goldene Karosse“ CINEMA PARIS.

Der Film bekam eine stark unterschiedliche Presse von hervorragend bis lobenswert und bis zur völligen Ablehnung. Das Geschäft ist ganz unzureichend, und der Film wird nur auf Grund der Bindungen Pallas/Cinéma Paris gehalten.

20.2. MGM „Die lustige Witwe“ DEL PHI-PALAST.

Auch dieser MGM-Film hatte wie sein Vorgänger 1950 trotz der Starbesetzung keinerlei Erfolg.

25.2. Centfox „Das Gewand“ FILM-BÜHNE WIEN.

Der Film wurde mit grossem Aufwand gestartet. Die Zeitun- gen lehnen den Film mit wenigen Ausnahmen ab, zumindest den Stoff, und das Geschäft rechtfertigt keinesfalls die unwahrscheinliche Reklame.

25.2. Paramount „Sangaree“ FILMTHEATER BERLIN.

Dieser 3 D-Film wird in den 15 Theatern, die 3 D-Filme spielen können, zweifelsohne ein Gesthäftserfolg werden.

28.2. Gloria „Komm zurück“ Massenstart.

Das ist wieder einer der Filme, für die Gloria-Verleih die „Visitenkarte“ abgibt. Dass Alfred Braun einmal mit Veit Harlan zusammengearbeitet hat, ist nach diesem Film kaum zu glauben, und dass ausgerechnet einige Leute um diesen Herrn Braun sich bei der Allianz einführen wollen, scheint mehr als mutig zu sein.

Neben zahlreichen Massenstarts „Die Frau mit der eisernen Maske (Centfox), „Fremdenlegion“ (Dt.Commerz) kam ein ganz reizender Film zur Aufführung:

28.2. MGM „Im Schatten der Krone“ CAPITOL.

Der Film ist ein kleiner „Fanfan“, farblich hervorragend und ein großartiges Geschäft.

1.3. NF „Meines Vaters Pferde“ GLORIA-PALAST.

Dieser Film ist gute alte Ufa-Klasse, aber doch streckenweise so langatmig und zu sehr Pferdefilm als dass er zum ganz großen Geschäft werden könnte. Bemerkenswerte schauspielerische Leistungen von Sonja Sutter, Eva Bartok, Curd Jürgens, Paul Bildt wie auch von dem viel zu wenig beschäftigten und ganz ausgezeichneten Ralph Lothar. Martin Benrath kann man nach seinem Debut in diesem Film, in dem er teilweise etwas steif wirkt, noch nicht beurteilen. Zu einem richtigen Film-Liebhaber fehlen ihm auf alle Fälle äußere Eleganz und Charme, so scheint mir. Auf den zum ersten Mal im Film erscheinenden Werner Hessenland ist bei Charakterrollen zu achten. Ausgezeichnete Stimme.

  1. Premieren kommenden Monats:
  2. a) Eigene Filme

5.3. „Lukrezia Borgia“ MARMORHAUS

  1. b) Filme der Konkurrenz

20.

Europa „Männer im gefährlichen Alter“ KIKI Columbia „Die Hochmütigen“ CINEMA PARIS

RKO „Teufelshauptmann“ Massenstart

Gloria „Die Gefangene des Maharadscha“ Massenstart Prisma „Der Vetter aus Dingsda“ Massenstart

Unitas „Ruf des Schicksals“ STUDIO

Columbia „Verdammt in alle Ewigkeit“ DELPHI-PALAST Union „Die Perle von Tokay“ CAPITOL

29.1 Constantin „Mamsell Nitouche“ CINEMA PARIS

31.12.

dis nieber 5 D-Pines Geuble sachen.

 

Mai bis Juli 1954 (05/54)

Zusammenfassender Schnellbericht über die letzten Monate:
Madame de … (F 1953. R: Max Ophüls) Prisma, am 23.4. uraufgeführt im Cinéma Paris, wurde mit Ausnahme der beiden Westbezirke Zehlendorf und Friedenau kein Publikumserfolg.
Ein völliger Versager war der Herzog-Film Eine Prinzessin verliebt sich (The Sword and the Rose. USA/UK 1953. R: Ken Annakin).
Gut über die Bahn lief der Capitol-Film Mädchen mit Zukunft (BRD 1953.R: Thomas Engel) im Prisma-Filmverleih.  Enttäuschend war das Geschäft mit dem MGM-Film Lili (USA 1952. R: Charles Walters), an den so viele Erwartungen geknüpft wurden.
Veit Harlans Film Unsterbliche Geliebte (BRD 1950. R: Veit Harlan) hatte zwar im Kiki einen sehr guten Start, konnte aber in den Bezirkstheatern die Erwartungen nicht erfüllen.
Bin völliger Versager war der United Artists Auftakt Fünf Mädchen und ein Mann (A Tale of Five Cities. UK 1950. R: Romolo Marcellini, Geza von Cziffra, , Wolfgang Staudte, Emil E. Reinert, Montgomery Tully), mit welchem der Titania-Palast, umgebaut und renoviert, als neues Uraufführungs-Theater auf den Plan trat.
Gefährtinnen der Nacht (Les Compagnes de la Nuit. R: Ralph Habib) war schon im Astor ein sehr erfreuliches Geschäft und konnte sich trotz stärkster Konkurrenzfilme auch in den Bezirken als gutgehender Film beweisen.
Eine Frau von heute (BRD 1954. R: Paul Verhoeven) , Europa, im Gloria-Palast uraufgeführt, war einer der am stärksten gefragten Filme des ersten Halbjahres 1954.
Der mit größter Reklame versehene, langfristig angekündigte Deutsche London-Film Gefährlicher Urlaub (The Man Between. UK 1953. R: Carol Reed) war nur in der 1. Welle ein Erfolg. Der Film ist, wenn man Vergleiche mit Herz in Not [der deutsche Titel war Kleines Herz in Not] (The Fallen Idol. UK 1948) und Der dritte Mann (The Third Man. UK 1948.) anstellt, Carol Reed’s schlechtester Film.
Der Prisma-Film Die sieben Sünden (Le sept peches capitaux. F/I 1952. R: Georges Lacombe, Eduardo de Filippo, Jean Dréville, Yves Allégret, Roberto Rossellini) ist in einem dafür völlig ungeeigneten Theater uraufgeführt worden, er wurde so gut wie nicht beachtet. Der Film ist übrigens mit Ausnahme einzelner Episoden danebengegangen.
Die MGM startete mit dem Film War es die große Liebe (The Three Loves. USA 1953. R: Gottfried Reinhardt, Vincente Minelli) einen bemerkenswert guten Film mit großer Starbesetzung, der leider weder im Marmorhaus noch in den Bezirken geschäftlich erfolgreich war.
Herzog-Film servierte am 14.5. einen Massenstart mit Der treue Husar (BRD 1954. R: Rudolf Schündler) Dank der Popularität von Georg Thomalla ging der Film verhältnismäßig gut über die Bahn.
Der Panorama-Film Dein Mund verspricht mir Liebe (BRD 1954. R: Max Neufeld) lief hier ohne besondere Reaktion.
Bei Dir war es immer so schön (BRD 1953. R: Hans Wolff)hatte zwar im Marmorhaus unter den ersten Sonnenstrahlen bemerkenswert zu leiden, in den Be- zirken war er jedoch mit Ausnahme der 1. Welle ein sehr guter Erfolg.Willi Forst’s letzter Film – hoffentlich nicht sein wirklich letzter – Dieses Lied bleibt bei Dir (BRD 1954) war auch im Berliner Ergebnis absolut enttäuschend. Ich bin nicht der Ansicht, dass dieser Film ein schlechter Film ist, aber die Besetzung der Hauptrolle mit Paul Henreid, der ohne jede Zugkraft ist, dürfte schuld an dem schlechten Ergebnis in Deutschland sein. Die verstaubte Romantik von Wien 1914 ist zu den Akten zu legen. Warnung für jedes Filmvorhaben in diesem Milieu!
Bemerkenswerter französischer Film der Constantin war Kinder der Liebe (Les enfants de l’amour. F 1953. R: Léonide Moguy), der im Cinéma Paris zwar kein Spitzengeschäft war, doch gute Ergebnisse brachte. In den Bezirken wurde dieser Film ein sehr gutes Geschäft. Sicher haben die Filmfestspiele dazu beigetragen, weil die Hauptdarstellerin Etchika Choureau in Berlin war und sich in verschiedenen Filmtheatern persönlich vorstellte.
Rosen aus dem Süden (BRD 1954. R: Franz Antel), im KiKi uraufgeführt, fand hier keine Reaktion.
Ein sehr gutes Geschäft hingegen war der Centfox-Film Das grüne Geheimnis (I Magia Verde.I 1952/53. R: Gian Gaspare Napolitano) im Astor uraufgeführt. In den Bezirken konnte sich dieser Film leider nicht entsprechend durchsetzen.
Zur Liebe verdammt (La Rage au Corps. F 1951. R: Ralph Habib) mit sehr guter und sehr großzügiger Propaganda herausgebracht, war sogar im Delphi-Palast erfolgreich und konnte auch in den Bezirken dank des sehr prägnanten Titels überdurchschnittliche Ziffern erreichen.
Eines der stärksten Geschäfte der letzten Wochen war der CinemaScope-Film Das Höllenriff (Beneath the 12-Mile Reef. USA 1953. R: Robert Webb), den hier insgesamt 15 Theater zeigten.
Völlig daneben ging der Herzog-Film Hab‘ ich nur Deine Liebe (AU 1953.R: Eduard von Borsody) Hingegen ging geschäftlich sehr gut der Constantin-Film Rosen-Resli (BRD 1953. R: Harald Reinl).
Union-Film Ungarische Rhapsodie (BRD/ F 1953. R: André Haguet) im Gloria-Palast uraufgeführt, kam über ein mittelmäßiges Geschäft im Uraufführungs-Theater nicht hinaus. In den Bezirken wurde dieser Film so gut wie nicht notiert.
Als Außenseitererfolg können die guten Ergebnisse des Rank-Films Ich und der Herr Direktor (Trouble in Store. UK 1953. R: John Paddy Carstairs) bezeichnet werden.
Völlig daneben ging der Deutsche London-Film Puccini – Liebling der Frauen (Puccini. I 1953. R: Carmine Gallone), den nicht mehr als 12 Berliner Theater bisher gespielt haben.
Die Panorama konnte mit dem Film Die Hexe von Montmartre (Gibier de Potence. F 1951. R: Robert Richebé) , der scheußlich ist, trotzdem in einigen Stadtteilen gewisse Erfolge erzielen.
Der Columbia-Film Engel oder Sünderin (Le due verita/Les deux verites. I/F 1952 R: Antonio Leonviola), versehentlich im Cinéma Paris uraufgeführt, hatte keinerlei Erfolg.
Mit gutem Durchschnitt ging Alles für Papa (BRD 1953. R: Karl Hartl) von der Deutschen London über die Bahn.

 

 

März 1954 (03/54)

Im Monat März ließ sich bemerkenswerterweise ein allgemeiner Theaterbesucher-Rückgang feststellen. Allianz-Film hatte mit den im Rennen befindlichen Filmen Der Arzt und das Mädchen und Das ideale Brautpaar (BRD 1953. R: R.A. Stemmle) keinesfalls die erwarteten Kassen- ergebnisse.
In den Bezirken hatten einige Filme ausgesprochene Überraschungserfolge zu verzeichnen, vor allen Dingen der Columbia-Film Die letzte Brücke und der Deutsche London- Film Regina Amstetten übertraf die in ihn gesetzten Erwartungen.
Der goldene Garten ist in den dafür geeigneten Theatern sehr günstig aufgenommen worden und zu guten Ergebnissen gekommen.
Die Jungfrau auf dem Dach, in der Uraufführung immerhin 7 Wochen gelaufen, brachte es in den Bezirken zu Überdurchschnittskassen, jedoch waren die einzelnen Bezirke stark unterschiedlich.
Hanna Ammon von Herzog enttäuschte durchweg. Hochzeit auf Reisen von Europa war ein Versager. Die goldene Karosse von Pallas hat nach der Uraufführung im Cinéma Paris bisher zwei Nachbesetzungen erhalten.
Komm zurück von Gloria war ein Versager.
Noch immer auf dem Spielplan, jetzt im 5.Monat, Vom Winde verweht (Gone with the wind. USA 1939. R: Victor Fleming) und in der 6.Woche Das Gewand von Centfox in der Film-Bühne Wien.

Premieren im Berichtsmonat:

a) Eigene Filme
2.3. Das ideale Brautpaar im DELPHI-PALAST.Der Film fand dank einer ausgezeichneten Vorbereitung presse- und theatermäßig am Uraufführungstage selbst eine sehr freundliche und herzliche Aufnahme. Auch die Kritiken waren zum größten Teil gut und freundlich. Trotzdem hatte der Film keinerlei Anziehungskraft, so dass die 2.Woche im Delphi-Palast geradezu ein katastrophales Ergebnis zeitigte.
In den Bezirken wurde deshalb der Film mit aller- größter Skepsis aufgenommen, und es ist tatsächlich so gewesen, dass zu jedem Einsatztermin und den darauf folgenden Sonnabenden und Sonntagen die Theater von mir aufgesucht wurden, um einigermaßen die Publikumsstimmung zu studieren und festzustellen, warum dieser Film eigentlich keine Anziehungskraft hat.
Im übrigen war das Geschäft in den Bezirken, mit Uhrenverlosungen verbunden, im großen und ganzen noch befriedigend. Einige Häuser, bei denen guter Geschäftsgang üblich ist, erzielten auch mit diesem Film gute Ergebnisse

5.3. Lukrezia Borgia (Lucrece Borgia. F/I 1952. R: Christian Jacque) im MARMORHAUS.
Bei der starken Konkurrenz von Qualitätsfilmen am Kurfürstendamm hatte es unser Film beim guten Publikum nicht leicht, umsomehr als die Kritiker Christian-Jacque die Liebe zum Übermäßigen und Vollen übelgenommen haben. Der Film war drei Wochen lang ein sehr gutes Geschäft im Marmorhaus und wird selbstverständlich in den Bezirken Spitzenergebnisse erzielen.

b) Filme der Konkurrenz
2.3. Europa Männer im gefährlichen Alter (BRD 1953.R: Carl- Heinz Schroth) KIKI.
Das ist der erste Film von Carl-Heinz Schroth. Auf diesen Schauspieler-Regisseur ist genauestens zu achten, weil seine Regieführung von der Schablone unserer Dutzendregisseure erfrischend abweicht. Wie großartig Schroth Hans Söhnker und Wilfried Seyferth geführt hat, davon mögen Sie sich selbst überzeugen, wenn Sie einen Film mit diesen Darstellern zu besetzen haben. Schroth ist zweifelsohne eine Bereicherung für die gute zweite Klasse unserer Regisseure.
Der Film ist im KIKI großartig angekommen und war über 3 Wochen ein sehr gutes Geschäft. Auch der Ersteinsatz am letzten Freitag (26.3.) brachte überdurchschnittliche Ergebnisse.
5.3. Gloria Die Gefangene des Maharadscha (BRD 1953. R: Veit Harlan) Massenstart.
War der 1.Teil des Veit Harlan-Films ein großes Geschäft, so muss der Verleih vom Ergebnis des 2.Teils sehr enttäuscht gewesen sein. Die 1.Welle (40 Kopien) erbrachte noch überdurchschnittliche Ergebnisse. Der schlechte Eindruck zeitigte jedoch in den darauffolgenden Einsätzen absolut niedrige Kassenergebnisse.
5.3. Prisma Der Vetter aus Dingsda (BRD 1953. R: Karl Anton) Massenstart.
Der Film entwickelte sich zu einem Durchschnittsgeschäft in den beiden großen Einsätzen. Schaden hat er keinesfalls angerichtet.
8.3. Unitas Der Ruf des Schicksals (L’Appell du destin. F 1953.R: Georges Lacombe) STUDIO.
Dass Jean Marais kein Publikumsmagnet mehr in Deutschland ist oder zumindest nicht mehr in Berlin, geht deutlich aus dem geschäftlichen Ergebnis dieses französischen Films hervor. Der Film konnte sich nur eine Woche auf dem Spielplan dieses Filmkunsttheaters halten und fand in den Bezirken so gut wie keine Abnehmer. Es wird sehr viel daran liegen, dass die Jean Marais-Filme anderer Verleihfirmen synchronisiert nach Deutschland kommen, im Falle Arzt und Mädchen auch unser eigener, und dass daher die Freunde von Marais die Filme meiden. Marais ist mit dem Namen Cocteau so eng verknüpft, dass die Intellektuellen nur an La Belle et la Bête (Es war einmal. F 1946. R: Jean Cocteau), L’Eternel retour (Der ewige Bann. F 1943. R: Jean Delannoy) und Orphée (F 1949. R. Jean Cocteau) denken. Jean Marais, der merkwürdigerweise unter den ausländischen Filmen in Deutschland noch immer eine Spitzenposition einnimmt, hat aber nicht die Kraft, Durchschnittsfilmen zu Erfolgen zu verhelfen (Arzt und Mädchen, Ruf des Schicksals, Rendez-vous in Paris (Le chateau de verre. F 1950. R: René Clement), Geliebte um Mitternacht, Einmal nur leuchtet die Liebe ( Le miracles n’ont lieu qu’une fois. F 1950. R: Y ves Allégret ).
8.3. Columbia Die Hochmütigen (Les Orgueilleux. F 1953.R: Yves Allégret) CINEMA PARIS.
Dieser Film von Yves Allegret erinnert milieumässig an Lohn der Angst, dessen Spannung und Klasse er natürlich nicht erreicht. Die Presse hebt die schauspielerischen Leistungen von Gérard Philipe und Michèle Morgan hervor, findet sonst aber an dem Film wenig Lobenswertes. Der Film wird keinen größeren Publikumserfolg erzielen können, es sei denn, dass die beiden Starnamen überraschenden Einfluss haben.
9.3. MGM Verwegene Gegner (Ride Vaquero! USA 1953. R: John Farrow) CAPITOL.
Handwerklich brilliant gemachter Wildwester, der in den dafür in Frage kommenden Häusern Erfolge erzielen wird.
11.3. Columbia Heisses Eisen (Big Heat. USA 1953.R: Fritz Lang) Massenstart.
Ganz perfekter Kriminalfilm, großartiges Geschäft auch in teilweise dafür sonst nicht empfangsbereiten Theatern.
12.3. Columbia Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity. USA 1953. R: Fred Zinnemann) DELPHI-PALAST.
Dieser mit Spannung erwartete Film, der beste Film des Jahres und inzwischen mit vielen Preisen in Amerika ausgezeichnet, machte im Uraufführungs-Theater ein hervorragendes Geschäft und Rekordgeschäfte in den Bezirken. Der Film ist durch eine schlechte Vermietungspolitik zunächst nur in mittelmäßigen Theatern untergebracht und wird von den Konkurrenz-Theatern und besseren Häusern erst nach diesen Einsätzen gezeigt werden. Der Film wird nach Ablauf der Saison, wenn der Verleih die Möglichkeit hat, seine Chancen wahrzunehmen, unter den ersten 5 Titeln stehen. Presse günstig und teilweise umstritten. Ein Reiz, der, wie wir wissen, die geschäftlichen Möglichkeiten immer erhöht.
12.3. Centfox Geheimagent in Wildwest (Dakota Lil. USA 1950. R: Lesley Selander) Massenstart.
Wieder ein großartig gemachter Wildwester, in den Spezialhäusern großes Geschäft.
15.3. NF Meines Vaters Pferde 2. Teil (BRD 1953.R: Gerhard Lamprecht) im GLORIA-PALAST. Der 2.Teil dieses Films ist von hervorragender Qualität. Hier zeigt der neue Mann Martin Benrath, dass er wirklich von Gründgens kommt. – Lassen Sie sich bitte nicht verleiten, anzunehmen, dass die Leistung von Anneliese Kaplan auf ihrem eigenen Acker gewachsen ist. Frl. Kaplan ist brillant nachsynchronisiert worden, aber keinesfalls mit ihrer eigenen Stimme.
Die Kritiken waren sehr gut, und es ist ein Pech für den Verleih, dass der 1.Teil dieses Films seine Besucher nicht so freundlich gestimmt entlässt wie beim 2.Teil. Auch hier wieder die Leistungen von Ralph Lothar und Josef Sieber herausragend und nicht zu vergessen das neue Gesicht von Werner Hessenland (siehe auch Vormonatsbericht).
19.3. NF Der unsterbliche Lump (BRD 1953. R: Arthur Maria Rabenalt) Massenstart
Dieser Film ist in Berlin trotz Darstelleranwesenheit nicht angekommen.
19.3. Union Die Perle von Tokay (Au 1953. R: Hubert Marischka) CAPITOL.
Dieser Film ist überhaupt nicht angekommen.
22.3. Europa „Gefährliche Schönheit (La Provinciale. I 1953. R: Mario Soldati) KIKI
Ein etwas eigenartiger italienischer Film mit dem italienischen Star Nr.1 – Gina Lollobrigida. Die Anzie- hungskraft reicht immerhin zu einem sehr guten Zehn-Tagegeschäft. Bei der Fülle von Filmen dürfte jedoch die Nachbesetzung in den Bezirken sehr schwer fallen.
23.3. Europa Martin Luther (USA/BRD 1953. R: Irving Pichel) ASTOR.
Schon der Start in diesem Haus für diesen Film war eine Fehldisposition. Der Film hätte in einem Filmkunsttheater, auch wenn es kleiner wäre, zur Aufführung gebracht werden müssen und dann mit entsprechender Vorbereitung durch die Kirchen an das Publikum herangeführt werden. So war es trotz einer gewissen kirchlichen Unterstützung nicht ein- mal ein Durchschnittsgeschäft. Die Nachbesetzung wird für diesen Film außerordentlich schwer sein.
26.3. Deutsche London Mit 17 beginnt das Leben (BRD 1953. R: Paul Martin) MARMORHAUS. Freundliche Aufnahme mit sehr positiven Stimmen vor allen Dingen über die Leistung der Frau Ziemann. Der Film ist Ostern in den Bezirken disponiert und dürfte ankommen.
26.3. Centfox Durch die gelbe Hölle (Destination Gobi. USA 1953. R: Robert Wise) Massenstart.
Wieder einer von den gekonnten Filmen mit politischem Hintergrund (Japan-Krieg). Publikumsstar Richard Widmark garantiert in den Spezialtheatern sehr gute Kassen.
29.3. Deutsche London Eine Liebesgeschichte BRD 1953/54. R: Rudolf Jugert) GLORIA-PALAST.
Eric Pommers neuer Film ist wiederum ein Film von Qualität. Es ist jedoch zu bezweifeln, ob der Film ein großer Kassenerfolg wird. Dazu scheint er zu episch und breit angelegt zu sein. Die Starbesetzung mit dem überraschend guten Viktor de Kowa sollte jedoch einen Überdurchschnittserfolg garantieren. Wie immer bei Eric Pommers Filmen ist die Produktions-Propaganda hervorragend gewesen, so dass es der Film von vornherein leichter haben wird als viele andere. Warum ist es eigentlich nicht möglich, dass auch von anderen Produktionen eine so intensive Kraft ausströmt wie es bei der NDF, Dr. Harald Braun und Erich Pommer der Fall ist? Noch heute ist die Zahl der veröffentlichten Fotos in den Zeitungen für die Filme Nachts auf den Strassen und Illusion in Moll von keinem anderen Film erreicht worden.
Was Herr Jugert in diesem Film an Sauberkeit gezeigt hat, liess er leider an Jonny rettet Nebrador völlig vermissen. Das neuartige Garutso-Plastorama-Verfahren ist keinesfalls eine Offenbarung. Der Film würde in der Normalfassung die gleich starke Wirkung ausüben.
29.3. United Artists Der vierte Mann (Kansas City Confidential. USA 1952. R: Phil Karlson) DELPHI-PALAST.
Das ist wieder einer derjenigen Kriminalfilme, die mit Unterstützung amerikanischer Regierungsbehörden hergestellt werden. Spannend bis zum letzten Meter und so perfekt, dass man eigentlich nur bravo sagen kann. Wir dürfen nicht daran denken, in Deutschland Kriminalfilme zu machen, wenn schon der amerikanische Durchschnitt derartige Qualität aufweist.

 

März 1953 (3/53)

Der Umsatz im März bewegte sich über der 100.000 Mark Grenze und stellt damit ein Überdurchschnitts-Ergebnis für Berlin dar. Der starke Geschäftsfilm Don Camillo und Peppone war hier bereits in den kleineren Theatern eingesetzt und erzielte auch hier fast ausnahmslos sehr gute Ergebnisse. Illusion in Moll war zumindest fast überall ein Durchschnittsgeschäft. An sich war der März ein stark beschickter Filmmonat. In die Erstaufführungs-Theater gelangten die Filme Alraune, Der träumende Mund, Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein und Fiakermilli. Alraune war das erwartete Großgeschäft, wenn auch nicht überall einheitlich. Der träumende Mund bewegte sich ungefähr auf der Höhe von Illusion in Moll.

Premieren im Berichtsmonats
3.3. Record Rekruten rechts raus. (91 KARLSSON BRAVADER. Schweden 1952.R: Gösta Bernhard) BONBONNIERE.
Ohne jede Bedeutung.
5.3. Phönix/Neue Film Madeleine – Der Roman einer Verlorenen. (Dupont Barbes/Malou de Montmartre. F 1951. R: Henri Lepage) Massenstart.
Nichts Besonderes.
5.3. Centfox Wir sind nicht verheiratet (We’re not married) USA 1952. R: Edmund Goulding   FILMTHEATER BERLIN.
Ein zauberhafter Film, dem leider kein geschäftlicher Erfolg beschieden sein wird.
6.3. Constantin Fiakermilli – Liebling von Wien. (Au 1952. R: Arthur Maria Rabenalt) Massenstart.
Die Kritik ist freundlicher als der Film es verdient. Durchschnittsgeschäft zu erwarten.
6.3. Centfox Ein Fremder ruft an. (Phone call from a Stranger) USA 1952. R: Jean Negulesco ASTOR.
Ein sehr guter Film, der aber leider keine Kassen machen wird. Sehr gute Presse.
6.3. RKO Spielhölle von Las Vegas. (The Las Vegas Story) USA 1951. R: Robert Stevenson Massenstart.
Das müsste man eigentlich zu den Akten legen. Bemerkenswert die Frechheit, mit der solche Filme überhaupt angekündigt werden.
6.3 Mit dem Start des Films Am Brunnen vor dem Tore (BRD 1952. R: Hans Wolff)  Herzog, KIKI, rollte eine Tragödie des deutschen Films ab. Die Kritiken sind beispiellos schlecht und verachtend. Manche Zeitungen fertigen diesen teuren Farbfilm mit 1-2 Sätzen ab. So schlecht braucht ja ein Film nun wirklich nicht zu sein.
12.3. MGM Mann gegen Mann (Lone Star. USA 1952. R: Vincent Sherman) Massenstart
Ein Film ohne besondere Resonanz, trotz Clark Gable.
13.3. Constantin Das Mädchen vom Germundshof (Driver dagg, faller regn. Schweden 1946. R: Gustaf Edgren) FILM-BÜHNE-WIEN.
Dazu kann ich nur sagen, nicht jeder schwedische Film ist ein Sie tanzte nur einen Sommer.
Der Film war ein völliger Versager.
13.3. Union-Film Die Junggesellenfalle. (BRD 1952. R: Fritz Böttger) Massenstart.
Einige erfreuliche Ergebnisse, im Großen und ganzen aber kaum wesentlicher Besuch.
13.3. Deutsche London-Film Von Liebe reden wir später. (BRD 1953. Regie: Karl Anton) DELPHI-PALAST.
Starnamen von gestern am laufenden Band: Gustav Fröhlich, Willy Fritsch, Maria Holst und das frische Gesicht von Peter Mosbacher konnten diesem Film nicht einmal zu einem Durchschnittserfolg verhelfen. Der Film ist überhaupt nicht zu diskutieren.
13.3. Europa-Film Hab‘ Sonne im Herzen BRD 1952. R: Erich Waschnek. STUDIO.
Sehr sauberer, anständiger deutscher Film, ohne jede Geschäftsaussicht, eigentlich schade darum.
16.3. Deutsche London-Film Zwei Menschen BRD 1952. R: Paul May MARMORHAUS.
Wie erwartet für Berlin kein Erfolg, aber ein derartig schlechtes Ergebnis hat wohl niemand erwartet. Eigentlich bedauerlich, denn der Film hat Qualitäten, die über viele andere Erzeugnisse der deutschen Produktion hinausragen. Aber ohne einen bekannten Namen kann auch ein guter Film nicht herausgebracht werden.
17.3. Neuer Filmverleih Unterwelt von Paris (Le Traque/ Gunman in the Streets. USA/F 1950. R: Borys Lewin/ Frank Tuttle) FILMTHEATER BERLIN.
Sehr guter französischer Film. Ich habe ihn leider nicht in der vorgeführten Fassung gesehen. Gute Presse, gutes Geschäft in den Bezirkstheatern zu erwarten.
19.3. Pallas-Film Der Damenfriseur (Coiffeur pour dames F 1952. R: Jean Boyer) CAPITOL.
Fernandel zog hier dank Don Camillo, so dass der Film über 2 Wochen im Capitol ein gutes Geschäft brachte. Er läuft am Kurfürstendamm in zwei anderen Theatern über Ostern weiter.
19.3. Warner Bros. Sabotage (Carson City. USA 1952. R: Andre de Toth) Massenstart.
Handfester Dutzendfilm. Diese Art kommt in Berlin noch in 15 Theatern unter.
19.3. RKO Kongo, flammende Wildnis (Savage Splendor. USA 1949.R: Lewis Cotlow) ASTOR.
Wieder ein Film aus der berühmten Walt Disney-Kiste. die eine feste Freundesschar haben. Große Geschäfte in Deutschland anscheinend nicht möglich.
23.3. Universal Schwester Maria Bonaventura (Thunder on the Hill. USA 1951. R: Douglas Sirk)
FILM-BÜHNE WIEN.
Der zweite Versager in diesem Theater, verursacht durch schlechteste Disposition, weil Anna ein gutes Geschäft brachte, in den Bezirken sogar teilweise überragend – wurde hier 10 Tage nach dem Absetzen von Anna gleich noch dieser Film eingesetzt, der völlig versagte.
26.3. RKO Korea (One Minute to Zero. USA 1952. R: Tay Garnett) Massenstart.
Teilweise sehr gutes Geschäft in den Bezirken. Der Film fällt in die Rubrik „Konjunkturausnutzung“.
26.3. Atlantik-Film Man lebt nur einmal (BRD 1952. R: Ernst Neubach) Massenstart.
Einer der schlechtesten Filme, die jemals gedreht worden sind. Es blieb dem österreichisch-französischen Regisseur Neubach vorbehalten, dieses Projekt auf die Beine zu stellen. Bedauerlich um jeden Schauspieler, der in diesem Film zu sehen ist. Der Film ist zum Glück überhaupt nicht in Berlin angekommen.
27.3. Constantin Der Strom (The River. USA 1950. R: Jean Renoir) CINEMA PARIS.
Weltklassefilm für die Stammfreunde des Hauses. Sicher für 4 Wochen ausverkauft. In den Bezirken an ein Geschäft nicht zu glauben. Großartige Presse.
27.3. RKO Die Ehrgeizige (Payment on Demand. USA 1950. R: Curtis Bernhardt) STUDIO.
Psychologisch sehr interessanter Film, ebenfalls ohne jede geschäftliche Möglichkeit, hervorragende schauspielerische Leistung der Amerikanerin Bette Davis.
27.3. Herzog-Film Königin der Arena (BRD 1952. R: Rolf Meyer) KIKI.
Der Film hat teilweise gute Mundreklame, im Schatten der Grössten Schau der Welt jedoch stehend, dürfte er nicht über den Durchschnitt kommen.
27.3. RKO Tarzan und das Sklavenmädchen (Tarzan and the Slave-Girl) USA 1950. R: Lee Sholem Massenstart. Kommentar überflüssig.
27.3. Centfox Auf Messers Schneide (The Razor’s Edge. USA 1946. R: Edmund Goulding) FILMTHEATER BERLIN.
Etwas verstaubter, aber großartiger amerikanischer Film, der keine geschäftlichen Möglichkeiten hat.
27.3. Rank-Film Die ehrbare Dirne  (La P… réspecteuse. F 1952. R: Marcel Pagliero) DELPHI-PALAST.
Geschmackloser, in Berlin nicht ankommender Film mit sehr unterschiedlicher Presse. Einfuhr dieses Films ist nicht zu begrüßen. Trotz teilweise sehr guter Ergebnisse in Westdeutschland, Resonanz in Berlin absolut ablehnend,
30.3. MGM Du sollst mein Glücksstern sein (Singing in the Rain. USA 1952. R: Gene Kelly, Stanley Donen)   GLORIA-PALAST.
Neuer Volltreffer der MGM in Berlin. Grossartige Presse. hervorragender Film und ebenso grosses Geschät. Erfolg zumindest wie bei Badende Venus und Neptuns Tochter zu erwarten.
31.3. Columbia Heidi. CH 1952. R: Luigi Comencini   FILM-BÜHNE WIEN,
Diesem Film geht der Ruf eines ausgezeichneten Geschäftsfilms voraus. In Berlin ist davon bis jetzt nichts zu spüren. Anscheinend kommen hier Kinderfilme doch nicht so an. Beweis: Das vollkommene Versagen bei Ich heisse Nicki und das nur durchschnittliche Ergebnis von Toxi.
31.3. Ahog-Film Perrucha, die Tochter der Nacht (L’épave. F 1949. R: Willy Rozier) CAPITOL.
Auf Erotik gestellter Film in Propaganda und Schaumannsarbeit, allerdings mit der hochbegabten Francoise Arnoul. Gutes Geschäft, Presse liegt noch nicht vor.

Index Wolfdietrich Schnurre – Film & Schrift, Band 11

Der Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre veröffentlichte von 1946 bis 1949 in verschiedenen deutschen Zeitungen und Zeitschriften Filmkritiken und filmkritische Betrachtungen. Seine Beschäftigung mit dem Film beendete Schnurre  1950 mit der Streitschrift „Rettung des deutschen Films“.
Schnurres Texte zum Film haben Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen als 11. Band der Reihe Film & Schrift in der edition text + kritik herausgegeben. Kein Band der Reihe hat einen Index. Ich vermute, die Intention war und ist, dass die Bände als Lesebuch und nicht als Nachschlagwerk benutzt werden sollen. Andererseits ist es schade, dass es nicht möglich war,  Schnurres Anmerkungen zu einzelnen Filmtiteln oder Personen gezielt zu suchen.
Mit freundlicher Erlaubnis von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen habe ich diesen Index erstellt. Er erschließt nur die Texte von Schnurre, nicht die Einleitung von Jörg Becker und auch nicht die Zeittafel oder Anmerkungen.
Der Index erfasst Filmtitel und Personen, aber keine Firmen oder Sachbegriffe. Die Filmtitel sind nach deutschen Verleihtiteln  geordnet – unter diesen hat sie Schnurre in der Regel auch besprochen.
Alle Fehler gehen auf mein Konto – sie können aber korrigiert werden, wenn der kritische Leser sie mir mitteilt.
Weitere Indices zu der Reihe „Film & Schrift“ sollen folgen.
Schnurre Index

Eugen Tannenbaum: Dr. Mabuse, der Spieler

Der Film, in seinem eigentlichen Sinn erfasst, ist bewegtes Abbild der Gegenwart, ist sensation, Abenteuer, abrollend in rasendem Tempo, konzentrierter Zeitgeist, Spiel und Spiegel des Lebens. Aus dieser Erkenntnis heraus hat der Regisseur Fritz Lang den neuen Uco-Film der Decla-Bioscop Dr. Mabuse, der Spieler entwickelt, unterstützt durch Thea von Harbou, die die Begebenheiten des zuerst in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ und dann als Ullsteinbuch erschienenen Romans von Norbert Jacques, dem Bewegungscharakter des Ganzen entsprechend, mit sicherem Griff ungebildet hat.
Nicht der Handlungsgang ist entscheidend für den Erfolg dieses Werkes, das in seiner mitreissenden Wildheit die geschlossene Form des Dramas sprengt, sondern die Episode, nicht das Geschehen in seiner Totalität, sndern symbolhafte Einzelgeschehnisse als lebendigster Ausdruck der zeit, zusammengehalten durch zielbewussten künstlerischen Gestaltungswillen, durch Rhythmus und Tempo, durch Stil und Stimmung. Zusammenballung von Tanz und Verbrechen, von Spielwut und Kokainseuche, von jazz-band und Razzia. Kein wesentliches Symptom der Nachkriegsjahre fehlt. Börsenmanöver, okkultistischer Schwindel, Straßenhandel und Prasserei, Schmuggel, Hypnose und Falschmünzerei, Expressionismus und Mord und Totschlag. In diesem frechen taumel einer entmenschten Menschheit gibt es keinen Sinn, keine Logik – nur Spiel. Aber während die anderen ihm am Bartisch frönen, spielt Dr. Mabuse mit Menschen und Menschenschicksalen. Alles andere ist ihm nur Mittel zum Zweck. Ein genialer Verbrecher in unzähligen Masken und Verwandlungen. Als kühler Börsenschieber im Chaos der Kurse, als betrunkener Matrose und Besitzer einer Falschgeldwerkstatt, als eleganter Lebemann im Spielklub und als professoraler Tapergreis. Sein Wille beherrscht alles und alles. Sein Blick ist befehl, dem sich keiner entziehen kann, der in seinen Bannkreis tritt. Nicht auf geldgewinn und Ausbeuterei kommt es ihm an, sondern darauf, die Menschen zum Werkzeug zu machen seiner Herrschergelüste, seiner Bezwinger-Gier.
Dr. Mabuse ist Rudolf Klein-Rogge. Er hat den hypnotischen, faszinierenden Blick für diese Rolle, der die Menschen lähmt und sie in seinen Willen bannt, und der es versteht, die zahlreichen Verwandlungen, die sein Abenteuerleben erfordert, glaubhaft zu machen.
Es war eine glückliche Idee, die Gestalten dieses Films nicht mit individuellen Zügen auszustatten, sondern sie als typische Vertreter einer gewissen Schicht aus dem Leben unserer Zeit zu kennzeichnen: den Schwächling und Kokainisten Spoerri (Forster-Larringa), den bedeutungslosen Millionärssohn Hull (Paul Richter), die willfährigen Kreaturen Georg und Pesch (Hans A. v. Schlettow und Georg John) und alle die anderen Glücksritter, Dirnen und Schieber, die durch diesen Film gejagt werden, die Schülerin des großen Spielers, die Tänzerin Cora Carozza (Aud Egede Nissen) und Gertrude Welcker als Gräfin Told, mit schweren Lidern über müden Augen, mit der lässigen Geste einer resignierenden Natur, melancholisch, zart, ihr morbider gatte Alfred Abel und der nüchtern, korrekte Staatsanwalt von Wenk (Bernhard Goetzke), der einzig und allein das Rechtsempfinden verkörpert.
Aber nicht nur die Menschen sind typischer Ausdruck unserer Tage, sondern auch ihre Lebensformen, die Umwelt, in der sie auftauchen. So gewinnt das Szenische des Films, die Architektur, eine staunenswerte Leistung der Architekten Stahl-Urach und Otto Hunte, erhöhte Bedeutung: die expressionistischen Räume des gräflichen Kunstmalers Told, die bizarre Ausstattung eines ebenso mondänen wie heimlichen Spielklubs, die nüchterne Amtsstube des Staatsanwalts, Kaschemmenviertel und Luxushotel.
Die Technik des Kurbelapparats (die glänzende Photographie Karl Hoffmanns) feiert Triumphe in diesem Film. Zum ersten Male hat das Problem erleuchteter nächtlicher Straßen seine Lösung gefunden. Unerhört, wenn die leuchtenden Augen rasender Autos durch die Ncht funkeln, wenn ein Hochbahnzug vorübersaust, der zuerst verschwommene, dann immer klarer werdende Blick durch ein Opernglas auf die Varietébühne, die Nuancierung von Licht und Schatten – das allein macht dieses gekurbelte Zeitbild , dessen erster teil gestern im Ufa-Palast am Zoo mit großem Beifall aufgenommen wurde, schon sehenswert. Verblüffend auch die Art, wie einmal der Zwischentitel als lebendiges Ausdrucksmittel benutzt wird, wie der hypnotisierende Blick Dr. Mabuses nicht nur seine Opfer, nicht nur seine Opfer, sondern auch das Publikum unter seine Macht zwingt, wie seelische Vorgänge nach außen projiziert werden. Alles in allem eine glückliche Vereinigung von Kunst und Kino, von Kultur und Technik.
In: BZ, 28. 04. 1922

Technische Filmkritik: Dr. Mabuse, der Spieler

Der jüngste Grossfilm der Decla-Bioscop (Uco-Film) verdankt seinen unbestritten großen und wohlverdienten Erfolg nicht zum wenigsten der glänzenden Technik seiner Aufnahme und Herstellung. Viele Einzelheiten fordern geradezu zur eingehenderen Betrachtung heraus.
Wer für die Technik des Films verantwortlich ist, sagt das Programm nicht; nur Carl Hoffmann, der Photograph, wird genannt. Mit seiner Leistung, die freilich von der der Beleuchtung, zum Teil auch der des Architekten nicht immer scharf zu trennen ist, sei daher begonnen.
Auch der Nichtfachmann sieht bei diesem Film sogleich, dass die Photographie ausgezeichnet ist; sie hat fast überall die richtige Schärfe, nirgends treten – wie sonst sehr oft – unliebsame Spiegelungen auf, es sei denn, man wollte die hellen Glanzlichter auf- und zugehender Türen und der Handvoll von Photographien gleich am Anfang dahin rechnen, die jedoch auf Rechnung der Beleuchtung zu setzen sind; nirgends scheinen falsche Objektive verwandt zu sein, ebenfalls im Gegensatz zu vielen anderen, auch großen Filmen, bei denen der Photograph am falschen Ort die Brennweite von 35 Millimetern benutzt hat, wodurch eine übergroße Tiefe  und starke Verkleinerung nach hinten zu entsteht. Außer den wohlgelungenen Überblendungen fällt die häufige, außerordentlich geschickte Benutzung der Vorsatzblende auf, die die Masken ersetzt; da werden etwa, wenn Dr. Mabuse beim Grafen Told als Gast weilt und die Gesellschaft mustert, nacheinander die einzelnen Köpfe eingekreist, in der Spielszene zwischen Mabuse als holländischem Professor und dem Stattsanwalt Wenk wird das Sehfeld beiderseits abgedeckt, so dass nur der Staatsanwalt sichtbar bleibt, und wenn Dr. Mabuse das Spiel mit der chinesischen Brille treibt, lässt die Vorsatzblende nur diese allein wesentliche Einzelheit frei.
Vor schwierigen Bewegungsproblemen, denen bei der Aufnahme im Spielfilm auch sonst wenig Beachtung geschenkt zu werden pflegt, hat der Photograph bei diesem Film nicht gestanden. Nur eine Einzelheit ist misslungen, allein diese Einzelheit misslingt immer und muss solange misslingen, wie die Regisseure sie dulden: sehr schnelle Bewegungen, die parallel der Bildebene erfolgen, wie das Händeklatschen, können mit der üblichen Bilderzahl nicht korrekt herauskommen, und bei schneller Vorführung, die heute die Regel ist, erscheinen alle Hände doppelt. Wenn es sich noch dazu um eine größere Anzahl klatschender Menschen handelt, wie in einem Zuschauerraum, stört dies nicht wenig.
Die Beleuchtung scheint sich z.t. an amerikanische Vorbilder gehalten zu haben. Man hat mit Licht nicht gespart, ja manchmal des Guten sogar zuviel getan. Manche Innenräume sind mustergültig ausgeleuchtet, d.h. so, dass das Licht den photographischen Bedürfnissen vollkommen gerecht wird, ohne dass der Raum zu hell oder zu dunkel im Hinblick auf seine Bestimmung erscheint. So ist die große Hotelhalle ausgezeichnet; ebenso gilt dies von dem kleinen Zimmer, wenn Georg sich wäscht. Auch die Benutzung von Staub- und Rauchwolken (wie in manchen amerikanischen Filmen) ruft treffliche Lichtwirkungen hervor, so z.B. in einzelnen Szenen in Nachtlokalen und in der Börsenszene. Stellenweise dagegen ist die Raumbeleuchtung zu reichlich, etwa in den Gefängnisszenen. Ein Gefängnis pflegt nun einmal keine festlich beleuchteten Zellen zu haben – irgendwie muss die Beleuchtung dem Rechnung tragen, auch wenn es schwer ist.
Bei der Personenbeuchtung dürfte das Hinter- und Oberlicht für manchen Geschmack stellenweise zu stark sein; wenn z.B. die Carozza und die Gräfin Told bei Mondschein in der Gefängniszelle nebeneinander stehen und ihnen der Mond ins Gesicht scheint, ist es unnatürlich, dass die Haare wegen des Ober- und Hinterlichts wie Heiligenscheine erstrahlen.

Dergleichen wirkt an sich auf manche Zuschauer sehr stark, allein es ist und bleibt unnatürlich. Und unnatürlich ist es auch, wenn Wenk am Fenster steht, den Rücken dem Fenster zugekehrt und sein Gesicht doch voll beleuchtet ist. Die Richtung des Lichts ist überhaupt ein schwieriges Kapitel; allerdings ist es manchmal unmöglich, zu einer photographisch geeigneten Beleuchtung zu gelangen, die nicht den Umständen der Spielhandlung widerspricht. Wenn z.B. Graf Told am Tische sitzt und Stücke seiner Sammlung durch die Lupe betrachtet, muss er wohl oder übel von vorn beleuchtet sein. Wenn er aber dabei die Lupe so hält, dass sie einen Lichtfleck auf seiner Brust abbildet, stört dies. Man braucht zwar keine Lupe mit einem Sammelglase zu nehmen, aber auch eine blosse Lupenfassung ohne Glas oder mit Fensterglas würde bei gleicher Haltung einen deutlichen Schatten entwerfen.
Bei den Großaufnahmen ist die Beleuchtung gelegentlich nicht befriedigend; wenn die Carozza bei Hull die Karte Wenks findet, wenn die Gräfin Told dem Spiel zusieht, dürfen die Gesichter nicht so kontrastarm sein.
Die Außenaufnahmen, d.h. die scheinbaren Außenaufnahmen, die in Wirklichkeit im Atelier gedreht sind, sind zum Teil sehr gut gelungen, photographisch wie nach der Beleuchtung, die eine Fülle von Fallstricken in sich birgt. Nur sehr aufmerksame Beobachter – von den Fachleuten im engsten Sinne natürlich abgesehen – weeden bei solchen Bildern von vornherein wissen, ob es echte Außenaufnehman oder Atelierbilder sind. Wenn allerdings Straßenlaternen waagerechte Schatten werfen, die deutlich sichtbar sind, erkennt man solche (Tag-)Aufnahmen als gestellt, ganz wie man bei Hanneles Himmelfahrt (D 1922; R: Urban Gad), wo die Terra das gleiche Verfahren angewandt hat, durch die Schatten sogleich auf die Aufnahmetechnik aufmerksam wird.
Die Nachtaufnahmen sind gegenüber dem, was man früher regelmäßig zu sehen bekam, eine wahre Erquickung. Vormals half man sich, indem man das „Nachtbild“ blau viragierte, auch wenn etwa in einer nächtlichen Gartenszene hinten die Hühner fröhlich herumliefen. Noch im Mann ohne Namen (D 1920; R: Georg Jacoby), einem Film, der technisch gewiss zu den besten gehört, ist eine Nachtszene in Italien vorhanden, auf der man auch ohne genaueres Zusehen im Hintergrunde sogleich den für die Nacht überstarken Verkehr auf dem Wasser bemerkt. Für die Filmaufnahme ist bei Nachtszenen das Wesentliche, dass der Vordergrund photographisch deutlich herauskommt, dass aber in der Tiefe das Licht sehr schnell abnimmt, denn bei Nacht hat das menschliche Auge keine Fernsicht. Das ist im Dr. Mabuse hervorragend gut herausgebracht. Nur selten beeinträchtigt die Richtung des Lichts die Wirkung, etwa in der Mordszene, wo das Licht für den Mörder, der im Hause in die Höhe klettert, genau waagerecht von der Seite kommt, und nur in Ausnahmefällen stört die Unruhe des etwas hin- und hergehenden Scheinwerferlichts, wie in einer Szene, die vor dem Eingang des Hauses in der Haydnstrasse spielt.
Die Nachtszenen mit Effektbeleuchtungen, das Vorüberfahren der Hochbahn, die bis in die Tiefe führende Laternenreihe, das Aufblitzen des Lichts während der Autofahrt sind Leistungen, die, wenigstens in Deutschland, bisher nicht erreicht worden sind. Ob die Amerikaner, wie behauptet wird, solche Wirkungen besser herausgeholt haben, lässt sich nicht beurteilen. beim ersten Male dürften auch sie aber schwerlich einen schöneren Erfolg erzielt haben.
Ein beliebter Lichteffekt, das Einschalten von Lampen, die dem Anzünden oder Einschalten von Lampen in der Handlung entsprechen, wurde früher auch durch Viragewechsel hervorgerufen. Neuerdings schaltet man bei der Aufnahme wirklich Licht ein oder gibt die starke Zusatzbeleuchtung irgendwie anders frei. Dr. Mabuse betritt das „runde Zimmer“, sieht einen Augenblick den halbhellen Raum und dreht dann den Schalter. Eas ist schade, dass diese optisch sehr wirksame Szene nicht ganz einwandfrei herausgekommen ist. Augenscheinlich haben die Zusatzlampen nicht sogleich gezündet oder die Kohlen waren nicht richtig eingebrannt.
Die Gefängnisszene bei Mondschein, mit der die Erörterung der Beleuchtung beendet sein möge, zeigt, wie der vom Mondlicht an die Wand geworfene Schatten des vergitterten Fensters von einer Seite zur anderen wandert; stimmungsvoll, und zugleich das beste Mittel, um anzudeuten, dass es sich um ein langes Gespräch handelt. Warum aber, wenn man einen so schönen Einfall hat, warum aber sieht der Leiter nicht vorher in einem Lehrbuche der Astronomie nach, wie sich der Mond bei uns zu bewegen pflegt? Der Schatten wandert in der vorgeführten Szenenfolge von rechts nach links durchs Bild anstatt umgekehrt! Nun, derjenige, der hierfür verantwortlich ist, mag sich damit trösten, dass er sich in bester Gesellschaft befindet, denn Walter Scott lässt in einem seiner Romane sogar die Sonne im Osten untergehen!
Die einkopierten Trickbilder, die Visitenkarte und der Kopf Dr. Mabuses, sind so gut oder so schlecht gelungen, wie sie mit den besten beschaffbaren Einrichtungen eben geraten können; die beiden Bilder schwingen ganz schwach, aber doch noch wahrnehmbar gegeneinander auf und ab. Andere Trickaufnahmen sind bei der Herstellung  ausgezeichnet herausgekommen, z.B. in der Szene,  wo Wenk dem Dr. Mabuse beim Spiel gegenübersitzt, das Verschwimmen der Umgebung, bis der Kopf allein sichtbar bleibt und nun immer grösser wird.
Schließlich sind noch die Titel zu erwähnen. Sie sind anscheinend mit grosser Liebe hergestellt; nur der Rolltitel am Anfang ist nicht restlos befriedigend, denn die Bewegung erfogt ruckweise. Die schöne Schrift dürfte wahrscheinlich manchem Zuschauer zu schwierig sein. Buchstaben mit solchen Oberlängen erfordern das Vorhandensein reichlichen Zwischenraums zwischen den Zeilen. Es kommen aber sogar Durchschneidungen der Buchstaben benachbarter Zeilen vor. Beim Festlegen der Titeltexte ist man sehr gründlich vorgegangen. An einer Stelle kommt, am Ende eines Titels, innerhalb direkter Rede ein Zitat vor. Man kann lange suchen, bis man in einem anderen Film an solcher Stelle das doppelte Anführungszeichen vorfindet, wie ee durchaus richtig ist.
Die Kopie ist einwandfrei; dass sie etwas zu rasch vorgeführt wird, lässt sich wegen der Länge des Films wahrscheinlich nicht ändern. Darauf, dass keine bunten Viragen angewandt sind, hat die Deutsche Bioscop selbst bereits hingewiesen.  Bei diesem Film ist die Schwarz/Weiss-Wirkung durchaus angenehm. Daraus folgt aber nicht, dass man nun künftig alle Filme ohne farbige Viragen lassen soll.
H.P. , das ist Hans Pander, in: Film-Kurier, 5. Mai 1922

Carl Hoffmann: Wie ich die Nacht einfing

Nachtaufnahmen sind schon in vielen Unterhaltungsfilmen gedreht worden. Aber nur selten ist der wahre Charakter der Nachtbeleuchtung erfasst, gewahrt. In dem Film Dr. Mabuse, der Spieler haben der Regisseur Fritz Lang und ich den Eindruck gehabt, dass wir bei einem modernen Sittenbild unserer Zeit verpflichtet sind, auf die Bilder, die bei den verschiedenen Geschehnissen in den nächtlichen Straßen hergestellt werden müssen, besonderes Augenmerk auf die Entstehung der richtigen Stimmung zu richten haben. Natürlich türmten sich Schwierigkeiten rein technischer Natur vor uns auf. Durch eine Anzahl kleiner, zeitraubender Experimente, glückte es uns, alle Hemmungen aus dem Weg zu räumen.
Zunächst benötigten wir für die Nachtaufnahmen auf einer langen Großstadtstraße ein außergewöhnlich großes Atelier, da die Lichtstimmungen nur in einem geschlossenen Raume hervorgebracht und das dazu notwendige Jupiterlicht zur ruhigen Entfaltung gebracht werden konnte. Otto Hunte baute also die Straße im Atelier künstlich auf. Inzwischen machten wir Lichtstudien in richtigen Großstadtstraßen, um zunächst ein Programm für die Verteilung von Licht und Schatten aufzustellen. Dabei mussten wir berücksichtigen, dass die genaue Nuance in der Stimmung beim Ausmalen der Nacht im Glashause mit seinem überaus starken Kinolicht wesentlich größere und stärkere Lichtquellen erforderlich machte, als es im natürlichen Leben auf den nächtlichen Straßen der Fall ist.

Dr. Mabuse, der Spieler. D 1921. R: Fritz Lang – Strasse bei Nacht

Wir hingen über die Mitte des Straßendammes eine lange Reihe von Bogenlampen. Eine jede besitzt mehrere 1000 Kerzenstärke. Es handelt sich nur um normale Effektlampen. Sie gaben der Straße das langgestreckte, sich in der ferne verlierende Aussehen. Außerdem versteckten wir in den Schaufenstern die gewöhnlichen Jupiterlampen. Hinter den Gardinen und in allen möglichen Ecken lugten sie hervor und beleuchteten grell die Straße. Hier und dort sorgte eine Aufhängelampe, ebenfalls wieder mit sehr starkem Licht, für die Unterbrechung der Dunkelheit über dem düsteren Pflaster. Sonst war aber von der üblichen Hilfsbeleuchtung Abstand genommen. Auf diese Weise war das ruhige, stille Straßenbild durch diese Beleuchtungsarbeit gesichert.
Nun begann für uns die filmtechnische Wiedergabe des Lebens auf dem nächtlichen Großstadtpflaster, das Rollen, laufen, das Fahren der beleuchteten Gefährte. Wir benutzten einfache, starke Autoscheinwerfer, wie man sie im täglichen verkehr benötigt. Durch eine kleine Nachhilfe in der Glühstärke der Lampen brachten wir es fertig, dass sich diese glühenden Auto-Augen in der richtigen Weise in die anderen Effekte einfügten, dass auch durch diese Beleuchtungstricks die harmonischen Nachtbilder nicht gestört, sondern in ihrer Wirkung um Vieles verbessert wurden.

Ein Eisenbahnzug rast über die Brücke

Um diesen Photographien einen Hohepunkt zu geben, haben wir einmal einen hell erleuchteten Eisenbahnzug über die nächtliche Großstadtstraße hinwegsausen lassen. Dieses Bild dürfte wohl das erste mal in dieser Form in einem Kinematographentheater gezeigt worden sein. Ich will gern den Neugierigen ein wenig in und vor meinen Kurbelkasten blicken lassen, wenngleich es nicht meine Absicht ist, dem Publikum die Illusion zu rauben und dem Fachmann allzu deutliche Tips in seine Werkstatt zu reichen. Es sei nur darauf hingewiesen, dass man im lebenden Lichtbild auch Aufnahmen herzustellen vermag, die in Wirklichkeit viel kleiner sind als man sie später auf der Leinwand bewundern darf. Dass also die gezeigten Photographien nicht immer Originalgröße aufweisen müssen. Man soll einmal nachdenken, wie groß der vorüberfahrende Zug bei den Atelieraufnahmen wohl gewesen sein mag.
Wie bitte, Kleinkindereisenbahn? Und nachher in die Großstadtstraße eingefügt?
Nun, eine Bestätigung dieser Frage würde wieder zuviel enthüllen….

In: Film-BZ, 7. Mai 1922

Die Probeaufnahme zum „Blauen Engel“ (1930)

 

Dieser Text ist auf französisch mit der Probeaufnahme auf der Seite Henri der Cinematheque Francaise erschienen und dort bis zum 21. Mai abrufbar https://www.cinematheque.fr/henri/film/152529-marlene-dietrich-der-blaue-engel-screen-test-josef-von-sternberg-1930/

Bei der Realisierung des Textes haben Gudrun Weiss, Christiane von Wahlert, Loy Arnold, Mark Grünthal, Friedemann Beyer und Raoul Konezni geholfen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.

Der blaue Engel war einer der ersten Tonfilme der Ufa, der größten deutschen Produktionsfirma. 1929 hatte die Ufa extra eine neue Halle – das sogenannte Tonkreuz – für Tonfilmaufnahmen gebaut. Emil Jannings war für seinen letzten amerikanischen Film „The way of all flesh“ mit einem Oscar ausgezeichnet worden und kam gerade aus den USA zurück; er sollte die Hauptrolle in dem ersten Film spielen, der in dem Tonkreuz gedreht wurde. Ernst Lubitsch war für die Regie vorgesehen, aber Lubitsch war für die Ufa zu teuer – Josef von Sternberg war günstiger. Außerdem hatte Sternberg bereits einen Tonfilm inszeniert und in den USA mit Jannings zusammengearbeitet. Von Heinrich Mann, dem älteren Bruder des Nobelpreisträgers Thomas Mann, erwarb die Ufa die Verfilmungsrechte an dem Buch „Professor Unrat“; die Dramatiker Carl Zuckmayer und Carl Vollmöller sollten mit dem Ufa-Mitarbeiter Robert Liebmann das Drehbuch schreiben. Professor Unrat (eigentlich Professor Rath) war der Spitzname eines Gymnasiallehrers in einer norddeutschen Hafenstadt, der einem leichten Mädchen aus einer billigen Kneipe in Liebe verfällt und ihm seine Reputation opfert. Die Rolle des Professors war für Emil Jannings reserviert, aber welche Schauspielerin sollte das leichte Mädchen Rosa Fröhlich, auch Lola Lola genannt, spielen?
Sternberg kannte sich mit deutschen Schauspielerinnen nicht aus, und die Vorschläge, die man ihm machte, behagten ihm ganz und gar nicht. Heinrich Mann brachte seine Freundin Trude Hesterberg ins Spiel, Emil JanningsFavoritin war Lucie Mannheim, Leni Riefenstahl stellte sich selbst Sternberg vor. An Marlene Dietrich dachte niemand.
In ihren Bühnenshows erzählte Marlene später die Geschichte ihrer Entdeckung:
„I like to sing a song that brought me into film. I was a student in a theatre school in Europe and a very famous american film director Mr. Josef von Sternberg came over there to make a film. The name of the film: The Blue Angel. He had looked at all the actresses and couldn’t find the one he wanted for the part and finally looked at the students and one day I received a call to come and make a test for the part and I was told to bring along a very naughty song…Well, I was so sure that I was never going to get the part that I went there without the naughty song. But the director had great patience with me and said.“You know you have to sing a song for the test“. And I said. „Yes, I know, but which one?“ and he said:“Well, as long as you didn’t bring a naughty song sing any song you like.“ And I said: „I like american songs.“ And he said: Allright, sing an american song.“ And here’s the song that brought me into films.“
Dann sang sie „You’re the cream in my coffee“.
Marlenes Geschichte ist nett, aber sie stammt aus dem Buch der Märchen und Legenden. Am 5. September 1929 hatte die Revue „Zwei Krawatten“ von Georg Kaiser im Berliner Theater Premiere. Josef von Sternberg wollte sich Hans Albers und Rosa Valetti ansehen, die man ihm als Darsteller für den Blauen Engel vorgeschlagen hatte. Marlene Dietrich spielte eine der weiblichen Hauptrollen – Mabel, eine reiche Amerikanerin. Natürlich wusste jeder der Darsteller, wer da im Publikum saß. Marlene Dietrich gab sich keinen Illusionen hin; ihr war klar, dass Sternberg nicht ihretwegen ins Theater gekommen war; sie spielte ihre Rolle bewusst lässig und unbeeindruckt von dem wichtigen Gast. Genau das faszinierte den Regisseur. Er liess sie zu Probeaufnahmen in die Ufa Studios Babelsberg einladen.

Eine Tonlampe wird von links in das Bild gehalten, leuchtet auf und schrillt wie ein Wecker. Von rechts hält eine Hand eine Tafel ins Bild und verdeckt Marlene Dietrichs Gesicht. Auf der Tafel stehen der Name des Produzenten (Pommer), des Regisseurs (Sternberg) und der Schauspielerin (Dietrich), dazu die Produktionsnummer des Films (701 – der Filmtitel selbst stand noch nicht fest), die Szenennummer (195) und die Aufnahmenummer (3). Eine Stimme aus dem Off liest vor, was auf der Tafel steht. Die Szene 195 ist wahrscheinlich eine Codenummer für die Probeaufnahme, aber was bedeutet „Aufnahme 3“. War das die dritte Aufnahme mit Frau Dietrich oder war das die dritte Probeaufnahme? Das bleibt ein Geheimnis.
Die Tafel verschwindet, wir sehen eine junge Frau mit gesenktem Blick, die Hände auf einem Klavier übereinandergelegt, in der rechten Hand eine brennende filterlose Zigarette. Aus dem Off jetzt eine andere, leisere Stimme. Sternberg: „So, langsam, jetzt“. Marlene hebt den Kopf, steckt die Zigarette in den Mund, nimmt einen Zug und bläst den Rauch seitlich nach oben aus dem Mund Sie legt die Zigarette wieder auf das Klavier und fischt einen Tabakkrümel aus dem Mund, wendet den Kopf weit nach rechts und nach links, senkt wieder die Augen und gibt dem Klavierspieler ein stummes Zeichen zum Beginn. Klavierspiel. Marlene beginnt ihren Gesang:
You’re the cream of my coffee,
you’re the salt in my stew,
you will always be my neceesity
I’m lost without you.

Sie lächelt, wendet den Blick aufwärts und wiegt den Kopf im Rhythmus der Strophen nach links und nach rechts.
Bei der nächsten Strophe verspielt sich der Klavierspieler, im Vordergrund brennt die Zigarette. Marlene verstummt, der Klavierspieler hört auf. Marlene schaut herab und sagt verärgert: „Soll Musik sein, ja?“ Sie nimmt die Zigarette, schnippt ein bisschen Asche weg , atmet einmal durch und ordnet an: „Noch mal!“ Das Licht liegt auf den Armen, den Wangenknochen und der Nasenspitze.
Ein neuer Versuch, dasselbe Lied, dieselben Kopfbewegungen, nur etwas verhaltener. Wieder verspielt sich der Klavierspieler. Jetzt wird Marlene wütend. „Mensch, was fällt Dir eigentlich ein? Soll das Klavierspielen sein? Zu dem Dreck soll ich singen ? Ja, auf’m Waschtrog, aber nicht hier. Dussel.“ Sie zieht an ihrer Zigarette. Spuckt einen Krümel aus und thront förmlich hinter dem Klavier. Spöttisch ordnet sie an: „Nochmal.“ Nun hebt Marlene die Arme, stützt ihr Kinn auf die Hände und beginnt erneut das Lied. Sie bewegt den Kopf und die Hände nach links und rechts, imitiert absichtlich die Posen amerikanischer Filmstars und schlägt, als der Klavierspieler sich wieder verspielt, mit der Hand so energisch auf das Klavier, dass die Zigarette herunterfällt. Jetzt herrscht sie den Klavierspieler an: „Das geht doch so nicht, verstehste das nicht? An Dir ist auch wohl ‘n Genie verloren gegangen. Wegen Dir muss ich den ollen Quatsch singen, den kannste.“ Die Kamera wechselt jetzt von der Nahaufnahme zur amerikanischen Einstellung.
Marlene geht um das Klavier herum, tritt dann mit einem Bein auf die Tasten und setzt sich auf das Klavier. Zum ersten Mal sieht man, dass sie ein schwarzes Kleid mit einem festgenähten Überwurf trägt, auf dem Strassperlen funkeln. Marlene zieht sich den Strumpf des linken Beins hoch und warnt den Klavierspieler: „Wenn Du jetzt falsch spielst, dann gibt‘s ‘nen Tritt“. Und sie beginnt, auf dem Klavier sitzend, ihren Körper im Rhythmus des Gesangs zu wiegen, stemmt die Arme in die Seiten, singt frech und natürlich: Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht, wenn an der nächsten Ecke schon ein andrer steht. Man sagt „Auf Wiedersehn“, und denkt sich heimlich bloß – Na endlich bin ich wieder ein Verhältnis los.
Eine Hand schiebt sich vor die Kamera, die Tonlampe schrillt, Marlene flüstert noch etwas zu dem Musiker, was wie „Entschuldigung“ klingt. Die Probeaufnahme ist aus.
Was hat Sternberg gesehen, was hat Marlene ihm gezeigt? Zunächst ein braves, zurückhaltendes Mädchen mit gesenktem Blick, dann einen Fan amerikanischer Songs, der passabel singen kann; das Mädchen wird zornig und wütend, als der Klavierspieler sich verspielt; es fällt in den Gossenjargon, pafft und spuckt die Zigarettenkrümel aus und zieht sich dann ganz ungeniert die Strümpfe hoch. Sternberg sieht die Beine und dann eine selbstbewusste Berliner Göre, die einen Gassenhauer zum Besten gibt. Kurz gesagt: Er sah eine Frau, die souverän auf der Klaviatur ihrer Möglichkeiten spielte und sich auch anzuziehen wusste: die im Licht funkelnden Strassperlen ziehen den Blick auf sich und lenken von dem etwas üppigen Körper ab.
War die Probeaufnahme spontan entstanden oder inszeniert? Sicher war sie nicht improvisiert, denn kein professioneller Klavierspieler spielt dauerhaft so daneben. Der Streit war geplant wie auch das Hochziehen der Strümpfe.
Die Probeaufnahme war kein Sternberg-Film, sondern Marlene in Reinkultur. Für Marlene war dieser kurze Film der Beginn ihrer Zusammenarbeit und ihres Liebesverhältnisses mit Josef von Sternberg. Ob sie die Probeaufnahme jemals gesehen hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wollte sie sie unbedingt in dem biografischen Film „Marlene“ von Maximilian Schell sehen. Schell kontaktierte viele Filmarchive, konnte aber keine Kopie eruieren. Erst 1988 kam die Probeaufnahme in den Besitz der Murnau-Stiftung und wurde von Nitro auf Sicherheitsfilm umkopiert. 1995 gab es eine erneute Umkopierung für eine DVD-Edition des „Blauen Engel“.

Wer immer die Kopie der Probeaufnahme bis 1988 besaß, war clever genug, sie nicht aus der Hand zu geben. Marlene Dietrich war dafür bekannt, wegen Nichtigkeiten Prozesse anzustrengen und ihre Prozessgegner auf hohe Summen zu verklagen. Wahrscheinlich ist sie selbst dafür verantwortlich, dass sie die Probeaufnahme nie gesehen hat.

Bericht der Allianz-Film vom 16. September 1952 für August/September 1952

I Film-Abschlüsse/Film-Umsatz

Der August-Umsatz hielt sich auf gleicher Höhe wie im Vormonat. Die in diesem Monat angelaufenen Filme Fanfan und Rashomon entwickeln sich zu sehr guten Geschäftsfilmen. Rashomon selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass er nur in bestimmten Wohnbezirken zur Vorführung kommen kann. Fanfan wird nach Auswertung in Berlin an erster Stelle der französischen Filme stehen (nach 1948). Die großen Geschäftsfilme des Monats waren in Berlin Fürst von Pappenheim, Der keusche Lebemann, Pension Schöller und Tausend rote Rosen.
Bemerkenswerten Uraufführungserfolg hatte der schwedische Film Sie tanzte nur einen Sommer, der 4 Wochen dem Delphi-Palast ein sehr gutes Geschäft brachte.
Premieren im Berichtsmonats
a) Eigene Filme
4.8. Rashomon CINEMA PARIS.
Großartige Presse, mit über einem Monat Laufzeit auch ein sehr gutes Geschäft. Die eine bisher im Besitz befindliche Kopie ist fest terminiert.
11.9. Toxi CAPITOL, Kfd.
Freundliche und wohlwollende Presse für den Film, der einen netten Start hatte und dessen Geschäft bisher sehr gut ist. Besonders harte Kritiker wie Luft z. B. lehnen den Film ab, weil Stemmle am Problem vorbeigeht. Ich habe gestern Herrn Luft bei einer Begegnung gesagt, dass, wenn Stemmle das Problem angefasst hätte, wir den Film wohl nach drei Tagen abgesetzt haben müssten.
Für Pallas-Film: 4.9. Das Mädchen mit dem Goldhelm CINEMA PARIS.
Großartiger französischer Film, sog. Sittenfilm, mit zum größten Teil hervorragender Presse. Einige Kritiker machten Einschränkungen wegen des Milieus. Die Klasse des Films ist unbestreitbar, das Geschäft bisher sehr gut.

b) Filme der Konkurrens
5.8. Urban-13m Der verbotene Christus KIKI.
Vor 1 Jahr war der Film eine der Sensationen der Filmfestspiele. Dieses Jahr Pause hat dem Film nicht gut getan. Er war weder geschäftlich noch pressmäßig ein Erfolg. Nachbesetzung keine.
8.8. Deutsche London-Film Das Wunder einer Stimme CAPITOL.
Unwichtige Angelegenheit, Import nicht verständlich.
8.8. RKO Pinocchio ASTOR.
Der schwächste der Walt Disney-Filme, 14 Tage annehmbares Geschäft mit der üblichen Nachbesetzung.
8.8. Rank-Film Verbrechen ohne Schuld Massenstart.
Ohne Bedeutung.
8.8. Karpat-Pilm 4 Schritte in die Wolken STUDIO.
Dieser Film war vor 5 Jahren eine filmische Sensation, heute überholt, gute Presse, geschäftlich aber ohne jeden Erfolg.
8.8. Cebe-Film Ich hatt‘ einen Kameraden Massenstart.
Das stand nicht. Der Film konnte sich nur in einigen Aussenbezirken auf dem Spielplan halten, sonst ohne Bedeutung.
8.8. Rank-Film Nacht ohne Sterne BONBONNIERE.
Ohne Bedeutung.
8.8. National Film Hinter Klostermauern FILMBÜHNE BERLIIN
14 Tage annehmbares Geschäft, dank des Katholikentages Großeinsatz mit Durchschnittsgeschäft.
8.8. Gloria-Film Fegefeuer der Liebe Massenstart.
Dieses Fegefeuer ging ins Auge,geschäftlich war der Film ebenfalls in allen Theatern miserabel
8.8. Centfox Die Piraten-Königin Massenstart.
Hundertmal dagewesen.
9.8. Deutsche London-Film Pension Schöller WALDBÜHNE mit anschließendem Einsatz FILM-BÜHNE WIEN.
Publikumserfolg, Film aber lange nicht von der Qualität. die erwartet wurde, zählt trotzdem im August und September zu den Spitzengeschäften in Berlin.
12.8. Columbia Sehnsucht nach Andalusien Massenstart.
Ein französischer Farbfilm – das kann nicht gutgehen. Ohne jeden Erfolg.
15.8. Warner Bros. Bis zum letzten Atemzug Massenstart.
Handwerklich guter Kriminalfilm, in den dafür fest vorgesehenen Theatern gutes Geschäft.
15.8. Adler-Film Gott braucht Menschen DELPHI-PALAST.
6 Tage sehr schlechtes Geschäft mit sehr schlechter Nachbesetzung für diesen großartigen Film, der an der Synchronisation gestorben ist. Der Film hat nicht einmal gutes Geschäft bei den Katholikentagen gebracht.
15.8. Universal-Film Zigeuner-Wildkatze Massenstart.
Unwichtige Angelegenheit.
15.8. Deutsche London-Film Denn sie sollen getröstet werden STUDIO.
Bemerkenswerter Import in Originalfassung mit deutschen Untertiteln; Film, der immer zum Einsatz kommen wird, wenn kirchliche Feiertage dazu den äußeren Anlass geben, sonst ohne geschäftliche Aussicht.
15.8. Matador-Film Der blonde Lockvogel BONBONNIERE.
Ohne Bedeutung.
15.8. Union-Film Kleiner Peter, grosse Sorgen Massenstart.
Ohne Bedeutung.
19.8. Siegel-Monopol-Film Das Tor zum Frieden CAPITOL.
Anlässlich der katholischen Festtage Großeinsatz dieses völlig danebengegangenen Films von Wolfgang Liebeneiner.
19.8. Panorama-Film Die Försterchristl KIKI.
Durchschnittspresse und nur Durchschnittsgeschäft. Auch in der Nachbesetzung ist merkwürdigerweise dieser westdeutsche Publikumserfolg in Berlin nicht angekommen.
19.8. Centfox David und Bathseba Massenstart.
Kitschig fotografierte Bibel, Film lag über ein Jahr, war aber dank der großen Propaganda für diesen Film in den 14 Tagen Einsatz in ca. 30 Berliner Theatern guter Erfolg.
22.8. Constantin-Film Der Tiger von Texas Massenstart.
Zigmal dagewesen.
22.8. Prisma-Film Der keusche Lebemann CAPITOL.
Gut aufgezogene Premiere mit allen Darstellern, freundliche Presse, gutes Geschäft, auch in der Nachbesetzung.
22.8. Constantin-Film Sie tanzte nur einen Sommer DELPHI-PALAST.
Überraschenderweise gefiel der F1m auch einem breiteren Publikum. Er stand 4 Wochen auf dem Spielplan des Delphi-Palastes und hatte in den ersten zehn Tagen tatsächliche Spitzenergebnisse. Es bleibt abzuwarten, wie der Film in den Bezirken ankommt.
22.8. Columbia-Film Der letzte Freubeuter Massenstart.
Nach altem Rezept, ohne Bedeutung.
28.8. Panorama-Film Das kann jedem passieren ASTOR.
Von Rühmann aus sehr gut durchgeführte Rolle, so dass man Hoffnung haben kann, dass dieser Schauspieler wiederkommen wird. Der Film an sich sehr billig und primitiv, an einem Geschäft wird nicht zu zweifeln sein. Im Astor blieb er 3 Wochen auf dem Spielplan.
28.8. Gloria-Film Tausend rote Rosen Messenstart.
Gegen diesen Film ist Die Diebin von Bagdad ein 8fach preiszukrönender Film, trotzdem haben die großen Starnamen zumindest in den Außenbezirken den Film in den ersten 40 Theatern zu einem Spitzengeschäft gebracht. Der Zweiteinsatz mit 32 Kopien verlief schon wesentlich ruhiger.

 

 

 

Bericht der Allianz-Film vom 12. Januar 1953 für Dezember 1952

Anmerkung:
Ich bitte Sie, bei allen amerikanischen Filmen – mit ganz wenigen Ausnahmen – von vornherein festzuhalten, dass diese nur noch gut eine Besetzung von 20-30 Theatern in ganz Berlin kommen. Die Bezeichnung „Durchschnittsgeschäft“ bezieht sich demzufolge nur auf die den Film zeigenden Theater.

I/II. Film-Abschlüsse/Film-Umsatz:
Der Dezember-Umsatz war, wie erwartet. gut, wenngleich auch ausgesprochen geschäftsstarke Filme über die Festtage nicht zum Einsatz kamen. Das größte Geschäft auch im Dezember war Heimweh nach Dir.
Die Spur führt nach Berlin erzielte meist überdurchschnittliche Ergebnisse. Durch den großen Kopieneinsatz (40 Stück) waren immerhin in 4 Wochen 80 Theater abgespielt. Das ist für Berliner Verhältnisse ein sehr gutes Ergebnis. Sehr enttäuscht hat der inzwischen von mir auch gesehene Film Haus des Lebens. Man kann hier nicht beurteilen, warum der Film nicht angekommen ist. Sauberer, gefälliger und menschlicher kann doch kaum noch ein Film gemacht werden. Den erwarteten Misserfolg brachte Türme des Schweigens. Entscheidung vor Morgengrauen erzielte gute Ergebnisse in gewissen Bezirken. Beim kleinen Publikum kam der Film jedoch nicht an. Im Januar und Februar wird das Spitzengeschäft dem französisch italienischen Film Don Camillo und Peppone“ gehören.

Premieren im Berichtsmonat:

  1. a) Eigene Filme
    25.12. Feuervogel STUDIO.

Nicht ganz klar durchgeführter schwedischer TanzFarbfilm, der zwischen einem Unterhaltungsfilm und anspruchsvollen Filmen wie Die roten Schuhe und Hoffmanns Erzählungen pendelt. Der Film erhielt Durchschnittskritiken, aber immer wurde das Ballett lobend hervorgehoben. Das Geschäft im Uraufführungstheater war in den 14 Tagen sehr gut. Wie der Film in den Bezirken ankommt, wird sich in diesen Tagen entscheiden. Der Film ist naiv genug gemacht, um auch einem kleineren Publikum zu gefallen. Das ist seine eigentliche Chance, denn als reiner Ballettfilm würde er sich beim großen Publikum nicht durchsetzen können. Die Farben entsprechen nur teilweise dem hohen Niveau, welches man von amerikanischen Filmen her gewohnt ist. Die hohe Klasse des Films Ein Amerikaner in Paris beweist eindeutig, wie weit das Ziel zu stecken ist, wenn man Filme wie Feuervogel oder andere Ballettfilme machen will.

b) Filme der Konkurrenz
1.12. Europa Lockende Sterne FILM-BÜHNS WIEN.
Der Film war im Uraufführunge-Theater kein Erfolg und war auch in der Nachbesetzung geschäftlich nur unter Durchschnitt.
2.12. Herzog 1. April 2000 KIKI.
Ein etwas verspielter Film von Liebeneiner, aber mit großen Mitteln hergestellt. Beim Uraufführungs-Theater ein Durchschnittsgeschäft. Kritiken freundlich, Geschäft in den Bezirkstheatern unterschiedlich,
5.12.Centfox Viva Zapata Massenstert.
Einer der besten Filme der Welt, mässig synchronisiert, durch völlig unverantwortlichen Massenstart Filmgeschäft vernichtet. Sehr realistischer Film mit hervorragender Presse, streckenweise mit Los Olvidados zu vergleichen.
5.12. Union Die Wirtin vom Wörthersee Massenstart.
Für Berlin überraschenderweise ein guter Geschäftsfilm, der in den Bezirken allgemein gut ankam.
5.12. Gloria Der Obersteiger CAPITOL.
Der Film, der in Süddeutschland gute Ziffern erreicht hat, konnte sich in Berlin nicht durchsetzen.
5.12. Schorcht Vater braucht eine Frau ASTOR.
Gefälliger Unterhaltungsfilm mit Dieter Borsche in der Hauptrolle. Durch großen Kopieneinsatz an den Festtagen auch zu einem guten Geschäft gekommen.
7.12. Herzog Das Land des Lächelns MARMORHAUS.
In der Zeit vom 7.-23.12. geschäftlich weit unter den Erwartungen. Uber die Festtage bis zum 3.1. Spitzengeschäft, dann so stark abfallend, dass der Film weit vor der Zeit herausgenommen werden musste. Kritiken miserabel.
12.12. Republic/Gloria Nayoka, die Herrin der Beduinen
Massenstart. Grauenvoller Film, in vielen Theatern nach dem 1.Spieltag abgesetzt, hat dem Ansehen dieser Firma in Berlin sehr geschadet. Kritiken, die nur teilweise erschienen sind, waren katastrophal.
12.12. Paramount Drei Fremdenlegionäre Massenstart.
Dünner Aufguss eines berühmten amerikanischen Stummfilms Blutsbrüderschaft. Mäßige Synchronisation konnte diesem auch schon 12 Jahre alten Film nur zu einem Durchschnittserfolg verhelfen. Derartige Filme bringen es im ganzen nur noch auf ungefähr 20-30 Besetzungen in Berlin (siehe Anmerkung).
12.12. Rank Wölfe in der Nacht FILMTHEATER BERLIN.
Sehr guter, fast dokumentarischer Film, der leider durch die Verstopfung nicht den Erfolg erzielen kann, der ihm zukommt.
12.12. Schorcht Olympia Helsinki DELPHI-PALAST AM Z00.
Unbegreiflich, einen derartigen Kulturfilm in einem so grossen Theater ins reguläre Programm zu geben. Das konnte nicht gut gehen. Der Film ist nur unter bestimmten Voraussetzungen an gewissen Plätzen im regulären Programm zu spielen, oder in Städten, in denen zufällig Olympia-Teilnehmer Deutschlands wohnhaft sind. Als Matinee-Film ist er als wertvolle Bereicherung zu begrüßen.
16.12. Europa Ich warte auf Dich FILMBÜHNE WIEN.
Gepflegter Durchschnittsfilm mit teilweise freundlicher Presse ohne Merkmale eines erfolgreichen Films. Auch an diesem Film wird leider Geld verloren werden.
16.12. Cebe Eva STUDIO.
Harter, realistischer Film, wie ihn die Schweden in den letzten Jahren verschiedene Male hergestellt haben. Der Film hat keine Chance und auch bis heute noch keine Nachbesetzung erhalten.
19.12. Gloria Ferien vom Ich DELPHI-PALAST AM 200.
Der erste Film der Hans Deppe-Produktion, klare Nachahmung seines ersten Erfolgsfilms in Farben. Sehr geschickt inszeniert und haargenau auf die deutsche Mentalität abgezielt. Der Film muss ein großes Geschäft bringen. In Berlin ist der Beweis durch das Uraufführungs-Theater und die Bezirks-Theater bereits erbracht.
19.12. MGM Scaramouche – der galante Marquis CAPITOL.
Sehr guter Abenteuer-Farbfilm mit Frauenliebling Steward Granger in der Hauptrolle. Sehr gutes Geschäft in den ersten 14 Tagen. Trotzdem ist zu bezweifeln, ob der Film in den Bezirkstheatern ankommt, weil ja leider – oder Gott sei Dank – die amerikanische Firma viel zu wenig Vorarbeit leistet.
23.12. RKO Alice im Wunderland ASTOR.
Traditionspremiere mit einem Walt Disney-Film. In diesem Theater über die festgesetzte Laufzeit großartiges Geschäft. Die Erfahrung zeigt aber, dass derartige Filme nur ein bestimmtes Publikum ansprechen, so dass ein Großerfolg auch von diesem Disney-Film nicht zu erwarten ist.
23.12. Deutsche London Wenn abends die Heide träumt Massenstart.
Film aus der berühmten Kiste, diesmal noch gut gegangen, allerdings ist der Film auch wesentlich besser als Wenn die Abendglocken läuten und Tausend rote Rosen blüh’n.
23.12. RKO Macao Massenstart.
Dank der schönen Formen von Jane Russell für ein bestimmtes Publikum attraktiv, dadurch in gewissen Bezirken überdurchschnittliches Geschäft (siehe Anmerkung).
25.12. Warner Bros. Casablanca Massenstart.
Gut gemachter amerikanischer Reisser mit Starbesetzung Ingrid Bergman, Humphrey Bogart und Peter Lorre. Großartiges Geschäft und teilweise gute Pressestimmen.
29.12. Rank Einmal am Rhein KURBEL.
Für Berlin indiskutabel, das ging schief.
29.12. Deutsche London Der fröhliche Weinberg FILM-BUHNE WIEN.
Da der Film keine reine Übertragung des Bühnenwerkes ist, musste er etwas enttäuschen, obwohl er sehr sauber gemacht ist. Das Geschäft war in diesem Theater nicht den Erwartungen entsprechend. Auch für die Bezirke wird kein überdurchschnittliches Geschäft erwartet.
30.12. Herzog Tanzende Steme KIKI.
Das ist Herrn Cziffra wieder geglückt. Der ganze Film ist sehr flüssig inszeniert, die Presse war diesmal beachtenswert freundlich. Großes Geschäft zu erwarten.

-5

 

 

 

Bericht vom 31. März 1952 für März 1952

Im Monat März war der Umsatz auf der gleichen Höhe wie im Februar. Noch immer liegt der Hauptanteil bei dem Film Messalina. Von Nachts auf den Strassen sind die ersten Bezirkstheater-Abrechnungen noch nicht aufgenommen worden. Der Film ist aber in allen Stadtteilen Berlins mit hervorragenden Ergebnissen angelaufen. Starke Witterungseinflüsse haben überhaupt das Geschäft in ganz Berlin in den letzten 14 Tagen des März beeinflusst. Unser großer Schlager Der bunte Traum ist der einzige Film am Kurfürstendamm, vielleicht Herz der Welt noch mit eingeschlossen, dessen Ergebnisse sehr gut sind.

Premieren im Berichtsmonat:
A) Eigene Filme
17.3. Der bunte Traum MARMORHAUS.
Herr Zobel [Kurt Zobel, Chef der Allianz Film Frankfurt] war in Berlin und konnte sich von der freundlichen Aufnahme persönlich überzeugen, die in allen 4 Vorstellungen zu verzeichnen war. Bedauerlich, dass außer Frl. [Felicitas] Busi und den Chargendarstellern [Ursula] Grabley und [Edith] Schollwer kein Schauspieler persönlich anwesend gewesen ist. Berliner Presse im allgemeinen ablehnend, wenn auch nicht so unfreundlich wie bei Die Dritte von rechts und Die verschleierte Maja, wohl mit Rücksicht auf die technisch ausgezeichnete Eislauf-Revue und vielleicht auch nachsichtig gestimmt durch das 40- jährige Jubiläum des MARMORHAUS. Geschäftlich sehr gut.

B) Filme der Konkurrenz
3. Centfox 14 Stunden. Massenstart.
Geschäftlich völlig undiskutabel, sehr gute Presse, ganz klarer Versager.
4.3. Schorcht-Film Heidelberger Romanze. CAPITOL.
Sehr gefühlvoller, sentimentaler Film, ohne besondere Qualität, zufriedenstellende Ergebnisse, mäßige Presse.
7.3. Schorcht-Film Herz der Welt. ASTOR.
Mit großer Vorbereitung angelaufener sauberer und anständiger Film, gute schauspielerische Leistungen von Werner Hinz, Mathias Wieman und beste Nachkriegsleistung von Hilde Krahl (Sonderbericht an Herrn Zobel nach der Premiere abgesandt).
7.3. Panorame-Film Heimat – Deine Sterne Massenstart.
Nur mäßiger deutscher Film, ohne besonderen Erfolg, mäßige Presse.
7.3. Universal-Film Der Menschenfresser von Kumaon. Massenstart.
Schweigen wir darüber.
7.3. Columbia Die liebestolle Stadt (Clochemerle) STUDIO
Großartiges Geschäft, hervorragende Presse, Vorführung leider mit einer sehr schlechten, für die Schweiz bestimmten französisch untertitelten und teilweise mit deutschem Kommentar versehenen Kopie.
Laufzeit 4 Wochen.
7.5. Rank-Film Einmal Millionär sein. KURBEL.
Gesehen, vergessen, aus.
10.3. MGM Ball in der Botschaft. KIKI.
Guter, gepflegter Unterhaltungsfilm, wie alle MGM Filme, leichte Angelegenheit, nur mäßiges Geschäft zu erwarten.
11.3. Universal-Film Sieg über das Dunkel. FILM-BÜHNE WIEN.
Hervorragender, zur Weltklasse zählender amerikanischer Film, großartige Synchronisation, völlig falsch heraus gebracht, dadurch auch leider geschäftlich völliger Versager. Trotzdem Nachfrage von Theaterbesitzern groß, weil Spielinhalt und Qualität des Films die Theaterbesitzer stark beeinflusst hat. Wünschenswert, dass dieser Film von Millionen gesehen wird. Film liegt auf der Linie von Besten Jahre unseres Lebens. Presse hervorragend.
13.3. Constantin-Film Glücklich und verliebt DELPHI-PALAST
Harmloser, aber sehr gepflegter englischer RevueFarbfilm mit neuem amerikanischen Tanzstar Vera Ellen. Leider nur mäßiges Geschäft. Kollidierte mit Laufzeit Der bunte Traum. Gutes Geschäft in den Erstaufführungs-Theatern zu erwarten. Presse sehr gut, empfiehlt daraufhin, dass sich Herr Cziffra diesen Film ansehen sollte.
14.3. Paramount Das Brandmal. METROPOL.
Großartiger Wildwester mit publikumssicherem Star Alan Ladd, der absolut zu den Lieblingen des deutschen Kinogängers zu zählen ist, wie eine Umfrage auch feststellte.
14.3. Adler-Film Das Geheimnis der 5 roten Tulpen. ROXY-PALAST und KURBEL.
Älterer französischer Film, Produktion 1947, nicht ohne Spannung (ich habe ihn damals gesehen), gutes Geschäft, freundliche Aufnahme in der Presse.
14.3. Gloria-Film Erbe des Henkers. Massenstart.
Hundertmal dagewesen. Derartige Filme sind nicht mehr ansehenswert.
17.3. Schorcht Ich kämpfe um Dich. CAPITOL.
David O.Selznick’s Spellbound. Grossartiger, für Filmfachleute prägnanter Film, kein Geschäft zu erwarten. Im Uraufführungs-Theater selbst sehr gute Aufnahme, auch geschäftlich.
18.3. Constantin Die Perlenräuber von Pago-Pago. Massenstart. Schweigen wir auch darüber.
21.3. Universal Gefährliche Mission. Massenstart.
Grossartiger Wildwester, von unerhörter Sauberkeit, hervorragende Farbfotografie, aber, wie gesagt, auf die Dauer sehmeckt jeden Tag auch kein Gänsebraten mehr. Die Amerikaner haben selbst schuld, wenn sie mit derartig guten Filmen geschäftlich jetzt völlig unzufriedene Ergebnisse erzielen. Bei dem genannten Film allerdings in den Erstaufführungs-Theatern her-vorragendes Geschäft.
21.3. Columbia Küsse und verschweig mir nichts. BONBONNIERE.
Belanglos, nicht ansehenswert.
21.3. Karpat Guiliano. KURBEL.
Nicht alle italienischen Filme können gehen. Dieser ging ins Auge trotz großartiger Propaganda.
21.3. Paramount SOS 2 Schwiegermütter (Köchin gesucht). FILMTHEATER BERLIN.
Der Film wurde auf den Berliner Festspielen in der Kategorie der Lustspiele mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Auch jetzt wieder sehr gute Presse und sehr gutes Geschäft.
21.3. MGM Theresa. KIKI.
Wieder wurde ein guter amerikanischer Film zu Grabe getragen und nur deshalb, weil die große und mit ausgezeichneten Filmen ausgestattete MGM glaubt, man braucht die Filme nur ins Filmtheater hineinzustecken und sie laufen.
21.3. Union-Film Fräulein Julie. CINEMA PARIS.
Hervorragende Presse für diesen bereits auf allen Festivals der Welt aufgefallenen schwedischen Film. Ich glaube trotzdem nicht, dass diesem Film ein breiter Erfolg beschieden sein wird. Hier im Theater selbst ist das Geschäft sehr gut.
25.3. Centfox Rache für Jesse James. METROPOL.
Ersparen wir uns die Mühe, darüber zu schreiben.
25.3. Siegel-Monopol Der letzte Schuss. Massenstart.
Dieser letzte Schuss ging auf alle Fälle fehl. Miserabel.
28.3. Siegel Monopol So ein Pechvogel. BONBONNIERE.
Auch nicht alle Nils Poppe-Filme kommen an. Hier werden die Konjunkturritter unter den Verleihern bitter bestraft.
28.3. Astor-Film Insel der Sehnsucht. KURBEL.
Ohne Belang.
28.3. Europa-Film Mädchen ohne Liebe. STUDIO.
Neuverfilmung von Mädchen in Uniform. Bei den Festspielen in Berlin gezeigt, interessant, aber keinesfalls aufregend. Ohne jede geschäftliche Möglichkeit.
28.3.
Constantin-Film Triumphbogen. DELPHI-PALAST.
Superpropaganda fur missglückten amerikanischen, nicht deutschfreundlichen Film. Vielleicht reicht Bucherfolg zum Geschäftserfolg. Ich glaube es aber nicht, da dieser Film bekanntlich in der ganzen Welt kein Erfolg war.

Paul Medina: Ein brennender Acker (1922)

Auf dem Exerzierplatz in Potsdam konnte man vor einigen Tagen einen Brand beobachten. Hinter den Kulissen der Allee, mitten im Schneefeld brannte ein kleiner Acker, an dessen einem Ende eine Holzkapelle, an dessen anderem ein Gerüst stand, wie man [es] ähnlich bei Schachteingängen sieht. Mittels Pech, Petroleum und anderem leichten Brennmaterial gab das Ganze ein sehr hübsches, anständiges Feuer ab, das bald rot, bald grünlich aufwirbelte, dunkle Rauchwolken aufsteigen und von eisigem Wind in alle Nasen zerstieben ließ, als wär’s nur ein Ernstfall, während es sich doch, wie wir hier zu sagen bemüßigt sind, um eine Filmaufnahme handelte, was doch viel mehr ist. Denn um das Gelingen eines schönen Brandes bemüht sich wahrscheinlich kein Mensch, und hier stand überdies noch, wie immer bei ähnlichen Anlässen, weit mehr auf dem Spiel: Das Gelingen der Aufnahme. Und davon kann der Laie, der sich die Freude am Schauspiel durch die Kälte fast gar nicht verderben ließ, annehmen, dass die Bilder ebenso gut herauskommen werden, wie das Original, das, wie gesagt, sehr hübsch gelang.
Dem Verdacht, es handle sich bei dem Film „Der brennende Acker“, den Willy Haas erdacht, Arthur Rosen und Thea von Harbou mitzuarbeiten halfen, um eine Sensationsgelegenheit, (was man den guten Absichten des Direktors Sascha-Goron eigentlich nicht glauben würde) trat der Autor mit folgendem Dementi entgegen:
Der brennende Acker ist in diesem Film, einer Tragödie des Ehrgeizes, symbolistisch gedacht, als das Ewig Verbrennende, sich Verzehrende, als der Ausfluss eines höllischen Elementes, das den gesunden Boden längst hat verdorren lassen, bevor es ihn vollkommen vernichtet: Eine Petroleumquelle, die unter dem Acker lag und deren unfruchtbar machende Wirkung das Bauernvolk mit dem Aberglauben erfüllt hatte und die eines Tages, da man unausgesetzt nach ihr grub, wie zur Bestrafung des frevelhaften Strebens, das einen von Ehrgeiz Besessenen alles Menschliche, selbst die Liebe vergessen liess, hatte zu brennen angefangen….
So ungefähr bedeutete der Autor das Wesen seines Films; man muß dabei an Stendhals Julien Sorel denken, der seine schönen menschlichen Eigenschaften an sein Gehirn, an sein Talent absorbierte, um seinen fanatischen Ehrgeiz zu stillen. Dieser Film, der eine in vielen Zügen ähnliche Figur enthalten soll, mag ein eigenes Erlebnis sein, vielleicht auch ein Bekenntnis, die Vision eines Schicksals. Dass eine solche Vision sich an den Film wendet, ihn als Ausdrucksform wählt, spricht nicht gegen die Qualität, nichts gegen den dichterischen Charakter des Einfalls, , aber alles für ihn, wenn der Eindruck, den die Erzählung des Autors und der Anblick des wie in bengalischer Beleuchtung brennenden Ackers gibt, nicht trügt. Das ist nicht anzunehmen. Das Niveau, aus dem der Einfall kommt, verpflichtet; es verpflichtet zumindest zu Reinlichkeit, zur Konsequenz im dramatischen Erlebnis. Klassizistische Strenge scheint hier, und im Film überhaupt, als Ausgleich für die fehlende Tradition notwendig; die erst könnte den Film zum Hervorbringen von Filmdichtern befähigen und ihn stark genug machen, um ihn vor den Forderungen des tagtäglichen Kinos zu sichern, das von den Manuskriptschreibern des Tages heute noch in gefährlicher Weise gespeist wird.
Ein tadellos brennender Acker, der an irgend einen in der Kindheit bestaunten Brand erinnert, oder an Kaisers Geburtstag, berechtigt noch nicht zu Prophetien. Wenn man aber nur zum eigenen Gebrauch prognostiziert, so glaubt man sich berechtigt, weil der Luxusarbeiter F. W. Murnau die Regie führt, und weil er sich mit allen, die am brennenden Acker interessiert sind, mit Alfred Abel, Grete Dierks, Werner Krauss, Lya de Putti, Eugen Klöpfer, Stella Arbenina sehr gut versteht.
Film-Kurier, Nr. 26, 30. Januar 1922

Rochus Gliese/ Gerhard Lamprecht: Zusammenarbeit mit Murnau

Auszug aus einem Interview von Gerhard Lamprecht am 11. August 1956 mit dem Bühnenbildner und Regisseur Rochus Gliese.

 

GL: Zur Jahreswende 1921/22 machten Sie die Bauten für Murnaus sehr schönen Film Der brennende Acker.

RG: Das war mein erster Murnau Film.

GL: Haben Sie mir nicht einmal erzählt, daß Sie mit einer Aufnahme nicht glücklich waren? Das Haus oder der Garten oder der Schnee oder irgendetwas anderes war nicht gelungen; besinnen Sie sich darauf?

RG: Das war eine Außenaufnahme. Da dem Unternehmer im Laufe dieses Films die finanziellen Mittel ausgingen, konnten wir für den eigentlich wichtigsten Bau, den brennenden Bohrturm auf dem Acker, kein Geld ausgeben. Der Bohrturm wurde recht traurig, der sah eher aus wie ein Klosett. Aber sonst war das schon ein sehr schöner Film.

GL: Ja,wundervoll gespielt und auch eine sehr gute Besetzung mit Lya de Putti, Wladimir Gaidarow und Grete Dierks, die ich doch sehr liebte, weil sie mit ganz feinen kammerspielartigen Mittel arbeitete. Das Buch war ja von Willi Haas und Thea von Harbou, die für Murnau auch Die Austreibung geschrieben hat

RG: Die Austreibung war ein großartiger Stoff von Karl Hauptmann und das Drehbuch von Thea von Harbou war auch sehr gelungen. Uns hat die Arbeit große Freude gemacht, aber beim Publikum kam der Film nicht an. Das gibt es ja manchmal.

GL: Ja, das ist schade, aber auf künstlerisch sehr ausgefeilte Kammerspiele reagierte das große Publikum nicht so enthusiastisch. Bei der Austreibung war ja jedes Bild ein Meisterwerk.

RG: Das wundert mich, denn das war doch eine Zeit, in der das deutsche Filmkammerspiel künstlerisch wirklich auf der Höhe war; es sind doch damals Filme vom Publikum angenommen worden, die in der Thematik und in der Ausführung kaum weniger anspruchsvoll waren.

GL: Die Kammerspiele waren keine großen geschäftlichen Erfolge. Die großen Filme von Lupu Pick wie Scherben und Silvester hatten in den Großstädten ein begeistertes Publikum, aber sie brachten letzten Endes keine großen Einnahmen. Das traf auch auf diesen Murnau Film zu. Die Decla-Bioskop hatte andere Filme,die viel Geld einspielten. Die Austreibung war auch kein Misserfolg, hat aber nicht das große Geld gebracht.

Beleuchtungszauber im neuen Lubitsch-Film (1922)

Vorbemerkung: Nach der Ansicht aller Fachleute bedeutet der neue Lubitsch-Film Das Weib des Pharao hinsichtlich der Lichttechnik einen entscheidenden Fortschritt der Deutschen Kino-Industrie. Unser technischer Mitarbeiter setzt hier die Grundlagen dieser neuen Entwicklung auseinander.

Ernst Lubitsch beim Schnitt von Das Weib des Pharao

Der Film Das Weib des Pharao bedeutet insofern einen Markstein in der Entwicklung der Film-Beleuchtungstechnik, als bei den Aufnahmen ganz neue Verfahren und Einrichtungen zur Verwendung kamen. Zunächst einmal wurden dabei Lampen von bisher unbekannter Wirkung benutzt. Die gewöhnlichen Jupiterlampen arbeiten mit zwei oder höchstens vier Lichtquellen. Um die Intensität des Lichtes steigern zu können, wurden besondere Lampengestelle gebaut, die mit nicht weniger als 20 Lichtquellen ausgestattet waren, und deren Wirkung dadurch um ein Vielfaches gesteigert wurde. Diese riesigen Beleuchtungskörper nehmen eine elektrische Energie von 180 Ampère bei 220 Volt auf und geben eine Lichtwirkung, die sich mit einer für die Aufnahmen ungewohnten Helligkeit bis zu acht Metern in die Tiefe und zu sechs Metern in die Breite erstreckt.
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Der brennende Acker (1922)

Im Marmorhaus gab’s gestern eine Filmpremiere vor dem „Verein Berliner Presse“. Wollte man damit beweisen, dass es trotz allem und allem doch eine Filmkunst gibt? Darf man den Beweis als erbracht erachten? Wird „Der bernnende Acker“ die Herzen der Zuschauer entflammen und erwärmen?
Das Autoren-Triumvirat Willy Haas, Thea von Harbou und Arthur Rosen hat einen in sich starken Konflikt ersonnen: Das Drama eines maßlos ehrgeizigen Bauernsohnes, der den Stand und das Erbe seiner Väter missachtet, sich zu Höherem berufen fühlt, aber schließlich von der stolzen Höhe des Ruhms und Reichtums gestürzt, wieder reumütig in den Schoß der Familie zurückkehrt. In einer langsam schleppenden, inhaltsarmen, mit einem Übermaß von Passagen und langen Titeln bedachten Exposition wird geschildert, wie dieser Johannes Rog, der in der Niedrigkeit der Bauernstuben zu ersticken glaubt, sich dem Ziel seiner Wünsche nähert. Er heiratet die verwitwete Gräfin Rudenburg, weil er weiß, dass ihr öd und brach liegendes Besitztum, der von altersher verrufene „Teufelsacker“, eine wertvolle Petroleumquelle in sich birgt. Das alles wird mit epischer Breite und romanhaften Ausschmückungen, die wenig mit dem Wesen des Films zu tun haben, erzählt. Erst im fünften und sechsten Akt wird aus dem „Exklusiv-Film“ ein Explosiv-Film. Die Ereignisse steigern sich mit einer gewissen dramatischen Wucht. Die Gräfin geht ins Wasser als sie den wahren Charakter ihres Mannes erkennt. Ihre von Johannes gleichfalls verschmähte Tochter steckt aus Rachgier den Petroleumschacht in Brand und nimmt sich ebenfalls das Leben. Johannes selbst ist gerichtet, aber zugleich gerettet von der jungen Bäuerin Maria, die jahrelang auf seine Heimkehr gewartet hat und ihn nun [zu] einem stillen, anspruchsvollen Leben zurückführt.
Eine gewiss nicht tiefgründige und, abgesehen von einigen geschickten Nuancen, an Kontrasten wenig neuartige Handlung. Wenn dieser Film trotzdem zu einem Ereignis wurde, so ist dies vor allem der hingebungsvollen und an besten schwedischen Vorbildern geschulten Regie zu verdanken. F.W. Murnau, der Regisseur des Nosferatu-Films, hat auch dieses Werk weit über seinen eigentlichen Gehalt hinaus gesteigert. Unter seiner Führung findet sich eine stattliche Zahl von Darstellern, in schlichtem, tief wirkendem Kammerspiel. Jeder Charakter ist typisch und scharf herausgearbeitet, auch die kleinste Rolle mit verständnisvollen Künstlern besetzt. Der Bauer Peter Rog (Eugen Klöpfer) breitschultrig, bieder, mit allen Phasen am Beruf seiner Väter hängend, im Gegensatz zu Ihm sein Bruder, der ehrgeizige Johannes (Wladimir Gaisarow), der Tag und Nacht nach dem verborgenen Reichtum des Teufelsacker schürfende Graf Rudenburg (Eduard von Winterstein), seine still leidende und schließlich am Leben verzweifelnde Gattin (Stella Arbenina), seine launenhafte und kaltherzige Tochter Gerda (Lya de Putti) und schließlich die simple Magd Maria (Grete Diercks), blitzsauber nach innen und außen. In Nebenrollen Könner wie Werner Krauß und Alfred Abel. Eine hohe Summe von Darstellungskunst. Und doch nicht atemloses Mitfühlen erzeugend, weil die Darsteller nicht wie die Schweden in dem gegebenen Milieu wurzeln.
Der Regie, die sich gestatten durfte, selbst Komparsenrollen mit Solisten zu besetzen, erstanden im Architekten Rochus Gliese und den Photographen Karl Freund und Fritzarno Wagner starke Helfer. Der Kontrast zwischen den Schlossräumen mit ihren weiten Ausmaßen und den dürftigen Zimmern, in denen die bauern „dumpf wie das Vieh“ hausen, ist trefflich geglückt. Nur die (vielleicht infolge zuviel Oberlichts) einem Hofe gleichende Schlossdiele erscheint verfehlt. Die Photographie schuf Bilder von hohem malerischen Reiz. Ihr Höhepunkt die Schneelandschafts-Aufnahmen. Von gewaltiger Bildwirkung, besonders die nächtliche Wanderung zum Petroleumschacht.
bon. (?) in BZ am Mittag, 9. März 1922

Wie Nosferatu entstand (1922)

Die Filmindustrie ist bekanntlich erst ein Vierteljahrhundert alt, aber es ist unglaublich, was in dieser Zeit bereits an Filmen geschrieben, und was in diesen Filmen an Gedanken und an Unsinn verarbeitet worden ist.
Die Literaturen aller Länder, die Akten aller Gerichte, die Witze aller Witzblätter sind mehr oder minder gründlich geplündert worden und das unsterbliche Wort Ben Akibas kann man auf diese jüngste, elfte, zwölfte oder dreizehnte Muse bereits auch anwenden.

Der große Jammer in den Bureaus der Filmdirektoren: „Wo bekommen wir ein gutes Mansukript her“ – „Suchet, ihr werdet nichts finden!“ – „Alles schon dagewesen!“ – Es muss etwas Neues sein, etwas Unerhörtes! Ein Schlager?“ – „Nein, der Schlager!“

Aber es gibt doch noch Dinge, die im Film, wenn nicht völlig neu, so doch sehr wenig, sehr oberflächlich behandelt worden sind.. Zu diesen Dingen gehört beispielsweise der Okkultismus. Man verarbeitete aus diesem an sich sehr umfangreichen Gebiete verschiedene Dinge und „Probleme“, ohne jedoch dem Wesen der Sache auch nur von einer Seite aus annähernd und mit einem gewissen Ernst beigekommen zu sein.
Die Prana-Film-Gesellschaft, unter deren leitenden Persönlichkeiten sich einige seit langem mit okkulten Studien beschäftigt hatten, kam nun auf die Idee, den Vampyrismus einmal zur Grundlage eines Filmmanuskriptes zu machen. Der äußere Anlass war ein geringfügiger, kam den Betreffenden ungefähr ein, als sie eine Spinne beobachteten, die ihre Opfer aussaugte.
Aber mit der Idee allein war es noch nicht getan. Es handelte sich ja nicht nur darum, eine bestimmte Seite des Okkultismus im Film zu zeigen, sondern es sollte auch wirklich ein Film entstehen. Die Notwendigkeiten, die Bedingungen, vor allem aber auch die Möglichkeiten des Films sollten nicht irgendwie von ungefähr, sondern logisch und wesentlich mit dem Thema verknüpft werden.
In einem phantastischen Roman schien das Vorbild für den geplanten Film gefunden zu sein. Aber es bedurfte noch einer sehr gründlichen Arbeit Henrik Galeens, um aus diesem Roman das zu machen, was die Anreger der Idee sich vorgestellt hatten. Andererseits aber hat die Prana-Film-Gesellschaft als eine der ganz wenigen und ersten, dem Schriftsteller diesmal in größerem Umfang freie Hand gelassen, als das sonst allgemein der Fall zu sein pflegt. Henrik Galeen hat nicht nur das Manuskript geschrieben, sondern er hat auch die Vorarbeiten gemeinsam mit dem Regisseur F.W. Murnau besprochen, hat den Aufnahmen zum großen Teil beigewohnt und wird deshalb von dem fertigen Werk als möglicherweise erster Autor einmal nicht enttäuscht sein.
Auch mit einem anderen System hat man gebrochen, nämlich damit, immer nur „Namen“ herauszustellen. Man hat die Schauspieler nach dem Zweck so günstig als nur irgend möglich gewählt, nicht nach ihrem Darstellerberuf, wohl aber nach ihren Darstellerqualitäten.
Da ist zunächst Greta Schröder, die entzückende Tänzerin und Schauspielerin, die allerdings schon weiten Kreisen bekannt ist. Da ist der junge von Wangenheim, der Sohn Eduard von Wintersteins. Ruth Landshoff, eine bildschöne, junge Künstlerin, stellt sich zum ersten Male in einer größeren Rolle vor. Die Rolle des Schreckens, des Grauens, wird von Max Schreck gespielt, der seinem Namen hier besondere Ehre macht. John Gottowt, Gustav Boß, Alexander Granach und G. H. Schnell sind die übrigen Hauptmitwirkenden.
„Nosferatu“ ist der Titel eines Films der Geheimnisse, einer Sinfonie des Grauens, wie der Untertitel sagt.
Nosferatu ist eine sagenhafte Figur, die bereits in den Volksmärchen eine Rolle spielt. Sie bedeutet ungefähr so viel wie der „Todbringer“, vielleicht auch der Tod selbst, und sie erscheint hier als ein gespenstisches Wesen, manifestiert in der Gestalt eines Schlossherrn, der in einer kleinen Stadt, gegenüber dem Hause eines jungen, glücklichen Ehepaares, sich anzukaufen beabsichtigt.
Der Ehemann, der den Kaufvertrag mit ihm abschließt, reist ihm zu diesem Zweck nach seinem Schlosse, das in den Karpathen liegt, entgegen und erlebt hier die seltsamsten Dinge.
Er fühlt sich nachts bedrückt von einer Nachtmar. Er hat das deutliche Gefühl, als geschähe seiner jungen Frau daheim irgendein Unglück. Magische Kräfte, die er sich nicht erklären kann, lähmen seine Tatkraft, so dass es ihm nur unter den größten Schwierigkeiten möglich ist, sich aus den unheimlichen Räumen des Schlosses herauszuwinden. Er flieht. Aber es ist, als ob das Unglück ihn verfolge.
Ratten scheinen eine Pest durch die Länder zu verbreiten. In Schiffsräumen hocken sie, stecken die Mannschaft an, die nach kurzem , qualvollem Todeskampfe dem Verhängnis erliegt. In den Hafenstädten verbreitet sich die Krankheit zuerst. Niemand weiß, wie er sich retten, wie er helfen soll. Die Ärzte sind ohnmächtig oder stehen dem Rätsel entsetzt und ratlos gegenüber. Auch nach der Heimatstadt des jungen Gatten wurde die Seuche bereits verpflanzt. Aber es ist nicht, wie man allgemein annahm , ein Gift, an dem die Menschen sterben, nicht die Übertragung durch irgendeinen Bazillus. Es ist der blutgierige Vampir, der Nosferatu, der geheimnisvolle Fremdling, der den Menschen den „ganz besonderen Saft“ aussaugt, ihrem Leben vorzeitig ein Ziel setzt.

In einem alten Buche aber findet man aufgezeichnet, dass man sich von einem solchem Vampir dadurch befreien könnte, dass eine schuldlose Frau ihn so lange an sich fesselt, bis der erste Hahnenschrei ihm die Rückkehr ins Geisterreich unmöglich macht.
Die junge Gattin des endlich Zurückgekehrten opfert sich und das Gespenst löst sich schemenhaft in Nichts auf. Der Druck ist von der Stadt, von dem Lande, von den Menschen genommen.
Zu diesen teils mystischen, teils grauenvollen Bildern gehört auch ein besonderer landschaftlicher Hintergrund. Die Prana-Film-gesellschaft fuhr mit ihrem Ensemble in die Karpathen, späterhin an das Schwarze Meer. Sie kurbelte auf offener See und gewann dadurch eine Reihe von seltenen und reizvollen Bildern. Denn wenn ein Land bezüglich seiner Naturschönheiten noch verhältnismäßig wenig erschöpft ist, so dürfte es jenes wilde, nur teilweise erschlossene Gebirge sein.
Abgesehen davon, dass man auch den Reiz fremdartiger Kleidung in die Filmbilder glücklich hineinkomponieren kann, hat sich die Prana-Film-Gesellschaft doch entschlossen, das Ganze in die Zeit des Biedermeiers zu verlegen, um dadurch den Ereignissen eine gewisse Distanz nach Inhalt und Zeit zu geben, außerdem aber, um das überaus reizvolle Milieu aus Urgroßmutters Tagen noch zu besonderer Stimmungsuntermalung auszunutzen.
Die ganze Erzählung ist übrigens umspannt von einer Rahmengeschichte, in die sie sich natürlich und zwanglos einfügt, die auch das sonnige Moment betont und hervorhebt, um die packenden Szenen der Furcht, des Entsetzens und des Grauens verklingen und vergessen zu machen.
Es ist ganz sicher, dass ein so abwegiger Stoff mit dieser Sorgfalt und mit so beträchtlichen Mitteln gearbeitet, durchaus auch einen Publikumskreis finden wird, der seiner würdig ist und der diese Arbeit nicht umsonst getan sein lässt.
Die Neigung, sich mit okkulten Problemen zu befassen, ist gerade in jüngster Zeit wieder stärker als je vorhanden, und dies aus sehr begreiflichen Gründen. Zwingt doch eine ebenso unerquickliche als reale Gegenwart mehr als je, sich vom grauen Alltag abzuwenden und mit Übersinnlichem zu beschäftigen.

BZ Am Mittag, 5 März 1922, Nr. 64
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Dank an die Kantonsbibliothek Appenzell Ausserhoden für die Erlaubnis zur Veröffentlichung von Text und Bild.

Eugen Tannenbaum: Okkultismus mit „Shimmy“

Im Marmorsaal des Zoologischen Gartens gab’s (am Sonnabend) beim „Fest des Nosferatu“ eine Ouvertüre, ein Vorspiel, ein Filmspiel, ein Tanzspiel und ein Nachspiel, bestehend aus Tanz und Tombola, aus Karussellfahrten und Filmaufnahme. Das im Programm vorgesehene Zwischenspiel wurde dem Publikum durch eine ebenso rücksichts- wie einsichtsvolle Festregie erspart. Wer sich dadurch um einen Genuss gebracht fühlte, konnte es zu Hause nachlesen. Es begann mit den Worten: “Gottlob, es ist vorbei, ist überstanden.“
Leute mit schwachen Nerven werden das auch von dem Prana-Film „Nosferatu“ gedacht haben, zu dem Henrik Galeen sich durch den englischen okkultistischen Roman „Dracula“ von Bram Stoker hat anregen lassen. Aber gerade in der Spuk- und Gruselstimmung, die von diesem Film ausgeht, in den schwarzen Schatten, die gespenstisch über die Leinwand geistern, in den Angsttraum-Zuständen und der magischen Verkettung der Dinge liegt die bannende Wirkung dieser „Sinfonie des Grauens“, die allerdings um zwei Sätze zu lang geraten ist. Wie im „Caligari“ kein objektiver Tatbestand geschildert wird, nicht die Perspektive vom Zuschauerraum aus, sondern die Welt als Wille und Vorstellung eines Irren, so sind auch hier innere Erlebnisse nach außen projiziert. Und es ist in erster Linie das Verdienst des Regisseurs F.W. Murnau, wenn es gelungen ist, unkörperliches Grauen sichtbar zu machen, Geistererscheinungen glaubhaft zu materialisieren, Seelisches, sinnlich Wahrnehmbares Wirklichkeit werden zu lassen.

Nosferatu ist ein Abkömmling Urians, ein Schreckgespenst der Hölle: der aus den Blutsünden der Menschheit geborene Vampyr. Ein unheimlicher Geist, manifestiert in der Gestalt des Grafen Orlock, der auf seinem Spukschloss nachts dem Grabe entsteigt, um Lebenden das Blut auszusaugen und dessen „Erlösung“ nur durch die Hingabe einer reinen schuldlosen Frau ermöglicht wird.

Dieser Grundgedanke (und das ist vielleicht ein Mangel des Films) wird nun nicht dramatisch gesteigert, sondern episch (allerdings restlos) ausgewertet. Eine Film-Ballade, deren volksliedhafte Primitivität durchsetzt ist mit der raffinierten Phantastik und Mystik E.A. Poes, Meyrinks und E.T.A. Hoffmanns. Die verschmelzung dieser Elemente zu künstlerischer Geschlossenheit, die Vereinigung zum Spannungs- und Stimmungsgehalt war nur zu erreichen durch inniges Zusammenarbeiten von Autor, Regisseur und Maler-Architekt (Albin Grau). Und es spricht für den Film, dass es fast unmöglich ist, das Tätigkeitsgebiet des einzelnen abzugrenzen. Über die Darstellung später. Nur die Trickaufnahmen scheinen mir nicht ganz geglückt zu sein. Wenn der Totenwagen durch die wilden Schluchten der Karpathen holpert oder der Vampyr huschend Sarg auf Sarg türmt, so wird gewissermaßen illusionszerstörend der technische Apparat sichtbar. Im Übrigen aber ist die unheimliche Atmosphäre erschreckend echt fühlbar gemacht. In den öden Fensterhöhlen verfallenden Gemäuers wohnt das Grauen. Lautlos sich öffnende Türen führen in schreckhaftes Dunkel. Der Werwolf brüllt durch die Finsternis. Aus Gespensteraugen schießen leuchtende und lähmende Blitze. Unheimlich gleitet das Geister-und Totenschiff durch die Brandung. Selbst die Natur ist wie von einem Zauberstab angerührt. Das Meer ist aufgewühlt, Wolken ballen sic drohend. Der Wind wütet durch die tote Stadt, vorbei an geschlossenen Fensterläden, an Häuschen, deren Türen Totenkreuze tragen, durch Straßen, die angefüllt sind mit endlosen Leichenzügen. Der Vampyr geht um …
Der Vampyr ist Max Schreck, leider nicht ganz so schreckhaft wie sein Name. Es fehlt die Besessenheit, die etwa Krauß oder Conrad Veidt für diese Rolle mitgebracht hätten. Seine Dämonie ist Maske, weniger Spiel. Alexander Granach spielt einen Irren, leidenschaftlich, voll satanischer Gier, mit skurrilen Einfällen. Die Lichtgestalten in diesem Nachtstück sind Gustav von Wangenheim (ein friascher Junge, mutig, sonnig, berherzt) und Grete Schroeder, deren Gestalt mehr von Licht umflossen sein könnte, die aber die stumme Angst um den fernen Geliebten ergreifend schildert.
Hans Erdmann hat die Stimmungen des Films mit seinem Empfinden musikalisch untermalt, und er hat auch die Musik zu dem Tanzspiel „Serenade“ geschrieben, in dem Elisabeth Grube von der Staatsoper versuchte, dem gefilmten Mysterium einen heiteren Ausklang zu geben.

BZ am Mittag, 6. März 1922, Nr. 65

Eugen Szatmari: Nosferatu (1922)

Anzeige für die Uraufführung von Nosferatu

Im Marmorsaal am Zoo hat man am Sonnabend abend das Gruseln gelernt. Der Nosferatu trieb dort seine Spiele. Der Nosferatu ist ein menschliches Vampirwesen, das in einem verwunschenen Karpathenschloss wohnt und Blut saugt. Dieses wird angedeutet dadurch, dass es lange dünne Fledermausfinger hat und eine geklebte Vampyrnase. Außerdem hat es zwei spitze, lange Vorderzähne, mit denen es

sein Opfer am Halse anzapft, um ihm das Blut auszusaugen. Nebenbei bemerkt, verbreitet esüberall, wo es hin tritt, die Pest und braucht nirgends auf eine Klinke zu drücken, da sich alle Türen von selbst vor ihm öffnen. Dieser fürchterliche Nosferatu, der im bürgerlichen Leben Graf Orlok heißt und dessen Bekanntschaft der Filmverfasser Henrik Galeen in einem englischen Hintertreppenroman von Bram Stoker gemacht hatte, wendet nun seine Aufmerksamkeit nach der Stadt Wisborg. Sein dortiger Famulus, ein Häusermakler, schickt ihm als neues Opfer den jungen Hutter. Bevor aber noch Hutter an Blutverlust zugrunde ging, entdeckt der gräfliche Vampyr, dass er eine sehr appetitliche Frau zu Hause gelassen hat, und deshalb beschließt er, sich nach Wisborg zu begeben. Er tut es zu Schiff. Während der Reise saugt er allen Matrosen samt Kapitän das Blut aus, so dass die Bark menschenleer, nur von dem Todesatem des Nosferatu betrieben, anlangt. Mit ihm kommt die Pest. Ratten verbreiten ihn (frei nach Hasenclever). Die Menschen sterben in Massen. Bis nicht eine sündlose Frau, Hutters Gattin, dem Vampyr zum Opfer fällt und dadurch die Stadt erlöst …. Vorhang.

Das Fest des Nosferatu – Programmablauf
BZ am Mittag 26.Februar 1922, Nr. 57

Das Manuskript Galeens ist nicht besser als der Roman, aus dem er geschöpft hat. Aber der Film ist etwas ganz anderes – ein Verdienst des Regisseurs F. W. Murnau. Der Film ist wirklich gruselig, erinnert manchmal an Poe, manchmal an Boutet [Frédéric Boutet, französischer Autor], bietet Bilder, die erschauern lassen, bringt Spannung und dürfte manchem Zuschauer einen schweren Traum verursachen. Einige Male freilich merkt man, dass es von dem Gruseligen zum Lächerlichen nur ein Schritt ist. Aber das kommt selten vor – etwa, wenn da ein Leichenwagen herumrast, oder der Nosferatu mit seinen Särgen wie in einem Trickfilm herumrennt. Sonst ist die Stimmung einheitlich. Die Darstellung ist zu loben, allen voran Gustav von Wangenheim, voll jugendlicher Frische und Kraft in der Rolle des Hutter, und Alexander Granach, voll teuflischer Groteskheit als Häusermakler und Zauberlehrling. Der Nosferatu selbst, Max Schreck, hat nur die Aufgabe, schrecklich auszusehen, und wird dessen restlos gerecht. Greta Schröder ist zart und sentimental, Ruth Landshoff, John Gottowt und Wolfgang Heinz leisten in kleinen Rollen sehr Gutes. Die Bauten und Kostüme Albin Graus
haben sich in das Milieu des Schrecklichen sehr gut eingefügt.
Das Fest, das Vorspiel, die nachfolgende Tanzpantomime und der Ball waren gänzlich überflüssig und haben nur störend gewirkt.
Eugen Szatmari in Acht Uhr Abendblatt, 6. März 1922, Nr. 56

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Kurt Wortig: Filmarchitektur 1949

I
Hat der deutsche Nachkriegsfilm ein profiliertes Gesicht? Gibt es auf der Leinwand unverkennbare Züge, die für unser gegenwärtiges Filmschaffen charakteristisch sind? Diese Fragen sind nicht nur ästhetischer Natur. Ihrer Klärung kommt vielmehr auch eine praktische Bedeutung zu, weil sie unlöslich mit den Erfolgsaussichten der künftigen Produktion verknüpft sind.
Trümmer-Dolomiten waren erbarmungslose Szenarien der Nachkriegsfilme, sie bestimmten das Gesicht des problematischen Gegenwartsfilms und standen unseren Filmarchitekten in tausend Spielarten zur kostenlosen Verfügung.
Und heute? Die Phase des Aufbaus verlangt auch wieder eine optimistIsche Filmarchitektur. Angesichts der dringend gebotenen Ökonomie der Filmproduktion, die es sich einfach nicht leisten kann, üppige, kostspielige Phantasiebauten zu erstellen, schlägt die große Stunde für geniale Filmarchitekten, denn von ihren Ideen hängt es mehr denn je ab, ob der deutsche Nachkriegsfilm im Zusammenwirken mit Manuskript, Regie und Darstellung mit den Leistungen ausländischer Produktionen wird Schritt halten können.

 

Walter Haag (rechts) in Göttingen

II
Wenn man auf dem Göttinger Filmgelände, wo kürzlich unter der Spielleitung von Harald Braun der Film Nachtwache entstand, dem Architekten Walter Haag begegnete, konnte man versucht sein, ihn für einen exzentrischen Künstler zu halten. Walter Haag gehört zu den Künstler-Originalen, die in höchster Bewusstheit leben und für die jeder Tag verloren ist, an dem sie nicht eine Hekatombe neuer Ideen ausgebrütet haben. In diesem sechsten, in Göttingen entstehenden Film Die Nachtwache wurde ihm die reizvolle Aufgabe gestellt, Profan- und Kirchenbauten zu erstellen. Haag hat es sich dabei zur Aufgabe gemacht, das Typische evangelischer und katholischer Atmosphäre von der Architektur her aufzuzeigen. Da Haag nicht Katholik ist, versicherte er sich der tatkräftigen Mithilfe eines Kaplans der Göttinger Hauptkirche und räumte praktisch dessen gesamtes Wohnungsinventar aus, um es im Filmatelier zu erstellen. Haag führte diese Aktion mit so entwaffnendem Charme aus, dass sich der erfreulich filmaufgeschlossene Kaplan zu der Bemerkung verstieg, er werde, um die Arbeit an diesem Film für seinen Teil wirksam zu unterstützen, gegebenenfalls auch Teile der Kirche ausräumen lassen und vorübergehend die Kirche schließen.
Kann sich Architekt Haag eines schöneren Erfolges seiner Arbeit erfreuen, angesichts der Tatsache, dass weder vom Regisseur des Films Dr. Braun, selbst Pfarrerssohn, noch von den beiden Filmbeauftragten der evangelischen und katholischen Kirche, die den Aufnahmen beratend zur Seite stehen, wesentliche Einwendungen gegen seine architektonischen Planungen gemacht worden sind?

III.
In der bayerischen Filmstadt Geiselgasteig hat Hermann Warm, der Architekt namhafter deutscher expressionistischer Filme wie Das Kabinett des Dr. Caligari (1919 mit Walter Röhrig), Der Student von Prag (1925), Peer Gynt (1934), Mazurka (1935), Das unsterbliche Herz (1939), Die Geierwally (1940), die Bauten zu zu dem Klagemann-Film Königskinder erstellt. Diese Dekorationskomplexe zeichnen sich nicht nur durch ihre Größe aus – es sind die umfangreichsten Bauten, die seit 1946 in Geiselgasteig erstellt wurden – sondern sie werden im Zusammenwirken mit der Regie Helmut Käutners und den Darstellern Jenny Jugo, Peter van Eyck, Friedrich Schoenfelder, Hedwig Wangel, Erika v. Thellmann. Walter Kottenkamp und Theodor Danegger dazu beitragen, dass den Filmbesuchern ein überzeugender Eindruck von der neuen Ausdruckskunst unseres Filmschaffens vermittelt wird, der einen Vergleich mit Szenarien ausländischer Filme nicht zu fürchten braucht. Im bildlichen Mittelpunkt der kammerspielhaften, heiter besinnlichen Komödie Königskinder steht die Feste Hohenbrandenburg. In ihr erleben wir eine herzerfrischende Nachkriegsgroteske, die durch den monumentalen Hintergrund der Filmbauten Hermann Warms eine zusätzlich wirksame Steigerung erfährt, zumal ein Teil dieser Burgräume nicht nur bloßer Bildhintergrund bleiben wird, sondern gemeinsam mit den Darstellern gleichwertige Wirkungs-Funktionen zu erfüllen hat. Die Szenen in der Folterkammer werden dies am deutlichsten beweisen. Hermann Warm weiß um die suggestive Wirkung eines bizarren Filmbildes. Darum hat er alle Sorgfalt dafür verwendet, das Burginnere im Atelier mit der Außenfront von Hohenbrandenburg, die er auf einem Hügel des Filmgeländes errichten ließ, in einen harmonischen Zusammenhang zu bringen. Schon während der Bauarbeiten an diesem wirkungsvollen Burghof taucht der Plan auf, diese eindrucksvolle Dekoration auch nach Beendigung des Films Königskinder auf dem Gelände für weitere künftige Spielfilme stehen zu lassen. Solche Überlegungen knüpfen sich, wie die Filmpraxis auch in anderen Filmstädten im Laufe der Jahre gezeigt hat, nur an die bedeutendsten Filmbauten, deren Architektur zum mitbestimmenden Faktor des gesamten Films zu rechnen ist.

iV
An den Beispielen dieser beiden neuen Spielfilme wird nicht nur für das deutsche Publikum deutlich werden, dass die Anfangsschwierigkeiten der Nachkriegsproduktion nunmehr behoben sind und dass der Filmarchitektur eine neue Bedeutung zukommt, wie sie einst unsere Spitzenfilme auszeichnete.

 

Herlth und Röhrig – Die Dioskuren der Dekoration

Das Ateliergetriebe mit all seinem Drum und Dran, Beleuchter, Maler, Dekorateure, spukhafte, scheinbar der Laune eines Augenblicks entsprungene Dekorationen…Murnau dreht seinen Faust. . . und inmitten der angestrengten Tätigkeit all dieses Filmschaffens spreche ich mit den Dioskuren der Dekoration, den beiden Unzertrennlichen: Herlt und Röhrig…
Eine große Reihe von Filmen sind von diesen beiden Künstlern dekorativ gestaltet worden wie z.B. Der müde Tod (Lang), Dr. Caligari (Wiene) – bei dem Röhrig der alleinige Architekt war – Der letzte Mann (Murnau), Zur Chronik von Grieshuus (v. Gserlach), Tartüff (Murnau) und zur Zeit Faust (Murnau).
Schon aus diesen Filmen geht hervor, dass Herlth und Röhrig eine ganz bestimmte Linie in der Architektur ihrer Arbeiten verfolgen, dass sie zwar Naturtreue anstreben, die Natur aber trotzdem den optischen Gesetzen des Films durch Stilisierung anpassen, indem sie die ungeheuren technischen Möglichkeiten des Films unterstützen, seine Mängel aber auszugleichen versuchen. So haben diese beiden Architekten in fast allen ihren Filmen ausgiebigen Gebrauch von der perspektivischen Bauweise gemacht. Seit dem Müden Tod haben sie das Figurale des Schrägbaus besonders unterstrichen, der Malerei den Hintergrund der Szene eingeräumt, während sie den Mittelpunkt perspektivisch ausgestalteten und den Vordergrund besonders sparsam behandelten. Man denke da z.B. an den Kaisergarten im Müden Tod. Alle ihre Bauten wie z.B. jetzt bei Faust u.a. Gretchens Zimmer, der Flur, das Zimmer der Mutter, das Studierzimmer von Faust und andere Dekorationen tragen in ihrem Mittelgrund ausgesprochenen Modellcharakter, wie Herlth und Röhrig sich überhaupt sehr viel des Modells, z.B. in der deutschen Stadt, in den Pferden der Apokalypse u.a. bedienen. Es kommt ihnen darauf an, bei ihren Bauten unter größter Ökonomie des Raumes und wenn es sich um große Räume handelt, durch perspektivisches Bauen, das Spiel des Schauspielers bildmässig und in seinen Größenverhältnissen zu unterstützen, so dass der Vornstehende nicht übermäßig größer als der Im Hintergrund stehende erscheint. Und sie vertreten den Standpunkt – wie ja heute auch jeder künstlerische Regisseur -, dass der Schauspieler an gewisse Bewegungsgrenzen streng gebunden ist, an eine Luftperspektive, die das Gesetz des Raumes nicht zerstören dürfen. Und gerade die Gedanken werden im Faust besonders prägnant zutage treten.
Interessant ist wie die individuell verschiedenen Anlagen dieser beiden Architekten sich auch in ihrem Schaffen verschieden ausdrücken. Der beinahe verbissen erscheinende Röhrig ist der Träger des Heiteren, des zarten, der Landschaften, während Herlth, der leicht und gern lächelt, der Gestalter des Düsteren, Tragischen, abstrakt Verinnerlichten ist. Er ist der Figurist unter diesen beiden Künstlern, aber wie der Film eine Schwarz-Weiß-Kunst ist, ergibt auch erst die Mischung dieser beiden Naturelle, der mitunter leidenschaftliche Gegensatz, das Zerpflücken ihrer gegenseitigen Entwürfe, die Kritik des Einen an dem Anderen – jene glückliche Mischung, welche alle Bauten dieser beiden Künstler auszeichnet.
Beide waren zuerst Maler, aber beide lehnen es ab, den Film vom Standpunkt des Malers aus zu gestalten, beide sehen im Film das zu Bewegung gewordene seelische Erlebnis, das rein Optische, das gerade in einem so ungeheuren Stoff wie dem Faust einzufangen besonders schwierig war. Beide haben daher zuerst, bevor sie an die dekorative Ausgestaltung des Sujets gingen – nachdem sie sich schon vor Jahresfrist mit dem Stoff beschäftigt hatten – vor Inangriffnahme des Films eine Studienreise nach Süddeutschland gemacht, an der bildlichen Gestaltung des Manuskripts mitgearbeitet und versucht, nicht die Natur, wie sie sich in der oder jener Landschaft dem Auge des Beschauers darbietet, in den Film zu verpflanzen, sondern diese Natur des Faust-Milieus durch das Auge des Malers transponiert, gleichsam umgebaut, zu zeigen. Für ihre Filme brauchen sie eine eigene Atmosphäre, diejenige, die der Stoff des Films selbst ausmalt, wie sie im Faust Gewitter, Wind, Nebel, den Dämon über der deutschen Stadt, die Pest, den Hunger, den Krieg, kurzum alle diese Erscheinungen, aber eigentlich nur Sinnbilder, in die Wirklichkeit überführt haben. So ist ihr Flug des Teufels durch die Welt nicht etwa nur das, was wir landläufig mit einem Flugzeug sehen würden, sondern gleichsam der Flug auf einem Ring, gleichzeitiges Sehen aller Dinge der Außenwelt, aus der Dämmerung in dem Düster der Nacht zum Sonnenaufgang über weite Landschaften, Wasserfälle, übers Meer, nach Italien, wieder in die Nacht hinein vor den Palast der Lucrezia Borgia … Zeit und Raum werden verkürzt, zur Einheit gestaltet …

Und während Herlth und Röhrig bestrebt waren, eine Zweiteilung des Faust-Stoffes dadurch zu erzielen, dass sie gleichsam dem fröhlichen, sorglosen, heiteren Gretchenmotiv das Schwere, Männliche, Düstere des gotischen Mittelalters, das Faustische entgegenzusetzen bemüht waren, haben sie auf Zeitattribute, auf die Bauten und die Kostüme der Zeit, einer bestimmten Zeit, derart verzichtet, dass sie versuchten, dekorativ zeitlos zu sein.
Eine endlose Zahl von Figurinen, Entwürfen und Skizzen zeigen mir die beiden Künstler zu ihrer jetzigen Arbeit, das Bekenntnis, nicht nur zu einer bestimmten Dekoration des Films, sondern zu einer Weltanschauung ….

Wenn ich mit Dir im Kino bin (1951)

Musik: Gerhard Winkler; Text: Günther Schwenn.
Gesang: Cornel-Trio

Wenn ich mit Dir im Kino bin,
Versinkt um uns die ganze Welt,
weil uns der Film zwei Stunden lang
so wundervoll in Stimmung hält.

Da fährt ein stolzes Schiff
in blaue fernen übers Meer
und mit den weißen Möwen fliegt
die Sehnsucht hinterher…

Wenn ich mit Dir im Kino bin,
vergessen wir, was draußen ist;
ich seh an einem Tränchen,
wie Du innerlich ergriffen bist –

Dann kommt das Happy-End, da wird es schön –
doch wenn’s am schönsten ist, dann muss man leider gehn.
Auf Wiedersehn – auf Wiedersehn.

Carl Mayer: Wie ich zur Idee des Berlin-Films kam. (1927)

Berlin hat für mich seit je irgendeine, meine innere Welt lösende, mich zum produktiven Erleben steigernde Gewalt. Entscheidende Einfälle, wie der zum CALIGARI oder zu SCHERBEN oder zu SYLVESTER, zum LETZTEN MANN und manche andere, irgendwie danke ich sie den Straßen und Stätten, der Luft Berlins. So ging ich wieder einmal, von Plänen zu einem Film aus der Großstadt erfüllt, im Abenddämmer vom Bahnhof Zoo zur Gedächtniskirche. Es war einer jener Abende, an denen gewiss schon jeder, der Berlin liebt, die in ihrer Art einzigartige Atmosphäre dieser Stadt hingerissen empfunden hat. Züge donnerten. Lichter! Autos! Menschen! Alles schnitt sich ineinander! Von den Abendglocken der Kirche überklungen.

Da überkam es mich jäh. Berlin! Wunderbare Stadt! Wie – wenn man einmal an Stelle eines „Schauspielers“ dich selbst zum Hauptdarsteller – zum Helden eines Films erwählte? – Und da stieg auch schon der Titel in mir auf: Berlin, Berlin eine Sinfonie, Berlin die Sinfonie, Berlin die Sinfonie der Großstadt! – Und wirklich, wie aus dem Musiker die Themen zu einer Sinfonie der Töne emporklingen mögen, so verdichteten sich in mir in einer Art jähen, rauschhaften Zustandes, den produktive Menschen kennen, ganze Bildreihen zu Akkorden. Es war mir, als hörte ich urplötzlich die tausendstimmige Melodie dieser Stadt. Straßen, Plätze, ganze Komplexe Berlins blendeten gleichsam in mir auf – durch- und ineinander.

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Bericht der Berliner Allianz-Film Filiale vom 4. Januar 1952 für Dezember 51 – 12/51

Der Dezember-Umsatz ist noch höher als der des Vormonats. Es ist an Hand von Unterlagen bekannt, dass nur die MGM und der HERZOG-FILMVERLEIH bei dem Großeinsats der Filme Die badende Venus, Drei Musketiere., Neptun’s Tochter bzw. Frauenarzt Dr.Praetorius, Schwarzwaldmådel und Die Sünderin ebenfalls einen solchen Umsatz erreicht haben. Für Januar 1952 ist zu erwarten, dass auch der GLORIA FILM VERLEIH ein derartiges Ergebnis für einen Monat erzielen wird mit den Filmen Wenn die Abendglocken läuten und Griin ist die Heide). Auch für Januar 1952 ist für die ALLIANZFILM mit einem guten Ergebnis zu rechnen, das sich vor allen Dingen aus den Erträgnissen des Films Königin einer Nacht ergeben wird. Allerdings lässt sich aus den Abrechnungen leicht erkennen, dass diesem Film ein Großerfolg versagt bleiben wird; die Besucherzahlen weisen immer am letzten Spieltag klar darauf hin.

Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme
6.12. Königin einer Nacht im Delphi-Palast am Zoo.
Der Start des Films war außerordentlich erfolgversprechend und die anwesenden Darsteller wurden auf das lebhafteste gefeiert. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film große Schwächen hat, die vor allen Dingen in den Massen- und Revue-Szenen sichtbar wurden. Die Schuld hierfür trifft aber nicht den Regisseur, sondern den Choreographen Gerard. Auch musikalisch blieben einige Wünsche offen, da einzelne Passagen des Films musikalisch zu schwach besetzt sind (Walser). Als glatte Fehlbesetzung muss Vera de Luca bezeichnet werden, trotz der starken und starren Haltung der Produktion in dieser Frage. Für diese Rolle gäbe es in Deutschland genügend Schlagersängerinnen, deren persönlicher Charme und Vortrag diesen oder jenen Schlager vielleicht zum wirklichen Schlager gemacht hätte. Ausgezeichnet ist Georg Thomalla, auch Ethel Reschke, Paul Westermeier, Kurt Pratsch-Kaufmann sind sehr gut, und sogar die sonst so steife Jeannette Schultze hat in der Bar-Szene großartige Momente. Hoffentlich können die deutschen Regisseure diese Darstellerin daraufhin etwas lockern. Hans Holt hat nichts weiter als nett zu sein und Ilse Werner’s Rolle ist leider zu passiv angelegt. Fest steht auch, dass der Name Ilse Werner nicht mehr die Kraft hat, als Star einen Film zu tragen. Prägnanter Beweis dafür ist der Film Mutter sein dagegen sehr, der wirklich ausgezeichnet ist und einen Erfolg verdiente. Aber der Name der Hauptdarstellerin zieht nicht. Unser Film wurde aber in Berlin dank des bewussten Einsatzes über Weihnachten und Neujahr ein großes Geschäft. Die Propaganda-Vorarbeit war allein darauf abgestellt. 109 feste Spieltermine liegen bereits vor. Im DELPHI-PALAST war der Film in den ersten Tagen und über beide Wochenend-Termine sehr gut. Der ECHO-Produktion kann jederzeit bescheinigt werden, dass selten zuvor einer unserer Filme eine derartig intensive Propaganda -Unterstützung erhalten hat, aber die musste auch sein, sonst hatte unser Film gegen Des Könige Admiral. Drei kleine Worte. Lach und wein‘ mit mir, Wenn die Abendglocken läuten. Die Dame in Schwarz und Bezaubernde Frau nicht bestehen können.
In den Uraufführungs-Theatern selbst waren im Dezember über Weihnachten und Silvester die großen Erfolgsfilme Das Haus in Montevideo, Endstation Sehnsucht, Grün ist die Heide und Blaubart.

  1. b)
    Filme der Konkurrenz.

27.11. Lach und wein‘ mit mir (PARAMOUNT) Filmtheater BERLIN.
Lustiger Unterhaltungsfilm mit Bing Crosby. Vom Verleiher ohne Liebe herausgebracht, starke Mund-Propaganda und wirklich gutes Geschäft in den Erstaufführungs-Theatern über Weihnachten und Neujahr.
27.11. Stips (FORTUNAFILM) Delphi-Palast am Zoo.
Völlig missglückter Start eines an sich netten Unterhaltungsfilms. Der Film starb schon im Uraufführungstheater und hat sich von dieser Niederlage auch in der Erstaufführung nicht erholen können. Keinesfalls aber ist der Film daran schuld; er liegt etwa auf der Linie unseres Absender unbekannt.
27.11. Drei kleine Worte . (MGM) KIKI Filmtheater.
Das neu eröffnete Theater, jetzt wirklich repräsentativ, hatte mit der Uraufführung dieses amerikanischen Revuefilms einen guten Griff getan; obwohl es in Berlin unmöglich erscheint, einen amerikanischen Film deutsch synchronisiert auch in den musikalischen Partien zu bringen, wagte die MGM es und hatte dadurch in der Uraufführung nur einen Durchschnittserfolg. Der Film hätte an sich einen long run erzielen müssen. In der Erstaufführung war er dann das erwartete gute Geschäft.
29.11. Rotes Licht (Dietz-Verleih) Massenstart.
Sehr guter amerikanischer Kriminalfilm. Völlig verpatzte Uraufführung, dadurch untergegangen.
29.11. Die scharlachroten Reiter (PARAMOUNT) Capitol. Perfekter amerikanischer Wildwester, oft gehabt, guter Erfolg.
30.11. Mein Freund Harvey (UNIVERSALFILM) im Studio. Einer der bedeutendsten amerikanischen Filmerfolge. Für die deutsche Mentalität jedoch unmöglich, deshalb glatter Versager bei ausgezeichneter Synchronisation. Viktor de Kowa als James Stewart.
30.11. Das Ding aus einer anderen Welt (RKO) Massenstart. Ein nicht ernst zu nehmender Film mit einigen Überraschungs-Ergebnissen. Ohne Bedeutung.
30.11. Die Dame in Schwarz . (UNION FILMVERLEIH) Kurbel. Gut gemachter Unterhaltungsfilm. Überraschend die Leistung von Mady Rahl und eigentlich auch von Rudolf Prack. Paul Hartmann’s come back überzeugte noch nicht. Film hat guten Erfolg.
30.11. Des Königs Admiral (WARNER BROS.) Bonbonniere. Dieser Film in unserer Hand. würde bestimmt sechs Wochen am Kurfürstendamm in einem repräsentativen Theater laufen, so aber hat der amerikanische Verleih unzweifelhaft Schiffbruch erlitten, weil er in die unscheinbare BONBONNIERE gegangen ist mit einem perfekten Unterhaltungsfilm, der in Amexika und Europa Rekorde erzielt hat. Filme dieser Art sind leider bei uns noch nicht herzustellen. Der Film lief drei Wochen in der Uraufführung und ging zum Weihnachtstermin in die Erstaufführungstheater, wo er sehr gute Ergebnisse erzielte. 1.12.Endstation Sehnsucht (WARNER BROS.) Cinema Paris. Europäische Uraufführung. Sehr gute repräsentative Premiere in Gegenwart vieler amerikanischer Europa Chefs aus Paris. Hervorragender Film in Stoff, Darstellung und Musik. Am Kurfürstendamm der erwartete Großerfolg, der Film wird darum voraussichtlich auch sehr gut in den Bezirkstheatern abschneiden. Er gehört zu den Produktionen, die bei einem Jahres-Rückblick immer im Vordergrund stehen werden. Dieser Film wird sogar in die Geschichte der Filmkunst eingehen. Sowohl die Uraufführung wie der Film selbst sind der erste große amerikanische Beitrag zum Thema : Repräsentation in der Filmwirtschaft.
3.12. Das Haus in Montevideo (HERZOGFILM) Marmorhaus.
Ein mit viel Spannung und Freude erwarteter, charmanter, sehr gepflegter Unterhaltungsfilm, der – wie inzwischen feststeht – in Deutschland zu den Spitzenreitern gehört. Geschäft hervorragend, Presse ebenfalls.
7.12. Zorro’s Sohn (GLORIAVERLEIH) Massenstart.
Wollen wir lieber nicht darüber sprechen!
7.12. Konflikt des Herzens (RANK-FILM) im Studio.
Dex berühmte preisgekrönte englische Film BRIGHT VICTORY. Unmöglicher Start, der auch hier wieder den Tod eines ganz hervorragenden Films verschuldete. Es ist einer der Filme, die man gesehen haben muss, die man aber nicht einführen darf, um damit 600 oder 800.000,- Mk Einnahmen su erzielen. Solche Filme sollten – wie wir es vielleicht auch in Kürze mit französischen Filmen tun werden – nur in der Originalfassung gezeigt werden, um zumindest dem besten Publikum zugänglich gemacht zu werden.
7.12. Die Ratte (CENTOX) Sm Capitol.
Perfekter amerikanischer Reisser, aber unsympathisch im Sujet. Geschäftlicher Erfolg war es einer!
10.12. Die Dubarry (EUROPATILM) im Astor.
Die mit Spannung erwartete Trumpfkarte des Europa-Verleih stach nicht. Der Film 1st völlig daneben gegangen. Dieses Thema wurde mit Herrn Zobel bereits ausführlich besprochen. Erfolg keiner, auch nicht in der Nachbesetzung.
11.12. Ein Kuss um Mitternacht (MGM) im Kiki.
Amerikanischer Schmalz-Film um einen sehr guten Sänger –Durchschnitt.
11.12. 0liver Twist (RANKFILM) in der Kurbel.
Sehr guter Film, durch Schnitte leider sehr entstellt. Gutes Geschäft und auch gute Ergebnisse in den Bezirks-Theatern. Schade drum!
14.12. Mein Freund der Dieb (CONSTANTINFILM) im Capitol.
Nettes Thema, aber zu breit ausgewalzt, von Frau Molnar zu manieriert gespielt. Hans Söhnker nett und sympathisch, Hardy Krüger trotz Nettigkeit oft ungezügelt. Dem Film wird kein Erfolg beschieden sein, wenn der Verleih schon ungläubig an die Aufgabe herangeht. In Berlin sehr schlechte Besetzung. Aus dem Stoff selbst hätte manviel machen können.
14.12. Buschteufel im Dschungel (COLUMBIA) Massenstart.-
Der Titel sagt alles, – sparen wir uns die Zeit!
14.12. Die Männerfeindin (COLUMBIA) im Studio.
Netter Unterhaltungsfilm, von der Art jedoch, die dem großen Publikum nicht eingeht. F1lme dieser Qualität und mit einem solchen Sujet verlangen Buch-Leser. Erfolg war es keiner.
14.12. Auf Winnetou’s Spuren. (CONSTANTINFILM)
Massenstart. Auch hier schade um Papier und Arbeit !
18.12. Bezaubernde Frau (WARNER BROS.) Bonbonniere. Sehr guter amerikanischer Revuefilm mit Doris Day in der Hauptrolle. Leider sind auch die Gesangspartien synchronisiert und das ist allerdings das Allerletzte an Einfallslosigkeit ! Dann könnte man auch CARUSO-Platten von Bully Buhlan synchronisieren lassen ! Der Film ging über Weihnachten und Neujahr in den Massenstart.
20.12. Blaubart (NATIONALFILM) Filmbühne Wien.
Trumpf-Ass der Nationalfilm in diesem Winter ! Der Film ist nicht 100ig geglückt. Die Farbkomposition ist merkwürdigerweise nicht einheitlich. Gespielt wurde von Hans Albers und Cécile Aubry sehr gut. Christian-Jaque’s Regie ist zumindest im ersten Drittel zu schwerfällig. V ielleicht besitzt er nicht die leichte Hand, die dieser parodistische Film verlangt. Das Publikum kann erst spät erkennen, dass alles nur ein Schers sein soll. Der Film wird unserem Nachts auf den Strassen“ keinen Abbruch tun. Hans Albers‘ persönliche Leistung als „Blaubart“ ist stärker als die in seinen letzten Filmen „Föhn“ und „Vom Teufel geJagt.
21.12. Wenn die Abendglocken läuten (GLORIAFILM)
Massenstart. Dieser Film ist einer der größten Schmachtfetzen der Nachkriegsproduktion, aber derartig geschickt herausgebracht, dass man neidlos anerkennen muss: besser kann man es nicht machen, aber die Schauspieler Willy Birgel, Maria Holst und Hans Holt geradezu missbraucht werden, werden, ist fast schon straffällig ! So einen Film darf man nicht machen! Dass Alfred Braun jahrelang bei Veit Harlan assistiert hat, scheint eigentlich unmöglich. Vielleicht sind aber hinter den Kulissen von der Produktion gewisse Dinge gefordert worden, die für Alfred Braun unannehmbar waren. Bei der Berliner Premiere wurde er auch nicht gesehen. Der Film hat sich als sensationelles Weihnachts- und Neujahrsgeschäft erwiesen, ich bin jedoch der Meinung – und werde darauf sehr genau achten – dass er ab 4.Januar in den Berliner Erstaufführungstheatern sterben muss, denn auch die Mund-Propaganda ist denkbar schlecht. Der Film ist alles in allem so schlecht, dass wahrscheinlich nicht verhindert werden kann, dass er in der Provinz trotzdem gut geht !
21.12. Königs Salomon’s Diamanten (MGM) im Kiki. Den Film habe ich noch nicht gesehen, weiß aber aus amerikanischen Unterlagen, dass er gang groß angekommen ist. Auch hier ist die Aufnahme bei den Theaterbesitzern sehr gut, das Geschäft ebenfalls.
21.12. Grün ist die Heide (GLORIAFILM) Delphi-Palast.
Der Film ist Ihnen bereits bekamt. Er ist besser als Schwarswaldmädel, farbtechnisch fast ohne Fehler und zeigt einige darstellerische Leistungen, die überraschen, vor allem Hans Stüwe und Willy Fritsch. Im Delphi-Palast ist der Film das erwartete große Geschäft. Es wird wichtig sein zu beobachten, wie er zu normalen Zeiten geht. Für die Bezirkstheater das gefundene Fressen !
28.12. Rette mich, wer kann (CENTFOX) im Studio.
Wieder ein Film mit James Stewart, meisterhaft synchronisiert von Viktor de Kowa, aber wieder einer, der beim grossen Publikum nicht ankommt. Handlung typisch amerikanisch, und schon darin liegt die Schwäche des Films.
28.12. Der Kongress tanzt (SUPERFILM) im Capitol.
In Berlin kam der Film nicht mehr an. Es gab zwar ein recht positives Echo bei der Presse, die das Rad der Geschichte um 20 Jahre zurückdrehen wollte das Publikum war aber anderer Meinung. Auch hier wird die Reaktion in den Erstaufführungstheatern interessant sein. Der Film wurde nach drei Tagen abgesetzt.
11.12. Aufruhr in Marokko (NATIONAL) Filmbühne Wien.
Alter amerikanischer Film, Völlig deplaciert; Geschäft und Erfolg katastrophal.
25.12. Herz in der Hose( PARAMOUNT) Filmtheater Berlin.
Nach allem, was man hören kann, ein typisch amerikanischer Reisser; ich habe ihn noch nicht selbst gesehen.

 

 

Bericht der Allianz-Film Filiale vom 12. November 1951 für Oktober 1951 – 10/51

Auf dem Uraufführungstheater-Spielplan hielt sich Die verschleierte Maja insgesamt 53 Tage. Der Masseneinsatz dieses Films begann am 23. Oktober Am 30. Oktober wurde Wildwest in Oberbayern in einem der neuen Kurfürstendamm-Theater – Filmbühne Berlin – zur Uraufführung gebracht. Der Film erhielt durchschnittliche und gute Presse; geschäftlich war er unbefriedigend. Auch der Ersteinsatz in den Bezirken war nicht zufriedenstellend.
Mit Anlaufen des Films Die verschleierte Maja in den Bezirkstheatern stehen die Filmtheater Berline völlig im Zeichen dieses Films. Nach dem Erfolgsfilm Fanfaren der Liebe haben die Theaterbesitzer Berlins damit einen noch stärkeren deutschen Film auf ihrem Programm – zum Leidwesen der amerikanischen Filmverleiher, die ihre Position dank ihrer Hartnäckigkeit in den Fragen der Pariser Beschlüsse absolut gefährden.
Premieren im Berichtsmonat
a) Eigene Filme – Siehe oben
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Bericht der Allianz Film Filiale Berlin vom 5. Oktober für September 1951 – 09/1951

Die verschleierte Maja, am 31.8. angelaufen, entwickelt sich, wie vorausgesehen, zu einem Kassenschlager Nummer 1. Am heutigen 5. Oktober geht der Film im Uraufführungstheater MARMORHAUS in die 6. Laufwoche. Kritiken wurden Ihnen bereits gesondert zugesandt. Obwohl im Berichtsmonat außer dem Start Die verschleierte Maja keine nennenswerten Theater für unsere älteren Filme zur Verfügung standen, war der Umsatz doch sehr erfreulich, vor allen Dingen unter Berücksichtigung der außerordentlichen Wetterlage. Für die nächsten 3 Monate ist auf alle Fälle bei genügender Kopienunterstützung ein Rekordumsatz zu erwarten.

Premieren im Berichtsmonat:
a) Eigene Filme —-
Für Pallas-Film. 14.9. Schwurgericht im CINEMA PARIS.
Der Eindruck, den dieser Film bei den Film-Festspielen hervorrief, wurde bei der offiziellen deutschen Uraufführung noch vertieft. Er entwickelt sich zu einem ganz hervorragenden Geschäftsfilm und hat nach dem Film Unter dem Himmel von Paris die beste Presse, die ein Film überhaupt gefunden hat. Am Dienstag, den 18.September, wohnte André Cayatte, Regisseur dieses außergewöhnlichen Films, den Vorstellungen bei. Bei einer sich anschließenden Pressekonferenz sprach er sehr eingehend über das neue Filmvorhaben „Zwischen den Grenzen“.
b) Filme der Konkurrenz
1.9. Paramount Die blaue Dahlie Massenstart.
Guter, handwerklich sehr guter Kriminalfilm mit gutem Geschäftserfolg.
1.9. Prisma Die keusche Susanne WALDBÜHNE
Völlig verunglückter Start und mäßige Aufnahme.
4.9. Jugendfilm Texaspolizei räumt auf Massenstart.
Ohne Bedeutung.
4.9. Hansa-Monopol Kritische Jahre DELPHI PALAST AM ZOO.
Großartiger Film im schlechten Verleih und einem für diesen Fiim ungeeigneten Theater. Außergewöhnliche Presse, aber mangels genügender Vorbereitung geschäftlich völliger Misserfolg. Sehr bedauerlich.
7.9. Paramount Wiederaufführung Bengali FILMTHEATER BERLIN.
Sehr gutes Geschäft auch bei seinem Erscheinen nach 16 Jahren. Sehr gute Nachbesetzung.
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Bericht der Allianz Film Filiale Berlin vom 24. Juli für Juli 1951 – 7/51

Der Umsatz für Juli konnte trotz der sehr ungünstigen Witterung (fürs Geschäft) auf einer zufriedenstellenden Höhe gehalten werden. Da mit Rücksicht auf die Wetterlage kein neuer Film herausgebracht worden ist, sind die Umsätze vor allen Dingen mit den Filmen Unter dem Himmel von Paris, Engel im Abendkleid und immer noch Die Dritte von rechts erzielt worden. Auch Schön muss man sein und Der Tiger Akbar haben Ergebnisse erreicht, die noch gut sind. Völlig enttäuschend, wie bekannt, sind die Abrechnungen für Lockende Gefahr, der in nicht einem einzigen Theater auch nur annähernd Durchschnittskassen erreichen kann.

Verschlussmarke für Die verschleierte Maja

Die Propaganda für unsere beiden neuen Filme Die verschleierte Maja und Weisse Schatten ist in Berlin bereits auf vollen Touren. Bei ersterem Film kann nichts passieren, obwohl selbstverständlich im westdeutschen Gebiet bei Zusammenstößen mit den Filmen Skandal in St. Remo [gemeint ist: Sensation in San Remo] und Johannes und die 13 Schönheitsköniginnen Vorsicht geboten ist. Auch die Presse hat keinesfalls Veranlassung, von vornherein ironische oder abfällige Kritik zu üben. Durch die Kameraarbeit von Bruckbauer hat dieser Cziffra-Film außerordentlich gewonnen, und über die Musik wird man nach 14 Tagen Einsatz in Deutschland Endgültiges sagen können. Es ist billig. heute zu behaupten, dass die Musik aus Die Dritte von rechts populärer ist.
Der große Juli-Schlager in Berlin war der zweiteilige Film Zorro der Geisterreiter von der Republic.
Uraufführungsergebnisse: Sehr positiv Keine Ferien für den lieben Gott, bisher 7 Wochen und Dr. Holl bisher 9 Wochen.

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Bericht der Allianz-Film Filiale Berlin vom 3. April 1951 für März 1951 – 3/51

Der Monat März war fast gleich stark wie der Rekordmonat Februar. Die Dritte von rechts erzielt in ziemlich allen Theatern sensationelle Einnahmen, die mit Recht einen nochmaligen Einsatz des Films im gleichen Theater erbrachten.
Trotz größter Konkurrenz internationaler Spitzenfilme und Filmen deutscher Produktion sind Theater, in denen Die Dritte von rechts gezeigt wurde, niemals ernstlich bedroht gewesen. Das gleiche Geschäft ist auf keinen Fall von Schön muß man sein zu erwarten, wie vielleicht Voreilige behaupten würden.

Premieren im Berichtsmonat
a) Eigene Filme
21.3. Welturaufführung Unter dem Himmel von Paris im CINEMA PARIS
24.3. Schön muss man sein im ASTOR
30.3. Ein bezaubernder Schwindler in der BONBONNIERE

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Carl Hoffmann: Kleine Geheimnisse um den Faust-Film (1926)

Carl Hoffmann (links) und F.W. Murnau

Der FAUST-Film war nach den NIBELUNGEN für mich die Erfüllung eines langjährigen Wunsches. Wieder konnte ich mich einer wahrhaft großen Aufgabe mit großer Hingebung widmen, obgleich ich mir von Anfang an keineswegs die Schwierigkelten verhehlte, die gerade dieses Thema bot.
Man muss mit phantastischen Bildern rechnen, aber bei einem Sujet wie FAUST, das so tief in der deutschen Volksseele wurzelt, war die gewisse Linie, die das Erhabene vom Lächerlichen trennt, so haarscharf gezogen, dass sich schon daraus unübersehbare Schwierigkeiten ergaben. Und trotzdem bildete die Mystik, von der die alte Volkssage vom Dr. Faustus erfüllt ist, den Hauptanreiz für mich. In diesen Bildern konnte man am besten jene Seite des Films zeigen, an der er dem Theater überlegen ist.

Voraussetzung für eine geschlossene künstlerische Linie war in diesem Falle eine gewisse Gebundenheit an Zeit und Raum. Gerade dieser Film durfte nicht, wie sonst üblich, einfach in Einzelszenen zerlegt werden, die man bald im Atelier, bald in der Natur drehen konnte. Deshalb entschloss sich Murnau – und ich stimmte ihm vollkommen bei – den ganzen Film im Atelier zu drehen. Andererseits lag ja die Möglichkeit nahe, alte deutsche Städte als stilvollen Hintergrund zu wählen.
Die schwierigste Aufgabe für mich war es, nicht nur gestellte Landschaften im Atelier zu drehen – das war schließlich nichts Neues -, sondern auch die atmosphärischen Stimmungen zu schaffen, aus denen speziell der Fachmann nur allzu leicht den Unterschied zwischen Frei- und Atelieraufnahmen erkennt. Es gelang mir zur besonderen Genugtuung, dass ich von anerkannten Fachleuten gefragt wurde, ob die Schneesturmnacht und die Heideszenen auch im Atelier gedreht wurden, und dass man mir nicht glauben wollte, als ich dies bejahte. Wie es gemacht wurde? – Alle Geheimnisse will ich ja nicht preisgeben, aber eines darf ich doch ausplaudern. Stellen Sie sich einen großen Raum (das Atelier) vor. Entfesselte Feuerlöscher, Wasserdampf, der aus Dutzenden von Rohren hervorquillt, dazu noch Dämpfe der verschiedensten Säurearten, alles durch Flugzeugmotoren im Chaos herumgewirbelt … dann haben Sie ungefähr ein Bild der Beschwörungsszene.
Der Schneesturm? – Der Boden des Ateliers war ungefähr 30 cm hoch mit Kochsalz bedeckt. Dann traten drei Flugzeugmotoren in Aktion, die die Salzmassen nicht nur in Bewegung brachten, sondern auch selbst noch große Mengen von Salz durch die Luft trieben. Es war gerade kein Vergnügen, in diesem Salzsturm zu arbeiten. Camilla Horn, das arme Gretchen, hat mir geschworen, dass sie noch nie im Leben solchen Durst hatte wie nach diesen Aufnahmen. Dagegen war es pure V erleumdung, als die Kollegen am nächsten Tag behaupteten, die roten Flecken im Gesicht der Künstlerin waren eine Folge des – Durstlöschens. Sie waren eine Folge des beissenden Salzsturms, der weit schlimmer war als ein wirklicher Schneesturm.

Gösta Ekman, unbekannte Frau, Emil Jannings

Sooft Mephisto am Anfang des Films erscheint, begleiten ihn schwarze Wolken, die die Sonne verdunkeln. Die Wolken bestanden aus dunkler. trockener Farbe, vermischt mit Russ, der durch kleine Windmaschinen empor gewirbelt wurde. Während dieser Aufnahmen waren Schornsteinfeger weiße Lämmchen gegen uns.
Das alles sind Tricks, die anzuwenden jeder Operateur mal in die Lage kommen kann. Wirklich stolz aber bin ich auf die Tatsache, das es mir als erstem gelang, bei dem Flug Mephistos mit Faust ganz kleine Modelle auf das Filmband zu bringen , dass sie, wie auch die strengsten Kritiker zugeben, den Eindruck vollkommener Natürlichkeit machen. Die technischen Schwierigkeiten, die es in diesem Falle zu überwinden galt, waren enorm. We sie schliesslich doch überwunden wurden, entzieht sich natürliich einer öffentlichen Erörterung. Ich habe mit voller Hingabe Monate hindurch Tag und Nacht an der schönen Aufgabe gearbeitet, die mir gestellt worden war. Aber ich habe auch – außer vielleicht bei den NIBELUNGEN – noch nie so viel Freude und Genugtuung an dem Gelingen des Werkes erlebt wie in diesem Falle. Meine schönste Hoffnung ist es, bald wieder mit meiner photographischen Kunst an einem solchen Standard-Werke mitwirken zu dürfen und so das Meinige dazu beizutragen, die deutche Filmkunst weiter zu führen auf dem Wege zu Gipfelleistungen, die uns alle vorschweben.

Erschienen im Ufa Pressedienst, Nr. 151, Berlin, 30.10.1926.; nachgedruckt in Filme, Berlin, Nr. 9, Mai/Juni 1981

Dr.Willy Roelinghoff: „Berlin“, das Schicksal eines Films (1924)

Joe May besucht Carl Mayer in Lychen, 1. Juni 1930
Quelle: Deutsche Kinemathek – 198416 MAY

Ich will den Fall in seiner ganzen historischen Wahrheit aufrollen:
Im Jahre 1915, als es noch Krieg gab, hatte ein Schriftsteller den Gedanken, einen Film zu schreiben. Der Gedanke war weniger neu als das Sujet, dem dieser Gedanke diente. Da man nämlich damals Filme nur mit Hindernissen exportieren konnte, so wählte der genannte Autor ein Thema , das für sein engeres Vaterland von Interesse war. Und er schrieb einen Film mit den Haupttitel „Berolina“.
Im März des Jahres 1924 erschien in der Film B.Z. folgende kurze Notiz: „Berlin“ ist der Titel eines Films, den Carl Mayer verfasst hat.“ Diese Notiz, verschwindend kleinen Umfangs, entging auch solchen Lesern, die für sie das größte Interesse haben sollten. Unter diesen dem obenerwähnten Autor und der May-Film A.-G.

Joe May, dem es nicht an originellen Ideen fehlt, kam auf den Gedanken, es sei gut und zeitentsprechend, der Mitwelt zu zeigen, was Berlin ist und was es kann. So beschloss er denn, einen Film zu gebären, der „Berlin, das Schicksal einer Stadt“ heißen sollte. Schrieb auch flugs ein Manuskript und ließ in der ihm eigenen Unternehmungslust gleich eine Anzahl von Aufnahmen mit dem Schauplatz Berlin machen. Ordnungsgemäß versandte er auch optima fide eine kurzgehaltene Notiz an die Presse, die von seiner Arbeit Mitteilung gab. Dieser knappe Waschzettel wurde, wie das ja so oft geht, von jedermann übersehen, darunter auch von den beiden eingangs genannten Schriftstellern.
Tragisch wurde die Angelegenheit erst, als der unselige Verfasser dieser Betrachtung die Maysche Notiz durch Zufall las und sich bei der May-Film Direktion einen Kommentar hierzu erbat und erhielt. Was er erfuhr, war höchst interessant. Es erwies sich, das May einen Gedanken aufgegriffen hatte, der sozusagen in der Luft lag. Kam doch auch fast gleichzeitig eine französische Gesellschaft auf die Idee, einen Film „Paris“ zu machen. Jedes Volk hat heute nach dem kulturzerstörenden Kriege und seinen noch mehr kulturzerstörenden Folgen das Bedürfnis, aufzubauen. Und nur natürlich ist es, dass es seinen neuerrungenen status quo nunc zu Zelluloid bringt. Frankreich macht Paris, Deutschland Berlin und Montenegro Zetinje – da kann man vergleichen, wer etwas Neues und Gutes geschaffen hat. Daher der Name „Anschaungsfilm“ und „Kulturfilm“.
Herr Carl Mayer, der meinen Artikel gelesen hatte, war inzwischen, nachdem die Rex-Film sein Manuskript aus monetären Gründen abgelehnt hatte, mit der Ufa in Verbindung getreten und erreichte, dass die Ufa für seine, wahrscheinlich ausgezeichnete Arbeit Interesse bekundete, was verständlich ist, wenn man sich daran erinnert, dass Herr Carl Mayer den Caligari hervorgebracht hat, der die ganze Welt erfreute. Er schrieb darauf einen sehr entrüsteten Brief an die May-Film, der er Fehde ansagte. Auch die Ufa sprang in dies Geplänkel und richtete ihre Prioritätskanone gegen das Glashaus der Firma May-Film. Die May-Film erklärte darauf, ihr sei nicht das geringste darüber bekannt, dass Herr Carl Mayer einen Film namens „Berlin“ in der B.Z. angezeigt habe. Es fand sich aber tatsächlich – wie schon oben erwähnt – dass der ominöse Zweizeiler in der Film B.Z. abgedruckt worden war…..
Dieses ist der Tatbestand: Herr Carl Mayer hat einen Film namens Berlin angezeigt. Inhalt jedermann, vor allem aber der May-Film unbekannt. Das wurde mir heute von den Herren Direktoren der Gesellschaft erhärtet. Die May-Film hat also ein Manuskript hergestellt oder herstellen lassen, dessen Inhalt sich unter keinen Umständen mit dem Inhalt des Mayer-Films deckt. Zufall ausgeschlossen. Aber die Ufa kommt mit der Prioritätskanone und sagt: “Wenn du deinen Film herausbringst, so schieße ich Dir sofort eine einstweilige Verfügung in Deinen Glasbauch.“ Mit welchem Rechte? Ganz einfach mit dem Rechte dessen, der die lächerlichste und gefährlichste aller Usancen für sich hat. Die deutsche Filmindustrie sitzt nämlich auf dem Gewohnheitscodex, in dem die Formel enthalten ist: „Hat irgend jemand einen Film öffentlich angekündigt, so hat kein anderer mehr das Recht, diesen Film herzustellen.“ Im vorliegenden Falle: Berlin ist gleich Berlin, etwa so, wie die Reichsbank einmal sagte: Mark ist Mark. Auf die Gleichheit des gedanklichen Inhalts kommt es gar nicht an. Berlin ist Berlin.
Vielleicht hat Herr Mayer einen Spielfilm geschrieben, während May einen Anschauungsfilm sah – einerlei: Berlin ist Berlin. Velleicht hat die Ufa das Manuskript noch gar nicht erworben, vielleicht handelt es sich einstweilen nur um einen Entwurf und das Regiebuch liegt noch im Zeitenschoße? Einerlei: Berlin ist Berlin. Shylok-Ufa besteht auf ihrem Schein. Sie steht auf der Tradition, auf der Usance und legt das Zündhütchen auf die Prioritätskanone…
Nun aber bitte ich, ergenst nachzulesen, was am Anfange dieser Betrachtung von mir berichtet worden ist. Dass nämlich anno 1915 ein Schriftsteller, den ich vielleicht kenne, einen Film des namens „Berolina“ geschrieben hat. Mehr noch; dass dieser Schriftsteller in irgendeiner Zeitung dieses Ereignis publiziert hat. Wie nun, wenn dieser Schriftsteller plötzlich aus der Versenkung auftaucht und seinerseits ein Prioritätskanönchen auffährt oder mit einer Vorhandgranate aufwartet? Die Folgen? Nicht Joe May, nicht Carl Mayer und nicht die Ufa dürfte den Film vorführen. Nur dem Autor X. bliebe es vorbehalten, seine filmischen Todestrahlen gegen die Glashäuser derjenigen, die er als Nachahmer bezeichnet, zu richten. Oder ist „Berolina“ nicht gleich „Berlin“? Ja, dann könnte ja auch die May-Film allen Unbequemlichkeiten aus dem Wege gehen, indem sie ihren Film etwa „Spreeathen“ betitelte.

Zum Schluss noch eine bescheidene Frage. Zwei Fabrikanten machen sich, von der Duplizität der Ereignisse gepackt, an dasselbe Sujet. Die anuskripte sind fertig und liegen in den Archiven. Der eine von ihnen will allen Ernstes drehen, der andere denkt gar nicht daran. Wie lange, bitte, muß der ernthafte Fabrikant warten, bis er sein, durch den Prioritätsfimmel gedeckte Projekt, verwirklichden darf? Eine Filmsaison oder ein Menschenleben?

In: BZ am Mittag, 29.6. 1924, Nr. 176

Walter Ruttmann: Mein neuer Film (1926)

Der Film soll rentieren. Das heißt: Er soll nicht nur einer Gemeinde auserlesener, sondern vielen, sehr vielen, am liebsten allen gefallen. Diese Forderung hat durchaus nicht nur geschäftliche, sondern vor allen Dingen kulturelle Bedeutung. Denn nach Jahrhunderten, in denen künstlerische Interessen immer mehr zu Vereinsangelegenheiten verkümmerten, ist plötzlich durch den Film wieder ein Instrument auf die Welt gekommen, das zu Allen spricht und überall Resonanz findet. Gerade aus diesem Grunde wird natürlich bezweifelt, dass der Film Kunst sei. Denn man hat sich daran gewöhnt zu glauben, dass „Kunst“ ein Ding ist, das nur für wenige, besonders dazu geschulte existiere. Aber es ist Kunst. Natürlich nicht in all seinen Erzeugnissen; aber er kann es sein und wird es vor allen Dingen sein – nicht zuletzt deshalb, weil er sich an alle wendet.
Es wirkt vermutlich überraschend, dass gerade ich diese Popularität und Allgemeinverständlichkeit des Films propagiere, der ich mit meinen stofflosen „absoluten“ Filmen Dinge schuf, die zwar alle in Erregung versetzen, aber vorläufig nur von einem Teil des Publikums ganz einfach genossen werden, und die dadurch scheinbar außerhalb der normalen Entwicklung des Films stehen. Scheinbar! Denn gerade diese ganz konsequente Betonung der rhythmischen und dynamischen Gesetzmäßigkeiten des Films, wie sie einst in meinen „absoluten“ Lichtspielen geschah, beginnt nun bereits, als selbstverständliches Erfordernis in die allgemeine filmische Gestaltung einzugehen. Regisseure versichern mir heute, dass sie den filmischen Kontrapunkt , den ich aufstellte, gründlich verdaut und dauernd in ihrer Weise verwendet haben.
Als ich vor vielen Jahren in der Erkenntnis, dass der Film die Kunst unserer Zeit ist, meine ganze Arbeit auf den Film konzentrierte, bestand im Rahmen der Industrie noch keine Möglichkeit, ohne unerträgliche Kompromisse reine Filmsprache zu sprechen. Ich ging also meinen Weg für mich allein. Denn es war mir wichtiger, eine einfache Melodie richtig zu spielen, als gigantische Symphonien zu pfuschen. Heute aber wird mir die Bestätigung, dass mein Weg richtig war. Die Europäische Fox-Produktion stellt mich vor die Aufgabe, an einem großen, rein „stofflichen“ Film die Lebensfähigkeit meiner Film-Anschauungen zu beweisen. Mit Freuden gehe ich an diese Arbeit, die mir endlich die Möglichkeit schafft, zu allen zu sprechen.
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Filmen, in denen ich reine ornamentale Formen in Bewegung setzte, werden hier die jedem bekannten Dinge unserer Umwelt zu dramatischem Ablauf tzusammengeballt und ergeben in ihrem Querschnitt – ohne Bindung an eine theatermäßige Handlung – die Symphonie der Großstadt.

In: BZ am Mittag, 9. Juli 1926. Nr. 185, Film-BZ Nr. 53
Dank an Jean-Paul Goergen

Herlth und Röhrig zum Faust-Film

Vor einiger Zeit schrieben mir zwei der bekanntesten Berliner Filmarchitekten u.a. folgendes: “ Sie wissen ja, welche eine schwere Arbeit der Faust-Film war. Sie haben sich selbst davon überzeugt, welch einen Anteil gerade wir Maler an der bildlichen Konposition dieses Films hatten und als Fachmann verstehen Sie ohnehin, was für derartige Stoffe das weiße, leere Papier bedeutet. Ich meine … anfangs, war keine Vorstellung ausser der Handlung …. da mußten nur wir herhalten.
Wie aber sieht es jetzt aus? Wie stellt sich die Firma zu unserer Arbeit? Sie hat den Film an eine andere Firma verkauft und da kennt man uns nicht einmal (so scheint es), man weiß noch gar nichts von dem eigentlichen Hergang der künstlerischen Schöpfung dieses Films. Soll es so sein? Halten Sie das für eine gerechte Regelung der Anerkennung künstlerischer Arbeiten? Für jede Kunstgattung existiert das Urheberrecht, und wenn ich auch zugeben muss, dass in den Augen der grossen Masse der Filmproduktion der Arbeitsanteil des Architekten und Malers nur verhältnismäßig gering ist, so waren es dennoch in diesem Falle beim Faustfilm bestimmt Maler, Filmleute schlechthin.“
Diese Anklage zweier filmisch so anerkannter Künstler wie Herlth und Röhrig scheint mir nicht zu Unrecht erhoben zu sein. Wenn auch die Namen dieser beiden Malerarchitekten auf einer ganzen Reihe von Ankündigungen des obigen Films zu lesen sind, so hat man sie dennoch viel zu wenig der großen Öffentlichkeit, sowohl der Fachwelt wie auch dem Publikum bekannt gegeben, man hat zwar immer wieder vom Regisseur und den Hauptdarstellern gesprochen, von dem vielen Geld, das dieser Film gekostet hat, von den großen Erwartungen, denen man sich hinsichtlich seiner Auswertung (mit Recht) hingibt, aber wenig, viel zu wenig, fast gar nicht von dem Architekten und dem Kameramann.
Das sind unstreitig Unterlassungssünden, zumal sich gerade dieser Film wie wenig andere, auf dem Optischen, dem Filmarchitektonischen vollständig aufbaut, jede Szene sich dem Beschauer so darbietet, als wenn Milieu, Format und Bewegung des Bildausschnittes von einem einzigen Künstler geschaffen wären. Das schmälert nicht im mindesten das Verdienst des Regisseurs, aber es rückt dasjenige der Filmarchitekten besonders in den Vordergrund, zumal man sich vor Augen halten muss, dass wirklich “im Anfang das leere Blatt Papier war“. Denn wir wollen uns doch darüber klar sein, dass auch der genialste Regisseur unbedingt der Kulisse, des Hintergrundes seines Gestaltens bedarf, um seelische Vorgänge ins Bewegungstechnische und Reinoptische transponieren zu können. Seinerzeit schrieb ich bereits gelegentlich eines Atelierbesuches über die eigenartige Bauweise von Herlth und Röhrig , ihr ausgesprochen perspektivisches Bauen, ihre Tendenz, alle Vorgänge so in das Bild zu stellen, dass schon die Größenverhältnisse, die Formen und die Farbabtönungen der Gegenstände an sich das Verständnis und Empfinden der Zuschauers unterstützen und beflügeln. Es ist wohl durchdachte und künstlerisch auf feinste abgestimmte Absicht der beiden Architekten , dass zum Beispiel in Gretchens Zimmer sich ein (scheinbar) riesengroßes Fenster befindet, hinter dessen Butzenscheiben der gigantische Schatten von Mephisto oder Faust sichtbar wird. Wohl erwogene Absicht, dass Mephistos Teufelsfratze beinahe eine ganze Wand ausfüllt, während sich die Klingen von Valentin und Faust auf der nächtlichen Gasse kreuzen. Alle diese winkligen Gassen und Gässchen, diese Erker und Ecken, diese leeren und hallenden Domräume, der gleichsam über einen unermesslichen tiefen Abgrund hinwegführende, ansteigende Viadukt, über dessen Geländer sich Mephisto hinabbeugt, diese Überschneidungen der Dekorationen und gleichsam auch der Geschehnisse stellen einen ganz neuen Abschnitt der Filmarchitektur vor: Das optische Bauen.
Man hat schon früher ähnliches versucht, seelische Impressionen in das Lokalkolorit überführt, Dekorationen gebaut, die sich aufs engste schon in ihrer Form dem psychischen Geschehen, das in ihnen spielt, anpassen, aber es scheint mir, als ob man noch in keinem Film diese Absichten und diesen Weg so zielbewusst und systematisch verfolgt hat wie im Faust.
Kommen wir zum Brief von Herlth und Röhrig zurück! Wirklich muß man fragen, wann endlich dem künstlerischen Filmarchitekten und Filmmaler im Werk und im Abglanz seines Werkes diejenige Stellung eingeräumt werden wird, die der Kameramann in allerjüngster Zeit zu erringen sich auf dem besten Wege befindet. Es soll keiner eine Extrawurst bekommen, aber auch keiner, dem ein großes Verdienst an einem bedeutsamen Werk gebührt, sollte beiseite stehen.

-o- in Film-Kurier, 13.10.1926


Die mysteriöse Geschichte der Faust-Bibel

Der Film Faust ist in den Jahren 1925/ 26 gedreht worden; die Faust-Bibel erhielt Murnau als Abschiedsgeschenk nach dem Ende der Dreharbeiten am 24. März 1926 von dem Filmarchitekten Robert Herlth. Produzenten schenkten ihren Stars zum Abschluss der Dreharbeiten gelegentlich ein Photoalbum mit Szenen- und Werkphotos zur Erinnerung an das gemeinsame Werk – – nur war dies ein Geschenk des Architekten Robert Herlth und deshalb etwas Besonderes.
Faust war der letzte Film, den Murnau in Deutschland und für die Ufa drehte; Murnau hatte im Januar 1925 schon einen Vertrag mit der Fox in Hollywood abgeschlossen; das Ticket für die Passage nach New York war für Ende Juni 1926 gebucht; die Premiere von Faust fand erst im Oktober in Berlin statt.
Der Film gehört zum festen Kanon der deutschen Filmklassiker; die Filmhistoriker und alle, die sich für die Kultur der Weimarer Republik interessieren, kennen ihn – dem Rest der Filminteressierten wird er, stumm und schwarz/weiß, herzlich egal sein. Und was ist, was könnte die Faust-Bibel sein? Darauf gibt es mehrere Antworten, denn die Bibel ist ein Objekt mit verschiedenen Identitäten.
Der Filmarchitekt Herlth selbst gibt auf der Innenseite des Umschlags der Bibel eine Erklärung: „Der Einband dieses Buches stellte im Faust-Film Faustens Bibel dar.“ Nun gibt es in der Bibliothek des gelehrten Faust viele Bücher und Folianten, die als Bibel gelten könnten. Was ist also mit dem Wort „Bibel“ gemeint? Hier ist eine Vermutung: Als Faust zu einer an der Pest erkrankten Frau gerufen wird, flösst er ihr ein Medikament ein, das er selbst entwickelt hat. Aber das Medikament wirkt nicht, die Frau stirbt.
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Robert Scholz: Griffith dreht in Berlin (1924)

Robert Scholz als Gauner

Der Meister der amerikanischen Regisseure, D.W. Griffith, dreht seit zwei Wochen an einem Film in Berlin. Ich habe Gelegenheit gehabt, seine Arbeit aus nächster Nähe zu beobachten, denn ich habe in seinem Film mitgespielt…
Nach dem telephonischen Anruf seines Operateurs, der mich schon von früher her kannte, suchte ich ihn in dem großen Hotel auf, wo er Wohnung genommen hat. Ich trat in das Zimmer, wo sich Griffith mit seinem Operateur und mit seinen Hilfsregisseuren befand. Er sprach einiges mit mir und prüfte mich mit einem scharfen, durchdringenden Blick. Dann – als ich schon gehen wollte, rief er mich zurück und ließ sich etwas vorspielen, was kaum ein deutscher Regisseur jemals gemacht hat. Er ließ sich eine Szene vorspielen, und ich musste ihm ohne Partner, allein, die Szene, die Szene, die ich mit einer Partnerin spielen sollte, vormachen. Er achtete dabei vor allem auf den Ausdruck des Gesichtes und auf das Tempo der Bewegung.
Die Aufnahme selbst fand in Adlershof statt. Mit einem stattlichen Stab war Griffith dorthin ausgezogen, um das Leben der Berliner Bevölkerung auf die Leinwand zu bannen. Er suchte nicht das Berlin der Vergnügungen auf, sondern das Stadtviertel der Armen. Er drehte ohne Manuskript. Mit seinen Hilfsregisseuren formte er, ganz seinen plötzlichen Einfällen folgend, Züge und Gruppen. Ließ sich arme Frauen und Kinder vormarschieren, Krüppel und Arbeitslose. Er sagte uns nichts darüber, was der Inhalt seines Films sein sollte, und augenscheinlich wollte er auch nichts darüber sagen. Als ich meine Szene spielen sollte, erklärte er mir die Szene bis in die kleinsten Einzelheiten, und als es nachher zu einer Großaufnahme kam, da ließ er die Szene voll ausspielen, so voll, wie es ein deutscher Regisseur niemals tut. Er hatte offenbar keine Angst, dass er etwa ein paar Meter Negativ mehr verbrauchen wird.
Er machte den Eindruck eines mit vollem Bewusstsein arbeitenden Künstlers, der ganz genau weiß, was er will, und auch, was er aus seinen Schauspielern hervorzuholen vermag. Die Gruppen dirigierte er mit kurzen, knappen, aber eindrucksvollen und einprägsamen Worten, so dass ein jeder begreifen musste, worum es sich bei der Szene handelte.
Wie gesagt, ich weiß nicht, was der Inhalt seines Filmes ist. Aber, dass er nach Berlin gekommen ist, um in den armen Vierteln von Alt-Berlin und in den Arbeitervorstädten zu drehen, dass er den Schauplatz seiner Berliner Szenen im Schatten der Fabrikschlote suchte, wird vielleicht einen Schluss darauf zulasssen, was sein Ziel war, als er nach Deutschland gekommen ist.

8 Uhr Abendblatt, 2. August 1924, Nr. 180

Joe May: Filmzukunft in Deutschland

Joe May

Der Prophet ist keine Rolle für mich. Aber es ist vielleicht doch interessant, sich klar zu machen, welchen Weg der deutsche Film gehen muss, wenn er überhaupt gehen soll.
Der Krieg hat uns zu einem merkwürdigen Binnenleben verführt. Es ist für uns alle schwer, wieder herauszukommen. Die meisten deutschen Filmleute haben Filme für deutsche gemacht und dann wundert man sich, wenn große Teile der Welt die kalte Schulter zeigen.
Es ist bestimmt falsch, Filme in einem Allerweltsgeschmack machen zu wollen. Der nationale Stil wird immer zu spüren sein, vorausgesetzt, dass der Regisseur überhaupt Stil hat. Aber entbehrlich sind die Begleiterscheinungen, die sich vollkommen grundlos aus Eigenarten des deutschen Films herausgebildet haben.
Unsere Filme werden leicht zu tragisch. Gewiss: jeder wirksame Film muss dem Menschen ans Herz gehen, aber er soll sich freihalten von der düsteren Einförmigkeit, von der Übersteigung der schmerzlichen Akzente, von der Grau-in-Grau Malerei. Man lebt doch nicht nur an Nebeltagen, und ein bisschen Sonne braucht schließlich jeder. Sogar der Film.
Wir verkennen das leicht. Schuld ist, dass wir einen Begriff von „Unterhaltung“ haben, den die Welt nicht kennt. Im Ausland geht man ins Kino, um sich ein paar Stunden geistig angenehm zu erfrischen. Man will mitlachen, vielleicht auch mitweinen – aber unter keinen Umständen will man mit einer Zentnerlast auf der Seele atmen müssen. Man will auch nicht in Konflikte und proleme verstrickt werden, die man mit Aufbietung gfroßer seelischer Kräfte verfolgen muss.
Das Problem! Dieses Wort spielt eine verhängnisvolle Rolle in Deutschland. Man sieht in dem Film einen Tummelplatz schwerer seelischer Konflikte, die immer unlösbar ineinander verhäkelt werden. Ich glaube, man verwechselt da zwei Dinge miteinander. Komplizierte seelische Probleme können auch mit der vollendetsten Technik nicht fotografiert werden – ihre Diskussion ist schließlich Sache der Bühnenliteratur, die für diesen Zweck höchst wirksame Mittel hat. Aber der Film? Weiterlesen

Billy Wilder 1947 in Berlin

Im August 1947 war Billy Wilder In Berlin, um für seinen Film A Foreign Affair einige atmosphärische Außenaufnahmen zu drehen. Für die Berliner Presse arrangierte Paramount eine Voraufführung von Wilders Film The lost weekend. Danach kam es zu folgendem Interview.

Erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen etwas erzähle! Fragen Sie mich, durchlöchern Sie mich mit Fragen!
Also frage ich. Haben Sie schon einen deutschen Nachkriegsfilm sehen können?
Ja, ich kenne Staudtes Die Mörder sind unter uns von Hollywood her. Ich muss sagen, wir waren drüben etwas enttäuscht. Wir hatten etwas Besonderes erwartet.
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Dr. Rudolf Kayser – S. Fischer Verlag

Dr. Rudolf Kayser (1889 – 1964)

Die Frage nach den Wegen zum künstlerischen Film ist nicht leicht zu beantworten, da sie einen ganzen Komplex von Einzelfragen umschließt. Zunächst kommt es darauf an, das Manuskript wirklich unter dem Gesichtpunkte des Kinos herzustellen; die Analogien zu Literatur und Theater müssen unterbleiben. Haben auch einige bedeutende Darsteller einen besonderen Film-Stil gefunden, der nicht den äußeren Zwecken, sondern dem Wesen des Films entstammt, so lässt sich das für die Autoren kaum behaupten. Nicht auf Psychologie, Beschreibung, Mannigfaltigkeit der Charaktere und des Geschehens kommt es an (denn aus ihnen können nur die teils sentimentalen, teils kolportagehaften Stücke entstehen, die man kennt), sondern auf Phantastik und Groteske, auf den Rhythmus in körperlicher Bewegung, Dekoration und Landschaft. Der musikalisch-rhythmische Charakter des Films wird immer maßlos unterschätzt. Zumeist überhaupt nicht beachtet. Daher kommt es auch, dass sich bisher noch kein Komponist gefunden hat, der zu Films eigene Begleitmusiken schreibt.
Der Grundcharakter des Films ist ein optischer und kein literarischer. Die zweidimensionale Fläche, die keine größere Tiefenentwicklung erlaubt; die bildhafte Ausprägung der Vorgänge; die Verteilung von Licht und Schatten; die Gruppenbildung durch die Figuren, ihre optischen Beziehungen zu Landschaft und Räumen …. das sind Faktoren, die nicht nur für den Filmregisseur, sondern auch für den Autor von grundlegender Bedeutung sind. Denn er muß endlich seine Aufgabe dahin erkennen: dass er ein optisches Spiel schaffen soll; ja, ein Spiel, mit all den romantisch-musikalisch-triebhaften Elementen, die auch dem Spielen der Kinder zugrunde liegen, nicht aber Dramen und Epen.
Daraus ergibt sich, dass literarische Werke sich nicht ohne weiteres verfilmen lassen. Nur solche kommen in Betracht, die wirklich in die optische Sprache übersetzbar sind, d.h. vor allem romantisch-phantastische und grotesk-komische. Wenn literarische Werke mit Haut und Haaren verfilmt werden, zeigt sich zumeist nicht nur grobe Verstofflichung, sondern auch völlige Akzentverschiebung; der eigentliche Gehalt der Dichtung ist verschwunden, und Nebensächlichkeiten sind zur Hauptsache geworden.
Dass solche künstlerischen Gesichtspunkte auch in die Filmindustrie Eingang finden möchten, wäre sehr zu wünschen. Die bisherigen Methoden lassen sich keinesfalls fortsetzen. Der Vorschlag, eine Vermittlungsstelle zwischen Autoren und Filmfabriken einzurichten, ist bereits verwirklicht. Nach dem Vorbilde der Vertriebsstelle der Bühnenschriftsteller ist vor längerer Zeit eine Geschäftsstelle des Verbandes deutscher Filmautoren eingerichtet worden, der verschiedene Verleger die Verfilmungsrechte an ihren Büchern übertragen haben. Diese Geschäftsstelle bemüht sich, die künstlerischen Vorschriften der Verlage bzw. der Autoren genau zu befolgen und nur nach ihrer Berücksichtigung mit den Fabriken abzuschließen. Zu wünschen wäre aber, dass eine zentrale Instanz geschaffen wird, die sich aus Persönlichkeiten zusammensetzt, die wirkliches Verständnis für den Kunstcharakter des Films besitzen. Deshalb wäre es notwendig, dass nicht nur Autoren, sondern vor allem auch jüngere Maler und Regisseure (Ludwig Berger, Leopold Jeßner, Karl Heinz Martin…) an sie berufen werfen.

Der Vorschlag, durch mehrere Filmfabriken dasselbe Stück herzustellen, wäre durchführbar nur auf dem Wege des Wettbewerbs, durch den dem Preisträger das Vorführungsrecht übertragen wird. Sicher könnten so interessante Ergebnisse gezeiotigt werden. Von Vorneherein aber über dasselbe Stück mit verschiedenen Fabriken abzuschließen, ist in jeder Beziehung unmöglich. Der Vergleich mit dem Theater ist da nicht am Platze, da ja über Bühnenvorstellungen nur für einen bestimmten Ort abgeschlossen wird, Filme aber freizügig sind. So wenig es möglich ist, ein und dasselbe Buch eines lebenden Autors in mehreren Verlagen erscheinen zu lassen, so wenig kann auch ein Film gleichzeitig durch verschiedene Fabriken hergestellt werden. Das ist rechtlich wie wirtschaftlich wie auch künstlerisch gleich unmöglich.

Nationalzeitung – 8 Uhr Abendblatt, 15. Juli 1920

@
The National Library of Israel, Jerusalem. Thanks to the copyright and permission service

Über Rudolf Kayer:
https://en.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kayser
http://web.nli.org.il/sites/NLI/English/collections/personalsites/archive_treasures/Pages/kayser_G.aspx

Karl Heinz Martin. Regisseur der Reinhardt-Bühnen

Die Verspätung meiner Antwort liegt daran, dass die Frage mich erst auf Umwegen erreichte. So erhielt ich freilich auch die Gelegenheit, zugleich schon auf die Gedanken der ersten Ihnen zuteil gewordenen Antworten eingehen zu können.
Ihr Vorschlag beruht auf der richtigen, auch mir geläufigen Einsicht, dass der Film, dass Werte und Möglichkeiten des Filmes im Manuskript und beim Manuskript beginnen; er scheint mir aber dann durch die übliche Verwechslung des Theaters mit der Filmkunst irre geleitet zu werden. Der Aufbau des Filmmanuskriptes auch als literarischer Gattung – als solche sehe ich es durchaus an – ist von dem des Dramas so verschieden, wie ihre Ausführung auf der Bühne und vor dem Aufnahmeapparat verschieden sind und so verschieden muss ihre Behandlung sein. Ich will von den wirtschaftlich-industriellen Bedingungen, die beim Film heute eine größere Rolle als beim Theater spielen, ganz absehen, obwohl schon an ihnen die Ausführung Ihres Vorschlages scheitern muss. Aber allein eine technische Bedingung verbietet sie – die, welche schon Rudolf Kayser anführte, dass nämlich das Drama an einem Theater bleibt, der Film aber in jede Straße kommt.
Die Hindernisse beginnen aber noch tiefer. Da das Filmspiel, das vom Theaterspiel recht verschieden ist, die primitiv leiblichen künstlerischen Instinkte – die nicht wertloser sind als die differenzierten – freimacht, auch die „komödiantischen“ des Schauspielers, wird der Film in ganz anderer Weise als das Drama, bei dem freilich auch Schiller diese Rücksicht nahm – dem einzelnen Schauspieler „auf den Leib“ und für den einzelnen Regisseur geschrieben sein. Die Rolle Asta Nielsens wird Henny Porten weder spielen wollen noch spielen können, und Asta Nielsen werden gerade ihre wertvollen künstlerischen Fähigkeiten eine Rolle verbieten, die der Henny Porten liegt. Was Sie vorschlagen, ist reizvoll für Fachleute und mehr eine interessante Probe als ein Experiment, und Experimente zwar, aber nicht Studien darf man dem Publikum vorsetzen.
Experimente zwar reizen gerade mich, und für mein Gefühl und meine Erwartungen wird gerade im Film, der gewisser als alles das Reich der unbegrenzten Möglichkeiten ist, zu wenig experimentiert. Nicht auf dem technischen Gebiete freilich, wie Herr Leopold Jeßner meint. Die Photographie, die Tricktechnik und alles sind außerordentlich weit und entwickeln sich selbstsicher rapid weiter, dazu habe ich, nach dem, was ich sehe und tue, alles Vertrauen. Aber nützt die Regie diese unbegrenzten Möglichkeiten aus? Sie erschöpft sich in längst konventionellen, nur formal gebändigten Massenszenen und immer banalen Großaufnahmen. Spielt sie genug und ernst genug diese Architektur aus Menschenleibern? Ist der Filmregisseur mit dem Apparat, der hier sein Auge sein muss, hinter der Ekstase der Schauspieler her?
Und das Manuskript. Wie arm mit Stoffen gefüllt ist dieses Reich der unbegrenzten technischen, bildnerischen und fabulierischen Möglichkeiten! Eifersuchtskonflikte, Ballszenen und gestohlene Briefe. Fällt den Dichtern nichts anderes ein, und wollen sie immer weiter höchstens die Reize auch nicht mehr unbekannter Milieus wirken lassen?
Nein, sie sollen, gerade wie der Regisseur, aus den Bedingungen des Films phantasieren. Die sind schon ernsthaft untersucht, ich darf an Aufsätze zum Beispiel der Neuen Schaubühne, etwa an meines Mitarbeiters Rudolf Leonhard „Bemerkungen zur Aesthetik und Soziologie des Films“ erinnern [Dreden, Heft 1, Jg. 2, Januar 1920]. Lassen Sie mich ein Paradoxon daraus zitieren: „Der Film ist eine selbständige literarische Gattung – innerhalb der bildenden Kunst“. Er ist eine Dichtung, die aus einer Bilderfolge besteht. In dieser und in diese soll der Filmdichter phantasieren und experimentieren. Mit „Expressionismus“ gerade so viel und gerade so wenig wie das Theater und wie die Literatur selbst. Verlangt ein Film den Stil, den man mit einem missbrauchten Schlagwort „expressionistisch“ nennt, so soll er ihn beim Dichter haben und wird ihn beim Regisseur finden. Es ist einer der Wege zu seiner Reise. Die aber, die jetzt zu beginnen scheint, wird seine frischeste Jugend sein. Die jungen Autoren, deren Exkludiertheit Herr Cassirer und deren Exklusivität ich beklage, suche ich gerade. Wo sind die jungen Dichter, die mir neue Filme schreiben, aber nun auch wirklich neue, nicht nur Variationen der alten, und wer lässt sie mit mir zusammen experimentieren? Nicht nur auf dem grotesken und romantischen Gebiete; vom kindlichen Sentimentalismus zynischer Exzentrik will ich, wenn sie Gefühle und Schicksale in Bilderfolgen ausdrücken können und mit mir künstlerisch aus dem Objektiv denken wollen, mit ihnen durch das Reich der unbegrenzten Möglichkeiten hin – darstellen. Denn gedruckt dürfte der Film erst nach der Herstellung werden. Erst retrospektiv darf er, ein selbständiges Literaturwerk auf dem Bilderstreifen, in die allgemeine Literatur zwischen den Buchdeckeln eingehen. Die Filme, die Herr Cassirer vorschlägt und vorbereitet, scheinen mir Buchfilme zu sein, die sich zum Film wie das Buchdrama zum Theater verhalten (und so wenig wie „Buchdrama“ ein Einwand gegen ein Drama ist, soll dies ein Einwand gegen sie bedeuten). Es braucht gar nicht das Experiment des szenischen Wettbewerbes mehrerer Filmfabriken; eine genügt, wenn sie ihrem jungen Dichter und ihrem jeweiligen Regisseur freie Hand lässt, und wenn der Dichter, zu optischer Richtung seiner Phantasie, zu „Bildhaftigkeit in einem ganz neuen, beweglichen und bewegten, erst durch den Film ermöglichten Sinne entschlossen, sich dem warten Regisseur gesellt.
Und auch an Sie, Herr Redakteur, habe ich eine Bitte: Befreien Sie den „Filmteil“. Lassen Sie die Filmkritik aus dem lokalen Teil in die Nachbarschaft der anderen Künste übersiedeln. Auch wir brauchen einander.

Nationalzeitung – 8 Uhr Abendblatt, 8. August 1920

Ernst Lubitsch. Regisseur der Projektions-A.-G. „Union“

Ernst Lubitsch

Der Vorschlag ist an und für sich in der Idee sehr interessant und reizvoll. In der Praxis halte ich ihn aber nicht für durchführbar. Der Vergleich mit dem Theater, auf den Sie sich stützen, hinkt meiner meinung nach. Ein Theater nimmt nämlich ein neues Stück eines modernen Autors zur Aufführung an, und erwirbt dadurch für seinen Wirkungskreis auch ein Monopolrecht, d.h. in derselben Stadt darf nur das eine Theater dieses Stück spielen.Es würde keinem Theaterdirektor einfallen, heute eine Novität herauszubringen, damit sie morgen am Konkurrenztheater nebenan gespielt wird.
Der künstlerische Wettbewerb in dem von Ihnen vorgeschlagenen Sinne kann nur für Stücke oder Films eintreten, die frei sind. Man kann von keinem Filmunternehmer verlangen, dass er in eine neue Idee ein Vermögen hineinsteckt, wenn er nicht das Monopolrecht über diese Idee erhält.

Nationalzeitung – 8 Uhr Abendblatt, 8. August 1920

Der Faust-Film vor den Interessenten

Vorbemerkung:
Die neugegründete Verleihfirma Parufamet, ein Zusammenschluss von Paramount, Ufa und Metro Goldwyn Mayer, zeigte in Berlin am 25. August 1926 in einer Pressevorführung drei Filme aus ihrem Programm: La Boheme (USA 1926; Regie: King Vidor), Die schönste Frau der Staaten (American Venus. USA 1926; Regie: Frank Tuttle) und Faust von F. W. Murnau.
In Wien wurde Faust am 14. September 1926 im Central-Kino der Presse vorgeführt. Der Rezensent des Reichsfilmblatt (Ausgabe 2. Oktober 1926) bemerkte eine pausenlose Vorführung und eine Länge von 80 Minuten. Das entspricht einer Vorführgeschwindigkeit von 26 bzw. 27 Bildern pro Sekunde.

Vor seinem Siegeszug
Nachmittags 3 Uhr, am U.T. Nollendorfplatz große Autoanfahrt. Die ganze „Branche“ ist versammelt: Verleiher, Theaterbesitzer, Künstler, Techniker, Literaten, Neugierige.
Pünktlich läuft der Pommer-Murnau-Jannings-Film an. Er findet eine kritische Gemeinde. Aber bald ist jeder Einwand dem genialen Wurf gegenüber verstummt. Keine Claque rührt sich. Lautlos – leider nur von der barbarischen Musik eine Pseudomusikanten gestört, sitzt man da. Übersieht die mäßige Projektion, übersieht die unfestliche Enge dieses für einen Großfilm völlig ungeeigneten Kinos und erlebt den Siegeszug voraus, den dieser festliche, dabei doch so unopernhafte Film durch Deutschland und die Welt antreten wird.
Zum Schluss: ein kurzer, ehrlicher Beifallssturm. Gruppen bilden sich im Hause, vor dem Hause. Man kann sich noch nicht trennen. Man diskutiert.
Ein prominenter Theaterkritiker will sofort an Pommer und Murnau kabeln. Man bedauert, Camilla Horn, Jannings und Ekman nicht zu sehen. Hoch gehen die Wogen der Begeisterung.
Ein Sieg des künstlerischen Großfilms – auf der ganzen Linie.
Herr Graf, der Vorsitzende des Zentralverbandes, meint: „Den Film möchte ich unter den Arm nehmen und damit losreisen. Millionen kann er einbringen – vorausgesetzt, dass er richtig lanciert wird. Auf das Herausbringen dieses Films kommt alles an. Mit Ufa-Wochenschau, Margarethenlieder und einem Komiker als Mephisto geht es natürlich nicht. Dieser Film ist ein Festspielfilm.“
Ein Festspielfilm – das ist sein Charakter. Die ganze Welt wartet auf diesen Film.
Ihn auszuwerten, zu verleihen, zu spielen – gehört zu den dankbarsten Aufgaben, die Theaterbesitzer und Verleiher je zu erfüllen hatten.

Um die Faust-Titel
Der Faust-Film ist in einer Interessentenvorführung gezeigt worden.
Aus begreiflichen Gründen wurde die Presse vorher gebeten, die Kritik bis zur öffentlichen Uraufführung zurückzustellen.
Es sei daher auch nicht unsere Absicht, diese Forderung zu missachten. Aber etwas mußss über den Film schon jetzt gesagt werden, aus dem einfachen Grund, weil es bei der Premiere zu spät ist.
Das sind die Filmtitel. Bekanntlich hat die Ufa Gerhart Hauptmann mit ihrer Ausführung betreut.
In einer Montags-Zeitung wurden Proben aus den kommenden Titeln veröffentlicht. Und die schlimmste Befürchtung des Filmmenschen ist eingetroffen. Die Faust-Titel sind in Versform gehalten.
Was das für das Tempo des Films und sei nen Rhythmus bedeutet, das werden die Leute, die in dem verfilmten Faust nur den Versuch des Films sehen, ein höheres „literarisches“ Niveau zu erreichen, nie begreifen.
Nun hat aber der gestern gezeigte Faust-Film Titel. Sie stammen wohl von Kyser. Es mag an einigen etwas auszusetzen sein. Aber als Gesamtheit gesehen, genügen sie den Anforderungen, die man an sie stellen kann, vollkommen. Sie sind knapp gehalten, ihre Sprache ist schön und würdig – und sie sind in Prosa geschrieben.
Hauptmanns Titel kennen wir noch nicht. Wir können deshalb heute noch nicht über sie urteilen. Aber die zuständigen Stellen bei der Ufa mögen bei Empfang der Titel unparteiisch und ohne auf Hauptmanns Namen zu achten, urteilen, welche Titelfassung dem Film am besten gerecht wird.
Entsprechen die Hauptmann-Titel nicht den Erwartungen, dann möge man Extravorstellungen für die „Literaten“ mit „literarischen Titeln“ geben.
Aber denen, die den Film lieben, gebe man einen Faustfilm mit Filmtiteln.
G[eorg] Herzberg, Film-Kurier, 26. August 1926, Nr. 199

PEM: Berliner Erinnerungen – Es war einmal eine Film-Fachpresse…

„Da sagten die Kinder, die Geschichte war fein; nun erzähl uns noch eine, Großmütterlein…“
(Refrain eines Otto Reutter-Chansons)

Eines Tages im Jahre 1933 übernahm Dr. W. Lohmeyer, dem ich für seine ersten Artikel im „Junggesellen“ die Kommas gepumpt hatte, die Chefredaktion des Berliner „Film-Kurier“ und ließ in Fortsetzungen den Roman „Nur nicht weich werden, Susanne“ des „Angriff“-Kritikers und bald „Reichsfilmdramaturgen“ Willi Krause erscheinen. Albert Schneider, der 1933 das „Film Journal“ verließ, schrieb in der „Lichtbildbühne“ unter der Überschrift „Kosmopolitisch ist nicht international“ einen Leitartikel gegen mich, den ich mir aufgehoben habe, weil unsereiner doch erst auf einen Hitler warten muss, um seinen Namen auf der ersten Seite einer Zeitung angegriffen zu finden. „Wer liest schon die B.Z. am Mittag?“ pflegten wir die Schauspieler immer zu trösten, wenn dieses Blatt ihnen eine schlechte Kritik geschrieben hatte; da ich aber zu dieser Zeit schon im Ausland war, konnte mich diese Attacke nur stolz machen.
Erinnerungen verschönen bekanntlich, und die Vergangenheit erscheint uns nur deswegen schöner, weil wir damals eben jünger waren. Das trifft nicht nur auf die alte, sagenumwobene Ufa zu, sondern auch auf die Fachpresse, die man vor 1933 las. Und wenn man eines Tages daran gehen wird, die wirkliche Geschichte des deutschen Films zu schreiben anstatt die jetzt üblichen „Gartenlauben“-Fassungen, wird man auch die vergilbten Jahrgänge des „Film-Kurier“, der „Lichtbildbühne“, des „Reichsfilmblatt“ und all der anderen Blätter durchsehen müssen, um zu sehen, wie sich die Bankrotte und Erfolge von Anno Dazumal wirklich abgespielt haben, und dabei feststellen können, dass manche Filmschaffende von einem Misserfolg den Rest ihrer Tage gut leben konnten.

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Ohne Autor: Verzicht auf Hauptmanns „Faust“-Titel? – Hinter den Kulissen des „Faust“-Films

Wie erinnerlich, hat der Verfasser des von der „Ufa“ in Berlin gedichteten „Faust“-Films Hans Kyser vor kurzem an Gerhart Hauptmann einen offenen Brief gerichtet, in dem er gegen die von dem Dichter über Ersuchen der Fabrikationsfirma verfassten Zwischentexte Stellung nahm und dieselben als zu literarisch und für sein „Faust“-Manuskript nicht geeignet bezeichnete. Die „Ufa“ hatte darauf erklärt, dass sie unter allen Umständen an den Untertiteln Gerhart Hauptmanns, die aus nicht weniger als sechshundert Versen bestanden, festhalten werde.
Nun war dieser Tage, wie das „N[eue] W[iener] J[ournal]“ berichtet, in einem Wiener Kino eine Presse- und Interessentenvorführung angekündigt, in der der „Faust“-Film mit den Texten Gerhart Hauptmanns gezeigt werden sollte. Auffällig war, dass der Film in Berlin weder den Interessenten noch dem Publikum vorgeführt wurde. Zur Enttäuschung des Publikums teilte aber vor Beginn der Vorführung der Generaldirektor der Wiener Filiale der „Ufa“, Kommerzialrat Stern, mit, dass der Film mit den Titeln Hans Kysers vorgeführt werde, die Texte Gerhart Hauptmanns aber bis zu der in einigen Monaten stattfindenden Premiere bestimmt fertiggestellt sein werden.
Wie wir erfahren, hat es sich in Berlin bei einer internen Vorführung des „Faust“-Films vor den Fachleuten der „Ufa“ ergeben, dass die Zwischentexte Gerhart Hauptmanns tatsächlich zu dem Film zu schwer und – gehaltvoll sind. Man ist deshalb an den Dichter mit dem Ersuchen herangetreten, die von ihm verfassten Titel einer Änderung zu unterziehen. In Fachkreisen ist man jedoch der Meinung, dass der Film bestimmt mit den Titeln Hans Kysers zur Aufführung kommen wird, da der Dichter über diese Ablehnung verstimmt und nicht gesonnen sein soll, eine Umarbeitung der Titel vorzunehmen. Von den Freunden Gerhart Hauptmanns soll übrigens die Herausgabe seiner „Faust“-Texte als Buch geplant sein.
Was nun den Film betrifft, der nunmehr mit den Titeln Hans Kysers zur Vorführung gelangte, so will es scheinen, als ob tatsächlich zwischen Gerhart Hauptmann und diesem Faust keinerlei Beziehungen bestehen könnten. Es mag den Dichter gereizt haben, zum „Faust“-Problem, das Goethe sein ganzes Leben lang beschäftigt hat, Stellung zu nehmen, und man kann wohl annehmen, dass er für eine Verfilmung des Goetheschen „Faust“ der richtige Textdichter gewesen wäre. Da hätte gerade das Dunkle, Ringende in ihm den geeigneten Interpreten gefunden, und es wäre vielleicht das Filmkunstwerk entstanden, von dem alle Freunde des Kinos, die in der Beweglichkeit und in dem Allumfassenden des Films eine neue Kunst sehen, seit langem träumen.
Der Faust Hans Kysers aber, der sich vorsichtig und bescheiden als eine Verfilmung der Volkssage geriert, aber doch aus dem Bronnen Goethes genascht hat, behandelt das Problem ganz oberflächlich und ungedanklich. Faust ist von allem Anfang an weniger ein Denker, als ein in der Alchemie ergrauter Gelehrter, den nicht Zweifel an dem Worte der Heiligen Schrift zur Teufelsanbetung treiben, sondern die Unmöglichkeit, ein Pestserum zu finden, was allerdings Gelegenheit zu prachtvoll arrangierten Pestszenen gibt. Die „Gretchentragödie“ ist, anders als beim Mederowschen „Faust“, direkt in den Mittelpunkt gerückt, und das Ganze endet damit, dass Gretchen wegen Kindesmordes verbrannt werden soll und mit Faust, der wieder alt geworden ist, auf dem Scheiterhaufen stirbt. Daraufhin Verklärung a la Senta und fliegender Holländer, und Mephisto versinkt, besiegt durch das eine in allen Filmkünsten erstrahlende Wort „Liebe“.
Der Film, der natürlich dem Kinopublikum sehr gefallen wird, bringt prachtvolle schauspielerische Leistungen. Ein wirklicher Faust, wie man ihn auf der Bühne nicht findet, Gösta Geßmann (!) aus Schweden, dann die wunderbar innige Gerte Horn (!) als Gretchen und namentlich Emil Jannings als gemütlich dämonischer Mephisto. Für die Martha hat man sich keine Geringere als Yvette Guilbert verschrieben, die zeigt, dass man Chansons auch filmen kann.
Alles in allem aber sieht man doch, dass die Dichter reine Toren sind. Der Überredung welchens „Managers“ ist es wohl gelungen, Gerhart Hauptmann zu diesem Filmabenteuer zu bewegen?

In Das kleine Journal, Berlin, 18. September 1926

Gerhart Hauptmann und Faust von F.W. Murnau

Vorbenerkung:
Um den Faust-Film von F.W. Murnau aufzuwerten, beauftragte die Ufa am 10. August 1926 Gerhart Hauptmann, für ein Honorar von 20.000,- Reichsmark die Zwischentitel zu bearbeiten. Hauptmann lehnte eine Bearbeitung ab, erklärte sich aber bereit, für ein Honorar von 40.000 Reichsmark gänzlich neue Zwischentitel zu machen.

Neben dem Filmmanuskript hatte Hans Kyser auch die Zwischentitel geschrieben. In einem Offenen Brief wandte sich Kyser an Hauptmann und forderte ihn auf, die Zwischentitel nicht zu verfassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Hauptmann aber gegenüber der Ufa schon vertraglich verpflichtet.
Obwohl es gelegentlich anders berichtet wird, stellte die Ufa keine Kopie von Faust mit den Zwischentiteln von Hauptmann her. Zur Berliner Premiere von Faust erschien eine Broschüre mit Fotos zu dem Film und allen Zwischentiteln von Hauptmann.
Die einzige Fassung von Faust mit den Zwischentiteln von Hauptmann produzierte Stefan Drössler für das filmmuseum münchen; die Premiere dieser Fassung war am 18. April 2019. Eine DVD-Edition ist in Vorbereitung.
Die folgenden Briefentwürfe von Gerhart Hauptmann befinden sich im Nachlass Gerhart Hauptmann in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Berlin – Stiftung Preussischer Kulturbesitz.
Die Briefe sind digitalisiert und einsehbar unter https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/suche?category%5B0%5D=Gerhart%20Hauptmann&queryString=Hans%20Kyser&fulltext=

[Telegrammentwurf, nicht datiert]

Hans Kyser Hafenplatz 1 Berlin
Expressbrief nicht erhalten. Von einer Filmkorrektur kann garnicht die Rede sein. Ufa verlangt von mir die nicht vorhandenen Bildzwischenschriften, die ich auch vertraglich übernommen habe.
Inwiefern dies in deine Rechte eingreift, weiss ich natürlich nicht, da ich nur mit Ufa zu tun habe. Sonst aber ist mir ganz unerfindlich, wieso meine Mitarbeit einem alten Freunde unerwünscht sein könnte.
Gruss
Hauptmann

[Undatiert; wahrscheinlich nach Erscheinen des Offenen Briefes geschrieben; Hauptmann Darstellung widerspricht den Aussagen der im Katalog „Hätte ich das Kino! – Die Schriftsteller und der Stummfilm: Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum Marbach a.N., 1976 abgedruckten Briefe der Ufa.]

Geehrter Freund
Dein Brief zeigt die Fähigkeit, die allereinfachste Sache temperamentvoll zu komplizieren.
Die Direktion der Ufa trat an mich heran, mit der Bitte, die Schriften [gemeint sind die Zwischentitel] zu einem Faust-Film zu schreiben, was ich zuerst ablehnte. Ob ich, so wurde ich daraufhin gefragt, wenigstens die vorhandenen Schriften revidieren und einen Rat geben wolle, wie sie zu verbessern seien. Dazu war ich schließlich bereit.
Ich sah den Film, dessen Materie ohne Beschriftung einer naiven Menge nicht verständlich werden kann. Die Schriften aber im Film-Manuskript, sogenannte Titel in der Filmsprache, waren, wie ich mich später überzeugen konnte, von einer so vollendeten Leere und Nichtigkeit, dass keine Verbesserung dieses dürftige und leichtsinnig hingeschmierte Zeug lebensfähig gemacht hätte.